Leider verfolgt nur keiner diesen Ansatz, wenn ich einmal von uns beiden absehe.
Ein Foren-Phänomen. Man kann gar nicht hinschauen, wie schnell die Urteile fallen und die Perspektiven wechseln. Auf meinen Kalorien-Ansatz 1941/42 zu den Weizenlieferungen ist zB niemand eingegangen, er war vielleicht zu undeutlich formuliert
(Ernährungs-Gegenwert 1942 für 4,5 Mio. Menschen. Ist die Antithese, der sei in Silos zwischen Wladiwostok und dem Ural verfault? Nochmal der einfache Dreisatz: 1kg Weizenmehl min. 2000-2500 Kal., <=> Tagesbedarf; demnach 1,5 Mio. Tonnen => 4,5 Mio. Menschen - das landwirtschaftliche Chaos 1941/42 der SU findet sich andeutungsweise in den kleinen Beispielen im GVK, ausreichende Depots im Osten würde ich negieren. Ich suche dazu noch eine Fachpublikation)
In meiner Ausgabe findet sich kein Hinweis zu dem von dir zitierten Inhalt. Ein Missverständnis?
Der Vollständigkeit halber: Glantz, David M.: Kharkov 1942. Anatomy of a military disaster, NYC 1998
Glantz, Collosus Reborn sowie Glantz, Stalingrad I.
Die Konkretisierung erfolgt später von demselben Autor.
Zu den Panzern: Ich werde stutzig, wenn ein ausgewiesener - auch von dir geschätzter - Fachmann auf dem Gebiet der Sowjetkriegsführung den Lend-Lease-Einfluss geradezu ignoriert.
Wieso ignoriert? Das ist eine Frage der jeweils verfügbaren Quellen, und die reichern sich in den letzten Jahren beachtlich an.
Und damit sind wir dann auch beim Kern des Problems. Ich habe hier in diesem Thread noch nichts aussagekräftiges (!) zu den Auswirkungen des Lieferprogramms gelesen. Jeder schreibt das, was ihm gerade in den Sinn kommt. Manche schaffen es sogar, ein paar Statistiken in ihre Beiträge einzupflegen, ohne sie aber konkret ableiten zu können. Im Endeffekt gibts nur Spekulationen. ...
BEWEISE dafür kann freilich keiner anführen - oder habe ich sie etwa übersehen?
Ich glaube, damit sind die Ansprüche an ein Forum etwas überfordert.
Wir können hier diskutieren, und die militärhistorische Literatur erwähnen bzw. uns aus dieser Hinweise zusammenkratzen. Eine Beurteilung der operativen und strategischen Auswirkungen von LL auf die Ereignisse 1942 liegt mW derzeit nicht vor.
Von daher bin ich bereits mit Meinungen hochzufrieden (soweit diese sich durch bestimmte Fakten stützen lassen). Mehr wird man wohl nicht erwarten können.
Welche stichhaltige Begründung gibts für die Annahme, es wären - im Fall der Fälle - 25% weniger Fahrzeuge produziert worden? Und selbst wenn, mit welcher Gewissheit kannst du davon ausgehen, dass sich die Panzerzahlen dann so verteilt hätten, wie real?
Da hast Du mich falsch verstanden.
Ich bin der Meinung, dass mangels industrieller Ausrüstung
keine "Substitution" dieser Stückzahlen (Panzer -> LKW) in diesen Qualitäten möglich war.
Ich habe hier nur den von anderen geäußerten Gedanken aufgegriffen und mal thesenartig formuliert: Die LKW-Jahresproduktion wäre forciert worden, die Panzerproduktion wäre zurück gefahren worden bzw. nicht in der Weise angelaufen. Die 25% waren rein geschätzt, gewissermaßen nach der Äquivalenzziffer 100.000 LKW <=> 5.000 Panzer. Wir könnten auch 4.000 annehmen, weniger erschienen mir eben nicht plausibel.
Folgt man diesen Überlegungen, stellt sich die naheliegende Frage: An welcher Stelle subtrahiert man von der russischen Panzerwaffe diese Stückzahl (also etwa eine Halbjahresrate von 2.000), ohne zu einer gravierenden Lageänderung - sagen wir mal am 1.7.1942 - zu kommen (oder rd. 4.000 am 19.11.1942)?
Die Frage ist doch auch, wo wieviele Panzer wie zerstört wurden. In den vorangegangen Umfassungsoperationen konnten z.B. großen Mengen an Kampfwagen mit verhältnismäßig geringem Aufwand zerstört werden.
Den Vergleich Juli 1941 mit Juli1942 halte ich - schon wegen T34 und KW1, im Übrigen wegen des Zustandes des Geräts - für nicht angemessen. Bzgl. der Westverluste würde ich statt "zerstört" in der Masse eher "liegengeblieben" annehmen. Das führt aber sicher hier zu weit.
Nochmals zu Lend-Lease: Gerade an deinem konkreten Beispiel sieht man, dass der Anteil an Lend-Lease-Waffen gering war. Zweihundert (mittelmäßige) Panzer? Was ist das schon? Machen die einen Unterschied? Ich kann es mir nicht vorstellen.
Das könnte man nur an Beispielen diskutieren. Dazu hatte ich drei Fälle angerissen. Schwierig an der Bewertung ist der verstreute Einsatz: dabei bleiben eigentlich nur 2 Folgen übrig: Zeitverluste, materielle Verluste. Diese Effekte sind außerdem kumulativ (für die Brennpunkte) zu betrachten. Ganz schwierig ist zB eine Aussage etwa nach dem Muster: die Panzerkonzentrationen in der Flanke des Vorstoßes auf Woronesch haben 1 Woche gekostet, und erst die Bindung, dann den Abzug der 9. und 11. PD vom weiteren Vorstoß den Don entlang befördert. Oder: das Auftreten der LL-Panzer hat den Vorstoß im Terek-Bogen behindert, nebst Fesselung der Panzerdivisionen. Oder: Auswirkungen der sowjetischen Luftüberlegenheit (aus Persien unterstützt, in manchen Quellen als "erdrückend" bezeichnet) beim Vorstoß gegen den Kaukasus?
Soweit ich hierüber grübele, finde ich nur "Fragmente", Mosaiksteinchen, etwa in sämtlichen verfügbaren Divisionshistorien zum Kaukasus. Als Urteil ergibt sich eher ein Bauchgefühl: Das müßte nicht vernachlässigbare Wirkungen gehabt haben: Zeitverluste in den Operationen (die materiellen Folgen durch die LL-Panzer würde ich vernachlässigen).