Luftkrieg: Warschau, das erste Bombenopfer 1939

Vielleicht sollte man dies mal lesen:

http://www.bombenkrieg.historicum.net/themen/luftangriffe.html schrieb:
Die Bombardierung von Warschau Ende September 1939 und Rotterdam am 14. Mai 1940 ist ein ähnlich gelagerter Fall wie Guernica. Beide Städte waren verteidigte Festungen, Luftangriffe sollten dazu beitragen, die sich heftig wehrenden Verteidiger zur Aufgabe zu zwingen. In beiden Fällen war die Zivilbevölkerung gewiß nicht das Hauptziel, doch die Luftwaffe betrachtete es zweifellos als willkommenen Nebeneffekt, wenn die Zivilbevölkerung ebenfalls getroffen wurde und sich so der Druck auf die Militärs verstärkte, den Kampf einzustellen.

Im Fall von Rotterdam liegt eine besondere Tragik darin, daß zum Zeitpunkt des Angriffs, die holländische Besatzung bereits kapituliert hatte, aber nur noch ein Drittel der anfliegenden Bomber zurückgerufen werden konnte. Der Rest warf seine tödliche Fracht auf die Innenstadt ab und tötete über 900 Zivilisten.

Von September 1940 bis Mai 1941 flog die deutsche Luftwaffe dann die erste große Luftoffensive der Geschichte gegen feindliche Städte. Symbol dieser Angriffe ist Coventry, das in der Nacht zum 15. November 1940 von deutschen Bomben verwüstet wurde, wobei 554 Zivilisten starben. Hitlers Sportpalastrede vom 4. September 1940, in der er selbstbewußt verkündete, daß man die britischen Städte ausradieren werde und das Goebbelsche Wort vom „Coventrisieren“ einer Stadt wurden bis zuletzt als hinreichende Belege eines ungezügelten deutschen Vernichtungswillens gegenüber der britischen Zivilbevölkerung interpretiert. In der Tat haben die Einwohner der bombardierten Städte, insbesondere von London, die deutschen Luftangriffe als Terrorangriffe wahrgenommen, die unterschiedslos militärische und zivile Ziele trafen. Wie anfangs eingefordert darf man aber auch in diesem Fall die verschiedenen Ebenen der Betrachtung nicht durcheinanderwerfen.

Die Aussagen von Hitler und Goebbels waren geflügelte Worte im Propagandakrieg, die ebenso wenig Rückschlüsse auf die deutschen Intentionen zulassen, wie die Empfindungen der Betroffenen. Das Studium der Quellen ergibt, daß sich Hitler Terrorangriffe als letztes Mittel im Kampf gegen Großbritannien ausdrücklich vorbehalten hatte und diese bis ins Frühjahr 1942 hinein nicht gestattete. Die deutsche Luftoffensive zielte vielmehr auf militärische Ziele, in London vor allem auf das Regierungsviertel und die Docklands, in Coventry auf die Flugzeugmotorenwerke.

Bei der Unzulänglichkeit damaliger Bombenabwürfe - zumal bei Nacht - waren die Angriffe nicht sehr präzise, vernichteten daher weite Areale, die nicht zum Zielgebiet gehört hatten. Freilich kann auch hier nicht von der Hand gewiesen werden, daß die Luftwaffenführung die Zerstörung von Wohnvierteln und die Tötung von Zivilisten billigend in Kauf genommen hat und sich davon quasi als Nebeneffekt erhoffte, daß die Moral der Zivilbevölkerung schwer beeinträchtigt werden würde.

Den letzten großen Luftangriff flog die Luftwaffe am 10. Mai 1941 gegen London. Danach wurde die Masse der Bomberverbände in den Osten verlegt. Bis Anfang 1944 richteten sich schwache Angriffe, die kaum als Nadelstiche bezeichnet werden können, vor allem gegen Hafenstädte. Im April 1942 griff die Luftflotte 3 zur Vergeltung britischer Angriffe auf Lübeck und Rostock zum ersten Mal dezidiert rein zivile Ziele an. Die Bombardierung von historischen Städten wie Bath und Canterbury blieb angesichts der Schwäche der deutschen Luftstreitkräfte jedoch weitgehend folgenlos.

Zur Befriedigung von Hitlers unbeugsamem Drang nach Vergeltung flog die Luftwaffe von Januar bis Mai 1944 mit stärkeren Kräfte eine Luftoffensive vor allem wieder gegen London. Von den Engländern als „Baby-Blitz“ verspottet, blieb dieser Versuch, englischen Städten schweren Schaden zuzufügen angesichts der starken britischen Luftabwehr weitgehend erfolglos. Die am 13. Juni 1944 begonnene Beschießung Londons mit V-1 Raketen, zu der ab September 1944 noch der Einsatz der V-2 hinzukam, markiert den Endpunkt deutscher Angriffe gegen britische Städte, die sich in ihrer Intention nicht mehr von den britischen Angriffen unterschieden.

Die Kriegsparteien waren damit auf derselben Stufe einer unterschiedslosen Kriegführung angekommen, bei der sich freilich die verfügbaren Mittel signifikant unterschieden haben. Insgesamt sind rund 42.000 britische Zivilisten während des Zweiten Weltkrieges deutschen Bomben zum Opfer gefallen. Wie im Ersten Weltkrieg haben die deutschen Luftangriffe den verantwortlichen Politikern und Militärs als moralische Rechtfertigung gedient, ihrerseits die deutsche Zivilbevölkerung zum Ziel von Luftangriffen zu machen. Dies darf jedoch nicht von dem Umstand ablenken, daß die alliierte Luftoffensive gegen Deutschland nicht einem Vergeltungsgedanken entsprang, sondern einer eigenständig entwickelten Luftkriegsdoktrin, die auch ohne die deutschen Angriffen zur Entfaltung gekommen wäre.
 
Zuletzt bearbeitet:
ganz_der_alte schrieb:
Ich weiß, das einige das jetzt nicht gerne lesen werden, aber meines erachtens nach fand der erste gezielt gegen die Zivilbevölkerung gerichtete Bombenangriff am 25.08.1940 statt, als Bomber der RAF Wohngebiete in Berlin angriffen!

"Gezielt" kann man wohl schlecht sagen; wenn ich mich nicht irre, war das ein Nachtangriff. Aus britischer Sicht war es die Vergeltung für einen deutschen Bombenangriff auf London am Vortag.
 
Auslöser der Hitler-Rede vom 4. September war eben jener Bombenangriff auf Berlin vom 25.August.

Hitler war darüber so erbost, das er eine Strategieänderung der Luftwaffe befahl, welche von nun an nicht mehr nur gezielt gegen die RAF gerichtet war.

Die RAF, von den vorangegangenen deutschen Angriffen bereits fast ausgeschaltet, konnte sich erholen und den Luftkampf um England erfolgreich wieder aufnehmen.
 
hyokkose schrieb:
"Gezielt" kann man wohl schlecht sagen; wenn ich mich nicht irre, war das ein Nachtangriff. Aus britischer Sicht war es die Vergeltung für einen deutschen Bombenangriff auf London am Vortag.

Ich glaube, worum hier diskutiert wird, für mich nebenbei völlig belanglos, ist das Ziel im Sinne von Ansinnen.
Städte waren das Grobziel (London / Berlin), das Feinziel unterschied sich aber oftmals. Bevölkerung, militärische / politische / infrastrukturelle Einrichtungen.
Die Suche nach dem ersten Angriff, der nur auf zivile Ziele abrichtete muß scheitern. Denn wo beginnt man damit? Fällt unter solch einen Angriff nicht auch der Tiefflieger, der einen einzelnen Zivilisten durchs Feld jagd? Oder die erste dammsprengende Bombe?

Oder zählt "politischer / psychologischer" Druck andererseits als Entschuldigung und bringt diese Aktion wieder auf die "korrekte" Seite?

Wie gesagt, für mich ist diese Diskussion sinnlos. Sobald man Orte bombardierte, in denen sich auch Zivilisten befanden oder Einrichtungen, deren Treffer auch den Tod von Zivilisten zur Folge hatte, bin ich der Meinung, dass es sich um einen unentschuldbaren und verbrecherischen Akt handelt.
Der Konstruktur einer Bombe zur Sprengung von Dämmen hat nach dem ersten Einsatz seiner Erfindung, bei der kein nennenswerter Nutzen erzielt wurde aber unschuldiger tausende Opfer starben seinen Dienst für England aufgegeben und keine Kriegsmaterialien erarbeitet. Nur als Randnote.

Und wer diese unseelige Suche "wer hat angefangen" doch fortsetzen will möge sich den von Ursi geposteten Artikel durchlesen.
 
Mann sollte die (damaligen) legalen und theoretischen Komponenten nicht aus dem Auge verlieren.

Nach früherem Kriegsrecht war es legitim eine verteidigte Stadt zu beschießen und sie nach der Einnahme (wenn sie nicht rechtzeitig kapitulierte) zu plündern.
Eine unverteidigte "offene" Stadt zu bombardieren galt dagegen als verbrechen. Warschau und Rotterdam waren demnach legitime Ziele da sie noch verteidigt wurden (wenn von dem Thema der Kapitulation Rotterdams abgesehen wird).

Das was für uns heute als barbarisch gilt, saß damals noch tief in den Köpfen der Militärs (sogar das mit den Plündern, obwohl das schon in der Hager Landkriegsordnung abgeschafft worden war).

Die Angriffe auf London, Berlin und Coventry waren dagegen eindeutige Verbrechen, sowohl nach unserem wie nach damaligen Verständnis.

Der oben zitierte erste Angriff auf Berlin war jedoch ein Versehen. Zum damaligen Zeitpunkt waren Angriffe auf London bei der Luftwaffe ausdrücklich untersagt (wenn auch garantiert nicht aus Gründen der Menschlichkeit oder der Gesetztestreue bei der deutschen Führung). Eine Staffel die sich verflogen hatte, liess vor dem Rückflug zwischen den Wolken einfach ihre Bomben blind fallen und traf erstmals die Londoner Innenstadt (24/25 August). Der Angriff auf Berlin vom 26/27 August war die Repressalie und die deutsche Führung ging auf dieses Spiel drauf ein. Am 5/6 September starteten die ersten Grossangriffe die ausdrücklich auf London ausgelegt waren. Der Druck auf die ritische Luftwaffe und deren Einrichtungen wurde aufgehoben mit den bekannten folgen.

Der zweite Aspekt ist der theoretische.

In den 20. und 30.er Jahren war viel über die Möglichkeiten des Luftkrieges diskutiert worden, sowohl in Fachkreisen wie ausserhalb (es gibt sogar ein Gedicht von Kästner in dem die Menschehit mit gasbomben ausgelöscht wird).

Der erste militärische Theoretiker der darüber ein grösseres Werk schrieb war ein Italiener, der General Emilio Douhet mit seinem "Dominio dell'aria" (1921). Er war der erste der die Prinzipien des totalen Luftkrieges formulierte und dabei postulierte, dass man durch die Zerstörung der feindlichen Grosstädte eine Nation zur Kapitulation zwingen konnte.

In allen führenden Industrienationen wurden diese Theorien diskutiert. Wie weit sie sich durchsetzten, kann man an den entwickelten Bombertypen absehen.

In Deutschland war der führende Verfechter Dohuets der General Walther Wever, der jedoch selbst zu dem Schluss kam, dass Deutschland nicht in der Lage wäre eine genügend grosse Luftflotte aufzubauen. Wever verunglückte 1936. Im Jahr drauf wurde das einzige deutsche Projekt für einen viermot-Bomber eingestellt.

Zu Kriegsbeginn verfügten GB, USA und Frankreich über nennenswerte Viermot-Verbände (auch wenn meist sehr veraltet) bei den Japanern und Italienern einige wenige Flugzeuge (Piaggio P-108) und bei den deutschen kein einziges. (Als Langstreckenbomber und Aufklärer musste dann ein Verkehrsflugzeug adaptiert werden,die ansonsten exzellente FW-Condor, die jedoch nicht als Bomber konzipiert worden war und deswegen strukturelle Probleme aufwies: Sie brach gelegentlich entzwei!).

Zu den technischen Überlegungen kommt noch die ideologischen (bzw. ideologisch-pragmatischen, um es zynisch zu formulieren). Die faschistischen Regime (und die Kommunisten) wussten vermutlich besser als die demokratischen, was man der Bevölkerung aufbürden konnte ohne dass sie rebellierte und wie man deren Moral manipulierte (Goebbels zeigte dieses als er 1940 beitrug die französische Moral auch ohne Bombenterror zu untergraben). Im Verständnis der Nazis war der (erwartete!) Bombenterror das "Feuerbad" aus dem das Volk gestählt hervorgehen würde.

Italien hatte zudem im spanischen Bürgerkrieg schon seine Erfahrungen gesammelt. Neben dem sehr bekannten Angriff auf Gernika durch die Legion Condor, fanden sehr viele Italienische Angriffe auf Barcelona und andere städte an der Mittelmehrküste statt. Diese können nur unter der Kategorie "Terrorangriffe" verbucht werden, da es (abgesehen von gelegentlichen Angriffen auf Hafenanlagen) meist rein zivilen Zielen galt mit dem ausdrücklichen Ziel deren Moral zu zerrütten. Das dieses NICHT geschah blieb weder den Italienern noch den deutschen Beobachtern verborgen.

Es hat rein gar nichts mit ethischen oder rechtlichen Überlegungen zu tun (eigentlich eine überflüssige Klarstellung) aber auf der Seite der Achsenmächte glaubte kaum jemand, dass man nur mit Bombenangriffen einen Gegner zur Kapitulation zwingen könne. Bei den Allierten gab es jedoch noch zahlreiche führende Militärs und Politiker die das glaubten und denen gab man die Chance als man 1940 nichts anderes mehr in der Hand hatte.

Ausführliche Betrachtungen zum Thema findet man bei Janusz Piekalkewicz: Luftkrieg 1939-1945. Zu den Auswirkungen des Luftkrieges auf Moral und Wirtschaft ist ein interessantes Kapitel in "Die Wurzeln des Sieges" von Richard Overy.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da stellt sich mir auch wieder die Frage, ab wann ist eine Stadt verteidigt.
Wenn ein Soldat im Stadtzentrum steht gilt sie dann noch als verteidigt?

Wenn ein Hausbesitzer seine Jagdflinte nimmt um sein Hab und Gut zu verteidigen ist die Stadt noch verteidigt?
Wo setzt man denn da die grenze?
 
Zuletzt bearbeitet:
M.A. Hau-Schild schrieb:
Da stellt sich mir auch wieder die Frage, ab wann ist eine Stadt verteidigt.
Wenn ein Soldat im Stazentrum steht gilt sie dann noch als verteidigt?

Wenn ein Hausbesitzer seine Jagdflinte nimmt um sein Hab und Gut zu verteidigen ist die Stadt noch verteidigt?
Wo setzt man denn da die grenze?

Das war alles streng geregelt. Auch schon vor der Haager Landkriegsordnung. Wenn nach dem Breschieren (Brechen) der Mauern nicht die Kapitulation erfolgte (es gab i.d.R. eine letzte Aufforderung) , wurde die Stadt geplündert, die Verteidiger hatten kein Recht auf Gnade. Napoleon brachte seine Offiziere in die Bredouillie da er verbat, zu kapitulieren ohne mindestens einen Sturmangriff abgewehrt zu haben. Nach geltender Tradition konnten sie vom erobernden Feind getötet werden weil sie nicht rechtzeitig kapituliert hatten, nach französischen Recht wurden sie erschossen wenn sie zu früh kapitulierten.

Hausbesitzer durften (ausser sie wurden als Miliz aufgestellt) sich überhaupt nicht wehren sonst galten Repressalien, Standrecht, Brandschatzung etc.

Die Haager Landkriegsordnung regelte schon vieles davon etwas zivilisierter (vor allem für das Militär), behielt jedoch noch viele, in unseren Augen barbarische, Bräuche bei (Repressalien gegen Zivilbevölkerung z.B.!)

Erst die Genfer Konventionen regelte es nach dem 2. WK so wie wir es heute kennen (und es die heutigen Militärs weiterhin brechen).
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine berechtigte Frage!


Mein - persönliche - Antwort darauf wäre:
Sobald eine Stadt von stärkeren Einheiten, welche über das normale Maß einer Garnison herausragen, besetzt ist bzw. sobald sie in Reichweite der Artillerie (25-30 km) liegt.

Interessant ist anzumerken, das wie schon erwähnt, zu Beginn des Krieges sowohl die Engländer als auch die Deutschen versuchten, zivile Opfer auf der Gegenseite zu vermeiden. Aufgrund dessen wurden sogar Bombenabwürfe verboten, wenn das Ziel nicht klar erkennbar war.

Erst als Churchill in England an die Macht kam, änderten die Engländer diese Strategie. Chamberlain hätte wahrscheinlich den Bombenabwurf auf London als das erkannt, was er war - nämlich ein irrtümlicher Abwurf über Wohngebiet (Churchill hat das sicherlich auch...) - und hätte das zwar Verurteilt, aber bestimmt keinen Vergeltungsangriff angeordnet.

Interessant ist dazu auch, das die Bombardierung Englands durch das DR NICHT Bestandteil der Nürnberger Prozesse war!
Denn dann hätten die Allierten auch ein paar peinliche Fragen beantworten müssen.
 
Tib. Gabinius schrieb:
...
Der Konstruktur einer Bombe zur Sprengung von Dämmen hat nach dem ersten Einsatz seiner Erfindung, bei der kein nennenswerter Nutzen erzielt wurde aber unschuldiger tausende Opfer starben seinen Dienst für England aufgegeben und keine Kriegsmaterialien erarbeitet. Nur als Randnote.
...

Du meinst vermutlich Wallis, den Erfinder der Dammbuster. Das ist leider nichts als eine Legende. Der Mann war einer der bekanntesten Bombendesigner des 2. WK. Er entwarf nach dem Dammbuster noch zahlreiche andere Sonderkonstruktionen wie den "Tallboy" (der berühmte Blockbuster) und die "Bouncing Bomb" zur Schiffs-Bekämpfung.

Es ist genauso falsch wie die Legende, dass einer der Enola-Gay Besatzungsmitglieder im Irrenhaus landete oder einer ins Kloster ging.
 
ganz_der_alte schrieb:
Eine berechtigte Frage!


Mein - persönliche - Antwort darauf wäre:
Sobald eine Stadt von stärkeren Einheiten, welche über das normale Maß einer Garnison herausragen, besetzt ist bzw. sobald sie in Reichweite der Artillerie (25-30 km) liegt.

Interessant ist anzumerken, das wie schon erwähnt, zu Beginn des Krieges sowohl die Engländer als auch die Deutschen versuchten, zivile Opfer auf der Gegenseite zu vermeiden. Aufgrund dessen wurden sogar Bombenabwürfe verboten, wenn das Ziel nicht klar erkennbar war.

Erst als Churchill in England an die Macht kam, änderten die Engländer diese Strategie. Chamberlain hätte wahrscheinlich den Bombenabwurf auf London als das erkannt, was er war - nämlich ein irrtümlicher Abwurf über Wohngebiet (Churchill hat das sicherlich auch...) - und hätte das zwar Verurteilt, aber bestimmt keinen Vergeltungsangriff angeordnet.

Interessant ist dazu auch, das die Bombardierung Englands durch das DR NICHT Bestandteil der Nürnberger Prozesse war!
Denn dann hätten die Allierten auch ein paar peinliche Fragen beantworten müssen.

Diese Zurückhaltung galt nur im Westen. Mit den Polen war man nicht so rücksichtsvoll!
Das hing vermutlich damit zusammen, dass man noch eine Zeitlang hoffte einen Separatfrieden mit England zu erreichen.
 
@ursi,


was ich damit ausdrücken will ist - auch wenn es nicht direkt etwas mit dem Thema zu tun hat - , wenn die erste bewusste Bombardierung von Städten im Hinterland mit dem Ziel, die Zivilbevölkerung zu treffen, von deutscher Seite ausgegangen wäre, hätte dieses unter Garantie in Nürnberg zu einem entsprechenden Prozess gegen einen Verantwortlichen der Luftwaffe geführt!
Die Tatsache, das dieses NICHT der Fall war, spricht bereits Bände....
 
ganz_der_alte schrieb:
@ursi,


was ich damit ausdrücken will ist - auch wenn es nicht direkt etwas mit dem Thema zu tun hat - , wenn die erste bewusste Bombardierung von Städten im Hinterland mit dem Ziel, die Zivilbevölkerung zu treffen, von deutscher Seite ausgegangen wäre, hätte dieses unter Garantie in Nürnberg zu einem entsprechenden Prozess gegen einen Verantwortlichen der Luftwaffe geführt!
Die Tatsache, das dieses NICHT der Fall war, spricht bereits Bände....

Es ist Dir aber schon klar, dass man dies sehr wohl auch falsch verstehen kann?
 
@ursi,


ja, dessen bin ich mir bewusst!
Verstehe mich bitte nicht falsch, aber ich bin seit meinem 10. Lebensjahr sehr geschichtsinteressiert (also seit ca. 30 Jahren) und habe bei meinen Themenrecherchen im Internet schon Seiten gefunden, da schlägst du die Hände über dem Kopf zusammen!

Die sind soweit rechts und revanchistisch, das links schon fast wieder ein Stück rausguckt!

Leider ist es aber auch eine Tatsache, das die Schuld für alles, was vor und während des 2. Weltkrieges passiert ist, von uns deutschen immer nur bei uns gesucht wird!

Aus diesem Grund auch mein Nachhaken in Bezug auf den ersten GEWOLLTEN Bombenangriff auf eine Stadt weit im Hinterland.

Hitler ist bei dieser Aktion - um es einmal so auszudrücken - Churchill voll in die Falle gegangen!
Churchill nahm den versehentlichen Angriff zum Anlass, einen kleinen Bombenangriff auf Berlin zu rechtfertigen, welcher Hitler zum Strategiewechsel veranlasste!

Noch einmal kurz zu Nürnberg:
In Nürnberg wurden - fast immer zu recht - Nazigrößen angeklagt und verurteilt. Es wurden - zurecht - Völkermord und Kriegsverbrechen angeprangert, die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen und verurteilt!

Mir ist jedoch nicht bekannt, das je ein Soldat der Allierten bzw. der Entente je eines Kriegsverbrechens gegen Deutsche bzw. gegen das Deutsche Reich angeklagt wurde!
 
Hier mal eine Zeitliste:
1939
September
1.9. - Deutscher Überfall auf Polen. Die deutsche Luftwaffe fliegt bis zur polnischen Kapitulation schwere Bombenangriffe, die Tausende Ziviltote fordern und schwere Zerstörungen bewirken.
3.9. - Kriegserklärung Großbritanniens und Frankreichs an das Deutsche Reich.
3./4.9. - Erste Flugblattabwürfe durch britische Maschinen auf das Rheinland und Ruhrgebiet. Die "Nickel raids" werden im Frühjahr 1940 bis nach Mittel- und Süddeutschland ausgedehnt.
24.-25.9. - Bei der Belagerung der polnischen Hauptstadt Warschau durch Wehrmachtstruppen fliegt die Luftwaffe mit 1.200 Maschinen schwere Bombenangriffe auf das Stadtgebiet und besonders auch gegen Wohnviertel. Angesichts der rund 26.000 von deutschen Bomben und Artillerie getöteten Zivilisten kapitulierten die polnischen Verteidiger unter General Juliusz Rómmel am 27.9.1939.
Oktober

6.10. - Kapitulation der letzten polnischen Truppenverbände.

November

28.11. - Auswertungsbericht der Deutschen Luftwaffe, darin Einsatz der Brandbombe B 1 Fe: "Ihre hervorragende Wirkung auf großstädtische Wohnblocks steht nach dem großen Erfolg von Warschau außer jedem Zweifel [...] Abwurf in großen Mengen, um gleichzeitig möglichst viele Brandherde zu erzeugen. Dazu überlagernd in wellenden Störangriffen Spreng- bzw. Splitterbomben [...], um Bevölkerung in Schutzräumen zu halten, sodaß einzelne Brandherde sich ausdehnen und eine Brandkatastrophe entsteht." [Bundesarchiv/Militärarchiv Freiburg, RL II/51]
Dezember

18.12. - Bei einem Luftangriff auf Wilhelmshaven verliert das britischen Bomber Command fünf von 12 eingesetzten Maschinen. Bis Sommer 1944 bleiben Angriffsoperationen des Bomber Command bei Tageslicht auf Ziele in Deutschland eine Ausnahme, da zu hohe Verluste befürchtet werden.

1940

Mai

10.5. - Deutscher Angriff auf Frankreich, Belgien und Holland.
14.5. - Ein deutscher Luftangriff auf das von deutschen Truppen belagerte Rotterdam fordert rund 900 Todesopfer in der Stadt.
15.5. - Kapitulation der niederländischen Armeeführung.
15./16.5. - Das Bomber Command eröffnet den strategischen Bombenkrieg gegen das Deutsche Reich mit dem Einsatz von 99 Maschinen, die Ziele in Westdeutschland bombardieren sollten. Bis zum Jahresende werden die Luftangriffe kontinuierlich fortgesetzt. Einzelne Maschinen und kleine Angriffsverbände fliegen beinahe täglich in das Reichsgebiet, um "militärische Ziele" zu bombardieren. Doch nur in Einzelfällen treffen die Bomben auch ihr vorbestimmtes Ziel. Ursache dafür sind Navigationsfehler und ungünstige Sichtbedingungen durch Wolken, Industriesmog und Scheinwerferlicht. [> Fotoserie]
28.5. - Kapitulation der belgischen Armeeführung.

Juni

3.6. - In dem Unternehmen "Paula" setzt die Luftwaffe 640 Bomber und 460 Jagdflugzeuge ein, um Paris sowie militärische und industrielle Ziel im Umfeld der französichen Hauptstadt anzugreifen.
25.6. - Waffenstillstand in Frankreich.

Juli

Durch deutsche Luftangriffe auf britische Städte verlieren im Juli mindestens 258 Zivilisten ihr Leben, weitere 321 werden schwer verletzt.
16.7. - In der "Weisung Nr. 16" befiehlt Hitler die Vorbereitung einer Invasion Englands (Unternehmen "Seelöwe").
24.7. - Anweisung des britischen Air Staff für den Einsatz von phosphorhaltigen Brandplättchen gegen Waldgebiete in Deutschland: "When suitable weather conditions obtain, attacks may be resumed against forest areas in Germany. [...] Among the areas suggested in the attachment to those letters (24., 26.6.1940), it is felt that the Harz Mountains would profide a valuable focus for a concentrated attack both from the material and psychological standpoints. [...] there is a reasonable chance of a number of 'pellets' starting fires on the extensive stretches of heath land and similar ground [...], and thus adding to the demoralising and psychological effects of our operations". [zit. n. Webster/Frankland, Strategic Air Offensive, vol. IV, p.121: Air Vice-Marshal W.S. Douglas to Air Marshal Charles Portal]

August

Durch deutsche Luftangriffe auf britische Städte verlieren im August mindestens 1.075 Zivilisten ihr Leben.
12./13.8. - Im Tiefflug greifen acht zweimotorige Hampden-Bomber die wichtige Kanalbrücke des Dortmund-Ems-Kanals bei Ladbergen im Münsterland an. Die Zerstörung des Brückenbauwerks bewirkt eine mehrwöchige Störung des Schiffverkehrs.
13.8. - Mit dem Unternehmen "Adlertag" eröffnet die Luftwaffe ihre verstärkten Angriffsoperationen gegen England, um die deutsche Invasion vorzubereiten.
24.8. - Der Wehrmachtsführungsstab erneuert die "Bestimmungen zur Einschränkung von Kampfhandlungen" (25.1.1940). Demzufolge unterliegen Luftangriffe auf den Stadtbezirk von London und "Terrorangriffe" der vorherigen Genehmigung Hitlers.
25./26.8. - Nach einem irrtümlichen Bombenabwurf deutscher Maschinen auf London greift das Bomber Command mit 81 Flugzeugen erstmalig die Reichshauptstadt an. Ein zweiter Angriff in der folgenden Nacht fordert in Berlin zehn Tote.


Ich kann das gerne noch erweitern. Aber meiner Ansicht nach haben die Deutschen damit begonnen in Polen.
 
Zuletzt bearbeitet:
ganz_der_alte schrieb:
Auslöser der Hitler-Rede vom 4. September war eben jener Bombenangriff auf Berlin vom 25.August.
Und Auslöser des Bombenangriffs auf Berlin war der deutsche Bombenangriff auf London, einen Tag vorher, wie Du ja selber weißt.

Wie Tib. Gabinius bereits sehr richtig zum Ausdruck gebracht hat, ist die "Wer-hat-angefangen"-Diskussion in diesem Zusammenhang völlig sinnlos.


ganz_der_alte schrieb:
Leider ist es aber auch eine Tatsache, das die Schuld für alles, was vor und während des 2. Weltkrieges passiert ist, von uns deutschen immer nur bei uns gesucht wird!

"Leider"? Noch sehr viel bedauerlicher ist es doch, wenn man nun das Gegenteil macht und ins gleiche Horn stößt wie die braunen Revisionisten, die versessen darauf sind, die Schuld immer bei den anderen suchen zu müssen.
 
@Hyokkose

Die alte Leier ....

Unternímmt man auch nur den Versuch, auf Kriegsverbrechen der Alliierten und der Entente hinzuweisen, wird man gleich in die rechte Ecke gestellt. Man ist in dem Moment sofort ein Revisionist!

Noch einmal:
Das DR hat während des zweiten Weltkrieges eine enorme Anzahl von Kriegsverbrechen begangen - das steht unzweifelhaft fest!
Diese Kriegsverbrechen fanden überwiegend an der Ostfront statt und sind UNENTSCHULDBAR.

Was falsch ist, ist die komplette Wehrmacht als Kriegsverbrecher darzustellen. Sicher waren immer wieder einzelne Truppenteile an solchen Aktionen beteiligt und es ist nur recht und billig, dieses anzuprangern, aber deshalb alle Soldaten über einen Kamm scheren?

Was falsch ist, ist die Alliierten als komplette Engel in Bezug auf die Kriegsführung darzustellen!
Auch von deren Seite gab es Verstöße gegen Kriegsrecht und Neutralitäten in großer Zahl! Auch sie haben Schuld auf sich geladen, zwar nicht so massiv, wie die Deutschen mit ihren Verbündeten, aber sie haben es getan!

1.WK:
Baralong
Dresden
Kaiser Wilhelm der Große

2.WK:
Altmark
Kreta
Lakonia
Rheinwiesen

Um nur einige Stichworte zu nennen.

Wirf mir jetzt bitte nicht vor, das ich aufrechne!

Das Problem ist, solange wir nicht bereit sind, uns mit solchen Themen sachlich auseinander zu setzen, werden diese von rechten Gruppen aufgegriffen und pauschalisiert.

Dein "Angriff" auf London ist, wie schon u.a. von Ursi und Bdaian angeführt, nicht gezielt gewesen und einfach ein Tragischer Irrtum der Piloten gewesen!
 
ganz_der_alte schrieb:
Unternímmt man auch nur den Versuch, auf Kriegsverbrechen der Alliierten und der Entente hinzuweisen, wird man gleich in die rechte Ecke gestellt. Man ist in dem Moment sofort ein Revisionist!

Das sage nicht ich, das sagst Du.


ganz_der_alte schrieb:
Was falsch ist, ist die komplette Wehrmacht als Kriegsverbrecher darzustellen.

Das macht hier niemand.


ganz_der_alte schrieb:
Was falsch ist, ist die Alliierten als komplette Engel in Bezug auf die Kriegsführung darzustellen!

Auch das macht hier niemand - so what?


ganz_der_alte schrieb:
Dein "Angriff" auf London ist, wie schon u.a. von Ursi und Bdaian angeführt, nicht gezielt gewesen und einfach ein Tragischer Irrtum der Piloten gewesen!

Warum denn "mein" Angriff? Ich habe London nicht angegriffen, sondern lediglich darauf hingewiesen, daß dieser Angriff der Auslöser für die Bombardierung Berlins darstellte.
 
ganz_der_alte schrieb:
Auch von deren Seite gab es Verstöße gegen Kriegsrecht und Neutralitäten in großer Zahl! Auch sie haben Schuld auf sich geladen, zwar nicht so massiv, wie die Deutschen mit ihren Verbündeten, aber sie haben es getan!

1.WK:
Baralong
Dresden
Kaiser Wilhelm der Große

Kannst du mir mal helfen? Was für Alliierte-Kriegsverbrechen im 1.Weltkrieg bringst du mit Dresden oder Kaiser Wilhelm dem Großen in Verbindung? :confused:
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben