Oblast Kaliningrad

heinz

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Am 17.10.1945 wird der nördliche Teil Ostpreußens der Sowjetrepublik Russland angegliedert, Königsberg wird zur Hauptstadt dieses Distriktes (Oblast). Die umbenennung in >Kalinigrad< erfolgte 1946, im Todesjahr Kalinins. Die durch Krieg, Exekution und Deportation auf 25000 Menschen geschrumpfte deutsche Bevölkerung wurde bis 1948 fast ausnahmslos nach Deutschland ausgewiesen. Heute leben in der Oblast, die eine Fläche von ca. 14 000 Quadratkilometern umfasst, rund 970 000 Einwohner, davon etwa 40% am oder unter dem Existenzminimum. (AusG/Geschichte)
 
Hallo Heinz,
ich habe selbst einen der auch nach 1948 zurückgebliebenen Deutschen in Nordostpreußen kennengelernt, der erst 1989 aussiedelte. Wahrscheinlich ware es doch noch über 10000.
Heute wird die Zahl der Deutschen dort meist mit ungefähr 30.000 angegeben.
In Memelland sind relativ mehr geblieben. Ihre Zahl wird auch mit ungefähr 30.000 angegeben, gegenüber früher 150.000 Menschen doch ein hoher Anteil der damaligen u. der heutigen Bevölkerung.
 
Lieber Paul,
soviel ich weiß, lassen sich auch viele Rußlanddeutsche, bevor sie den Schritt nach Deutschland machen können in diesem Gebiet nieder. Auch wenn es einige zehnrausend Deutsche mehr sein sollten. Rußland und spziell Putin werden dieses Gebiet niemals aufgeben. Schröder ist von Putin zur 750 Jehrfeier nach Königsberg eingeladen worden.
Ich habe verschiedene Filmberichte über den heutigen Oblast gesehen. Es sieht dort sehr traurig aus. :rolleyes:
 
Ich habe mal von einer inoffiziellen Volksabstimmung gehört, wobei die Bevölkerung mehrheitlich dafür gestimmt haben soll, ihr Gebiet an Deutschland zurückzugeben, wenn die derzeitigen Besitzverhältnisse unangetastet bleiben...

Ist das nur ein Gerücht?
 
Lieber Lungos,
ich halte das für ein Gerücht, was nur mit der schlechten wirtschaftlichen Lage von heute zu erklären ist.Wieviel hunderte von Milliarden Euro wären in dieses gebiet zu investieren. Ein Faß ohne Boden, außerdem hat sich Deutschland an das Zwei plus Vierabkommen von 1990 zu halten.
Geschlossene Verträge sind zu respektieren. :thx:
 
Wenn wir schon von Gerüchten sprechen...

Nach der Wiedervereinigung 1990 soll es angeblich ein geheimes Angebot von Gorbatschow gegeben haben, daß Deutschland das Gebiet zurückkaufen könne. Genscher hat angeblich aus zwei Gründen abgelehnt:
1) Polen wäre wieder eingekreist und hätte das nie widerspruchslos hingenommen.
2) Die Kosten, die eine Modernisierung gebraucht hätte waren (zusätzlich zu dem, was in die DDR gesteckt werden sollte) nicht zu bewältigen gewesen.

Wie gesagt: Nur ein Gerücht...
Und selbst wenn es so war, werden das wohl erst unsere Enkel aus geöffneten Archiven erfahren ;-)
 
Ich war im Juni 2001 im Oblast Kaliningrad, sowohl in der Stadt als auch am Land. Und das, was ich gesehen habe, hat mich zutiefst erschüttert. Die Stadt ist in einem unbeschreiblichen Zustand des Verfalls, ganze Straßenzüge bestehen nur als Löchern und Schutt, Schiffe verotten im Hafen. Die Menschen, vor allem Alte und Kindern, betteln für ihr Auskommen, viele liegen schon am Vormittag sturzbetrunken am Straßenrand.
Nur vereinzelt gibt es Zeichen von Aufschwung, ein Stadtviertel unterscheidet sich sogar fundamental vom Rest Kaliningrads, hier gibt es renovierte Häuser, überwiegen Villen aus der Jahrhundertwende, selbstverständlich streng bewacht.
Zwei "Wahrzeichen" markieren den Zustand der ehemaligen Metropole Ostpreussens. An Stelle der in den 60er Jahren gesprengten Schlossruine erhebt sich der unvollendete Torso des "Hauses der Sowjets", ein gigantischer Betonkubus mit leeren Fensterhöhlen, unvorstellbar verkommen obwohl noch keine 30 Jahre alt. In dieser Ruine hausen nun die ärmsten der Armen, unser Kaliningrader Fahrer hat erklärt dass sich niemand in dieses Gebäude wagt.
Nicht weit entfernt davon die Ruine des Doms, ein Zeichen des Neubeginns. Die beiden Turmkapellen sind schon wieder fertiggestellt und werden religiös genutzt - die eine Kapelle russisch-orthodox, die andere lutherisch. Im Westwerk der Kirche befindet sich jetzt ein Museum der Geschichte Königsbergs (sic!) sowie ein Gedenkraum für Kant. Das Hauptschiff ist nachwievor voll Schutt, aber ein neues Dach gibt es zumindes schon.
Rund um die Kirche findet man heute noch die alten Straßenzüge und Gehsteige des einstigen Zentrums, nur kein einziges Haus steht mehr.

Die Situation am Land ist noch schlimmer. Man fährt überwiegend durch ehemaliges fruchtbares Ackerland das nicht mehr bebaut wird. Auf den ersten Blick zwar wunderschön - Wildblumen, Sträucher und noch junge Bäume bedecken die Landschaft, doch ist gerade diese Vegetation ein Zeichen dafür dass seit wenigen Jahren hier nichts mehr gesät und geernet wird.

Überall finden sich noch die Reste der alten preussischen Dörfer: neugotische Kirchen, Turmruinen, Schilder in deutscher Sprache. Relativ wenige Menschen waren zu sehen, und die wenigen in sehr schlechtem Zustand - ein junges Mädchen stand am Straßenrand, vielleicht 14, 15 Jahre alt. Ich hab noch nie derartig erloschene Augen gesehen!

Ein wahrer Schock war dann die Fahrt entlang der kurischen Nehrung nach Litauen. In der Mitte der Landzunge befindet sich die Grenze (mehrstündige Wartezeit trotz wenig Verkehrs) - der Unterschied zwischen diesen Ländern war gewaltig! Auf Kaliningrader Seite bis zum Grenzübergang das Bild des Verfalls, in Litauen das eines unglaublichen Aufschwungs! Wenige 100m trennen die Dörfer - verfallene Häuser mit von Gestrüpp überwucherten Vorgärten in Kalingrad, hübsch bemalte Holzhäuser, neue Straßen, Strandkonzerte und Galerien im litauischen Nida. Man fühlte sich wie in einer vollkommen anderen Welt!

Man soll die Hoffnung für Kaliningrad nicht aufgeben, es gibt zum Glück schon erste Zeichen eines beginnenden Neuanfangs, ich bin mir sicher dass es heute schon besser ist als noch vor drei Jahren. Eine Diskussion über eine Grenzrevision ist aber das letzte was dieses Gebiet braucht - eine Sonderstatus in der EU wäre da viel sinnvoller.
 
Mit der Oblast Königsberg geht ein gewaltiges Stück deutscher Geschichte den Bach hinunter.
Aber es gibt genügend historische Ereignisse, die verheerender waren, als der Verfall deutscher Baukunst.
 
Hurvinek schrieb:
Mit der Oblast Königsberg geht ein gewaltiges Stück deutscher Geschichte den Bach hinunter.
Aber es gibt genügend historische Ereignisse, die verheerender waren, als der Verfall deutscher Baukunst.
Meinst du etwa es ging mir in meinem Beitrag um den Verfall deutscher Baukunst?
Wieso diese vollkommen unnötige Provokation? :confused:
 
Zuletzt bearbeitet:
Hurvinek schrieb:
Mit der Oblast Königsberg geht ein gewaltiges Stück deutscher Geschichte den Bach hinunter.

Lieber Hurvinek, das sind die Ergebnisse, des von Hitler angezettelten zweiten Weltkrieges. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Rußland es zuläßt, dass der Oblast ein Teil der EU wird.
Vielleicht schafft ja die Männerfreundschaft zwischen Putin und Schröder etwas. :thx:
 
Rovere schrieb:
Meinst du etwa es ging mir in meinem Beitrag um den Verfall deutscher Baukunst?
Wieso diese vollkommen unnötige Provokation? :confused:
Nicht nur in der Oblast Königsberg stehen traurige Menschen am Straßenrand. In ganz Russland auf dem Land ist das nicht anders.
Ich provoziere nicht sondern mache bewußt.
 
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