Das liegt doch auf der Hand: Die wilde Hilde war in der Tat bekannt für ihre "unkonventionellen" Kenntnisse in vielen Gebieten des täglichen Lebens, besonders in Medizin und Pflanzenkunde. Ihr Hauptwerk "sci vias" wörtlich "wisse die Wege", etwas freier "gewußt wie" enthält vordergründig eine Glaubenslehre, aber wenn man zwischen den Zeilen liest, findet man darin ein Handbuch für Giftmischer aller Art, die sich gewisser Probleme entledigen müssen. Der Schlüssel zum Verständnis wurde von Schwester zu Schwester weitergereicht. Schon Otto von Bamberg, vor dem sie ihre Profeß ablegte, wußte davon, weil Hildchen so anständig war, vor dem großen Ereignis zu beichten. Einer Legende zufolge soll Otto ihr eine Art Wahrheitsserum eingeflößt haben, damit sie nichts "vergißt". Natürlich konnte Otto sein Wissen nicht so direkt weitergeben, aber er versteckte doch einige Hinweise im Bamberger Benediktinerkolster Michelsberg, wo sie erst viel später beim großen Brand von 1610 und dem anschließenden Wiederaufbau zu Tage traten. Seither ging Otto umso hartnäckiger auf Ketzerjagd. Die Aufzeichnungen aus Bamberg aber wurden von einer Kölner Benediktinerin entwendet, die sich auf der Durchreise befand. Als diese einige Jahre später versuchte, ihr Wissen anzuwenden, drohte der Schwindel aufzufliegen. Und was tat das Luder? Sie stellte sich besessen und beschuldigte die völlig ahnungslose Katharina Henoth, Witwe und Erbpostmeisterin von Köln, sie verhext zu haben (Flucht nach vorn funktionierte fast immer). Der armen Katharina wurde der Prozeß gemacht und sie wurde hingerichtet. Cui bono? Leonard von Taxis, der schon lange ein Auge auf das florierende Geschäft der Frau Henoth geworfen hatte.
Tja, gewußt wie!
Gruß
Kassia