Rafael
Aktives Mitglied
Hallo zusammen,
folgend möchte ich eine Klausur von mir vorstellen, die die Überschrift "Weimarer Republik" trägt und sich vor allem mit der Sozialisierungsfrage und der Regierung unter Ebert beschäftigt.
Über eine Kritik und Verbesserungsvorschläge würde ich mich sehr freuen, da dies hilfreich für meine Abiturprüfung sein könnte. Zudem bietet diese Arbeit auch zwei Meinungen von Historikern zum o.g. Thema an und man findet dort oder in meiner eigenen Meinung Diskussionsanstöße.
(Die Texte der beiden Historiker, die es zu analysieren gab, werde ich zunächst nicht abschreiben. Ich denke, dass esoihne geht, wenn man lediglich Sprache und die Richtigkeit der Informationen betrachten möchte. Auch wäre es ein Lob, wenn ihr von meinen Ausführungen aus auch die Theorien der beiden Autoren verstehen würdet.)
1. In Aufgabe 1 sollten wir die Texte der beiden Autoren (T1: H.A. Winkler, Von der Revolution zur Stabilisierung, Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik 1918-1924, Seite 146 ff/ T2: E. Kolb, Die Weimarer Republik, Seite 158ff) analysieren. Hierzu sollten wir darstellen, welche Handlungsspielräume die Autoren den verschiedenen politischen Gruppen zubilligen und welche politischen Motive sie den Entscheidungsträgern zusprechen.(Die Abkürzung MSPD und SPD meint das Gleiche, die Historiker jedoch verwendeten jeweils die andere Bezeichnung.)
Zu 1:
Im folgenden Text werden zwei Texte bezüglich der Weimarer Republik interpretiert, und es wird dargestellt, welche Handlungsspielräume und welche Motive den "gesellschaftlichen und parteipolitischen Gruppen" (Aufgabenstellung) nach Meinung der Autoren gegeben waren.
In dem Textausschnitt aus "Von der Revolution zur Stabilisierung, Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik 1918-1924" (Berlin/Bonn 1984, Seite 146 ff) urteilt der Autor H.A. Winkler über die Politik der SPD im Hinblick auf die Revolution 1918/19.
Seiner Meinung nach ist es die größte Leistung der Volksbeauftragten gewesen, dass diese ein wirtschaftliches und "politisches Chaos" (T1, Z.35) verhindert haben, doch habe die SPD viele Fehler gemacht, wenn man betrachtet, welche Politik sie zur Stabilisierung der parlamentarischen Demokratie gemacht habe.
Winkler zitiert in seinem Text zunächst Friedrich Eberts Rede von der ersten Sitzung der Nationalversammlung am 6. Februar 1919, in der Ebert die SPD als "Konkursverwalter des alten Regimes" (T1, Z.1) darstellt.
Der Historiker kritisiert die Sicht Eberts und der SPD, dass sie in der "Übergangszeit" (vgl. T1, Z. 4) nicht mehr hätten tun können. In der Zeit nach der Novemberrevolution sei oftmals von der Furcht vor dem Bolschewismus gesprochen worden, da man Angst hatte, dass Deutschland auf gleiche Weise wie Russland enden würde. Auch schätzte die Regierung ihr eigenes Vorgehen, da sie mit ihrer Politik die Kontinuität gewahrt habe.
Diese zwei Punkte relativiert der Autor als Gründe für das Versäumen einer tiefgreifenden Politik von Seiten der SPD aber und nennt in seiner Ausführung weitere Gründe. Das "deterministische Verständnis von Geschichte" (T1, Z.13) habe Schuld daran getragen, dass die Sozialdemokraten ihren eigenen Handlungsspielraum nicht erkannt haben, den sie eigentlich hatten. Sie nämlich hätten an die Notwendigkeit und Unausweichlichkeit des Sozialismus geglaubt haben, wenn die Zeit dafür reif war (vgl. T1, Z.28). Dieser Glaube sei lähmend für die Sozialdemokratie gewesen (vgl. T1, Z.28). Es ist wichtig, dass Winkler hier den Begriff "Glaube" benutzt, denn dies stellt gut dar, dass die SPD eher in Erwartungshaltung war, anstatt konkrete Politik zu machen.
Weiterhin sagt Winkler, es habe einen großen Widerspruch zwischen der praktischen und theoretischen Politik der SPD gegeben. Dadurch, dass man nicht den eigenen Handlungsspielraum ersehen habe, habe man nur praktische Reformen (wie man sie vom Kaisereich kannte) durchgeführt (vgl. T1, Z.20ff).
Nach Winkler hatte die SPD keine konkrete Vorstellung, was sie mit der Macht machen sollte. So sei primär nur Kraft für politische Machtkämpfe, aber nicht für "wirtschaftliche Zweckmäßigkeit" (T1, Z.33) genutzt wurden.
Als Schlußfolgerung bleibt für den Historiker Winkler übrig, dass die SPD einen größeren Handlungsspielraum gehabt habe, als sie selber erkannte. Sie habe ihre Lage verkannt und falsche Politik gemacht und somit versäumt "ein gewisses Maß" (T1, Z.34) an Sozialisierung der Demokratie eine stabile Grundlage zu verschaffen. Ohne diese Grundlage jedoch war den Nationalen ("Demokratiegegner") die Chance gegeben sich zu formieren (vgl. T1, Z.36ff).
Auch E. Kolb relativiert in seinem Text aus "Die Weimarer Republik" zunächst die Gefahr des Bolschewismus. Der Bolschewismus sei keine Eventualität einer Sozialisierungspolitik gewesen (vgl. T2, Z.14ff).Gerade deshalb hätten die politischen Handlungssträger mehr Handlungsspielraum gehabt, als sie sich selbst zubilligten (vgl. T2, Z.24ff). Man habe nämlich nicht nur die zwei Möglichkeiten "Bolschewismus" und Zusammenarbeit "mit den traditionellen Machteliten" gehabt (vgl. T2, Z.28ff).
Da die Volksbeauftragten in jener Zeit mehr Möglichkeit gehabt haben, hätten sie der o.g. "traditionellen Machtelite" entschlossener entgegentreten können, doch man habe auf die Loyalität dieser vertraut und nicht einen eigenen Kurs eingeschlagen, zu dem man aber fähig gewesen wäre (vgl. T2, Z.31ff).
So sieht Kolb die Situation ebenso wie Winkler. Die MSPD habe einiges in der Politik versäumt. Jedoch nennen beide unterschiedliche Gründe hierfür. Auch ist Kolb aber der Meinung, eine tiefgreifende Sozialisierung hätte stattfinden können und sollen. Die SPD hätte dafür sogar das "Potential der Arbeiter- und Soldatenräte" nutzen können (vgl. T2, Z.35ff).
Doch anstatt dieses Potential zu nutzen, habe die MSPD ihr Vertrauen auf die o.g. Machtelite gesetzt und nicht mehr auf die Volksbewegung, die größtenteils die eigentlichen Ziele der MSPD mitverfolgt habe. Man "habe [ein] grundsätzliches Misstrauen gegenüber spontanen Massenbewegungen" gehabt, schreibt E. Kolb (vgl. T2, Z. 39ff).
Nach E. Kolb wurde durch die Hemmung der demokratischen Volksbewegung "Radikalisierung und Resignation" geschaffen. (vgl T2, Z.52ff). Auch in E. Kolbes Text versäumte es die SPD eine demokratische Basis zu schaffen.
Beide Historiker sind der Meinung, die Volksbeauftragten hätten es versäumt eine ("in gewissem Maße" <vgl. Winkler>) Sozialisierung durchzuführen und somit ein sozialdemokratisches Fundament aufzubauen, das den Gegnern der Demokratie gewachsen war.
So viel zur ersten Aufgabe!
folgend möchte ich eine Klausur von mir vorstellen, die die Überschrift "Weimarer Republik" trägt und sich vor allem mit der Sozialisierungsfrage und der Regierung unter Ebert beschäftigt.
Über eine Kritik und Verbesserungsvorschläge würde ich mich sehr freuen, da dies hilfreich für meine Abiturprüfung sein könnte. Zudem bietet diese Arbeit auch zwei Meinungen von Historikern zum o.g. Thema an und man findet dort oder in meiner eigenen Meinung Diskussionsanstöße.
(Die Texte der beiden Historiker, die es zu analysieren gab, werde ich zunächst nicht abschreiben. Ich denke, dass esoihne geht, wenn man lediglich Sprache und die Richtigkeit der Informationen betrachten möchte. Auch wäre es ein Lob, wenn ihr von meinen Ausführungen aus auch die Theorien der beiden Autoren verstehen würdet.)
1. In Aufgabe 1 sollten wir die Texte der beiden Autoren (T1: H.A. Winkler, Von der Revolution zur Stabilisierung, Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik 1918-1924, Seite 146 ff/ T2: E. Kolb, Die Weimarer Republik, Seite 158ff) analysieren. Hierzu sollten wir darstellen, welche Handlungsspielräume die Autoren den verschiedenen politischen Gruppen zubilligen und welche politischen Motive sie den Entscheidungsträgern zusprechen.(Die Abkürzung MSPD und SPD meint das Gleiche, die Historiker jedoch verwendeten jeweils die andere Bezeichnung.)
Zu 1:
Im folgenden Text werden zwei Texte bezüglich der Weimarer Republik interpretiert, und es wird dargestellt, welche Handlungsspielräume und welche Motive den "gesellschaftlichen und parteipolitischen Gruppen" (Aufgabenstellung) nach Meinung der Autoren gegeben waren.
In dem Textausschnitt aus "Von der Revolution zur Stabilisierung, Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik 1918-1924" (Berlin/Bonn 1984, Seite 146 ff) urteilt der Autor H.A. Winkler über die Politik der SPD im Hinblick auf die Revolution 1918/19.
Seiner Meinung nach ist es die größte Leistung der Volksbeauftragten gewesen, dass diese ein wirtschaftliches und "politisches Chaos" (T1, Z.35) verhindert haben, doch habe die SPD viele Fehler gemacht, wenn man betrachtet, welche Politik sie zur Stabilisierung der parlamentarischen Demokratie gemacht habe.
Winkler zitiert in seinem Text zunächst Friedrich Eberts Rede von der ersten Sitzung der Nationalversammlung am 6. Februar 1919, in der Ebert die SPD als "Konkursverwalter des alten Regimes" (T1, Z.1) darstellt.
Der Historiker kritisiert die Sicht Eberts und der SPD, dass sie in der "Übergangszeit" (vgl. T1, Z. 4) nicht mehr hätten tun können. In der Zeit nach der Novemberrevolution sei oftmals von der Furcht vor dem Bolschewismus gesprochen worden, da man Angst hatte, dass Deutschland auf gleiche Weise wie Russland enden würde. Auch schätzte die Regierung ihr eigenes Vorgehen, da sie mit ihrer Politik die Kontinuität gewahrt habe.
Diese zwei Punkte relativiert der Autor als Gründe für das Versäumen einer tiefgreifenden Politik von Seiten der SPD aber und nennt in seiner Ausführung weitere Gründe. Das "deterministische Verständnis von Geschichte" (T1, Z.13) habe Schuld daran getragen, dass die Sozialdemokraten ihren eigenen Handlungsspielraum nicht erkannt haben, den sie eigentlich hatten. Sie nämlich hätten an die Notwendigkeit und Unausweichlichkeit des Sozialismus geglaubt haben, wenn die Zeit dafür reif war (vgl. T1, Z.28). Dieser Glaube sei lähmend für die Sozialdemokratie gewesen (vgl. T1, Z.28). Es ist wichtig, dass Winkler hier den Begriff "Glaube" benutzt, denn dies stellt gut dar, dass die SPD eher in Erwartungshaltung war, anstatt konkrete Politik zu machen.
Weiterhin sagt Winkler, es habe einen großen Widerspruch zwischen der praktischen und theoretischen Politik der SPD gegeben. Dadurch, dass man nicht den eigenen Handlungsspielraum ersehen habe, habe man nur praktische Reformen (wie man sie vom Kaisereich kannte) durchgeführt (vgl. T1, Z.20ff).
Nach Winkler hatte die SPD keine konkrete Vorstellung, was sie mit der Macht machen sollte. So sei primär nur Kraft für politische Machtkämpfe, aber nicht für "wirtschaftliche Zweckmäßigkeit" (T1, Z.33) genutzt wurden.
Als Schlußfolgerung bleibt für den Historiker Winkler übrig, dass die SPD einen größeren Handlungsspielraum gehabt habe, als sie selber erkannte. Sie habe ihre Lage verkannt und falsche Politik gemacht und somit versäumt "ein gewisses Maß" (T1, Z.34) an Sozialisierung der Demokratie eine stabile Grundlage zu verschaffen. Ohne diese Grundlage jedoch war den Nationalen ("Demokratiegegner") die Chance gegeben sich zu formieren (vgl. T1, Z.36ff).
Auch E. Kolb relativiert in seinem Text aus "Die Weimarer Republik" zunächst die Gefahr des Bolschewismus. Der Bolschewismus sei keine Eventualität einer Sozialisierungspolitik gewesen (vgl. T2, Z.14ff).Gerade deshalb hätten die politischen Handlungssträger mehr Handlungsspielraum gehabt, als sie sich selbst zubilligten (vgl. T2, Z.24ff). Man habe nämlich nicht nur die zwei Möglichkeiten "Bolschewismus" und Zusammenarbeit "mit den traditionellen Machteliten" gehabt (vgl. T2, Z.28ff).
Da die Volksbeauftragten in jener Zeit mehr Möglichkeit gehabt haben, hätten sie der o.g. "traditionellen Machtelite" entschlossener entgegentreten können, doch man habe auf die Loyalität dieser vertraut und nicht einen eigenen Kurs eingeschlagen, zu dem man aber fähig gewesen wäre (vgl. T2, Z.31ff).
So sieht Kolb die Situation ebenso wie Winkler. Die MSPD habe einiges in der Politik versäumt. Jedoch nennen beide unterschiedliche Gründe hierfür. Auch ist Kolb aber der Meinung, eine tiefgreifende Sozialisierung hätte stattfinden können und sollen. Die SPD hätte dafür sogar das "Potential der Arbeiter- und Soldatenräte" nutzen können (vgl. T2, Z.35ff).
Doch anstatt dieses Potential zu nutzen, habe die MSPD ihr Vertrauen auf die o.g. Machtelite gesetzt und nicht mehr auf die Volksbewegung, die größtenteils die eigentlichen Ziele der MSPD mitverfolgt habe. Man "habe [ein] grundsätzliches Misstrauen gegenüber spontanen Massenbewegungen" gehabt, schreibt E. Kolb (vgl. T2, Z. 39ff).
Nach E. Kolb wurde durch die Hemmung der demokratischen Volksbewegung "Radikalisierung und Resignation" geschaffen. (vgl T2, Z.52ff). Auch in E. Kolbes Text versäumte es die SPD eine demokratische Basis zu schaffen.
Beide Historiker sind der Meinung, die Volksbeauftragten hätten es versäumt eine ("in gewissem Maße" <vgl. Winkler>) Sozialisierung durchzuführen und somit ein sozialdemokratisches Fundament aufzubauen, das den Gegnern der Demokratie gewachsen war.
So viel zur ersten Aufgabe!
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