Platzpatronen für einzelne Schützen in Erschießungskommandos?

Inzwischen habe ich auch noch ein bisschen gesucht und bin in der Waffenrevue Nr. 5 (Juni 1972) fündig geworden. Dort wird auf den Seiten 825 ff. die 7,9 mm Munition (8x57 JS) beschrieben. Auf S.852 findet sich eine Beschreibung zu Platzpatrone 7,9 mm:

- Patronenhülse Stahl, verkupfert oder lackiert

Die Platzpatrone 27 mit Papiergeschoss wurde lt. Verfügung des OKH v. 20.12.1934 durch die Platzpatrone 33 mit rot gefärbtem Holzgeschoss abgelöst. Während des Krieges wurden auch ausländische Platzpatronen verwendet.
Nachfolgend werden 9 verschiedene Patronen aus Jugoslawien, der Tschechoslowakei, Polen und Norwegen genannt, die sich in der Farbe des Geschosses - von Natur bis Schwarz - unterscheiden.

Als Treibladung der Platzpatrone 33 wird 1 g Nz.Pl.Patr.R.P. angeführt, das steht wohl für Nitrozellulose-Platzpatronen-Röhren-Pulver.

Für die scharfe Munition wurde Gewehr-Blättchen-Pulver bzw. später Nitrozellulose-Gewehr-Blättchen-Pulver (Nz.Gew.Bl.P.), das aus viereckigen, überwiegend quadratischen Blättchen von ca. 0,25 - 0,35 mm Stärke mit einer Seitenlänge von ca. 1,2 - 1,5 mm bestand, verwendet.
Die verbesserte Munition für den Einsatz in Fliegerbordwaffen (ab 1941) enthielt ein Nitorpenta Gewehr-Röhrenpulver (Np.Gew.R.P.).
Die Treibladungsgewichte bewegten sich zwischen 2,7 bis 3,5 g, je nach Geschoss und Verwendungszweck.

Als Übungsmunition wurde lt. OKH-Verfügung v. 20.1.1937 die 7,9 mm l.S. (leichtes Spitzgeschoss) eingeführt. Das Geschoss bestand aus einem Alukern mit einem Flussstahlmantel und einer Abschlussscheibe aus Hartblei, Geschossgewicht 5,55 g, Vo 925 m/sec. Die Variante mit Leuchtspur wog 6,05 g.

1942 erfolgte die Ablösung durch die 7,9 mm S.m.K.Üb.m.Zerl. (Spitzgeschoss mit Stahlkern, Übungsgeschoss m. Zerleger). Das Geschoss wog 10 g, die Vo betrug 790 m/sec.

Als Patronenhülsen werden jeweils Messing und Stahl genannt, mit Treibladungsgewichten von 2,85 bis 3,00 g.

Die angegebenen Mündungsgeschwindigkeiten beziehen sich auf die Lauflänge des 98 k von 600 mm.
 
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Ich halte es ebenfalls für einen Mythos.

Ob es bei der Wehrmacht so gemacht wurde, weiss ich auch nicht, aber es ist offensichtlich hier und dort so durchgeführt worden.

Hier (El ltimo fusilamiento “legal” en Nicaragua - El Nuevo Diario - Managua, Nicaragua) ist die Beschreibung der letzten Öffentlichen Hinrichtung die durch Erschiessung in Nicaragua 1930 erfolgte. Es wurden drei Mörder erschossen, durch ein Erschiessungskommando Soldaten der Guardia Nacional bestand. Der Richter erklärt nach der Erschiessung, dass zwei Gewehre mit Platzpatronen geladen waren.
(Die Zahlen sind jedoch nicht ganz kohärent: Es sollen 24 Soldaten gewesen sein, zwei der verurteilten erhielten jeweils drei Kugeln, der dritte vier. Zwei Schüsse gingen daneben und landeten in der Wand dahinter. Was mit dem restlichen geschah ist irgendwie unklar.

Hier ist ein Bericht aus Chile (http://diarioeldia.cl/blog/historia-pena-muerte-chile-parte-ii-0) in der die letzte Erschiessung dort behandelt wird. Es wird der Bericht eines der ausgelosten Schützen aufgeführt, der bis zuletzt hoffte dass die Hinrichtung entweder ausgesetzt würde oder er das Gewehr mit der "gesetzlich vorgeschriebenen Platzpatrone" hätte. Er war aber auf Grund des stärkeren Rückstoßes überzeugt, dann eine richtige Patrone abgefeuert zu haben.

In Mexiko fand die letzte "amtliche" Erschiessung 1961 durch die Militärjustiz statt. Auch dort wurde angeblich ein Gewehr mit Platzpatrone geladen.

In Guatemala gab es noch im Jahr 1996 eine halböffentliche Erschiessung bei der 2 von 20 Gewehren mit Platzpatronen geladen waren. (Laut einem Zeitungsartikel der "Clarin" soll es sogar umgekehrt gewesen sein und nur zwei der Gewehre hatten richtige Patronen, was völlig unlogisch klingt).
 
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