Die Herrschaftsmethoden können m.E. manchmal identisch sein, nur hat die Monarchie eine legitimatorische Grundlage.
Die Darstellung Melchiors zum Diktaturbegriff bedarf m.E. einer Korrektur bzw. einer Differenzierung und ist auch eine Anpassung meiner Darstellung #4 und der berechtigten Kritik durch excideuil#5.
Folgt man beispielsweise Stammer/Weingart (Politische Soziologie, S.116) dann ist eine Diktatur - vor dem Auftreten der totalitären Herrschaftsysteme des 20. Jahhunderts - formal an 5 Kriterien gebunden und als solche problemlos auf absolutistiche Herrscher und auch die politische Herrschaft Napoleon anzuwenden.
1. die Ausschließlichkeit der Machtausübung und das Fehlen einer Gewaltenteilung.
2. die Aufhebung der Bindung der politischen Macht an eine verbindliche rechtliche Fundierung
3. die Einschränkung wesentlicher Freiheitsrechte der Bürger
4. der Dezisionismus einer vom Diktator zu verantwortenden inneren und äußeren Politik
5. die Anwendung despotischer Methoden zur politischen und sozialen Kontrolle und der Sanktionierung von willkürlichen Normen
Bei den Ausprägungen der Diktatur werden noch unterschiedliche Phänotypen unterschieden, nach verfassungsmäßiger / konstitutioneller und verfassungswidriger / uneingeschränkter Diktatur (C.J. Friedrich).
Ähnlich differenziert Neumann beispielsweise eine einfache Diktatur oder auch als Diktatur der konstitutionellen Herrschaft bezeichnet, caesaristische Diktatur und eine totale Diktatur moderner Prägung (20. Jahrhundert.) Und lehntsich dabei sehr eng an die Begrifflichkeit von M. Weber an.
Wobei die absolutistischen Herrscher, auch die aufgeklärten, zur einfachen und Napoleon einer caesaristischen Diktatur zuzuordnen sind.
Hinsichtlich der Formen der Legitimation ist anzumerken, dass beide Herrschaftsformen einen völlig unterschiedlichen Machtcode (Münch: Soziologie der Politik, S. 93ff) beanspruchen müssen, um im politischen und im sozialen Raum eine Geltung zu erlangen. Der zudem noch stark durch die historischen Gegebenheiten geprägt ist.
Obwohl es Ähnlichkeiten bei der Erlangung der Kaiserwürde zwischen Augustus und Napoleon und auch der Legitimation gibt, sind die historischen politischen, sozialen und kulturellen Voraussetzungen völlig unterschiedlich. Und diese beeinflussen in starkem Maße den Machtcode, der die Legitimation von Cäsaren definiert.
In diesem Sinne verleiht die Akklamation eines Cäesaren / Diktators durch einen "spontanen Demos" oder die Träger von vielen Bajonetten, unter politikwissenschaftlichen Kriterien, ebensoviel Legitimation wie das Berufen auf zweifelhafte Traditionen und deren göttliche Fundierung. Wobei mir durchaus bewußt ist, das Royalisten dieses anders sehen.