Marxismus- Leninismus

". Es war auch klar, dass das Ziel, die ENDGÜLTIGE Erreichung der kommunistischen Gesellschaft mit dem Aufbau des Sozialismus in EINEM Lande nicht zu verwirklichen war. Ab hier beginnt die Deformierung und Verkrampfung des M/L und wird zum Stalinismus. Das Ausbleiben der Weltrevolution verhinderte demokratischere Methoden.
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Stalin hatte schon sehr früh erkannt, dass die russische Oktoberrevolution keine Weltrevolution auslösen würde, wie das Karl Marx einmal prognostiziert hatte. Daher auch sein realistisches Programm "Sozialismus in einem Land": Die Sowjetunion sollte rasch und mit allen Mitteln zu einem blühenden sozialistischen Industriestaat entwickelt werden. Wenn dann die kapitalistischen Staaten überrundet waren - so eine erheblich ferner liegende Utopie - sollte die von Marx voraussgesagte "Weltrevolution" losbrechen. Interessant ist, wie sich Stalin selbst hierzu äußerte:


Ist die Errichtung der sozialistischen Wirtschaft in unserem Lande möglich ohne den vorherigen Sieg des Sozialismus in anderen Ländern, ohne dass das siegreiche Proletariat des Westens direkte Hilfe mit Technik und Ausrüstung leistet?

Ja, sie ist möglich. Und sie ist nicht nur möglich, sondern auch notwendig und unausbleiblich. Denn wir bauen bereits den Sozialismus auf, indem wir die nationalisierte Industrie entwickeln und sie mit der Landwirtschaft zusammenschließen, indem wir das Genossenschaftswesen auf dem Lande entfalten und die bäuerliche Wirtschaft in das allgemeine System der sowjetischen Entwicklung einbeziehen, indem wir die Sowjets beleben und den Staatsapparat mit den Millionenmassen der Bevölkerung verschmelzen, indem wir eine neue Kultur aufbauen und ein neues gesellschaftliches Leben entfalten ...

Wir werden die sozialistische Wirtschaft errichten, wenn man uns bauen lässt.

(nach: Haseloff u.a., Die UdSSR, Frankfurt/M. 1977, S. 53)


Die Folge war immerhin, dass die Sowjetunion Ende der 30er Jahre nach den USA den zweiten Platz in der Industrieproduktion der Welt erreichte. So verzehnfachte sich die Stromerzeugung, die Eisen- und Stahlproduktion stieg auf das Fünffache, die Herstellung von Traktoren für die Landwirtschaft stieg von 1000 auf 32 000 Stück.

Unter welchen ungeheuren Opfern das geschah, welcher Terrorapparat dafür in Gang gesetzt wurde, ist bekannt.
 
Ich sprach nicht von Lenin! Marxismus "von oben" befohlen widerspricht dem ursprünglichen Konzept von Marx.

Ziata:"sollte die von Marx voraussgesagte "Weltrevolution" losbrechen."

Gibt es Quellen wo Marx selbst von der Weltrevolution als politisches Ereignis schreibt? Oder ist es vielmehr so, das er einen allmählichen Prozess damit beschreibt?
 
Gibt es Quellen wo Marx selbst von der Weltrevolution als politisches Ereignis schreibt? Oder ist es vielmehr so, das er einen allmählichen Prozess damit beschreibt?


Das typische an diesem Begriff ist, dass es gerade nicht um einen evolutionären Prozess geht, sondern um eine Revolution, nämlich die "Proletarische Weltrevolution". Leider habe ich hier keine Sammelausgabe von Marx zur Hand, sodass ich lediglich einen Beitrag aus Wikipedia zitieren kann:

Die Weltrevolution ist, nach marxistischer Auffassung, eine Revolution, die aus nationalen Revolutionen aufwachsend alle Länder der Erde ergreift und als Voraussetzung für den Übergang vom Sozialismus zum Kommunismus gesehen werden muss. Nachdem es den Bolschewiki nicht gelang, die Revolution des Jahres 1917 zu exportieren, ging Stalin, um eine Isolation der Sowjetunion zu verhindern, zum Prinzip des "Sozialismus in einem Land der Sowjetunion zu verhindern, zum Prinzip des "Sozialismus in einem Land" über.
 
Das typische an diesem Begriff ist, dass es gerade nicht um einen evolutionären Prozess geht, sondern um eine Revolution

Das ist richtig, wobei ich in meiner Schulzeit nichts mehr von einer "Weltrevolution" zur gleichen Zeit gehört habe, weil ja in den ´70ern und ´80ern längst klar war, daß das nicht ging und selbst in den verschiedenen sogenannten "sozialistischen Ländern" die Entwicklung zum "Sozialismus" unterschiedlich verlief. Darüber hinaus gab es weltweit Staaten, die noch nicht als "sozialistische Staaten", sondern vielmehr als "sozialistisch orientierte Staaten" bezeichnet wurden, so z. B. Libyen, Algerien, Angola, Mocambique, Laos u. a. So sollte also auf der ganzen Welt der "Sozialismus" nach und nach und in jedem Land einzeln "siegen". Das sollte -so die Vorstellung- notfalls auch durch einen bewaffneten Kampf vor sich gehen, in dem das "Proletariat" die Regierung an sich nimmt und die "Bourgeoisie" völlig entmachtet.
Interessant ist dabei, daß nach Vollendung des Aufbaus der "sozialistischen Gesellschaft" der "Kommunismus" ebenfalls wieder durch eine Revolution durchgesetzt werden sollte. -So die Theorie.-
 
... Terror gegen die einfache Bevölkerung gab es in vielen Diktaturen; was aber ein Ausnahmemerkmal des Stalinismus und insbesondere der Säuberungen der 30er Jahre ist, war die Exekution vieler Personen des eigenen Machtapparats.

Sehe ich auch so, interessant (vielleicht aber nicht klärbar) wäre aber noch die Frage, welche Auswirkungen "systembedingt" erfolgten, gewissermaßen mechanistisch bedingt sind, und welche aus der Persönlichkeit Stalins resultierten.

Ganz aktuell:
http://www.welt.de/kultur/article936593/Die_Flegeljahre_des_Josef_Stalin.html
 
Noch mal zum Thema Marx & Weltrevolution....
ist jemand in der Lage eine genaue Textstelle zu nennen in der Marx selbst davon spricht? Also keine später hinein interpretierte Schlussfolgerung späterer in Rechtfertigungszwang geratenen Volksführeren, sondern das Original?
 
Marx spricht nirgends vom Sozialismus in einem Lande. Bei ihm heißt es : Proletarier aller Länder, vereinigt euch!
 
Band 4, Seite 479:
"Den Kommunisten ist ferner vorgeworfen worden, sie wollten das Vaterland, die Nationalität abschaffen. Die Arbeiter haben kein Vaterland. Man kann ihnen nicht nehmen, was sie nicht haben. Indem das Proletariat zunächst sich die politische Herrschaft erobern, sich zur nationalen Klasse erheben, sich selbst als Nation konstituieren muß, ist es selbst noch national, wenn auch keineswegs im Sinne der Bourgeoisie.

Die nationalen Absonderungen und Gegensätze der Völker verschwinden mehr und mehr schon mit der Entwicklung der Bourgeoisie, mit der Handelsfreiheit, dem Weltmarkt, der Gleichförmigkeit der industriellen Produktion und der ihr entsprechenden Lebensverhältnisse.

Die Herrschaft des Proletariats wird sie noch mehr verschwinden machen. Vereinigte Aktion, wenigstens der zivilisierten Länder, ist eine der ersten Bedingungen seiner Befreiung."
http://www.mlwerke.de/me/me04/me04_459.htm
 
Marx spricht nirgends vom Sozialismus in einem Lande. Bei ihm heißt es : Proletarier aller Länder, vereinigt euch!


Nein, natürlich ist! Dieses Denkmodell ist eine originäre Erfindung Stalins, das als vorläufiger Ersatz der ausgebliebenen "Proletarischen Weltrevolution" dienen sollte.

Bezeichnenderweise wurde Trotzki, der Stalins Programm "Sozialismus in einem Land" scharf verurteilte, 1927 aus der Partei ausgeschlossen, 1929 aus der Sowjetunion ausgewiesen und 1940 im Exil in Mexiko im Auftrag Stalins ermordet.
 
Nein, natürlich ist! Dieses Denkmodell ist eine originäre Erfindung Stalins, das als vorläufiger Ersatz der ausgebliebenen "Proletarischen Weltrevolution" dienen sollte.

Bezeichnenderweise wurde Trotzki, der Stalins Programm "Sozialismus in einem Land" scharf verurteilte, 1927 aus der Partei ausgeschlossen, 1929 aus der Sowjetunion ausgewiesen und 1940 im Exil in Mexiko im Auftrag Stalins ermordet.

Hätte Leo denn 1940 noch politisch gefährlich werden können? Oder hat er den Golfschläger nur aus Rache übergebraten bekommen?
 
Leo wurde nicht 1940 ermordet, weil 1940 die Notwendigkeit bestand. Er wurde ermordet, weil er seit seinem Exil den Westen in vielen Zeitungen, Zeitschriften und Unterhaltungen die verklärte Sicht zu Stalins Sowjetunion mit offenem Visier darstellte. Es war ja nicht der erste Versuch der Ermordung Trotzkis.
Es war ein Eispickel.
 
So ist es! Trotzki setzte als Emigrant seinen Kampf gegen Stalin fort und veranlasste 1938 die Gründung der IV. Internationale. Er wurde am 21. August 1940 von R. Mercador, wohl ein Agent des sowjetischen Geheimdienstes, ermordet.

Eine wirklich faszinierende Biografie, die noch ihrer Verfilmung harrt!
 
Für Stalin war die Ideologie nur Werkzeug für die persönliche Machtentfaltung. Menschliche Leidenschaft gepaart mit der Dummheit einer fügsamen Menschenmasse, Päpste, Kaiser und Könige spielten dieses Spiel schon, es hat im Grunde nichts mit der dafür benutzten Weltanschauung zu tun.
Die Ideologie war für Stalin in erster Linie ein Werkzeug für die staatliche Machtentfaltung und im Rausch der (mitunder herbeigeredeten) Erfolge ein Grund für seine Selbstverherrlichung und Personenkult. Der Russe brauchte einen makellosen und fehlerfreien Regenten, der dem verklärtem Zarenbild entsprach.
 
So ist es! Trotzki setzte als Emigrant seinen Kampf gegen Stalin fort und veranlasste 1938 die Gründung der IV. Internationale. Er wurde am 21. August 1940 von R. Mercador, wohl ein Agent des sowjetischen Geheimdienstes, ermordet.

Eine wirklich faszinierende Biografie, die noch ihrer Verfilmung harrt!
Stalin wusste um den Genius Trotzkis und dessen Verdienste im Oktober 1917 und im Bürgerkrieg. Und er konnte seine eigenen Leistungen ihm gegenüberstellen, wobei Stalin nicht immer vorteilhaft in Erscheinung trat. Und Trotzki hatte die Stirn, Stalins Fehler und Fälschungen (z.B. Gründungstermin der Roten Armee) zu veröffentlichen. Das hätte am Bild des Befreiers der Völker (Stalin) gekratzt. Auch hatte Stalin, um für die bolschewistische Partei Geld zu besorgen, in deren Auftrag weit vor dem Oktober 1917 Banken überfallen und ausgeraubt. Auch diese kriminelle Vergangenheit Stalins sollte unter keinen Umständen bekannt werden. Dafür mussten viele ihr Leben lassen.

Eine Trotzki - Stalin- Biographie als Film wäre bestimmt interessant für jeden Interessierten.
 
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