"Wer Rache übt, kann sich nicht als Befreier feiern lassen, auch wenn er mitgeholfen hat, diesen unseligen Krieg zu beenden."
Was meint ihr dazu?
Ich meine das diese Serie "60 Jahre nach Kriegsende" in einigen Punkten ausgesprochen fragwürdig ist.
Dazu als Kontrapunkt mal ein paar Zitate von Ilja Ehrenburg die den einen oder anderen Leser vielleicht überraschen werden:
„Die Männer der Roten Armee wollen die Kinderschlächter töten, nicht aber die Kinder der Kinderschlächter. Denkt immer daran: Wir sind keine Deutschen!"
„Der sowjetische Soldat wird keine deutschen Frauen belästigen. Der sowjetische Soldat wird keine deutsche Frau schänden, noch wird er irgendeine intime Beziehung mit ihr unterhalten. Er ist über sie erhaben. Er verachtet sie dafür, dass sie die Frau eines Schlächters ist. Der sowjetische Soldat wird an der deutschen Frau schweigend vorbeigehen.“
"Unser Volk will keine Rache. Nicht dazu haben wir unsere jungen Männer erzogen, dass sie auf das Niveau hitlerschen Handelns herabsinken. Niemals werden Rotarmisten deutsche Kinder ermorden, deutsche Frauen schänden oder die Bibliothek von Marburg in Brand stecken. Rache ist Rede in gleicher Sprache. Aber wir haben keine gemeinsame Sprache mit den Faschisten."
Gab es Rache?
Natürlich. Nachdem was die Wehrmacht in Russland so getrieben hat ist es aber eigentlich umgekehrt sehr erstaunlich, daß nicht viel mehr geschehen ist. Es wurden in der Sowjetunion um die 10 Millionen Zivilisten ermordet, weitere Millionen Sowjetbürger wurden nach Deutschland in die Sklaverei verschleppt und auch dort millionenweise getötet. Es gab in der Sowjetunion Vergewaltigungen russischer Frauen durch Wehrmachtssoldaten in einer Anzahl die in der Kriegsgeschichte einzigartig ist.
Was mich insbesondere stört ist die heute weitverbreitet angenommene Exklusivität des russischen Vorgehens in Osteuropa. Auch in der französischen Besatzungszone gab es sehr viele Vergewaltigungen durch französische Soldaten, dazu kann ich aus meiner persönlichen Familiengeschichte beisteuern, das in der Region wo meine Familie herstammt massenweise durch Franzosen vergewaltigt wurde.
Demgegenüber ist es Fakt, daß die Zahlen der Opfer im Bereich des Sowjetischen Vorgehens wie sie heute noch Verwendung finden einfach nicht stimmen. Weder gab es bei den Vertreibungen so viele Tote noch gab es so viele Vergewaltigungen wie es oft angegeben wird.
Angesichts der insgesamt im Osten um die 500 000 Toten frage zumindest ich mich, warum die tatsächlichen Opferzahlen so gering sind? Meiner Ansicht nach wollten sehr viel mehr russische Soldaten Rache als tatsächlich ausgebüt wurde. Verhindert wurde dies durch die extrem brutale Disziplin der Roten Armee, die private Racheakte zu verhindern suchte.
Ich finde es erstaunlich, daß selbst im deutschen Wikipedia und bei der Bundeszentrale für Politische Bildung immer noch die Zahlen der Abteilung Fremde Heere Ost Verwendung finden die auf von Gehlen initiierten Propaganda Märchen beruhen.
Sehr wenig bekannt und geschichtswissenschaftlich in Deutschland ignoriert ist dann der Fakt, daß in der Not nach der Eroberung sich viele deutsche Frauen prostituierten, vor allem für Lebensmittel. Eine NKWD Bericht kommt zu dem Schluß, daß käuflicher Sex in den deutschen Gebieten so leicht verfügbar und günstig sei, daß primär aufgrund dessen keine Vergewaltigungen mehr statt fünden.
Für Vergewaltigung deutscher Frauen gab es in der Roten Armee die Todesstrafe und diese wurde auch in sehr vielen Fällen vollstreckt womit die Vergewaltigungen schon bei der Eroberung Berlins drastisch nachließen bzw aufhörten. In der deutschen Wehrmacht gab es keine Todesstrafe für das grenzenlose Vergewaltigen und Niedermetzeln russischer Zivilbevölkerung... und auch in der französischen Armee gab es keine Strafe für die Taten französischer Soldaten gegen deutsche Frauen.