Optionen zur Kriegführung in Nordafrika 1942?

A) Die Eroberung Maltas hätte den Erfolg Rommels ermöglicht.

Was definierst du als "den Erfolg Rommels", sprich welches Ziel hætte dann vermeintlich erreicht werden kønnen?
Eroberung Kairos und Sperrung des Suezkanals? Fuer wie lange? :devil:

Gruss, muheijo
 
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Die italienischen Mindestforderungen für "Herkules" waren dermaßen üppig, hervorhebenswert ist hier vor allem das Öl, das man sichin April 42 in Kleßheim zunächst einmal darauf verständigte, das erst in Nordafrika offensiv vorgegangen werden sollte, Stichwort Einnahme Tobruks, und dan Malta genommen werden sollte. Hitler hatte so eine liebe Mühe diesem Unternehmen zuzustimmen, denn Kreta war ihm noch frisch im Gedächtnis. Und dort waren die detuschen Verluste beträchtlich. Fraglich ist m.E. nach, ob herkules angesichts der italiensichen Forderungen überhaupt hätte realisiert werden können.


Bekanntermaße hatte sich Rommel aber ja auch nicht weiter um die Kleßheimer Abmachungen ja nicht weiter gescheert und ist gleich in Ägypten einmarschiert.

Die Einnahme Maltas hätte sicher die Nachschublage erleichtert, aber es ist doch wohl zu bedenken, das sich die britische Suez-Position kontinuierlich verstärkt wurde. Immerhin ist Montgomery ja noch zur Gegenoffensive angetreten.

Des Weiteren ist zu bedenken, das für den Sommer 42 eine weitere große Offensive gegen die Rote Armee, Operation Blau, geplant war und die verschlang den praktisch alle Ressourcen. Für Nordafrika blieb da nicht so viel übrig; einen nackten Mann kann man eben nicht in die tasche greifen.

Abschließend verdient sicher auch Ulta, die feindliche Funkaufklärung eine erwähnung, die üeraus erfolgreich arbeitete und dafür Sorge trug, das die Alliierten über die deutschen Maßnahmen und Absichten gut im Bilde waren.
 
Das ganze scheitert an der Frage, wie ein "Erfolg Rommels" denn hätte aussehen sollen. Selbst wenn Rommel Ende 1942 in Kairo einmarschiert wäre hätte das die gesamtstrategische Lage in Nordafrika nicht verändert, er wäre auch dann durch Operation Torch der Amerikaner zum Rückzug nach Tunesien gezwungen gewesen.

Gruß Alex
 
Grüß euch,

zunächst:

Die Einnahme Maltas war im Juni 1942 kein besonders drängendes Ziel. So wurden im April 1942 6.700 Tonnen Bomben über Malta abgeworfen, 11.500 Gebäude wurden dadurch zerstört. Gemeinsam mit der Einnahme von Tobruk und der Unterstützung von 21 deutschen U-Booten, welche gemeinsam mit der italienischen Marine im Mittelmeer operierten, war der Mittelmeerraum zu diesem Zeitpunkt, von den Achsenmächten gesehen, soweit gesichert.
Durch die massiven Bombardements war Malta stark geschwächt und die Dominanz der Achsenmächte ließ die Versorgung von Malta nur spärlich gelingen.
Alliierte Konvois kamen mit unter nur mit schweren Verlusten durch. Bekannt ist hier besonders der Geleitzug der Operation "Pedestal", er bestand aus 14 Handelsschiffen, die von 4 Flugzeugträgern, 2 Schlachtschiffen, 7 Kreuzern und 16 Zerstörern. Denoch muss er trotz der hohen Verluste (9 Frachtschiffe, 2 Kreuzer, 1 Träger und 1 Zerstörer) als alliierter Teilsieg gelten, auch wenn deutlich wird, welcher Preis abverlangt wurde. Stellenweise musste Malta über U-Boote versorgt werden.
Die Geleitzüge mit dem Nachschub für Rommel trafen dagegen kaum auf Widerstand.
(Quelle: "Atlas Zweiter Weltkrieg", Bechtermünz Verlag, ISBN 3-8289-0340-1)

Neben der von Turgot erwähnten "Operation Blau" war für Juli 1942 nach benannter Operation auch Operation "Edelweiß" geplant, die Eroberung der kaukasischen Ölfelder bei Maikop, Grosny und Baku. Diesen Unternehmungen galt bereits auf Grundlage der Kriegswirtschaftlichen Interessen größte Beachtung. Noch mehr jedoch aufgrund der übergeordneten Strategie. Durch die große Präsenz der Deutschen Verbände im Balkan hätte die Türkei möglicherweise dazu gezwungen werden können, sich den Achsenmächten anzuschließen, was zusammen mit dem Erfolg des Deutschen Afrika Korps eine mögliche Einkesselung der britischen Besitztümer im Nahen Osten zur Folge gehabt hätte. Dadurch wäre das Mittelmeer vollständig unter die Kontrolle der Achsenmächte geraten, und Malta wäre auf verlorenem Posten gestanden.
Das waren "Kartenraumüberlegungen", vor Ort erwies sich die Situation auf dem Balkan ja bekanntlich wesentlich komplizierter.

Daher ist meines Erachtens C) falsch,
B) ebenso, da der für Rommel bestimmte Nachschub bis zum Juli 1942 nahezu problemlos durchkam. Und andere Operationen, besonders auf dem Balken mit seinem Öl, wesentlich größere Ressourcen verlangte und, zu A), durch einen Erfolg auf dem Balkan und angenommenen Erfolgen durch das Afrika Korps, (zu Alex74) Wäre Rommels Erfolg im Juli 1942 noch die Eroberung des Suezkanals gewesen, wodurch im Kontext mit Erfolgen auf dem Balkan eine erwähnte Einkesselung britischer Besitztümer und die Herrschaft über das Mittelmeer als Möglich erschien.

Eigene Ansicht:
Wenn sich an allen Fronten, Balkan und Nordafrika, weitere Erfolge eingestellt hätten, wäre die Alliierte Macht im Mittelmeerraum gebrochen gewesen. Truppen des Britischen Commonweallth im Nahen Osten hätten sich zusätzlich von Nordafrika auch vom Balkan aus bedroht gesehen. Alliierte Operationen in Nordafrika und später zur eröffnung der Italienfront wären verzögert geworden. Ironischerweise erwies sich Malta schließlich als Sprungbrett.
Nichts desto Trotz zeigten sich an allen Fronten Probleme. Ab Juni sammelten sich Truppen um Stalingrad, welches mit der Zeit massives Material verschlang. Der Kaukasus war unwegsam und aufgrund der Geländebeschaffenheit gelang der Vorstoß wesentlich langsamer, als gedacht. In Nordafrika gelang es den Alliierten wieder Oberwasser zu spüren, als mit Montgomery und der Operation "Torch" eine überwältigung des DAK ohne Rommels Rückzug möglich gewesen wäre.

Zunächst geriet Operation "Herkules" vom OKW gemeinsam mit Malta in eine geringere Priorität, später mit der Landung der Aliierten auf Sizilien verlor Malta fast jede Bedeutung. Fazit: Malta war weder für die Achsenmächte, noch für die Aliierten, natürlich erst im Nachhinein, von besonderer Bedeutung. Daher hätte ein Erfolg der Operation "Herkules" für Rommel keinen nennenswerten Einfluss gehabt.

Gruß
WW

P.S.: Ich bitte geneigte Mitdiskutanten mich zu berichtigen, falls meine Angaben und Schlussfolgerungen falsch sein sollten. Danke.
 
Wenn Du Dir die Rolle Maltas im Nachschubverkehr für Nordafrika anschaust, und die Tonnage- und Versenkungsziffern, dann ist die Bedeutung wohl unterschätzt. Daten kann ich bei Bedarf liefern.

Die Transportkrise Ende 1941 führte zum Abzug beachtlicher Luftwaffenkräfte von der Ostfront, gleiches geschah ab September 1942. Malta verfügte 30 Tage nach dem Ausläufen der deutschen Luftoffensive bereits wieder über starke Jagdkräfte, und auch die Seestreitkräfte kehrten zurück. Einzelheiten sind hier im Forum dargestellt. Die deutsche Luftwaffe war durch den 4-Fronten-Krieg schlicht überfordert (siehe Gundelach).

Ein weiteres Problem der Achsenmächte war die Ölversorgung der Regia Marina. Ein Kriegseintritt der Türkei war 1942 nicht denkbar, wegen der Kräftelage an der Ostfront auch keine Verschiebung auf den Balkan.

Eine wesentliche Einflussnahme der USA auf die Kriegführung im Mittelmeer ab Mitte 1942 war die Überstellung von Luftstreitkräften, was sich auch auf die Lage Rommels in Ägypten auswirkte. Nichts verdeutlicht die Transportkrise der Achsenmächte (schon wieder im Juni 1942!) als die Verwendung von Ubooten und kleinen Seglern für den Nachschub nach Nordafrika.

Auf Nachfage: die Statistik zu den Transportleistungen liefere ich noch nach; das dauert etwas, da ich mal versuche, die diverse Literatur von Roskill über Van Crefeld, Bragadin, Playfair usw. bis zu den SKL-Transportstatistiken auszuwerten.

Vorab der Hinweis auf DRZW Band 6, dort mit eigenem Kapitel und Zusammenfassung, auch mit kritischer Betrachtung zu den Thesen von vanCrefeld. Siehe auch hier:
http://www.dtic.mil/dtic/tr/fulltext/u2/a348413.pdf
Rommel's Desert War: The Impact of Logistics on Operational Art.
 
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Auf Nachfrage hier die Statisiken:

Ich beginne mit dem Jahr 1941, in dem erste Teile des DAK überführt wurden. Quelle ist Nara, Roll 1706/32116/S. 98.

Die Verluste berücksichtige ich zunächst nicht, da sie aufgrund der ebenso bedeutenden Rückstau-Mengen in den italienischen Häfen nur das Bild verzerren.

Deutlich wird die krisenhafte Entwicklung ab September in den Mengen, die für die Operationen unzureichend waren. Daneben stellt die Tabelle nicht den eigentlichen Teil "operationswichtiger" Güter dar, wie DRZW Band 6 in kritischer Würdigung von van Creveld (Supplying War) bemerkt. Die hereingebrachten Mengen geben keinen Auffschluss darüber, welche Mangelzustände insbesondere bei Munition und Treibstoffen herrschten. Diese "Engpassfaktoren" werden aber plakativ, wenn man berücksichtigt, dass die italienische Marine in der Zeit ununterbrochen Treibstoffe und Mangelmunition per U-Boot oder Zerstörer, Kreuzer, in Einzelaktionen überführen musste.

Der Beginn Februar/April 1941 ist ausserdem von der Überführung der Masse der für das DAK vorgesehenen Truppenkörper geprägt. Für den Juli/August/September1941 kann man mit 140.000 bis 150.000 Tonnen vom monatlichen Normalbedarf ausgehen. Der Einbruch erfogte ab Oktober, wie unten noch für die italienischen Teile ergänzend gezeigt wird.

Anmerkung: nur Lieferungen für das DAK, nicht für die italienischen Truppen!
 

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Eine Gesamtstatistik für 1940/41 nach Quartalen liefert Bragadin (Italian Navy, S. 356/357): Hierbei ist zu beachten, dass es sich um Entlademengen handelt.

Juni 1940/September 1940:
Truppen: 13.619/ Material 148.817 to. / Monatsdurchschnitt 37.200 to.

Oktober 1940/Januar 1940:
Truppen: 27.925/ Material 197.742 to. / Monatsdurchschnitt 49.435 to.

Februar 1941/Juni 1941:
Truppen: 82.491/ Material 447.815 to. / Monatsdurchschnitt 89.560 to.
Verlustquote Material: rd. 7%

Juli 1941/Dezember 1941:
Truppen: 48.303/ Material 356.294 to. / Monatsdurchschnitt 59.382 to.
Hier wird der Einfluss der Probleme auf dem Zufuhrweg deutlich, Verlustquote Material rd. 27%

Januar 1942/Juni 1942:
Truppen: 9.009/ Material 441.878 to. / Monatsdurchschnitt 73.646 to.
Verlustquote Material rd. 6% - deutlich wird die Auswirkung der Luftoffensive gegen Malta bis April 1942. Dennoch wird die Zufuhr von I/41 nicht erreicht.

Juli 1942/Dezember 1942:
Truppen: 7.851/ Material 337.409 to. / Monatsdurchschnitt 56.209 to.
Der schlechte Durchschnitt von II/41 wird noch unterschritten. Verlustquote Material rd. 36%. Ab Oktober 1942 sind die erneuten Verlegungen der deutschen Luftwaffe von der Ostfront ins Mittelmeer spürbar, sie wirken sich allerdings wegen der angewachsenen alliierten Luftmacht nicht mehr so aus wie noch zu Beginn des Jahres 1942. Lieferungen nach Tunesien ab November 1942 sind nicht berücksichtigt. Die Zahlen betreffen (vermutlich?) nur die Versorgung durch die italienischen Ttransporter, ohne die deutschen Schiffe. Es zeigen sich allerdings in zeitlicher Verteilung die gleichen Schwankungen wie in den deutschen Statistiken.
 
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