Also ich kann an Deiner 1. Phase nichts gemäßigtes erkennen. Die Regierungen von 1789 bis 1793 waren aus Gemäßigten (Feuillants, Girondins) zusammen gesetzt, aber deswegen die Revolution als gemäßigt zu bezeichnen finde ich etwas weit hergeholt. Weder die Ereignisse des Jahres 1789 (Bastillesturm, Zug nach Versailles, Unruhen auf dem Land), noch die Tuilerienstürme oder die Ausschreitungen gegen Protestanten z.B. in den Provinzen, das Marsfeldmassaker usw. würde ich für gemäßigt halten.
Auf 3. trifft das selbe zu. Als gemäßigt würde ich, mit Abstrichen, höchstens die Regierung des Direktoriums bezeichnen, aber mich hüten von einer gemäßigten Phase zu sprechen.
Die Revolution hatte bis Ende 1792 durchaus einen gemässigten Charakter, im politischen Sinn. Natürlich gab den Sturm und den Zug der Marktweiber. Diese spontanen Aktionen des städtischen Mobs können nicht mit den politischen Zielen der Elite und den führenden Köpfen verglichen werden.
Die Assemblée nationale constituante (Übergewicht von Beamten, Juristen, liberalen Adeligen und Klerikern), und die Assemblée nationale législative (Übergewicht von Liberalen und Grossbürgertum) hatten keinesfalls die Absicht Religion und Kultur ändern. Die Monarchie stützten sie solange es politisch möglich war. Der Besitzstand war (ausgenommen Kirchgüter) gewährleistet. Zudem strebten diese eine liberale Wirtschaftspolitik an.
Der convention nationale (Übergewicht von Girondisten bzw. Jakobinern, die sich auf Arbeiter und Kleinbürger stützen), der erstmals nicht nach Zensus gewählt war, griff einerseits in Religions- und Kulurbelange ein (Kult der Vernuft und des höchsten Wesen, Revolutionskalender), andererseits hob er die Rechts- und Besitztumssicherheit auf. Mit einem egalitaristischen Programm (Höchstpreise, Landverteilung, soziale Leistungen) wandte man sich erstmals nicht der Ober- oder Mittelschicht, sondern den Sansculotten zu und gab diesen zwischen Ende 1792 und Mitte 1794, entscheidenden politischen Einfluss.
Unter dem Direktorium kam wechselte das staatstragende Element wieder zum (neuen) Grossbürgertum, was man u.a. auch am Zensuswahlrecht sehen kann. Ebenso verloren die Revolutionskulte an politischer Unterstützung. wirtschaftspolitisch wurde wieder ein liberalerer Kurs eingeschlagen.
In politischer, sozialer und kultureller Hinsicht lassen sich dadurch durchaus eine gemässigte Phase für Ende 1789 bis Ende 1792, und für 1795 bis zum Sturz durch Napoleon, sowie eine radikale Phase von Ende 1792/Anfang 1793 bis Mitte/Ende 1794.
(Für die Zeit unter dem ersten Konsul kann man sich streiten ob das noch zur Revolution gehört, da Napoleon nur das Erreichte bewahren wollte (nach Eigenaussage), aber ansonsten Stabilität verordnente.)