Liebe Forumsmitglieder,
sorry wenn ich dies Thema wiederum ausgrabe, aber genau dies Thema - germanische Krigesführung - hat es mir angetan und besser den alten Strang fortführen als zehn neue Anlegen.
Ich habe mich die letzten 10 Jahre geradezu obsessiv mit den Germanen und ihrer Waffentechnik befasst. Von klassischen Quellen, modernen Historikern über archäologische Funde und das spielerisch-erkundende Reenactment historischer Waffen, sowie auch die Simulation antiker Kriegführung in Computerspielen.
Ein Punkt, der mir stark auffiel ist, dass die modernen Historiker ein sehr schwaches Bild von den Germanen zeichnen, während die antiken Quellen die germanische Kampfesweise als durchaus organisiert und flexibel darstellen. Die antiken Quellen, sind natürlich auch nicht 1 zu 1 für bare Münze zu nehmen, andererseits kann auch ein modernen Historiker zu falschen Interpretationn oder gar ideologisch motivierten Behauptungen gelangen, die ihrerseits kritisch zu durchleuchten sind.
Der Historiker Malcom Todd behauptet in seinem insgesamt durchaus ansprechenden Werk "Die Germanen"(Todd, Malcolm. Die Germanen. Stuttgart. 2000. Theiss.), dass eine mangelnde Lernfähigkeit geradezu das Entscheidende Kennzeichen germanischer Kriegsführung gewesen wäre:
„Diese Schwerfälligkeit, sich an veränderte militärische Vorraussetzungen anzupassen ist kennzeichnend für die germanische Kriegsführung“ (Todd, Malcolm. S. 41).
Hingegen berichtet Gaius Julius Caesar, der im gallischen Krieg im zentrum der Ereignisse stand von einer zweckmäßigen und organisierten Vorgehensweis der Germanen, die im Kampf die Phalanx eingesetzt hätten (in gallien kämpfte Caesar neben den Keltenstämmen mehrfach gegen Germanen. Die germanische Koalition des Ariovist war sein Gegner, über den Rhein strömende Germanen sowie die angeblich germanischstämmigen Belgierstämme). Caesar kann man vielleicht nicht alles abkaufen, aber warum sollte er die Kampfweise seiner Gegner falsch dargestellt haben? Vorstellbar wäre eher eine Übertreibung der feindeszahlen zur Überhöhung der eigenen leistungen in Gallien.
Letztlich fand ich 4 diskussionwürdige Thesen die man erhärten oder verneinen sollte mit Hilfe der Quellen:
1. Die Germanen haben verschiedene Taktiken in der Schlacht angewand.
2. Die Germanen haben ihre Kämpfer in taktischen Körpern (also Formationen) eingesetzt.
3. Die Germanen haben verschiedene Strategien angewand.
4. Das germanische Militärwesen hat sich in Bewaffnung, Taktik und Strategie maßgeblich enwickelt.