Auf der ganzen Strecke von Paderborn nach Mainz waren keine Kilianspatrozinien.
- Und es gab zu Lebzeiten von Nikulas auf dieser Strecke keine Ortschaft die auch nur entfernt Kilian als Namensbestandteil hatte.
- Die Kilianskirche in Marburg: "Die ehemalige Kilianskapelle wurde etwa zwischen 1180 und 1200 im romanischen Stil als Marktkapelle der Pfarrei Sankt Martin zu Oberweimar erbaut." Marburg wurde erst 1227 eigenständige Pfarrei. Das Martinspatrozinium ist natürlich alt.
- Kilianstädten: Laut Wikipedia Stetin (839), Kilionsteiden (1290), Kyliansteden (1302). Also auch nicht zeitgenössisch, abgesehen davon dass es 1305 erstmals die Erwähnung eines Pfarrers hatte.
Dass die Kilianskapelle in Marburg zu jung ist, darauf hatte ich hingewiesen. Ich weiß, dass die Argumentation auf tönernen Füßen steht, wenn man mit Orten argumentiert, deren Gründungsdatum unbekannt ist bzw. wo unbekannt ist, wann ein bestimmtes Patronizium eingerichtet wurde. Aber umgekehrt sollte man Erstüberlieferung nicht mit Gründungsurkunde verwechseln. Bei Kilianstädten oder in Mainz wissen wir schlicht nicht, WANN das Kilianspatronizium eingerichtet wurde. Es gibt in Andalusien Flussnamen, die arabischen Ursprungs sind, aber deren Name nicht vor Ende der Reconquista belegt sind, oder wo man der Meinung ist, dass ein anderer arabisch überlieferter Name diesen Fluss bezeichnet. Der Name wird aber nicht erst nach der Reconquista seinen Namen erhalten haben.
Es gibt aber auch Flüsse mit mutmaßlich lateinischer Namensgebung, die uns aus arabischen Quelken im hebräischen Gewand überliefert sind. Z.B. der
Darro in Granada. Bis in die 1950er Jahre haben dort arme Leute im Nebenerwerb Gold gewaschen. Erstbeleg in einer arabischen Quelle:
Hadarro, was man - Granada war Ġarnāṭa al-Yahūd - als Hybrid zwischen der im andalusischen Romanisch verschliffenen Form von
dat aurum (Kastilisch
da oro - da ist man schon fast bei Darro) und dem hebräischen Artikel
ha ansieht. Vermutlich Jahrhunderte nachdem der Darro seinen Namen von einer romanischsprachigen Bevölkerung erhalten hat, lesen wir diesen Namen, hebräisch überformt erstmals in einer arabischen Quelle. Obwohl der Darro nur der zweitwichtigste Fluss von Granada ist, dürfte er den meisten Granadabesuchern, die mehr als nur die Alhambra kennenlernen, der präsentere sein, weil er durch Altstadt und Ausgehviertel fließt
Was ich mit diesem Exkurs sagen will: Mitunter können zwischen Gründung/Benennung und überliefertem schriftlichem Erstbeleg mitunter Jahrhunderte vergehen.
Meines Wissens nach ist weder in Korbach, noch in Kostheim oder in Kilianstädten das Gründungsjahr des Kilianspatronizium gesichert, nur in Marburg ist es definitiv zu spät. Und Kilianstädten - wie gesagt, ich hinauf diesen Ort nicht festgelegt, es ist ein Vorschlag - liegt auch nicht sooo abseitig. Es sind
heute 20 km mehr über Kilianstädten, als auf der Direktroute PB-MZ.
Mir erschließt sich auch nicht, warum wir nach Kilianspatrozinien suchen sollen. Nikulas hat eigentlich Ortsnamen und Patrozinien immer auseinandergehalten. Er wird tatsächlich einen Kilian-Ortsnamen gemeint haben.
Weil nun mal Patronizien sehr oft Grundlage von Ortsnamen sind. Und gerade wenn es ein iroschottischer Heiligenname und nicht der eines germanischen Großbauern, dann sehe ich das Patronizium als logische erste Wahl.