Bei genauerer Betrachtung standen hinter den Gewalttaten (sog. "Raubrittertum" - Anm. von mir) jedoch sowohl beutegierige Wegelagerei als auch Fälle berechtigter Notwehr. Da jedoch ein Großteil der Berichte aus städtischen Archiven schöpft, wurde stets ein einseitiges, düsteres Bild der Ritterschaft gezeichnet, das von der Romantik natürlich dankbar aufgegriffen wurde. Was aber aus Sicht der Städte purer Straßenraub war, stand bei den adligen Kontrahenten im Einklang mit dem Fehderecht. nach angesagter Fehde konnte sich ein Fehdeteilnehmer durchaus im Recht sehen, wenn er sich der Güter seines Gegners bemächtigte.
Und was städtische Quellen oft verschweigen: nicht wenige Fehden wurden nach Anmaßungen auf Seiten der Städte angesagt, wobei sich die Ritter bei der Verteidigung von Rechten und Privilegien stets empfindlich zeigten und unmittelbar und hart auf vermeintliche Verletzungen reagierten. Hinter vielen Übergriffen standen daher nicht Armut oder Verkommenheit, sondern Rechtssuche und politischer Kampf.