Wie waren zeitgemäß waren die Kostüme und Rüstungen?
Das kann ich leider nicht beurteilen. Ich habe mir zwar die Serie inzwischen angesehen, aber was Kostüme und Rüstungen betrifft, bin ich leider keine Spezialistin. Solange sie es dabei nicht zu verrückt treiben, können mir Filmproduzenten da sehr viel zumuten, ohne dass ich es merke oder es mich stört.
Im Abspann hieß es "nach der Vorlage von Peter Prange". Das, was Du da alles schreibst und kritisierst, fand ich im Film allerdings zum Großteil nicht. Insofern hat man sich eventuell nicht sonderlich an die Vorlage gehalten.
Abgesehen von einigen Figuren und ihrer Funktion in der Filmhandlung (z. B. Wolfgang von Polheim als Vertrauter von Maximilian oder Johanna von Halewyn als Marias Hofdame, die beide das zweite Liebespaar bilden) haben sie offensichtlich fast nichts von Prange übernommen. Einige Details finden sich zwar auch bei Prange (Rosina von Kraig als Geliebte, das Eheprojekt zwischen Matthias Corvinus und Maximilians Schwester, könnten dem Produktionsteam und dem Drehbuchautor aber auch selbst eingefallen sein. Daneben gibt es eine ganze Reihe von Figuren, die bei Prange nicht vorkommen, so Rudolf Leodolter und Johannas Ehemann (im Buch ist Johanna unverheiratet und Wolfgang und sie werden problemlos ein Ehepaar, wobei sich Prange aber nicht wirklich die Zeit nimmt, ihre Beziehung auszuarbeiten). Ludwigs Ehefrau Charlotte und die jüngere Tochter Jeanne (Johanna) sowie ein Sohn von ihm und Charlotte, der während der Handlung stirbt, kommen im Roman ebenfalls nicht vor, ebenso der Graf von Egmond.
Insgesamt scheinen sie sich am Buch nicht wirklich orientiert zu haben, was für sich auf die Serie eher positiv auswirkt.
Positiv überrascht war ich auch, dass einige in den Zeitungen angekündigte Informationen, die mich eigentlich bereits im Vorfeld abgeschreckt hatten, in der Serie selbst gar nicht zu finden waren.
... Natürlich war nicht alles historisch korrekt, aber es hätte deutlich schlimmer kommen können. Zuschauer ohne historische Vorkenntnisse könnten allerdings mitunter etwas verwirrt gewesen sein, da manches erst später (z. B. worum es sich bei der "Schwarzen Armee" handelte) oder gar nicht erklärt wurde.
Nun, sie haben sehr viel vereinfacht und einiges geändert, aber das hätte schlimmer sein können. Wobei es auf mich schon merkwürdig gewirkt hat, dass zwar die "Schwarze Armee" des Matthias Corvinus ihr Unwesen treibt, aber Hofdame Johanna trotz solcher Umstände problemlos nach Wiener Neustadt reisen kann.
Ob die meisten Zuseherinnen und Zuseher verstanden haben, warum die Filmemacher wohl Haug von Werdenberg und Rudolf Leodolter für die Schlacht bei Guinegate Söldner aus Tirol aufgetrieben haben, würde mich sehr interessieren.
Die Idee, die "Stellvertreter"-Hochzeit, die immerhin noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts durchaus bei Heiraten innerhalb des Adels üblich gewesen sein dürfte, wieder einmal als den unbekannten "Supercoup" zu präsentieren, dürfte offensichtlich zur Zeit Mode sein. Ebenfalls eher ein Zugeständnis an den Zeitgeschmack war, dass Maria alleine herrschen will. Ebenso, dass Maximilian etwas dagegen hat, dass seine Schwester mit 14 schon verheiratet werden soll.
Recht interessant fand ich übrigens die "Gender"-Gliederung. Maximilian kommt aus einem männlich dominierten Umfeld, wo Frauen brav sind und nichts zu sagen habe. Ihm sind mit Wolfgang von Polheim und Rudolf Leodolter zwar ("richtige") Mannsbilder an die Seite gestellt.
Maria hat dagegen mit ihrer Stiefmutter und ihrer Hofdame zwei weibliche Helferinnen zur Seite.
In Frankreich dagegen ist Ludwig zwar der dominante König, aber ihm umgeben gleich mit der Ehefrau und den beiden Töchtern drei Frauen, die keineswegs so brav sind wie eben die Maximilian-Schwester.
Irgendwie fand ich es ganz lustig, wenn sich Anna (die spätere Anne de Beaujeau) von ihrem Vater erklären lässt, dass Burgund ein Mannslehen ist und offensichtlich bereits ihre eigenen Pläne entwickelt, wie sie später einmal herrschen kann.
Etwas unausgewogen wirkte auf mich die Gestaltung der Handlungsteile. Vieles war (mein Eindruck) zu stark ausgewalzt, anderes wiederum wurde dafür zu rasch abgehandelt. So war mir die Verwandlung von Maximilian in den verantwortungsvollen Herrscher in Teil 3 etwas zu rasch.
Was den Schluss betrifft, ich fand es schon gut, dass sie Marias Reitunfall nicht sozusagen als Nachtrag brachten und es daher im Film selbst ein Happyend gab, aber andererseits war er mit der Handlung selbst nur lose verbunden, und es kam mir ein wenig so vor, als ob es darum ging, das müssen wir auch noch unterbringen. Wahrscheinlich wäre es hier notwendig gewesen, den Ausgang bereits früher vorzubereiten oder mit Marias Tod zu beginnen und die Handlung sozusagen als Rückblende zu zeigen.
In einer Kritik habe ich gelesen, dass es vielleicht für den Film selbst besser gewesen wäre, nicht Maria und Maximilian, sondern Wolfgang und Johanna die Hauptrollen zugeben und die Geschichte aus der Sicht der beiden Vertrauten zu erzählen. Offensichtlich fand diese Kritikerin die beiden Vertrauten als Figuren überzeugender als die Hauptfiguren. Ihre Lieblingsfigur war eindeutig der fiktive Rudolf Leodolter.
Nicht ganz zufrieden war ich, wie Kaiser Friedrich III. gezeigt wurde. Er entsprach dem, was man primär mit ihm verbindet, blieb aber zugleich darauf reduziert, wirkte im Ergebnis auf mich also etwas eindimensional.
Es gab Momente, die ich gut gefunden habe, wie die Szene z. B. mit den Obststücken, aber offensichtlich konnten sie sich bei Kaiser Friedrich III. (mein Eindruck) nicht auf eine schlüssige Darstellung einigen. Wirklich schade, dass Friedrich III., offensichtlich, da er doch bettelarm gewesen sein soll, immer auch schlecht gekleidet sein muss.
Abgesehen davon, dass die Aussagen der Zeitgenossen und seine bildnerischen Darstellungen sowie die Rechnungsbücher in Bezug auf seine Kleidungsgewohnheiten da ein ganz anderes Bild zeigen, wenn ich mir dazu noch Gebrauchsgegenstände, die von ihm erhalten sind, ansehe, muss ich zugeben mit Blick auf meine eigenen Lage, dass ich mir wünsche, dass ich auch so bettelarm wäre.
Tobias Moretti hat wohl das Beste aus der Figur gemacht, was vom Drehbuch her möglich war, wenigstens war die Darstellung letztlich nicht peinlich, aber allzu viel konnte er da auch nicht retten. Außerdem war es wohl auch nicht seine Rolle, hier wäre wahrscheinlich ein Schauspieler besser gewesen, der imstande ist, mit seiner Mimik und Gestik einer Figur zusätzliche Dimensionen zu geben.
Allerdings hatte ich den Eindruck, dass es König Ludwig XI. da auch nicht besser ging. Auch hier war der Schauspieler sehr prominent, und vor vielen Jahren hat er in der "Bartholomäusnacht" in einer schwierigen Rolle gezeigt, dass er einiges kann. Gemessen daran fand ich Ludwig XI. ebenfalls recht farblos, manchmal hatte ich den Eindruck, dass er und der Kaiser hätten ausgetauscht werden können. Die beiden historischen Herren dürften zwar beide dem "Herrschertypus Spinne" entsprochen haben, aber ein wenig mehr Differenzierung hätte ihnen gut getan.
Ludwig ist offensichtlich, wie er in der Szene mit der Tochter Johanna zeigen darf, der bessere, liebevollere Vater, und Friedrich ist zwar ein Rabenvater, hat aber offensichtlich die besseren Kinder. Da ist die Stiefmutter, die Maria hat, ein richtiger Lichtblick.
Als Niederösterreicher hatte ich den Nachteil, zwei der Burgen, die als Schauplätze verwendet wurden, nämlich die Rosenburg und die Burg Kreuzenstein (die obendrein großteils ein Fantasiebau aus dem späten 19. Jhdt. ist), die in Wahrheit beide in Niederösterreich stehen, zu erkennen.
Dass mit den Burgen, die ich auch schon in Natura besucht habe, hat mich nicht wirklich gestört, obwohl es mich schon gefreut hätte, wenn sie wenigstens die erhaltenen Stadttürme von Wiener Neustadt und die dortige Stadtmauer verwendet hätten, und vielleicht auch einen Blick auf den Dom hätten vorkommen lassen (und gegen ein paar Maueransichten mit dem AEIOV hätte ich auch nichts einwenden gehabt.
Aber sei es darum, was mich an den Kulissen gestört hat, war, dass der Hof Friedrichs und Ludwigs nicht wirklich von einander sehr gut abgehoben waren. Da hätte ein wenig Eigenleben gut getan.
Und wie jemand bemängelt hat, den Schauwerten etwas mehr Sendezeit einzuräumen, das wäre wohl auch kein Nachteil für die Serie gewesen.
Ein bisschen enttäuscht war ich auch von den Schauwerten, da wurde in der Werbung deutlich mehr suggeriert.
Die Ausblendung der Schlacht, der Blick in die Kirche und die Wende zum Leichenfeld haben mir gut gefallen. Ich bin aber auch kein Actionfan.
Wenn allerdings mit dem Versprechen auf gute Schlachtszenen geworben wurde, kann ich sehr gut verstehen, dass das Ergebnis enttäuschend war.
Insgesamt war die Produktion nicht so übel, allerdings hat sich mich auch nicht wirklich überwältigt.