Luftkrieg: Warschau, das erste Bombenopfer 1939

@Arne,

ja, es handelt sich überwiegend um Schiffe, bedingt dadurch, das ich mich sehr für die Marine interessiere.

Kurze Info für die anderen Forumsmitglieder:

1. Baralong-Affäre:
Das britische Q-Schiff "Baralong" überrascht 1915 ein Deutsches Uboot. Es gelingt 11 Besatzungsmitgliedern, das sinkende Schiff zu verlassen. 7 von ihnen werden von der "Baralong aus mit Gewehren und MGs im Wasser getötet, 4 gelingt es, sich auf die "Nikosian" zu retten. Die "Baralong" geht längseits und die 4 werden vor den Augen der "Nikoian"-Besatzung erschossen.

2. Kleiner Kreuzer "Dresden":
Die Dresden entkommt der Vernichtung bei den Falklandinseln und zieht sich in südamerikanische Geässer zurück. Dort wird sie im chilenischen Hoheitsgewässern von einem englischen Geschwader gestellt und beschossen.Die Besatzung versenkt das Schiff, nachdem sich der englische Kommandant sich weigert - von einem deutschen Parlamentär darauf hingewiesen, das man sich in den Hoheitsgewässern eines neutralen Staates befindet - das Feuer einzustellen. 4 Besatzungsmitglieder der "Dresden" sterben bei dem Beschuss

3. Hilfkreuzer "Kaiser Wilhelm der Große"
Ähnlich gelagert wie die Dresden. Die "KWdG" wird vor Spanisch-Marokko beim Kohlebunkern von dem Panzerkreuzer "Highfligher" gestellt. Auch hier ignoriert der englische Kommandant die neutralität Spaniens und die "KWdG" wird versenkt.

@Hyokkose,
das du mich in die rechte Ecke stellst, habe ich aus deinem letzten Satz geschlossen. Wahrscheinlich hast du es nicht so gemeint, wie ich es aufgefasst habe, aber ich bin in dieser Richtung bereits recht sensibel geworden, denn es wäre nicht das erste mal, das mir so etwas passiert.
Es ist so, das zu meinen Interessengebieten auch Themen gehören, die häufig auch von - wie von mir erwähnt - rechten Gruppierungen aufgegriffen und pauschalisiert werden. Ich muss in diesen Sachen auch sehr sensibel vorgehen, denn viele Quellen sind leider sehr rechts und das Ausfiltern von richtigen Informationen und Propaganda ist nicht immer einfach. Leider ist es aber auch so, das offizielle Quellen zu vielen Themen schweigen oder nicht viel hergeben.

Auf Wunsch kann ich auch noch auf die von mir zum WK-II angemerkten Punkte eingehen, aber jetzt muss ich erst mal eine Runde arbeiten.
 
Luftangriff auf Warschau:

...aufgrund der mannigfaltigen Unterschiede im Sachverhalt notwendig zu einem hinkenden Vergleich, der die behauptete wesensgleiche militärische Überflüssigkeit nicht trägt.


Könntest Du mir dann die angebliche militärische Notwendigkeit der Luftangriffe vor dem 26.9.1939 anhand der Truppenbindung, der Verlegungskapazitäten und des Aufmarsches im Westen erläutern?
 
Vorab zum eigentlichen Ablauf der Luftangriffe auf Warschau:

Der Befehl zum all-out-Angriff wurde überraschend und eilig am 17.9.1939 herausgegeben. Dennoch fanden am 17.9. und 18.9. noch keine Angriffe statt, Speidel-Studie K-113.107-151, Aerospace Studies Institute. Dieses schreibt Speidel militärischen oder politischen Gründen zu, die näheren Umstände seien ihm nicht bekannt.

Am 19.9.1939 war die Masse der Luftwaffenverbände in den übrigen Kämpfen, insbesondere um Kutno, gebunden.

Am 20.9. wird LF 1 erneut angewiesen, die Hauptkräfte für einen Luftschlag gegen Warschau/Modlin und die Unterstützung der 3. Armee vor Warschau bereit zu halten. Die rund 620 geflogenen Einsätze am Nachmittag galten ausschließlich polnischen Truppen in der Verbindung/Zwischenraum zwischen Modlin und Warschau, um die beiden Kräftekonzentrationen zu trennen (Fliegerführer zbV unter Richthofen bei LF 4).

Am 21.9.1939 ergeht ObdL-Anweisung Nr. 18. Die Einsätze der LF 1 und 4 werden auf den Raum Warschau/Modlin begrenzt. Auf die östlich stehenden sowjetischen Truppen wird ausdrücklich hingewiesen. Aufgrund schlechten Wetters gibt es nur wenige Einsätze. Das Kommando für die Einsätze gegen Warschau wird Richthofen übertragen.

Am 22.9. trifft Anweisung Nr. 19 ein und schreibt die frühere Anweisung unverändert fort. Die Angriffe mittags richten sich gegen die Festung Modlin, es wird das Eintreffen Hitlers bei der 3. Armee abgewartet. Die starken Luftwaffenverbände, vortags noch bei Kutno eingesetzt, werden auf Warschau umdirigiert. Folgende Verbände waren für den Grossangriff vorgesehen:
Luftflotte 1: eine Bombergruppe, zwei Jagdgruppen, eine Aufklärungsstaffel
Luftflotte 4: acht Sturzkampfgruppen, eine Schlachtfliegergruppe, 3 Bombergruppen, eine Auklärungsstaffel, hinzu kam eine Transportgruppe
Zusammen also rund 500 Flugzeuge (sämtliche übrige Einheiten, insbesondere die Jagdgruppen und einige der Bombergruppen, waren bereits in den Westen verlegt)

Am 23.9. ergeht Anweisung Nr. 20. Kernpunkt ist, dass massierte Angriffe gegen Warschau und Modlin mit der Maßgabe geflogen werden sollen, dass die Kämpfe bis zum 3.10.1939 abgeschlossen werden können. „Zweifellos wurde der Zeitplan und die Angriffsmethodik durch politische Überlegungen diktiert.“ (Speidel). Der Angriff auf Praga wurde gleichfalls aus poltischen Gründen ausgeschlossen. Luftangriffe sollten sich gegen die Verteidigungsgrundlagen der Stadt richten. Der große Angriff fand wegen schlechten Wetters jedoch an diesem Tag nicht statt (entgegen den Befehlen vom 22.9., 23.40 Uhr). Die Wolkenuntergrenze lag bei weniger als 300 Meter, so dass nur Bodenunterstützung geflogen werden konnte. Die gleiche Situation ergab sich am 24.9.1939

Am 25.9.1939 wurde dann der „all-out“-Luftschlag gegen Warschau geführt, mit insgesamt 1.150 Einsätze. Abgeworfen: 560 to. Sprengbomben und 72 to. Brandbomben. Die Zahl der gesamten Einsätze ist von der Zahl der eingesetzten Flugzeuge zu trennen, die geringer war (siehe oben).

Den Auftakt machte das Artilleriefeuer der um Warschau liegenden Heeresverbände zwischen 6 und 8.00 Uhr. Ca. um 8.00 Uhr begannen zusätzlich die Luftangriffe. Nachdem ca. 13% (150 Einsätze) geflogen waren (Speidel), machten dichte Rauchwolken eine direkte Bodensicht unmöglich, Ziele waren nicht mehr zu erkennen. Rund 1000 Einsätze wurden demnach mit steigender Sichtbehinderung geflogen. U.a. durch die am Angriff beteiligten, improvisierten Transportflugzeuge wurden ungezielt Bomben abgeworfen, die durch Windabtrieb auch auf deutsche Linien fielen (wo es laut Speidel Verluste gab). Aufgrund dieser Ereignisse und der Rauchentwicklung durch Brandbomben, die der Artillerie die Sicht nahmen, kam es unmittelbar darauf zu „disagreements“ speziell zwischen General Blaskowitz und Richthofen. Die Zuspitzung führte zum direkten Eingriff Hitlers, der weitere Einsätze der Luftwaffe befahl (die aber nicht mehr durchgeführt wurden, siehe 26. und 27.9.1939)

Höchstwahrscheinlich wurde demnach das Artilleriefeuer den gesamten Tag über beibehalten.

Am 26.9. erfolgten 450 Einsätze, nun ausschließlich wieder gegen Modlin, ebenso vermutlich Artilleriebeschuss gegen Warschau.

Am 27.9.1939 erfolgten insgesamt 550 Einsätze, nur gegen Modlin. Am gleichen Tag kapitulierte Warschau.
 
Könntest Du mir dann die angebliche militärische Notwendigkeit der Luftangriffe vor dem 26.9.1939 anhand der Truppenbindung, der Verlegungskapazitäten und des Aufmarsches im Westen erläutern?

Das brauche ich nicht. Es geht nicht darum, ob die eine oder die andere Maßnahme überflüssig war. Ich persönlich halte keine der beiden für überflüssig, lediglich die alliierte für erfolglos.
Nein, es geht darum, dass, Überflüssigkeit unterstellt (Du willst wohl darauf hinaus, dass man die Stadt auch einfach hätte aushungern können....Gegenfrage: warum soll man die Truppe länger als nötig im Feld lassen?), hier Wesensgleichheit besteht.
Und diese bestreite ich! Die beiden Fälle sind grundverschieden.

Warschau war Frontstadt, die von zigtausenden Soldaten verteidigt wurde.
Der Bombardierung ging ein Ultimatum voraus.
Ziel war, die Verteidiger zur Aufgabe zu zwingen.

Dresden war Hinterland und nicht Frontstadt. In Dresden befanden sich keine erheblichen Truppenverbände.
Ziel war, die feindliche Zivilbevölkerung durch "moral bombing" zu demoralisieren.
 
Es geht nicht darum, ob die eine oder die andere Maßnahme überflüssig war. Ich persönlich halte keine der beiden für überflüssig, lediglich die alliierte für erfolglos.
Hinsichtlich der betonten "Überflüssigkeit" bleibt dann wohl die Begründung offen. Ich halte allerdings beide Bombardierungen für militärisch sinnlos.

Zum Thema:
In Warschau befanden sich als kleinerer Teil die Garnisonstruppen, daneben eine undefinierbare Zahl unkoordiniert in die Stadt zurückgeströmter Verbände, die sich den Kesselbildungen entzogen hatten. Die Zahlen von "100-120.000" entsprechen den späteren deutschen Gefangennahmen. Das sieht zunächst recht beeindruckend aus, dürfte sich nach diversen Vergleichsfällen zu 70, 80 % um rückzugsbedingt in Auflösung befindliche Verbände und Trosse und nicht um irgendeine Grabenstärke handeln. Das war eine bereits geschlagene Truppe. Ist aber jetzt nicht weiter wichtig.

Die Begründungen für die Bombardierungen sind wie oben angedeutet nicht im militärischen, sondern im politischen Bereich zu suchen. Es ging faktisch angesichts der bereits besiegten polnischen Armee nur um die Frage, ob ggf. vor dem 3. Oktober 1939 kapituliert werden würde.


Damit dürfte meine Frage in meinem Mißverständnis begründet liegen:
...die behauptete wesensgleiche militärische Überflüssigkeit nicht trägt.
Wozu sollte sie auch tragen? Mir ging es nicht um eine völkerrechtliche Problematisierung des Angriffs, die ich auch nicht für belastbar halte, sondern um die moralische Einordnung der Bombardierung auf Warschau als überflüssig. Hinzu kommt, dass die Bombardierung durch den Artilleriebeschuss überlagert worden ist, der zweifelsohne auch ohne Luftangriff stattgefunden hätte bzw. tatsächlich hat.



Die Unterschiede [Warschau/Dresden] sind erheblich!
Das klingt dann wieder anders, wird dann wohl aber nur Deine völkerrechtliche Beurteilung abzielen.

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Deine Qualifikation "Hinterland" bei Dresden (im Gegensatz zum eingeschlossenen Warschau) entspricht mit weniger als 100 km mE nicht der operativen Anschauung bei Luftschlägen der deutschen Luftwaffe seit 1939 (Bautzen etwa hälftig zur Front am 26.2.1945). Als ein Beispiel von Hunderten könnte man auf die Bombardierung von Minsk hinweisen.
 
Hinsichtlich der betonten "Überflüssigkeit" bleibt dann wohl die Begründung offen. Ich halte allerdings beide Bombardierungen für militärisch sinnlos.

Das wäre allerdings begründungsbedürftig, warum die Bombardierung Warschaus sinnlos war. Schließlich erreichte man auf diese Weise eine schnellere Kapitulation. Wozu einen Krieg (sinnlos!) in die Länge ziehen?

Wenn Du aber schon nach Dresden fragst, so hatte die Bombardierung m.E. sehr wohl einen militärischen Sinn: die Kriegsbereitschaft der Zivilbevölkerung zu brechen.
Dass die Maßnahme erfolglos war, macht sie nicht sinnlos und überflüssig.

Hier wird aber nochmal deutlich, worauf ich hinaus will: von wesensgleicher Überflüssigkeit, so man eine voraussetzt, kann aufgrund der erheblichen Unterschiede der beiden Vorfälle nicht die Rede sein. Der Vergleich hinkt.

Das war eine bereits geschlagene Truppe.

Was aber nichts daran ändert, dass sich eine Truppenmenge dieser Größenordnung innerhalb der Stadt aufhielt und diese verteidigte.

Die Begründungen für die Bombardierungen sind wie oben angedeutet nicht im militärischen, sondern im politischen Bereich zu suchen. Es ging faktisch angesichts der bereits besiegten polnischen Armee nur um die Frage, ob ggf. vor dem 3. Oktober 1939 kapituliert werden würde.

Das sehe ich ein wenig anders. Die Begründung liegt sowohl im militärischen als auch im politischen Bereich. Schließlich plante das Regime ja weitere Kriegszüge.

Hinzu kommt, dass die Bombardierung durch den Artilleriebeschuss überlagert worden ist, der zweifelsohne auch ohne Luftangriff stattgefunden hätte bzw. tatsächlich hat.

Die Bombardierung wird doch, wie Du an anderer Stelle zutreffend festgestellt hast, doch nicht nur durch die Luftwaffe durchgeführt, sondern auch durch land- oder seegestützte Artillerie. Soll dies jetzt heißen, die landgestützte Bombardierung war in Ordnung, aber der Anteil der Luftwaffe an dieser Maßnahme war "überflüssig"?

sondern um die moralische Einordnung der Bombardierung auf Warschau als überflüssig

Also das würd ich gern ein wenig näher erläutert bekommen. Inwieweit ist "überflüssig" oder "notwendig" oder "nützlich" eine moralische Kategorie?

Deine Qualifikation "Hinterland" bei Dresden (im Gegensatz zum eingeschlossenen Warschau) entspricht mit weniger als 100 km mE nicht der operativen Anschauung bei Luftschlägen der deutschen Luftwaffe seit 1939 (Bautzen etwa hälftig zur Front am 26.2.1945). Als ein Beispiel von Hunderten könnte man auf die Bombardierung von Minsk hinweisen.

Und? Das ändert doch nichts daran, dass eine Stadt mitten im Frontverlauf und folglich akutes Kampfgebiet etwas anderes ist, als eine frontferne Stadt.
Lehnt man dies ab, so ist in letzter Konsequenz keine Stadt mehr Hinterland, sondern jeder Zipfel dieser Erde legitimes Ziel.
Dieses Ergebnis kann ich weder rechtlich noch ethisch befürworten.
 
Das wäre allerdings begründungsbedürftig, warum die Bombardierung Warschaus sinnlos war. Schließlich erreichte man auf diese Weise eine schnellere Kapitulation. ...
Das sehe ich ein wenig anders. Die Begründung liegt sowohl im militärischen als auch im politischen Bereich. Schließlich plante das Regime ja weitere Kriegszüge.
Wieso schnellere Kapitulation? Das ist eine Hypothese.
Selbst wenn "schneller": der 3.10.1939 hätte anweisungsgemäß gereicht.
"Schnelligkeit" war übrigens bei den Verlegungen nicht das Problem; die aus Polen rückverlegten Einheiten liefen entweder gemütlich über ihre Heimatgarnisonen, die Restbindung um Warschau und Modlin war vernachlässigbar. Daneben hätte ich gern mal belegt, ob eine "schnellere" Verlegung logistisch machbar war (Eisenbahnnetz). Auch das bleibt ansonsten eine Hypothese.



Was aber nichts daran ändert, dass sich eine Truppenmenge dieser Größenordnung innerhalb der Stadt aufhielt und diese verteidigte.
Ich kann nicht ernsthaft glauben, dass die im Chaos auf Warschau zurückgedrückten bzw. aus den Kesseln ungeordnet ausgebrochenen Teile der polnischen Armee ein größeres Problem darstellten als die zuvor in 18 Tagen besiegten Einheiten.
Deshalb: überflüssig.



Soll dies jetzt heißen, die landgestützte Bombardierung war in Ordnung, aber der Anteil der Luftwaffe an dieser Maßnahme war "überflüssig"?
Dann hätte ich das so geschrieben.
Worauf richtete sich der mehrtägige Artilleriebeschuss? Auf die Stellungen am Stadtrand, das Hindernis zur Einnahme der Stadt. Wieso geriet Blaskowitz in Rage: weil der Bombenangriff die Ziele vernebelte, er aber im verbindlichen Zeitplan stand?


Also das würd ich gern ein wenig näher erläutert bekommen. Inwieweit ist "überflüssig" oder "notwendig" oder "nützlich" eine moralische Kategorie?
In Ansehung von militärischem Maßnahmen, die dann Opfer fordern.


Und? Das ändert doch nichts daran, dass eine Stadt mitten im Frontverlauf und folglich akutes Kampfgebiet etwas anderes ist, als eine frontferne Stadt.
Das wäre ein Unterschied, wenn das operative ("akute") Kampffeld im Zweiten Weltkrieg auf "Artilleriereichweite" beschränkt gewesen wäre. War es aber seit dem ersten Tag nicht, dort wurden u.a. durch die deutsche Luftwaffe keine Unterschiede gemacht.
 
Nachtrag:

die Zahl der 120.000 polnischen Soldaten ergibt sich aus den Gefangenenmeldungen der zuständigen deutschen 8. Armee. Darunter waren rund 16.000 Verletzte.


Die "Geheimen Lageberichte der Wehrmachtsführung" weisen den mehrtägigen Artilleriebeschuss der Verteidigungslinien (und Einrichtungen der Versorgung im Stadtgebiet) ebenso nach, wie die bereits vor der Kapitulation erfolgte Überwindung der ersten Forts-Linie Warschaus . Diese ständigen Angriffe, die diversen eingenommenen bzw. umgangenen Forts und das unaufhaltsame Vorrücken auf den Stadtkern sind mE der Kapitulationsgrund.


2. Nachtrag, zum Argument Westgrenze und verzögerte Verlegungen:
um Warschau "gebundene" deutschen Divisionen am 25.9.1939: je nach Abgrenzung, aber < 12
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe hier jetzt nicht so aufmerksam mitgelesen.

Aber das oft kolportierte Detail, dass Brandbomben aus Ju52 per Kohlenschaufel abgeworfen wurden, (ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dess es stimmt)
spricht doch eigentlich eher dafür, dass ums verrecken ausreichend Waffenwirkung ins Ziel gebracht werden sollte, als um irgendetwas auszuprobieren.
Ergo: die Stadt relativ schnell übergabebereit gebombt werden sollte. Ob jetzt die Truppen im Westen gebraucht wurden, oder aus politischen Gründen (Einmischung?) ist weniger relevant.
 
Aber das oft kolportierte Detail, dass Brandbomben aus Ju52 per Kohlenschaufel abgeworfen wurden, (ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dess es stimmt).

Das Detail stammt u.a. von Speidel, bezogen auf eine Gruppe Ju52 (ca. 30 Flugzeuge). Selbst Richthofen dürfte wohl klar gewesen sein, dass lumpige 30 Ju52 eine Übergabe durch sinnlose Bombardierung nicht zügiger werden lassen.

Man kann wohl davon ausgehen, dass - wenn etwas erstmal angeordnet ist - das auch ums "ums Verrecken" erledigt wird, auch wenn wie hier bereits die Masse nach Westen gezogen worden ist. ZB die geschaufelten Brandbomben waren nach Speidel Gegenstand der Auseinandersetzung zwischen Heer und Luftwaffe über die Bombardierung.

Wenn man aber schon spekuliert, dann gibt es eine weitere interessante Richtung: auf Hitlers Anweisung wurde der Angriff auf die "Festung Warschau" über Praga etc. untersagt. Die Hauptrichtung der Bodenangriffe von West/Süd (Nord war abgeriegelt) - so spekuliert zB Speidel - sollte die Bevölkerung nach Osten in Richtung auf die künftige Interessengrenze DR/SU aus der Stadt "herausdrücken". Das passt ins Bild der bereits angekündigten Besatzungsführung: Vernichtung/Vertreibung der polnischen Intelligenz, hier am Beispiel der Hauptstadt. Ist aber Spekulation von mir.

[P.S. Wilhelm Speidel: Stabschef Luftflotte 1 im Polenfeldzug, also nicht der bekannte General Hans Speidel]
 
Zuletzt bearbeitet:
Noch zwei Nachträge:

Angriffsanweisung Warschau für 8. Armee: H.Gr.Süd, Ia, in KTB HG Süd 21.9.1939 an den Kommandierenden der 8. Armee (General Blaskowitz): die Zivilbevölkerung von Warschau darf die Stadt nicht vor dem Angriff verlassen, um die Kapitulation zu beschleunigen.

(Ia: Günter Blumentritt, Chef des Stabes: Manstein, OB HG Süd: v. Rundstedt)


Bezüglich der von Hitler am 22.9.1939 befohlenen Angriffsrichtung von Westen und dem Widerspruch zur Angriff von Osten ebenfalls: The German Campaign in Poland, Dept. of the Army No. 20-255.
 
@hyokkose,

ich glaube, du meinst Wielun.

Die Stadt, etwa 30 km von der damaligen Grenze entfernt, gehörte zum Aufmarschgebiet der polnischen Armee und bereits ende August hatte die deutsche Aufklärung dort stärkere Truppenverbände festgestellt.
Die Bombardierung richtete sich gegen die in und um der Stadt gelagerten Truppenverbände und nicht gezielt gegen die Zivilbevölkerung.

Rotterdam war, wie Warschau, eine von Truppen verteidigte Stadt. Das die Nachricht von der Kapitulation nur noch einen der beiden Bomberschwärme rechtzeitig erreichte, gehört zu den bitteren und tragischen Kapiteln des Krieges.

Ich weiß, das einige das jetzt nicht gerne lesen werden, aber meines erachtens nach fand der erste gezielt gegen die Zivilbevölkerung gerichtete Bombenangriff am 25.08.1940 statt, als Bomber der RAF Wohngebiete in Berlin angriffen!


1. President Warschaus Stefan Starzyński wurde nach Kapitulation, am 27.10.1939, von Gestapo verhaftet. Nach Torturen in "Pawiak" (Warschauer Gestapos Hauptsitz) wurde Starzyński zuerst nach Berlin und dann nach Kaliumgrube in Baelberge geschickt, wo er endlich in 1944 gemordet wurde. Sein symbolisches Grab befindet sich in Powązki Graberfeld in Warschau. Kannst du mir erklaren, ob das ein militarischer Grund gehabt hat ?

2. In Wieluń gab es keine polnische Soldaten. Du zitierst Informazionen nach "Unsere Flieger uber Polen" von Kesselring. Die dort beschriebene "Kavallerie-Brigade" im Zentrum der Stadt waren in Tat die Bauer mit ihren Wagenen und Pferde, die fruh auf Markt gekommen sind. Deutsche Flugzeuge haben so wie so am Anfang nicht "die polnische Kavallerie" angegriffen, sondern das ginekologische Krankenhaus, wo sich schwangere Frauen und neugeborene Kinder befindet haben. 32 von ihnen sind gestorben. Das ist die Relazion von Dr Z. Patryn - Direktor dieses Krankenhauses :
http://www.konflikty.pl/a,350-0,II_wojna_swiatowa,Wielun_1_wrzesnia_1939_roku.html

pozdrawiam
 
In Wieluń gab es keine polnische Soldaten

"Die Bombardierung hunderter polnischer Städte im September 1939, in denen kein polnisches Militär stationiert war - darunter als erste im Morgengrauen des 1. September die Kleinstadt Wieluń -, harrt nach wie vor der Aufarbeitung in Form einer Monographie." (Jochen Böhler: Auftakt zum Vernichtungskrieg. Die Wehrmacht in Polen 1939. bpb 2006, S. 241)

Der Autor verweist auf mehrere Publikationen des polnischen Historikers Szymon Datner, insbesondere: 55 dni Wehrmachtu w Polsce. Zbrodnie dokonane na polskiej ludnosci cywilnej w okrosie 1.9.-25.10.1939 (Warschau 1967).
 
"Die Bombardierung hunderter polnischer Städte im September 1939, in denen kein polnisches Militär stationiert war - darunter als erste im Morgengrauen des 1. September die Kleinstadt Wieluń -, harrt nach wie vor der Aufarbeitung in Form einer Monographie." (Jochen Böhler: Auftakt zum Vernichtungskrieg. Die Wehrmacht in Polen 1939. bpb 2006, S. 241)

Zu Wielun siehe auch hier:
http://www.geschichtsforum.de/f68/wielun-15405/
 
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