Rom auf dem Weg - Legionen und ihr Marsch

Wurde in Ordnung marschiert oder locker gewandert?

Soweit ich weiß, wurde auf Marschordnungen Wert gelegt, da bei einer möglichen Schlacht eine gewisse Ordnung und Formation von bedeutender, ja entscheidender, Rolle war.

P.S.: Das Prinzip von Ordnung und Formation der Infanterie wurde übrigens schon von den Griechen abgeguckt. ;)
 
Aber so ein Zug verlangsamt sich doch mit steigender Größe oder? Allein die Zuglänge sorgt doch dafür, dass wenn die ersten da sind, es noch lange dauert bis auch die NAchhut angekommen ist. Ebenso läuft die Nachhut deutlich später los als der vordere Teil des Zuges.

Das ist ein sehr wichter Punkt, gerade bei antiken Heeren. All diese Punkte sorgten daher wohl dafür, dass die Heeresgrößen eine Art von Obergrenze hatten. Mehr Menschen zusätzlich noch zu versorgen bereitete immense logistische Probleme und verschärfte das Problem der Marschlängen noch!

Bereits weiter oben wurde der alte Delbrück zitiert, der für seine Berechnungen gerne einmal auf damals noch aktuelle Militärvorschriften zurückgreifen konnte, wie sie noch 1870/71 verwendet wurden. Ich denke derartige Handbücher müssten doch noch irgendwo aufzutreiben sein und einen guten Einblick in die Thematik geben können? Generell galt, dass Infanteristen eng marschierten, Kavallerie und leichte Truppen hatten einen höheren Platzbedarf. Militärische Disziplin sorgte für kalkulierbar großen Platzbedarf und feste Abstände für die jeweiligen Einheiten, während der nichtmilitärische Tross durch Wagen aller Art und mangelnde Disziplin besonders leicht während des Marsches in Unordnung geraten konnte.

Modernere Heeresordnungen halte ich für gänzlich ungeeignet, ist doch seitdem die Feuerkraft der Armeen so sehr angestigen, das der Massenangriff/Nahkampf (die Hauptkampfform fast aller Zeiten bis weit über die Pulverwaffen hinweg) völlig aus der "Mode" gekommen ist. Hohe feindliche Feuerkraft erfordert es nämlich eher lockere Formationen zu wählen, während Nahkämpfer idealerweise nahe zusammen bleiben sollten. Damals waren Kolonnen noch recht kompakte, enge Formationen mit mehreren Reihen Soldaten, während einem unbedarften, heutigen Beobachter bei Militärkolonnen nur noch relativ auseinandergezogener "Gänsemarsch" von Fahrzeugen einfällt.

In Feindnähe konnte die ganze Armee natürlich nicht in reiner Marschordnung bleiben, sondern Teile mussten in Gefechtsbereitschaft verschiedener Grade den Zug schützen. Solche Gruppen hatten daher einen höheren Platzbedarf, der dabei wohl selten auf die eigentliche "Vormarschstraße" zurückgreifen konnte und die Marschgeschwindigkeit deutlich verringern musste. Je höher der Bereitschaftsgrad, desto geringer die Marschgeschwindigkeit also...
 
Ja und gerade die wiederholte Erwähnungen zu den Ordnungen machen mir Kopfschmerzen.
Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, sie ist je größer die Gruppe wird desto schwerer einzuhalten.
Deswegen gehe ich von einem gewissen literarischen Idealbild aus, welches natürlich den Gruppen und Untergruppenführern obliegt zu erreichen.
Gerade die oben erwähnten Übungslager sprechen für den Versuch dieses Ideal zu erreichen.
Auf alle Fälle sollte man unterscheiden zwischen einfacher Verlegung von Truppen und das ziehen ins Feld, ich denke hier wird die Ordnung und der Grad ihrer Einhaltung variieren.
(Maurice widmet sich dem ganz gut, während Vegetius sowieso darüber beklagt, das alles schlechter geworden ist)
Auch denke ich um wieder bei Varus zu sein, das unabhängig vom Ort der Katastrophe, eben ein Grund für diese war, das sein Zug dem Idealbild nicht entsprach, da er halt unter falschen Annahmen, nicht viel auf diese Idealbild gegeben hat.

@tejason, ja moderne Waffen führen zum größten Teil zu einer Umkehr von altem Verhalten…
 
Ein interessanter Aspekt wäre moderne “Stauforschung” für Autobahnen auf antike Heeresmärsche zu übertragen *g*
 
Ein interessanter Aspekt wäre moderne “Stauforschung” für Autobahnen auf antike Heeresmärsche zu übertragen *g*

Mir scheint das in gewisser Hinsicht Teile dieser Forschung ein alter Hut sind. In allen Kriegen waren/sind kleinere Überfälle auf marschierende Truppen beliebt. Sie führen doch zu Verzögerungen und Staus im feindlichen Vormarsch. Es wirkte sich in alten Zeiten nur stärker aus, da Heere oft nur auf eine oder maximal zwei Vormarschstraßen/Pisten angewiesen waren. Teile ein Kommandeur seine Truppen auf zu viele parallel marschierende Kolonnen auf, verlor er die unmittelbare Kontroll- & Kommandogewalt über seine Verbände!

Ein paar abgeschossene Pfeile (am Besten vielleicht Brandpfeile?) aus dem Hinterhalt auf die gegnerische Kolonne und dann wegreiten hat bestimmt genauso gewirkt wie die Theorie vom Bremsstau - bei dem (mindestens) ein starkes Abbremsen auf einer Autobahn mit hoher Geschwindigkeit und niedrigen Abständen durchaus Staus auslösen kann... Jedenfalls kommt mir das so vor.

@Marschvorschriften:
Natürlich dienten diese Vorschriften den damaligen und heutigen Truppenkommandanten um militärische Bewegungen planen zu können und nicht in erster Linie um von Autoren (wie dem von mir zitierten Delbrück) zur Berechnung geschichtlicher Konflikte verwendet zu werden.
 
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