Post Mortem Photography

Matrjoschka

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Um die Jahrhundertwende 19./20. Jahrhundert wurden Post Mortem Photografien produziert. Mit zum Teil aus heutiger Sicht sehr makabren Fotos, wo Familien oder einzelne Familienangehörige mit dem Verstorbenen abgelichtet wurden, meistens Kinder.
Weiß wer, welchen Zweck diese Fotos dienen sollten oder warum man das tat?
Bei Youtube kann jeder selbst mit "Post Mortem Photography" sowas anschauen. Auf eigene Gefahr.
 
Um die Jahrhundertwende 19./20. Jahrhundert wurden Post Mortem Photografien produziert.
Ich kenne diese Bilder seit Mitte des 19. Jahrhunderts, zu finden auf Gedenk- und Sterbebildern und als Portrait (-ausschnitt) auf Grabsteinen.

Mit zum Teil aus heutiger Sicht sehr makabren Fotos, wo Familien oder einzelne Familienangehörige mit dem Verstorbenen abgelichtet wurden, meistens Kinder. Weiß wer, welchen Zweck diese Fotos dienen sollten oder warum man das tat?
Den Zugang zu "makaber" krieg ich nicht. Auf den Bildern und ich nehme an, auf den Bildern bei youtube wird es nicht anders sein, sind gewaschene, bekleidete und zurechtgemachte (Kinder-)Leichen, bei denen man nicht immer mit Sicherheit sagen konn, ob der Abgebildete jetzt wirklich tot ist. Oft werden diese Kinder von ihren Eltern im Arm gehalten, oder im Kreis ihrer Geschwister fotografiert, um wenigstens noch eine letzte und in aller Regel einzige Fotografie (Fotografien waren damals noch teuer und kein Massenprodukt) vom Verstorbenen zu haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Oft werden diese Kinder von ihren Eltern im Arm gehalten, oder im Kreis ihrer Geschwister fotografiert, um wenigstens noch eine letzte und in aller Regel einzige Fotografie (Fotografien waren damals noch teuer und kein Massenprodukt) vom Verstorbenen zu haben.

Da kann was dran sein. Und der Unterschied zwischen lebenden und toten Menschen auf der Fotografie war auch nicht groß. Man schaute damals immer ernst in die Kamera oder in die Ferne. Da ist ein totes Gesicht kein großer Unterschied.
 
Lili hat bestimmt recht.
So ein bißchen "ehe die Spuren verwehen"

Wobei der "Brauch" auch bei uns noch nicht so lange nicht mehr ausgeübt wird.
Ein Jugendfreund hat anfangs der 70er eine Fotografen-Lehre gemacht, und musste immer mal wieder solche Aufnahmen machen.
 
Schon vor der Erfindung der Fotografie waren Gemälde verstorbener Persönlichkeiten durchaus üblich. Da wird ein Brauch weitergeführt.
 
Ein Jugendfreund hat anfangs der 70er eine Fotografen-Lehre gemacht, und musste immer mal wieder solche Aufnahmen machen.
In einigen asiatischen Ländern werden solche Bilder heute noch gemacht. Unser erstes Befremden, das wir empfinden, wenn wir hören, dass sich jemand mit einem Toten fotografieren lässt, ihn vielleicht sogar noch im Arm hält, liegt aber eher daran, dass "der Tod" mittlerweile irgendwas Schmutziges hat (ich weiß es leider gerade nicht besser zu beschreiben, ich hoffe jetzt mal ihr versteht was ich damit meine). Das ist aber eine verhältnismäßig neue Entwicklung. In der Vergangenheit hatte der Tod eben nichts abstoßendes, sondern wurde regelrecht "zelebriert" (auch hier fehlt mir gerade eine passendere Vokabel). Ich denke da jetzt beispielsweise an Aufbahren, Totenwachen, Totenwaschungen, diverse christliche Bestattungsriten, der Leichenschmaus, aber auch eine Vielzahl von Totengedenktagen, bspw. der Totensonntag, oder Allerseelen, das Messen lesen lassen usw. usf.
 
Bevor die Fotografie aufkam, war es vielfach üblich, Totenmasken abzunehmen. Man kann diskutieren, ob das aufwändige Hantieren mit Gips an der Leiche im Sinne einer Traditionslinie einfach durch Fotos ersetzt wurde.
 
Totenmasken waren noch Mitte des vorigen Jahrhunderts nicht unüblich. In Erinnerung ist mir Reinhold Schneider (1958).
 
Bevor die Fotografie aufkam, war es vielfach üblich, Totenmasken abzunehmen. Man kann diskutieren, ob das aufwändige Hantieren mit Gips an der Leiche im Sinne einer Traditionslinie einfach durch Fotos ersetzt wurde.

Totenmasken wurden klassischerweise hergestellt, um später Potraits und Büsten herstellen zu können.

Allgemein sind solche Fotografien und Masken eine Art der Erinnerung und wahrscheinlich auch der Trauerbewältigung - entsprechend kann ich darin nichts verwerfliches entdecken.
 
Schon vor der Erfindung der Fotografie waren Gemälde verstorbener Persönlichkeiten durchaus üblich.

Wenn kleinere Gruppen (ca. 2-4 Personen) portraitiert wurden, kam es auch vor, dass der Maler bei der "Deko" einen Schädel vor oder bei einer Person platzierte. Damit drückte er aus, dass jene Person zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben war.
 
Wenn kleinere Gruppen (ca. 2-4 Personen) portraitiert wurden, kam es auch vor, dass der Maler bei der "Deko" einen Schädel vor oder bei einer Person platzierte. Damit drückte er aus, dass jene Person zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben war.
Oder auch Kreuze über den Köpfen, glaube ich schon gesehen zu haben.

Es gibt ja häufig Gemälde von bedeutenden Patrizieren mit 2 oder 3 Frauen, welche sie freilich nacheinander und nicht zeitgleich hatten. Rechts und links sind dann die Kinder, getrennt nach Geschlecht und geordnet nach Alter aufgereiht, worunter natürlich auch einige sein konnten, welche vor ihrem Vater und der Anfertigung des Gemäldes schon tot waren.
 
[...]dass "der Tod" mittlerweile irgendwas Schmutziges hat (ich weiß es leider gerade nicht besser zu beschreiben, ich hoffe jetzt mal ihr versteht was ich damit meine). Das ist aber eine verhältnismäßig neue Entwicklung. In der Vergangenheit hatte der Tod eben nichts abstoßendes, sondern wurde regelrecht "zelebriert" (auch hier fehlt mir gerade eine passendere Vokabel).
Als der Tod noch zum Alltag gehörte, versuchte der Mensch ihn sich zum Freund zu machen, da er die einzige wirklich zuverlässige Größe im Leben darstellt.

Heute wird der erschreckenden Zuverlässigkeit des Todes zunehmend mit Verdrängung begegnet, was durch den oftmals einsamen Sterbeprozess sowie die scheinbare Allmacht der Technik wirkungsvoll unterstützt werden kann. Dies ist u.a. eine Folge zunehmenden Wohlstands. Früher waren Kliniken dünn gesät, zudem viele heutzutage harmlose Krankheiten lebensgefährlich.

So hat der Segen des Fortschritts eben auch eine Kehrseite, nämlich die "Entwöhnung" vom Tod, womit sein Schrecken gewachsen ist.
 
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Ein Jugendfreund hat anfangs der 70er eine Fotografen-Lehre gemacht, und musste immer mal wieder solche Aufnahmen machen.

Also in meiner Familie mütterlicherseits ist das immer noch Brauch. Mein Großvater wie auch meine Großmutter wurden, nachdem sie vom Bestatter zurechtgemacht worden waren in der Leichenhalle von meiner Mutter fotografiert - weil das halt so Brauch ist.

Übrigens hab ich mir mal sagen lassen, dass man bei den Fotografien aus dem 19.Jh. genau sagen kann ob jemand lebt oder tot ist, denn nur bei den Toten sind die Augen wirklich 100% scharf abgebildet, Lebende können minimale Bewegungen nicht vermeiden und ihre Augen sind somit immer minimal unscharf.
 
Übrigens hab ich mir mal sagen lassen, dass man bei den Fotografien aus dem 19.Jh. genau sagen kann ob jemand lebt oder tot ist, denn nur bei den Toten sind die Augen wirklich 100% scharf abgebildet, Lebende können minimale Bewegungen nicht vermeiden und ihre Augen sind somit immer minimal unscharf.

Wurden die Toten tatsächlich mit offenen Augen fotografiert? Ich kenne nur Bilder, auf denen die Augen der Toten geschlossen waren, manche sogar mit Münzen auf den Augen.

LG
KeineAhnung
 
Wurden die Toten tatsächlich mit offenen Augen fotografiert? Ich kenne nur Bilder, auf denen die Augen der Toten geschlossen waren, manche sogar mit Münzen auf den Augen.
Ja, teilweise sind die Augen auf. Ich bin mir grad unsicher, ob ich Bilder verlinken/einstellen darf. @Mods: darf ich, oder ist das zu "geschmacklos" fürs GF?
 
Es ist schon ok @Lili,

ich glaube Dir auch so und ich kann ja auch mal selber im i-net schauen. Mir ist nur noch nie ein solches Foto mit geöffneten Augen untergekommen.

Liebe Grüße
KeineAhnung
 
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