Hallo, Themistokles,
das sind ziemlich widersprüchliche Aussagen, die von dir zitiert wurden. Sie alle sagen die Wahrheit und doch keine Wahrheit
Über Kosaken haben sich bereits viele Wissenschaftler und Hobbyhistoriker gestritten. Der Grund dafür ist, daß viele einzelne Passagen aus der gesamten Geschichte herausnehmen und ihre Theorien darauf aufbauen. Diese Theorien kollidieren aber mit den nächsten, weil sie auf anderen Geschichtspassagen basieren.
Kosaken sind keine "entflohenen Leibeigenen", keine "Bauer" und keine "Verbrecher". Aber es ist eine Tatsache, daß viele Leibeigene, Bauer und Verbrecher versucht haben, zu den Kosaken zu fliehen.
Kosaken waren ein Volk der Krieger. Man könnte sie fast "Kriegerkaste" nennen. Und sie waren keine "marodierenden Banden von Räubern". Aber es ist eine Tatsache, daß manche Kosaken von ihrem eigenen Volk für ihre Verbrechen zum Tode verurteil wurden, geflohen sind, Verbrecherbanden (die restlichen Bandenmitglieder hatten meistens nichts mit dem Kosakentum zu tun, aber es imponierte ihnen, sich selbst "Kosaken" zu nennen) organisiert und geraubt, gemordet, geplündert haben. Diese wurden "woroskije kasaki" (diebische Kosaken) genannt und sowohl von dem Staat, als auch von den Kosaken verfolgt, gejagt und vernichtet.
Ein Beispiel für ein solches geschichtliches Mitßverständnis ist Jermak. Man hält ihn oft für einen entflohenen Verbrecher, der die Zarengnade mit der Eroberung Sibiriens verdiente. Pustekuchen. Sein richtiger Name war Wasilij Timofejewitsch Tschigin und er war ein gebürtiger Donkosak. Sein Vater, Ataman Timofej Tschiga wurde bei der Eroberung von Kasan, wo über 2000 Donkosaken auf der Seite von Iwan IV kämpften, getötet. Jermak (das war sein Kosakenname) kämpfte sowohl bei Kasan, als auch bei Astrachan für Iwan IV. Mit seinen Mitstreitern kämpfte er gegen raubende Nomaden, stürmte Mogilöw (die Stadt wurde von der Armee von Stefan Batory). Ich möchte anmerken, daß die Kämpfe bei Mogilöw, an denen Jermak nachweislich teilgenommen hat (sein Name steht in den Berichten), und das Plündern von Handelsschiffen (dessen er heute von manchen Möchtegernhistorikern beschuldigt wird) zur gleichen Zeit passierten! Jermak diente Moskau. Und in Moskau wurde er den Stroganows für den Schutz gegen sibirische Tataren und Kutschum empfohlen. Nachdem er aus dem Krieg zurückkam, nahm er das Angebot von Stroganows an und begann mit einer offensiven Eroberung Sibiriens (obwohl sein Auftrag lautete: Schutz vor Tataren). Hier haben sich ihm einige "worowskije" (diebische) Atamanen mit Iwan Kolzo an der Spitze, die vorher an der Wolga geraubt hatten, angeschlossen, um sich eine Begnadigung zu verdienen...
Kosaken waren weder nur Russen, noch nur Ukrainer, noch sonst eine Nation im heutigen Sinne, weil sie eben eher ein "Beruf" bzw. später ein gesellschaftlicher Stand waren. Sie bestanden in erster Linie aus Slawen. Vor allem aus christlich-orthodoxen Slawen. Sie haben sich selbst "orthodoxe Ritter" genannt. Am russischen Don waren das überwiegend Russen. Am ukrainischen Dnjepr waren es hauptsächlich Ukrainer. Aber selbstverständlich waren auch Tataren, Baschkiren, Burjaten und andere Nationen dabei, weil sie immer nebeneinander gelebt und oft zusammen gekämpft hatten.
Ursprünglich bestand die russische Kavallerie aus Kosaken. Später, nach der Militärreform von Peter I wurden die Kosaken zur "irregulären Kavallerie". Damit war aber nur gemeint, daß sie verpflichtet waren, selbst für ihre Ausbildung, Bewaffnung und Ausrüstung zu sorgen (so konnte der Staat viel Geld sparen). Ansonsten standen sie nachwievor im militärischen Dienst, beschützten Grenzen Russlands und nahmen an jedem Krieg teil.
Der Name "kasak" ist nach Meinungen von vielen Sprach- und Geschichtswissenschaftlern des indogermanischen Ursprungs und stammt von den Wörter bzw. Wurzeln "as" und "sak" bzw. "sek". Außerdem ist anzumerken, daß Kosaken die einzigen waren, die die Gesellschaftsordnung, die Kultur, die Kleidung, die Symbolik, die Kampftaktik, Waffen und Frisuren von alten Skythen in fast allen Einzelheiten beibehalten haben.
Gruß
Andreas