Was war denn sonst die Intention Danzig unter Völkerbundmandat zu stellen? Wirtschaftlich gab es keinerlei beschränkungen für Polen, meine Oma musste als Hafenangestellte fortan sämtliche Papiere zweisprachig ausstellen um selbst solche Barrieren auszuschalten.
Das darüber gerungen würde, ist verständlich. Im Zeitpunkt der Note Wilsons
- war sicher die territoriale und politische Ausgestaltung des "freien
und sicheren Zugangs" unklar
- wurde die Regelung als Grundsatz in weitergehende politische Überlegungen der Westmächte (insb. Frankreichs) eingebunden, das alte Preußen durch Abtrennung Ostpreußens zu schwächen; für Frankreich eine Frage der zukünftigen europäischen Machtverhältnisse, ein Baustein ebenso wie die Limitierung der Reichswehr.
Die deutsche und die polnische Seite versuchten zu verhandeln, auf dieser Grundsatzformulierung aufbauend Verstärkungen ihrer Positionen zu finden: Polen durch weitergehende Forderung auf Annexion, DR durch Angebote auf Freihafenregelungen für Danzig, Königsberg und Memel (das hätte dem DR die Kontrolle über bedeutende polnische Exporte gegeben und war für Polen untragbar). Beides sind mE weitergehende Positionen iVz den 14 Punkten. Wie auch immer, es kam zur Abtrennung des Korridors und zur Freien Stadt Danzig in Reaktivierung der Idee von 1807.
Das Scheitern der Idee brauchte nicht lange, oben ist auf die Blockade in einer kritischen Lage verwiesen worden. Ebenso unverzüglich war die polnische Reaktion zu vermerken mit dem Bau des alternativen Hafens in Gdingen, noch vor dem dt.-poln. "Wirtschafts- und Zollkrieg" 1925. Der Bau erfolgte mit finanzieller Unterstützung Frankreichs und der schwierige Ausbau durch dänische Ingenieure. Gegen die Verlegung des polnischen Handels erhob Danzig Proteste, die vom Hohen Kommissar des Völkerbundes Conte Gravina im Oktober 1931 und vom Völkerbundrat am 15. Mai 1932 endgültig abgelehnt wurden.
Zu den wirtschaftlichen Folgen:
Hafenumschlag Danzigs in Jahrestonnen
1926: 6,30 Mio
1929: 8,56 Mio.
1932: 5,48 Mio. (entspricht dem durchschn. Rückgang der Weltwirtschaftskrise um 30 %)
1936: 5,62 Mio.
1938: 7,13 Mio.
Gdingen:
1924: 0,01 Mio.
1926: 0,40 Mio.
1929: 2,82 Mio.
1932: 5,19 Mio. (Aufschwung mit Kompensation der Weltwirtschaftskrise)
1936: 7,74 Mio.
1938: 9,12 Mio.
Bemerkenswert ist, dass bei beiden Häfen die Exporttonnagen weit die Importtonnagen überwiegen, was die Bedeutung für den polnischen Export zeigt. Beispiel für 1929
Danzig: Import 1.792.500 to., Export 5.639.605 to.
Gdingen: Import: 329.644 to., Export: 2.492.858 to.