JetLeechan
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Genau umgekehrt war's: Der erste Kreuzzug war eigentlich sehr gut organisiert. Schon vor dem Konzil von Clermont hatte Urban II. sich von wichtigen Adeligen eine Zusage eingeholt, so dass die Masse der Ritter schon Leute hatte, an denen sie sich orientieren konnten. Danach sollte es noch ca. ein Jahr dauern, bis die vorwiegend französischen Kreuzfahrer loszogen. Das dauerte aber anderen Bevölkerungsteilen, die von Urban II. und Adhemar von Le Puy nicht eingeplant waren, zu lange. Sie zogen deshalb auf eigene Faust los, plünderten christliche Nachbarreiche (etwa Ungarn) und verursachten entlang des Rhein die Pogrome. Die Byzantiner wurden sie dann auf elegante Weise los, indem sie sie einfach über den Bosporus setzten.
Ich möchte anmerken das wenn ich von "schlecht organisiert" spreche, dass ich das mit dem gängigen Kreuzzugsbild vergleiche. Die Kreuzzüge waren für mittelalterliche Verhältnisse natürlich relativ gut organisiert, zumal es Unternehmungen solcher Größenordnung lange nicht gegeben hatte.
Da muss ich dagegen halten, auch für den Adel hatte der geistige Aspekt der Kreuzzüge die vorrangigste Bedeutung. Aber das heißt nicht, dass sie auf ihr weltliches Wohl verzichteten.Religiöse Gier ? Du gehst jetzt vom gemeinen Mann aus, da werden vor allem religiöse Absichten dahintergesteckt haben. Anders ist es beim Adel, der verfolgte weit weltlichere Ziele. An deinen Definitionen gibt es wenig zu rütteln...
Wieso verstieß der gegen den Kreuzzugsgedanken? Wie schon gesagt war das Ziel und die Motivation eine andere als das was letztendlich dabei herauskam. Abgesehen ist der vierte Kreuzzug völlig legitim wenn man das Byzanzbild im lateinischen Westen in Betracht zieht. Die Byzantiner galten vielfach als Feiglinge und Verräter, die angeblich Beziehungen zu verschiedenen islamischen Herrschern hatten, mit dem Ziel(!) die Lateiner im Orient zu vernichten. Ibn al-Athir, ein Muslim wie der Name schon andeutet, schreibt sogar das die Byzantiner die Kreuzfahrer des Ersten Kreuzzugs nur übersetzte damit "die Türken sie vernichten."(Gabrieli) Die Eroberung Byzanz' wurde zum Teil auch als Schritt auf dem Weg zur Rückeroberung Jerusalems gesehen da nun die "verräterischen Ostchristen" aus dem Weg waren. [Ich versuche dafür irgendwann noch Quellenmaterial nachzuliefern]Wenn man davon ausgeht, welcher Kreuzzug eindeutig gegen den Geist des Kreuzzugsgedanken verstieß, so wäre an prominenter Stelle der Vierte Kreuzzug zu nennen, in dessen Folge die Kreuzfahrer 1204 Konstantinopel erstürmten, die christliche Hauptstadt des Byzantinischen Reichs. Zeitgenössische Quellen berichten, dass die Kreuzfahrer die griechisch-orthodoxen Kirchen plündeten, kostbare Reliquien und sakrale Gegenstände fortschleppten, Frauen vergewaltigten.
Darüber hinaus waren die Byzantiner als Verräter Feinde der lateinischen Christen und der katholischen Kirche, so ist der Kreuzzug gegen Byzanz legitim im Sinne der erweiterten Definition.
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