Es ist richtig, dass ohne indianische Hilfsvölker, die ihre eigenen Interessen hatten, den Spaniern zu helfen, diese in Mexiko zunächst wohl gescheitert wären. Bevor Cortés 1519 in Vera Cruz landete, hatten auch schon mehrere Expeditionen nach Yucatán (1517) und an die nördlich davon gelegene Küste stattgefunden (1518), etliche Veteranen dieser Expeditionen waren bei Cortés‘ Abenteuer dabei, ebenso einer von zwei Überlebenden Schiffbrüchigen, die früher schon mal nach Yucatán gelangt waren und unterschiedliche Schicksale bei den Yucateken erlebten, einige wurden wohl geopfert, andere versklavt, einer blieb bei seiner indianischen Frau, als die Spanier ihn aufforderten mit ihnen zu kommen.
Tatsächlich verfügte Cortés über mehrere hundert Mann, von denen er einige verlor, dann aber von den Leuten des Pánfilo de Narváez (von diesem natürlich nicht intendiert) Nachschub erhielt. Cortés muss ein charismatischer Mann gewesen sein, das zeigte er auf Cuba, als er Diego Velázquez‘ Häschern immer wieder entwischte und Leute anwerben konnte (die ja wussten, dass Velázquez Cortés das Kommando für die Expedition entzogen hatte) und das zeigte er, als es ihm gelang, viele der 1200 Leute des Pánfilo de Narváez (freilich unter Zuhilfenahme von großzügigen Goldgeschenken) mit seinen 250 Mann auf seine Seite zu ziehen.
Bevor Cortés und „sein dreckiges Dutzend“ allerdings Tenochtitlán mit Hilfe der Tlaxcalteken erobern konnten (und diese bezahlten in der Tat den höchsten Blutzoll, das kann man auch bei den Teilnehmern nachlesen), musste Cortés zunächst die Tlaxcalteken besiegen. Zwischen Tlaxcalteken, und Spaniern kam es zu mehreren Gefechten, bevor diese sich der spanischen Suprematie unterwarfen und gemeinsam mit den Spaniern ihren Erzfeind, die Azteken angingen. Und das - also die Gefechte gegen die Tlaxcalteken - geschah noch bevor Narváez ihm unfreiwillig Leute zuführte.
Als die Azteken besiegt waren, schickte Cortés Abteilungen in alle Himmelsrichtungen, einige seiner Leute erreichten noch 1521 den Pazifik.
Fakt ist, dass Cortés, der natürlich die Geschichte Alexanders des Großen kannte, seine Leute in die indianische Elite einheiratete und ähnlich machte es später Pizarro, der sich oft an dem orientierte, wie es ihm sein (angeheirateter) Großcousin (Cortés’ Tante war mit mit einem Großonkel von Pizarro verheiratet, dem Bruder von Pizarros Großmutter) vorgemacht hatte. Die indigenen Völker, welche die Hauptlast der militärischen Aktionen trugen, hatten sich den Spaniern nicht angeschlossen, weil es sich um eine paar schwitzende und „zerlumpte Desperados“ handelte, sondern weil diese sie von ihren Fähigkeiten überzeugt hatten. Atahualpa wurde wohl auch seine eigene Hybris zum Verhängnis.
Dass Pizarro als Schweinehirt und Analphabet aufgewachsen sei, ist vermutlich Legende, wir haben, bevor er nach Italien ging, eigentlich keine belastbaren Kenntnisse über ihn. Da er aber, als Italienveteran, in Hispanoamerika Karriere machte und neben militärischen auch administrative Aufgaben übernahm, dürfte sein Analphabetismus tatsächlich eine spätere Erfindung sein. Der erste, der sie aufbringt ist Fray López de Gomara, der niemanden neben Cortés (be)stehen lässt. Der aber ist Pizarro nie begegnet: Als Francisco López de Gomara 1511 geboren wurde, war Pizarro bereits auf Kuba. Seine Behauptung wird dann später von Leuten aufgegriffen, die Pizarro kannten, aber im Bürgerkrieg in Perú auf der Seite Almagros standen.