Name des Piloten der letzten JU die Stalingrad verließ

B

Bernd79

Gast
Hallo,

meine Oma mütterlicher seitz hat mir vor ein paar Tagen aus heitern himmel eine Geschichte erzählt, und ich frage nun ob was wares dran ist.

Ihr Vater mein Uropa, sei vom ersten Tag 39 bis zum letzten Tag 45 als Soldat in der wehrmacht gewesen.
Sein jüngerer Bruder sei am ersten Tag bei der überquerung der Weichsel ertrunken...

Sein anderer Bruder wäre wohl Pilot gewesen, und er sei der Pilot der aller letzten Junkers JU gewesen die Stalingrad verlassen hat. Er hätte den Krieg überlebt und dann in Wien gelebt.

Das letzte Flugzeug war wohl eine Heinkel am 23 Januar 43.

Aber könnte man heraus finden welche die letzte JU war, und wer Sie flog...

Grüße Bernd
 
Einen letzten Piloten der "rausgekommen" ist, wird es gegeben haben. Also grundsätzlich ist die Geschichte, die deine Oma dir erzählt hat, möglich. Ich bin leider keiner der militärhistorischen Cracks hier im Forum, der sofort wüsste, wo man nachschauen müsste, allenfalls könnte ich dich an die WASt verweisen. Was mich interessiert, ist aber die Zeitzeugenproblematik, die du indirekt ansprichst. Deine Oma wird entweder noch Kind gewesen sein oder aber erst nach dem Krieg geboren. Da verzerrt sich die Erinnerung schon mal. Aus "einer der letzten" wird "der letzte" etc. Zumal Stalingrad wohl der Ort der bekanntesten Schlacht an der Ostfront ist. Insofern bestehen viele Möglichkeiten einer Falschüberlieferung. Dass du die Angaben deiner Oma also mit Vorsicht genießt, ist ganz vernünftig. Dennoch können sie richtig sein.
 
Und die Nebengeschichte ist ja auch interessant, am ersten Tag bei der Überquerung der Weichsel ertrunken? Was ist da vor sich gegangen wobei deutsche Soldaten ertrinken haben können, sind die durchgeschwommen?
 
Hallo,

danke für den Tipp, vielleicht komme ich da etwas weiter.

Das Interessante wäre hier auch, 3 Brüder einer fällt am ersten Tag, einer ist mit der letzte Pilot/Flieger in Stalingrad, vor der "Wende" des Krieges, und einer mach in komplett mit, vom ersten bis zum letzten tag als Soldat.

Zu dem der Ertrunken sei, aus seiner Einheit haben wohl nur 12 Mann überlebt, sie hatten wohl einen gewaltigen Fußmarsch hinter sich, und der Befehlshabende wollte unbedingt so schnell wie möglich auf die andere Seite des Ufers, und dabei sind die meisten wohl ums Leben gekommen, da Sie vor Erschöpfung ertrunken sind.

Komisch ist, das ich von dieser Seite der Verwandschaft nie wirklich was über die Vergangenheit erfahren habe bisher. Stand immer etwas im Schatten, den mein Opa (mütterlicher seits) ist ein erwiesener Nachfahre von, Ludwig Adolf Wilhelm von Lützow, Lützowisches Freikorps, Schwarz gefärbte Uniformen, Rote Bänder und goldene Knöpfe, vermeintliche Vorläufer der Fahne Schwarz-Rot-Gold...

Ich weis klingt alles unglaublich, aber ist so...

Von dem her dachte ich forsch mal nach, auch für meine Oma...

Grüße
 
das war Lützows wilde verwegene Jagd?
aber das mit der Weichsel kann ich mir so nicht vorstellen, Kompanie marschiert zum Wasser und springt hinein? Am ersten Tag sollten die Deutschen wohl durchdachtere Pläne gehabt haben^^
 
Vielkeicht hat eine Pontonbrücke versagt oder sowas ... und mit Marschgepäck in ein fließendes Gewässer zu fallen ist gefährlich.
 
Unfälle passieren. Die Wehrmacht war kein kleiner Festumzug eines Schützenvereins.

Aber es gibt noch einen Aspekt. Die Todesursache muss der Familie nicht korrekt mitgeteilt worden sein. Der Großvater eines Freundes litt stundenlang an einer Bauchwunde bevor er starb und konnte währenddessen lange nicht geborgen werden. In der Todesnachricht war von einem direkten Granattreffer und sofortigem Tod die Rede. Damals gingen diese Nachrichten an die Pfarrämter. Der Pfarrer veränderte das aus Rücksicht auf die Hinterbliebenen in einen schnell tödlichen Treffer. Ein Kamerad aus einem Nachbardorf hat später erzählt, wie es wirklich war.

Ein Bekannter hat nach der Wende in Polen das Grab seines Bruders gesucht. Die Kriegsgräberfürsorge hatte es und die Gräber der anderen Gefallenen desselben Vorfalls deshalb nicht gefunden, weil die Berichte frisiert waren. Die Anwohner konnten sagen, was passiert war und wo die Gräber lagen. Sie hatten jedes Jahr zu Allerheiligen die Kinder des Ortes Blumen auf die Gräber der Gefallenen legen lassen und sie wohl auch durch Steine markiert.

Ertrunken, vielleicht sogar bewusstlos ertrunken, hört sich besser an als manches andere.
 
Der einzige Übersetz-Versuch am gesamten Weichselverlauf vom 1.9.1939 fand von der Gruppe Medem bei Dirschau statt, wo die Weichselbrücke genommen und gesichert werden sollte.

Diese Kommandoaktion sollte die Eisenbahnverbindung der 3. Armee in Ostpreußen mit dem Reichsgebiet sichern. Der Versuch, die Brücke vor Sprengung intakt zu nehmen, war misslungen.

Das Übersetzen von 2-3 Kompanien fand an der 800 m breiten Stelle mit Flosssäcken statt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist nachweislich falsch. Ohne Flussüberquerung war der Angriff doch gar nicht zu realisieren. Es waren mehr als 2 bis 3 Kompanien, die in Polen einmarschierten und dazu Flüsse überqueren mussten. Denn die Geographie und die Straßenverläufe waren nicht zu ändern.

Wie kommst du zu dem Blödsinn, dass die Wehrmacht nur mit 2 bis 3 Kompanien in Polen einfiel?
 
Erst lesen, dann schreiben. Solchen Blödsinn - wie unterstellt - habe ich nicht geschrieben.

Wenn Du eine Frage hast, kann ich die natürlich gern beantworten.
 
Zum Nachlesen. Wichtiges ist für das Verständnis fett+unterstrichen.

Der einzige Übersetz-Versuch am gesamten Weichselverlauf vom 1.9.1939 fand von der Gruppe Medem bei Dirschau statt, wo die Weichselbrücke genommen und gesichert werden sollte.

Diese Kommandoaktion sollte die Eisenbahnverbindung der 3. Armee in Ostpreußen mit dem Reichsgebiet sichern. Der Versuch, die Brücke vor Sprengung intakt zu nehmen, war misslungen.

Das Übersetzen von 2-3 Kompanien fand an der 800 m breiten Stelle mit Flosssäcken statt.

Darauf bezieht sich der Rest.

Zeigst Du mir mal anhand der OKH-Operationskarten, wo am 1.9. die Weichsel ansonsten überschritten wurde?
 
"Am 3. Februar 1943 flog Leutnant Herbert Kuntz von der Kampfgruppe 100 mit seiner He 111 als letzter deutscher Flieger über Stalingrad" ( Carell, Paul, Unternehmen Barbarossa, S. 549 ) Allerdings war Kuntz nicht von dort gestartet.

Hinsichtlich des Ausfliegens aus dem Kessel erwähnt Carell das Datum 24.1.1943 als letzten Tag ( S.549 )

Das allerdings ist falsch, wenn die Angaben bei Craig, William, Die Schlacht um Stalingrad, S. 299 - 303, stimmen, wonach die letzten Starts zwischen dem 21. und 23.1.1943 vom letzen Flugfeld Gumrak stattfanden. Bereits am 23.1. "rollten die russischen Panzer über die Landebahn und schossen direkt in die Lazarettbunker. " ( S.303 ) Nach dem 23.1. kann von dort keine Maschine mehr gestartet sein.
 
Carell ist generell Quark.

Craig liegt mit Gumrak falsch (ging 21./22.1. verloren), der letzte Flugplatz Stalingradski 23.1. ist hier im Forum zu finden, und kann bei Bedarf an Quellen auch über die Akten des AOK 6/Funksprüche an HG Don (Manstein) nachgewiesen werden. Danach landeten 11 Ju52 sowie 21 He111 bis 17.00 am 22.1.43. Nachts wurden keine weiteren Landungen verzeichnet. Diese starteten im Verlauf der Nacht bis morgens 23.1. Im Verlauf des Tages stand Stalingraski bereits unter Beschuss und ging verloren. Danach gab es lediglich Abwürfe von Versorgungsbomben.
Anlagenbände KTB AOK 6 Nov42/Feb43, S. 520ff.
 
Zuletzt bearbeitet:
Carell ist generell Quark.

Craig liegt mit Gumrak falsch (ging 21./22.1. verloren), der letzte Flugplatz Stalingradski 23.1. ist hier im Forum zu finden, und kann bei Bedarf an Quellen auch über die Akten des AOK 6/Funksprüche an HG Don (Manstein) nachgewiesen werden. Danach landeten 11 Ju52 sowie 21 He111 bis 17.00 am 22.1.43. Nachts wurden keine weiteren Landungen verzeichnet. Diese starteten im Verlauf der Nacht bis morgens 23.1. Im Verlauf des Tages stand Stalingraski bereits unter Beschuss und ging verloren. Danach gab es lediglich Abwürfe von Versorgungsbomben.
Anlagenbände KTB AOK 6 Nov42/Feb43, S. 520ff.

Besten Dank für die ausführlichen Hinweise, silesia.

Dennoch die Frage: Ist auch der Hinweis Carells auf den Kuntz - Flug "Quark"?

Übrigens erwähnt Craig das kleine Flugfeld Stalingradski durchaus, nämlich hinsichtlich des 21.1.1943 ( S. 299, 300 )
 
Ob Craig irgendetwas irgendwann erwähnt, war nicht die Frage.

Den Nazi Carell muss man hier nicht diskutieren.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Paul_Carell

Die Kuntz-Story (I. KG 100) stammt auch nicht von ihm, sondern von Schröter (Stalingrad ... bis zur letzten Patrone). Wie der Titel schon erahnen lässt, ist das nicht seriös, sondern stammt von Schröter als einem Mitglied der Propagandakompanie, von Goebbels übrigens mit einem heroischen Bericht über den Heldenkampf beauftragt. Stichwort: totaler Krieg, Durchhalteparolen, Rechtfertigung für das sinnlose Verheizen von 300.000 Mann.

Ob Kuntz der „letzte“ war, darf ruhig bezweifelt werden.
1. am 3.2. gab es 27 oder 28 Transporteinsätze zum Versorgungsabwurf (unterschiedlich bei Kehrig, Stalingrad, und Glantz, Companion Stalingrad nach Meldungen des Sonderstabs Milch). Davon waren 10 soweit erfolgreich, dass Abwürfe vorgenommen und gemeldet wurden. Welche „Nummer“ Kuntz davon war, ist Rätselraten.
2. welche Quelle schließt aus, dass Aufklärungsflüge der Luftwaffe weit nach 1943 hinein auch über Stalingrad stattfanden? Keine: also Schrötersche-Carellsche Dramatik und für die Tonne.
3. Vermutlich ist diese „Version“ der Kuntzschen Meldung auch frei erfunden,* da sie bereits deckungsgleich ist mit den Meldungen der Luftwaffe an das OKH mit Aufklärungsflügen vom Vortag 2.2., nach KTB des Sonderstabes Milch (siehe Hayward, Stopped at Stalingrad, Luftwaffe, Defeat 1942/43, S. 375, Glantz, Stalingrad III)

* oder eine „Ausschmückung“ des Augenzeugenberichtes von Kuntz selbst, der - abgedruckt in der publizierten Historie des KG 100 Wiking - von den letzten Starts und seinen Abwurfflügen erzählt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben