Aber so ein Zug verlangsamt sich doch mit steigender Größe oder? Allein die Zuglänge sorgt doch dafür, dass wenn die ersten da sind, es noch lange dauert bis auch die NAchhut angekommen ist. Ebenso läuft die Nachhut deutlich später los als der vordere Teil des Zuges.
Das ist ein sehr wichter Punkt, gerade bei antiken Heeren. All diese Punkte sorgten daher wohl dafür, dass die Heeresgrößen eine Art von Obergrenze hatten. Mehr Menschen zusätzlich noch zu versorgen bereitete immense logistische Probleme und verschärfte das Problem der Marschlängen noch!
Bereits weiter oben wurde der alte Delbrück zitiert, der für seine Berechnungen gerne einmal auf damals noch aktuelle Militärvorschriften zurückgreifen konnte, wie sie noch 1870/71 verwendet wurden. Ich denke derartige Handbücher müssten doch noch irgendwo aufzutreiben sein und einen guten Einblick in die Thematik geben können? Generell galt, dass Infanteristen eng marschierten, Kavallerie und leichte Truppen hatten einen höheren Platzbedarf. Militärische Disziplin sorgte für kalkulierbar großen Platzbedarf und feste Abstände für die jeweiligen Einheiten, während der nichtmilitärische Tross durch Wagen aller Art und mangelnde Disziplin besonders leicht während des Marsches in Unordnung geraten konnte.
Modernere Heeresordnungen halte ich für gänzlich ungeeignet, ist doch seitdem die Feuerkraft der Armeen so sehr angestigen, das der Massenangriff/Nahkampf (die Hauptkampfform fast aller Zeiten bis weit über die Pulverwaffen hinweg) völlig aus der "Mode" gekommen ist. Hohe feindliche Feuerkraft erfordert es nämlich eher lockere Formationen zu wählen, während Nahkämpfer idealerweise nahe zusammen bleiben sollten. Damals waren Kolonnen noch recht kompakte, enge Formationen mit mehreren Reihen Soldaten, während einem unbedarften, heutigen Beobachter bei Militärkolonnen nur noch relativ auseinandergezogener "Gänsemarsch" von Fahrzeugen einfällt.
In Feindnähe konnte die ganze Armee natürlich nicht in reiner Marschordnung bleiben, sondern Teile mussten in Gefechtsbereitschaft verschiedener Grade den Zug schützen. Solche Gruppen hatten daher einen höheren Platzbedarf, der dabei wohl selten auf die eigentliche "Vormarschstraße" zurückgreifen konnte und die Marschgeschwindigkeit deutlich verringern musste. Je höher der Bereitschaftsgrad, desto geringer die Marschgeschwindigkeit also...