Roms Heere

Die ersten Truppen des Augustus, zu dem Zeitpunkt noch als Octavian unterwegs haben sich auf jeden Fall noch direkt ihm verpflichtet, da es sich dabei auch eher um eine weitere "Privatarmee" gehandelt haben dürfte.
Seit er 40 v.Chr. den Titel Imperator fast schon als Bestandteil des Namens mit auflistete dürfte diese Sitte, die Soldaten auf sich zu vereinigen auch generell verbreitet worden sein.
(Er wurde 21 mal zum Imperator ausgerufen)

Mutmaßen kann man aber, ob er nicht in der Zeit, als er nach außen hin dem Senat wieder mehr Macht zugestand dies aussetzte. Auf jeden Fall wurden die späteren Legionen auch auf den Kaiser vereinigt und trugen nicht selten deren Abbild mit sich (Imagos sind Standarten mit einer Art kleinem Schrein mit dem Abbild des Kaiser).
 
Ich hab noch folgendes gefunden; es bezieht sich auf den Regierungswechsel Augustus / Tiberius:
"Sie (die Legionen) hatten ihren Treueschwur dem Augustus geleistet, nicht dem Staat, und der Machtwechsel erschien ihnen als willkommene Gelegenheit, eine Erhöhung des Solds auszuhandeln."
Demzufolge hätten die Legionen ihren Treueeid also auch noch nach dem Jahr 27v auf Augustus selbst geleistet.
 
Hallo Tib.Gabinius.

In einer Sache muss ich Dir leider wiedersprechen. Es ist nicht bekannt welche Bemahlung auf dem Scutum der Legionen wahr. Selbst auf der Trajanssäule sind nur Muster bekannt, aber nicht von welcher Legion, auch wenn man weiß welche Legionen in seinem Feldzug dabei waren.
Die Legio Rapax wurde aber schon vor seiner Zeit aufgerieben,in Panonien, 93 nach Chr. und Tacitus gibt auch keinerlei Hinweise auf die Bemahlung.
Das einzige was teilweise überliefert ist, "Wappentiere" wie bei der Legio XXI Rapax der Steinbock.
Wenn Du mehr weißt als ich, würde ich mich sehr über die Quellen deiner Auskunft freuen.
Im vorraus Danke für Deine Auskunft
Nordlegion
 
Über die Bemalung der späteren Zeit gibt es eine ausfhrliche Überlieferung. Mir ist gerade der Titel entfallen, ich reiche ihn aber gerne nach.

Die auf der Trajanssäule dargestellten Bemalungen werden bzw. sind den am Dakerfeldzug teilnehmenden Legionen zugeordnet (wobei um manche noch gestritten wird). Nachzulesen müßte dies in einer Bonner Festschrift sein...auch da reiche ich bald nach.
Vielfach kann man auch aus der Spätantiken bzw. der Bemalung des 2./3. Jh. Rückschlüsse ziehen.

Ebenso verhält es sich bei Auxiliar Einheiten. Ihre Bemalung stellte nicht unbedingt etwas dar, sondern bezog sich oft auf verliehene Ehrungen u.ä.
Nachzulesen bei Connolly Greece & Roman at war.

Die Rapaxbemalung mag wirklich anders gewesen sein, ich ging einfach von einer guten Recherche Junkelmanns aus.

Ich sammel noch mal zusammen und reiche dir dann gerne die Literatur weiter.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist die Notitia Dignitatum, die die Bemalungsmuster für sämtliche Schilde nach Einheiten getrennt liefert.

Aber: Das war in der Spätzeit und nach der Trennung der Truppen in Comitatenses und Liminatei, die klassische Legion gab es da schon nicht mehr, auch wenn für einige Truppen noch der Begriff Legion geführt wurde, so waren diese Verbände viel kleiner, nur 1000-2000 Mann stark und anders organisiert.

Selbst auf der Trajanssäule sind nur Muster bekannt,

So wie das Monument von Adamklissi war das früher ja alles bemalt, und anhand von winzigsten Farbresten kann man die Schildfarben manchmal und teilweise rekonstruieren, ABER: es ist schon richtig, daß man die Farben de facto nicht einer bestimmten Legion zuordnen kann.

In dem Kontext meine Frage: Wie weit eigentlich die Farbe Grün bei der Legion Verwendung fand, ich habe gelesen, daß mehr Stoffreste die man Legionen zuordnen kann grün sind, als rot, zumeist stellt man sich die Legionen ja rot vor, war das überhaupt der Fall??
 
Bei Peter Connolly werden die Auxiliartruppen oft und gerne in Grün dargestellt.

Vielleicht sind gerade diese Truppen in einigen Bereichen in Grüner Kleidung gelaufen, oder aber die Zeit hat die Kleidung ins grüne gehen lassen. Allerdings kenn ich mich mit verfärbungen und der Entwicklung durch die Zeit bei Wolle oder Leinen nicht aus.

Ich kann mir aber auch vorstellen das im Zivilen Bereich diese Farbe gerne genommen wurde weil sie vielleicht gut herzustellen war.
 
Also, der Rekonstruktionsansatz über die Verteilung der Schildmuster auf der Trajanssäule befindet sich in den Bonner Jahrbüchern. Nr. muß ich noch rauskramen, was ne ganze Weile dauern kann...

Zur Notitia (danke Quintus): http://www.ne.jp/asahi/luke/ueda-sarson/NotitiaPatterns.html

Zur Farbgebung, einer der Archäologen in unserer Truppe ließ vor einiger Zeit fallen, dass viele der Funde keinerlei Färbungsspuren aufwiesen. Also ob und wie viel und in welcher Farbe die Kleidung gefärbt war, und ob dies einheitlich geschah oder nach Truppen getrennt dürfte noch komplexer zu beantworten sein, als die Schildbemalung.

Zur Kranzbemalung: Ich hab mich etwas eingelesen, und fand bei Junkelmann keinen direkten Beweis, dass dies die Rapaxbemalung war, zumal auch auf der Trajanssäule mehrere Segmente zu sehen sind, in denen ein Kranz dargestellt ist.
 
Danke für den Tipp Tib. Gabinius.

Bei einer Nachfrage bei der Römercohorte Opladen wurde mir mitgeteilt das Sie auch nicht mehr über die Farbgebung und Muster der einzelnden Legionen wissen als was auf der Trajanssäule angegeben ist.
Also kann man wohl davon ausgehen das sich jede Darstellungsgruppe sein eigenes Muster ausdenkt oder sich aussucht.

Soweit ich weiss, wurden die Muster aber mit späterer Zeit immer Aufwendiger.

Übrigends das mit der Tunikenfarbe und Häufigkeit der Farben würde mich auch näher Interessierern.
Vielleicht weiß jemand mehr darüber.
Währe vielleicht ein Neues Thema wert.
 
Du kannst dich dazu gerne mit unseren Leuten in Verbindung setzen. Zwei unserer Archäologen werden dich zur Tunikafärbung mit Fakten gerne bombardieren :) (ich hab damals recht schnell abgeschaltet muß ich zugeben....)

Ja, in der Szene hat jede Truppe ihre eigene Bemalung erwählt, manchmal gleichen sich diese jedoch. (Da es Gruppen gibt, die sich ihre komplette Ausrüstung kaufen statt soviel wie möglich herstzuellen ist dies nicht verwunderlich).

Nein, man kann nicht sagen, dass die Muster komplexer werden. Wie du in der Notitia sehen kannst werden sie zu guter letzt sogar nur noch rudimentär. Einige Schilde weisen nur noch kreisförmige Farbe auf...nicht sehr komplex.

Betrachten wir einfach nur die Trajanssäule. Auf einem Segment ist die Überquerung eines Flußes dargestellt, auf der die Legionäre schon die Ausrüstung des 2. Jh. tragen (Ovalschild, Kreuzbügelhelm, Spatha...). Ihre Schildbemalung weist den Senkrechten Donnerkeil auf, jeweils umkränzt von 2 Blitzen (je mit 2 Ecken).
Weiter vorne wird ein Lagerbau (ein befestigtes Lager) dargestellt. Extra in den Vordergrund gerückte Schilde zeigen Rechteckscuta. Ihre Bemalung weist ebenfalls die Donnerkeile auf, ebenfalls umrandende Blitze (mit nur 2 leichten Kanten) und darum noch einmal 2 umrandende Blitze (diesmal aber mit 2 Ecken). Links und rechts des Umbo befinden sich kleine Flügel (also nicht bis in die Schildecke reichend) mit je einem weiteren, kleinen Donnerkeil.
Man kann (!) davon ausgehen, dass erstgenannteres der Nachfolger des ersteren ist (ein paar Jahre später dargestellt oder verschiedene Truppenteile abbildend, die schon teilweise "modernisiert" sind).
Wie dem auch sei, die eindeutig späteren Ovalschilde (es gab sie schon mal etliche Jahre früher und bei der Kavallerie) sind von der Bemalung her einfacher gehalten.
Dagegen gibt es eine Menge Darstellungen der Auxiliarsschilde, welche wirklich reich verziert sind.
Es würde also schwer fallen, zu sagen: Sie wurden mit der Zeit einfacher oder komplexer.

Von zunehmender Komplexität kann man dagegen bei der Heraldik sprechen. Ursprünglich einfach nur Zierde wurde bald mehr daraus und wies bald ein tiefgründiges System auf.
 
Wo schonmal die Heraldik angesprochen wurde und hier offensichtlich Fachleute am Werk sind, eine Frage:
Wie weit entspricht diese Meldung dem heutigem Kenntnisstand?


"Der Einfluss der Sarmaten auf das späte römische Heer war groß. So gehen nicht nur die schwergepanzerten römischen Kataphrakte auf sarmatische Vorbilder zurück, sondern auch Helmarten wie der Spangenhelm, die spätrömische Contus-Lanze und die Dracostandarte der römischen Kavallerie. Auch Goten und Slawen wurden von den Sarmaten geprägt."

aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Sauromaten
 
Sarmatischer Einfluß ist unbestritten. Die Kathapraktoi sind auf jeden Fall aus den iranischen Reitergruppen übernommen und deuten sehr stark auf die Sarmaten hin*. Übrigens kam eine Abteilung sogar bis Britannien und könnte dort mit der Artussage verbunden sein (aber nur KÖNNTE).
Der Draco wird jedoch nicht unbedingt von ihnen übernommen sein. Auch die Kelten kannten wohl eine ähnliche Standarte, und ihre Signalhörner (Carnyx betitelt, soweit ich mich erinnere) hatten ebenfalls Tierform.
Dazu kommt, das die Dracostandarte erst sehr spät umgreifende Verbreitung fand, in Relation zu den Erstkontakten mit den Sarmaten zumindest.

Im großen und ganzen stimmt der Textauszug jedoch mit den noch immer publizierten Meinungen überein.
Dazu muß man sagen, dass gerade die Kavallerieentwicklung des alten Roms ein nicht wirklich intensiv untersuchtes Feld ist. Auch hier war Junkelmann mal wieder Vorreiter (ha welche Wortwitz...).


*Das Wirrwar um die iranischen Völker ist ziemlich unübersichtlich. Perser, Sassaniden, Skythen, Sarmaten....und alle haben sie gerne und viel Kav. eingesetzt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ave, gegrüßt seien die Wissenden!

Da es hier so schön allumfassend um die römischen Heere geht, pack ich die folgenden Fragen mal hier rein:

1. Wer konnte Mitte des 1.Jh.n.Chr. römischer Legionär werden?
2. Wie ist seinerzeit die Rekrutierung von statten gegangen?
3. Wie lange dauerte die Ausbildung?

Würde mich besonders über kurze Infos freuen, da ich z.Z. einfach nicht zum lesen komme - dennoch sind Literaturhinweise gleichfalls willkommen. Es gibt ja auch noch ein Morgen :fs:

Vale
Lukullus
 
So gehen nicht nur die schwergepanzerten römischen Kataphrakte auf sarmatische Vorbilder zurück,

Die gehen auf parthische Vorbilder zurück die wiederum auf seleukische und die wiederum auf die Persische Schwere Kavallerie der Achaimeniden.

Auch die Sarmaten haben ihre schwere Kavallerie von den Parthern übernommen, es verhält sich also nicht so, daß ihr römisches Equivalent von den Sarmaten herrührt, sondern das beide Parteien hier den gleichen Ursprung haben, nämlich den Persischen.

sondern auch Helmarten wie der Spangenhelm,

Der stammt m.W.n. auch nicht von den Sarmaten

die spätrömische Contus-Lanze

Stammt wieder von den Parthern bzw aus dem Osten und ist eine Fortentwicklung der anfänglich makedonischen dann hellenistischen Lanzenformen im Osten

und die Dracostandarte der römischen Kavallerie.

Umstritten, aber möglich.

Wie T. Gabinius es geschrieben hat, gab es zwar einen unbestrittenen Einfluß der Sarmaten im römischen Militär, der war aber bei weitem nicht so stark wie das häufig dargestellt wird und der germanische Einfluß und der des Ostens, also der Parther/Sassaniden war größer.

Übrigens kam eine Abteilung sogar bis Britannien

Es gab Kataphrakten und Clibanarii überall im Reich, auch in Nordafrika. Ob die Einheit dann immer noch aus Sarmaten bestand muß bezweifelt werden, solche Einheiten trugen Volksnamen wegen der Herkunft der Waffengattung und/oder wegen der Ursprünglichen Rekrutierungsgebiete Aber: im Verlauf der Zeit und wenn die Einheit verlegt wurde rekrutierte man häufiger dann vor Ort und nur noch der Name blieb übrig, während die Einheit aus Einheimischen gebildet wurde.

und könnte dort mit der Artussage verbunden sein

Wir hatten hier ja einen Arthus Thread wo ich zur Römischen Herkunft der Arthus Legende ! etwas geschrieben habe. Siehe hier:

Ansonsten ist festzustellen, daß schon lange vor dem Ende der Herrschaft Roms besagte Sarmatische Einheit abgezogen worden war und keine solche Einheit am Ende der römischen Herrschaft dort war.

Die letzte Einheit von Kataphrakten in Brittanien waren die Equites Cataphractarii Juniores, sie agierte um das Jahr 367 n Chr dort wurde aber wenige Jahre danach abgezogen. Vermutlich stammte diese Einheit ursprünglich aus dem Palmyranischen Raum und war daher ebenfalls nicht sarmatisch.

Das Wirrwar um die iranischen Völker ist ziemlich unübersichtlich. Perser, Sassaniden, Skythen, Sarmaten....und alle haben sie gerne und viel Kav. eingesetzt.

Die Sarmaten waren eben WIE die Römer aus dem iranischen Raum her beeinflußt, den sie stammten ursprünglich aus dessen Nördlichem Einflußgebiet. Die Skythen oder besser Saken siedelten dort vor ihnen, inwieweit die Saken zu den Vorfahren der Sarmaten gehören ist nicht klärbar da der Name Skythen/Saken ein Sammelbegriff für mehrere, verschiedene Völker ist. Die Sassaniden sind Perser aus der Parsa, der Name ist der des Herscherclans, die Parther dagegen sind die Nachkommen der früheren Parner und keine Perser, sehr wohl aber Iraner.

Das Wirrwar ist nicht größer als all die verschiedenen Italiker oder z.b. Griechen, eine Gruppe = Iraner mit den jeweiligen Untergruppen z.b. Perser eben.

Werter Tib. Gabinius, da ich nur aus dem Kopf antworte und das nicht meine Zeit ist, korrigiere mich bitte wenn ich irre ! (also ohne Gewähr:

1. Wer konnte Mitte des 1.Jh.n.Chr. römischer Legionär werden?

Ein römischer Bürger, d.h. jemand mit dem Bürgerrecht. In Ausnahmefällen auch jemand ohne Bürgerrecht mit der Betonung auf Ausnahme

2. Wie ist seinerzeit die Rekrutierung von statten gegangen?

Man meldete sich freiwillig zur Legion oder wurde in großen Krisen eingezogen, letzteres war sehr selten. Häufig war der Vater Auxiliarsoldat gewesen und hatte dadurch das Bürgerrecht erhalten, oder man wechselte nach Erhalt des Bürgerrechts von den Auxiliaren zur Legion.

In manchen Gegenden bzw Legionen gab es zudem körperliche und sogar geistige Mindestanforderungen, so wurde für eine Legion eine Mindestgröße von 1,70 m vorgeschrieben oder sogar 1,75 m sind bekannt. Oft mußte man ausreichend gut sehen können, d.h nicht zu kurzsichtig sein.

Wer zur Legion wollte mußte sich in einer der zentraleren Sammelstellen dafür melden, meist in der Provinzhauptstadt. Dort wurde er auch häufig ärztlich untersucht. Wenn er angenommen wurde mußte er einen Eid schwören, und wurde dann mit einem Begleitbrief und Wegegeld zusammen mit anderen und einem Offizier (Zenturio) zur jeweiligen Legion begleitet. Die meisten Legionen bildeten selbst aus, es gab aber auch regelrechte Ausbildungseinheiten, manchmal auch außerhalb der Legion.

3. Wie lange dauerte die Ausbildung?

Sehr unterschiedlich. Je nach Gegend und je nach den Vorgesetzten. Man darf sich das alles nicht so einheitlich vorstellen, die Römischen Legionen waren doch noch sehr heterogen.

In der genannten Zeit gab es häufig eine 4 Monatige Grundausbildung in der vor allem Märsche und körperlicher Drill üblich waren. Nach erfolgreichem Abschluß dieser Ausbildung durfte man sich Milites/Miles nennen und war damit einfacher Soldat.
 
Salve!

Dann hab ich doch gleich noch ne Anschlussfrage. Es gab doch innerhalb der Legionen wahrscheinlich verschiedene Spezialisierungen der Legionäre. Konnte ein (angehender) Legionär selbst darauf Einfluss nehmen (eventuell schon bei der Musterung), wenn er beispielsweise Pionier werden wollte? Schloß sich an die viermonatige "Grundausbildung" dann gleich eine Spezialausbildung an, oder war man dann einfach erst mal milites/miles?

Vale
Lukullus
 
Dann hab ich doch gleich noch ne Anschlussfrage. Es gab doch innerhalb der Legionen wahrscheinlich verschiedene Spezialisierungen der Legionäre.

Von einer in Waffengattungen differenzierten Spezialisierung der Legionäre kann man m.M.n. noch nicht oder nur sehr begrenzt sprechen. Wer Legionär war, war primär ein schwerer Infanterist UND Pionier. Innerhalb einer Legion gab es dazu Spezialverbände die dann die Geschütze bedienten, es gab aus Legionären aufgestellte Leichte Infanterie (Antesignani oder später dann Lanzearii) und es gab die Legionsreiterei, auch wenn sie in der von dir genannten Zeit teilweise bis auf ein Turma reduziert wurde.

Konnte ein (angehender) Legionär selbst darauf Einfluss nehmen (eventuell schon bei der Musterung), wenn er beispielsweise ........ werden wollte?

Jein, wenn er schon Kontakte familiärer Art in die Armee hatte oder Spezialkenntnisse mitbrachte wie die Fähigkeit zu schreiben, dann konnte er es beeinflußen. Oder einfacher durch Bestechung, schon in dem von dir genannten Zeitraum war die Bestechung der Zenturionen verbreitet.

Schloß sich an die viermonatige "Grundausbildung" dann gleich eine Spezialausbildung an, oder war man dann einfach erst mal milites/miles?

Man war erst mal einfacher Miles. Es gab (mit Ausnahmen) keine Spezialausbildung in der Legion, man teilte die Leute aber dann nach ihren Vorkenntnissen zu. Nach der Grundausbildung ging die Ausbildung erstmal einfach weiter, aber nicht mehr mit der extremen Schärfe, so wurden im Monat mehrere Übungsmärsche absolviert und der Waffendrill ging täglich weiter.

Dazu kam aber dann anstelle des verschärften Drills der Grundi Einfachste Arbeit außerhalb der Legion in der jeweiligen Provinz im Rahmen des Straßenbaus, der Erdarbeit, aber auch öffentliche Toilleten reinigen oder Ordnungsdienst waren denkbar. Wer Verbindungen hatte oder Geld konnte da ein angenehme Tätigkeit finden oder er wurde andernfalls sehr stark für Drecksarbeiten eingespannt.

Wer Spezialkenntnisse mitbrachte UND Berufserfahrung nachweisen konnte, durch entsprechende Berufe wurde dann wenn Bedarf war und wenn nicht irgendeine Bestechung dem entgegenstand den Spezialisten der Legion als Arbeiter zugeteilt, also den Schmieden, Metzgern, Sanitätern usw und stieg dann sehr schnell ebenfalls in den Rang eines Spezialisten. Wer nur Erdarbeiten ausführen konnte und durfte brauchte länger und mußte Dienstjahre und Erfahrung oder Verdienste im Krieg vorweisen um zu den Spezialisten zu kommen. Erstaunlicherweise erlernten deshalb viele einfache Legionäre Lesen und Schreiben, um als Schreibgehilfen zu den Spezialisten zu kommen.

Ein derartiger Spezialist erhielt dann den Titel Immunis und galt als Dienstgradhöher als der normale Miles.

Ein Immunis wurde von der körperlichen Arbeit außerhalb seines Spezialgebietes freigestellt, erhielt aber den gleichen Sold wie der einfache Miles.

Man konnte auch als Legionär zur Legionskavallerie gelangen die als Elitetruppe, sozusagen als Special Forces galt, dafür mußte man aber kavalleristisch geschult sein, und besondere körperliche Anforderungen erfüllen so setzte sich diese kleine Truppe häufig aus ehemaligen Auxiliarsoldaten zusammen. Die Kernaufgabe der Reiter war das Kundschaften, aber vor allem der schnelle Transport von Befehlen und Informationen.

Vom Rang eines Immunes oder eines Legionsreiters konnte man dann in den Rang eines Unteroffiziers aufsteigen, durch Leistung, Bestechung oder Beziehungen. Der römische Titel für diese Gruppe war Sequiplicarii. Die üblichsten Ränge dieser Gruppe waren der Tessearius bei der Inf und der Quaestor Equitum bei der Kav.

Die nächsthöhere Stufe war der Duplicarii, darunter fielen alle Feldzeichenträger und Optios und von dort ging es dann zum Zenturio.
 
Ich kann dich kaum verbessern werter Quintus.
Zu meinem Absatz zur Abstammung: für dich und wohl auch die darin vertiefte Fachwelt mag dies so klar sein, für mich ist das ein heilloses Wirrwarr ;)

Werter Lukullus, noch ein paar ergänzende Worte:
Bedingungen zur Aufnahme als Probatus/Tirones (Rekrut) in der Legion: Bürgerschaft, 170 / 175 cm, scharfe Augen und Ohren, keine Behinderung oder Gebrechen. Alter war meist 17-20 Jahre, in bestimmten Situationen wohl auch schon 16 bis 25.

Mit dem Eintritt übernahm der Kaiser das Patronat über den Soldaten. Daher sahen einige ihre Pflicht erfüllt, wenn betroffener Kaiser verstarb, ein Unruhefaktor in der Armee.
Zum einschreiben mußte man die Provinzhauptstadt (manchmal reichte auch eine größere Stadt in der Nähe mit betreffendem "Amt"), dort wurde man immer! ärztlich getestet, die Angaben zu den eigenen Fähigkeiten und Ausbildungen überprüft.
Der restliche Werdegang, angefangen beim Miles Gregarius / Legiones hat Quintus recht gut dargelegt...
Literatur für den schnellen Überblick: Das Kinderbuch "Die römische Armee" von Peter Conolly

20-25 Jahre Dienstzeit wären noch zu erwähnen und betonen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Salve!


Seid bedankt für den zügigen und umfassenden Überblick sowie den Literatur-Tipp. Conolly hat mich schon in Jugendtagen mal "beglückt", werd nachher mal die Stadtbibliothek durchstöbern.

Belustigt haben mich die öffentlichen Latrinendienste. Hätte eher gedacht, dass die Römer für solche Arbeiten auf Sklaven zurückgegriffen haben und nicht das "Rückgrat" des Imperiums öffentlich so "bloßstellten". War das so eine Art "Disziplinierungsfaktor" im Stile der cinneastisch häufig ausgeschlachteten neuzeitlichen Klo-mit-Zahnürste-schrubben-Schikane? Oder gab es da einen anderen Grund?

Noch eine weitere Frage zur Legion. So weit mir bekannt, waren die Legionen ja ziemlich aktiv in puncto Bautätigkeit. Waren die für den Bau von Straßen, Aquädukten, Gebäuden etc. wohl unumgänglichen Architekten, Landvermesser und sonstigen Fachkräfte Legionsangehörige oder wurden die bedarfsweise verpflichtet/eingestellt?

Vale,
Lukullus
 
Hätte eher gedacht, dass die Römer für solche Arbeiten auf Sklaven zurückgegriffen haben. War das so eine Art "Disziplinierungsfaktor" im Stile der cinneastisch häufig ausgeschlachteten neuzeitlichen Klo-mit-Zahnürste-schrubben-Schikane? Oder gab es da einen anderen Grund?

(Im übrigen eine Freude einen werten Licinier unter uns zu haben)

Das kam auch vor daß man Sklaven verwendete, vor allem bei Privattoilleten, bei öffentlichen aber nahm man aber eher noch Arbeiter der untersten Schichten dafür, also Lohn“sklaven“ die zwar frei waren, aber für sehr wenig Geld dann solche Arbeiten verichteten. In zivilisierten Gegenden kaufte man ja Sklaven, sie stellten also einen nicht zu verachtenden Vermögenswert dar.

In Gegenden wo Legionen zum Einsatz kamen gab es häufig anfangs keinerlei Hygenische Kultur wie sie den Römern zu eigen war, man verhinderte so Seuchen und förderte die gewünschte Urbanisierung. Man setzte zusätzlich auch wieder solche Lohn“sklaven“ ein.

Ein üblicher Standardienst war das aber nicht, es kam halt auch vor. Und es wird sicher auch als Strafarbeit verwendet worden sein, wegen der Demütigung und dem niedrigen Charakter der Arbeit, solche Strafmaßnahmen gab es etliche, z.b. bei mangelnder Leistung bei den Übungen mußte man ev draußen Kampieren, also im Zelt und nicht im Kasernenblock (Kalt !) oder die Einheit erhielt nur noch Gerstenbrei zu essen usw

Aber wie gesagt, Standardarbeit war das nicht, die typtischste Arbeit war die Erdarbeit und der Straßenbau. Es gab auch Legionen die wegen ihrem Ruhm und ihrer Kampferfahrung sich weigerten solche niedrigen Dienste zu verrichten, Straßen bauten sie aber auch, da sie daß als Militärisch ansahen.

Waren die für den Bau von Straßen, Aquädukten, Gebäuden etc. wohl unumgänglichen Architekten, Landvermesser und sonstigen Fachkräfte Legionsangehörige oder wurden die bedarfsweise verpflichtet/eingestellt?

Üblicherweise gehörten diese Experten zur Legion und rekrutierten sich aus den Unteroffiziers oder Offiziersrängen. In der Legion gab es zudem ja auch manchmal Seiteneinsteiger die wie die Ärzte in einer Sonderfunktion und nicht als Normale Legionäre in die Legion eintraten, darunter auch besondere Spezialisten wie Nivelierer.

Wir wissen aus einem Brief Trajans, daß man einen See mit dem Meer verbinden wollte, der zuständige Legionsnivellierer war sich aber unsicher ob dann nicht durch das Gefälle der See auslaufen würde und eine Schleuse hätte keinen Sinn gemacht, in dem Fall sandte Trajan einen Spezialisten in die Provinz auf Anforderung des Provinzgouverneurs.

Wie man also an diesem Beispiel sieht wurden Legionen in diffizilen Aufgaben manchmal durch besondere Spezialisten temporär verstärkt, diese gehörten aber dann nicht zur Legion und wurden auch nicht von ihre geführt/bezahlt sondern zur kaiserlichen Administration und unterstanden der Provinzialverwaltung. (Ausnahmen davon gab es natürlich denn wie gesagt war das alles nicht so einheitlich damals)
 
Ein kurzer Hinweis noch, es gibt Hinweise, dass einige Vexillatio (Abordnungen) zu bestimmten Aufgaben gezielt herangezogen wurden, wenn diese sich bewährt hatten.
Dies ist aus Stempeln ersichtlich, welche die Legionen etwa in den Ziegeln hinterließen, oder Inschriften.

Spezialisten in Sachen Vermessung und somit "Bauvorebreitung" waren die Gromatici oder Agrimensoren. Legionäre im regulären Dienst, die vermutlich mit ihrer Aufgabe beständig beschäftigt waren (natürlich mit der Vermessung im allgemeinen, nicht nur zum Bau)

http://www.vetoniana.de/01966e92ae10a7f01/01966e92ae123843a/
 
Ave Ihr Experten!

Bleibt mir mal wieder nur der Dank für das "Füllhorn" der ausgeschütteten Informationen und Hinweise.

Jetzt natürlich meine (schon fast obligatorische) Folgefrage, da diese Quelle so erquicklich sprudelt.
Wenn die "Bauexperten" sich also vornehmlich aus den Reihen der Legionen rekrutierten, hat die Legion diese dann selbst ausgebildet oder lag das bei anderen "Bildungsträgern", in dem Sinne, dass solche Experten bei den Rekrutierungsstellen schon als "fertige" Fachleute antraten? Ich gehe bei dieser Überlegung davon aus, dass zum Beispiel der Beruf des Architekten ebenso wie heute eine nicht unbeträchtlichen Ausbildungsumfang verlangte.

Quintus Fabius, verrätst Du mir, was es mit dem "Licinier" auf sich hat? Ich geh mal davon aus, dass sich keine Schmähung dahinter verbirgt :p ! Als "Gelegenheitsrömer" schenken mir dunkelste Hirnwindungen jedoch nur soviel, dass ich hinter den Liciniern ein römisches Geschlecht wähne, möglicherweise aus der republikanischen Zeit. Das ist aber auch schon alles - und wohlmöglich in dem von Dir gewählten Zusammenhang auch noch grottenfalsch.
:confused: Mach mich schlauer!

Vale Lukullus
 
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