Ronald Reagan

manganite

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Am Wochenende verstarb der 40. Präsident der USA und ex B-Klasse Schauspieler Ronald Reagan.

Reagan war der erste US-Präsident, den ich bewust von Anfang an miterlebte (vom armen Carter habe ich hauptsächlich dessen unglückliches Ende mitbekommen). Und wenn ich so zurückblicke, fallen mir viele Parallelen zur aktuellen Ausgabe Nr. 43 auf.

Auch Reagan hatte sei ultimatives Feindbild, das Reich des Bösen. Den Ostblock, das absolute Schreckgespenst, das er am liebsten selbst mit hightech Weltraumwaffen (SDI) bekämpft hätte und dafür Amerika an den Rand des finaziellen Ruins trieb. Auch er war ein Freund von Schwarzweißmalerei und großer Polemik, war aggressiv in der Außenpolitik und wurde am Anfang als Ex-Schauspieler doch nur müde belächelt.

Er war auch ein Präsident, der extrem polarisierte, in Amerika verehrt, und im Ausland ein Feindbild für jeden aufrechten Ostermaschierer gegen Perschings und Natodoppelbeschluss...

Wenn man sich jetzt die KOmmentare anschaut, wird er aber positiv gesehen. Seiner Politik der militärischen Stärke wird der Zerfall des Ostblocks zu einem Großteil gutgeschrieben, hat doch das Wettrüsten der SU den finaziellen Todesstoß gegeben.

Jetzt frage ich mich, was ist mit Bush Jr.? Wie wird man man mal über ihn urteilen? Hat er Chancen, auch einmal positiv beurteilt zu werden? Wenn er sein Reich des Bösen besiegen sollte, die Bin Ladens und Saddam Husseins? Oder wird er einfach nur Scheitern, da er gegen einen Feind kämpft, den man nicht besiegen kann?
 
Solange der Verstorbene kein Massenmörder war, wird jeder Mensch am Ende seines Lebens für sein Lebenswerk gewürdigt. Denn bei aller Liebe zum Hass, irgendwann kann man Hass und Abneigung beiseite lassen und das Positive am Leben sehen.
 
"Über die Toten nichts als Gutes" ... ich kann mich noch an seine "Mikrophonprobe" erinnern, als er die Bombardierung Moskaus durch amerikanische Bomber ankündigte (als Scherz! Er dachte, das Mikro wäre noch nicht an).
 
Alles schön und gut, nur das Reagan in Amerika selbst nicht erst seit dem Wochenende positiv beurteilt wird...

Und sein außenpolitisches Ziel hat er voll erreicht. Der Ostblock ist kollabiert und man kann wohl nicht dafür argumentieren, dass seine Politik dies hinausgezögert hätte...
 
Das ist richtig. Aber dann müßte Kohl auch überall ohne Einschränkung als großer Politiker gefeiert werden (Betonung OHNE EINSCHRÄNKUNG) - denn schließlich fand unter seiner Kanzlerschaft die Wiedervereinigung statt.
 
Und Innenpolitisch holte er sich Lorbeeren, indem er seiner Meinung nach "zurückgebliebenen Wilden" die US-Staatbürgerschaft anerkannte.
Naja, nach ca 100 Jahren konnten es die Indianer wohl kaum erwarten.
 
Papa_Leo schrieb:
Das ist richtig. Aber dann müßte Kohl auch überall ohne Einschränkung als großer Politiker gefeiert werden (Betonung OHNE EINSCHRÄNKUNG) - denn schließlich fand unter seiner Kanzlerschaft die Wiedervereinigung statt.
ZUm einen feiert man Reagan auch nicht ohne Einschränkung (zummindest nicht in den NAchrufen amerikanischer Zeitungen) und zum zweiten, irgendwann wird von Kohl im allgemeinen Bewustsein in der Tat nicht mehr viel anderes übrigbleiben, als das er Kanzler war, als die Mauer viel. Es fängt ja jetzt schon an, oder wird irgendwo noch groß über den Spendenskandal diskutiert? Man überlegt ja schon, ihn wieder zum Ehrenvorsitzenden zu ernennen...

Aber unabhängig von Personen, so würde ich sagen, dass der Beitrag der Amerikaner am Zerfall des Ostblocks und damit letztlich der Wiedervereinigung etwas größer war, als der der Deutschen, denen diese etwas in den Schoß viel. Denn zwar hat jeder sein Lippenbekentnis zur Wiedervereinigung gemacht, aber wirklich dran geglaubt hat wohl kaum einer. Und man hatte sich ja auch ganz gut mit dem Status quo arrangiert.
 
manganite schrieb:
Aber unabhängig von Personen, so würde ich sagen, dass der Beitrag der Amerikaner am Zerfall des Ostblocks und damit letztlich der Wiedervereinigung etwas größer war, als der der Deutschen, denen diese etwas in den Schoß viel. Denn zwar hat jeder sein Lippenbekentnis zur Wiedervereinigung gemacht, aber wirklich dran geglaubt hat wohl kaum einer. Und man hatte sich ja auch ganz gut mit dem Status quo arrangiert.

So kann man das nicht sagen. Klar, der Beitrag der Amerikaner zum Zerfall des Ostblocks war größer als der der BRD - wie sollte es auch anders sein. Aber damit war ja nicht automatisch die Wiedervereinigung verbunden - der Zerfall schuf zwar die Voraussetzungen, aber in den Schoß gefallen ist die Wiedervereinigung den Deutschen so einfach nun auch wieder nicht. Honecker kümmerte sich ja nicht darum, dass der große Bruder im OSten nun plötzlich Glasnost und Perestroika entdeckt hatte. Und als dann dieses Hindernis - nicht von den Amerikanern, sondern von den Menschen in der DDR - beseitigt war, war die Wiedervereinigung immer noch nicht selbstverständlich. Denn die Amerikaner, die Engländer, die Franzosen UND die Sowjetunion mussten auch erst davon überzeugt werden, einer deutschen Widervereinigung zuzustimmen. Ohne diese Zustimmung keine Widervereinigung (Besatzungsvorbehalt). Bei den Amerikanern ging das ohne größere Probleme, aber die Sowjetunion (das wiedervereinigte Deutschland wollte in der Nato bleiben) und Frankreich waren da nicht so leicht zu überzeugen. Und dann noch die endgültige Klärung der Grenzen ...
 
Alles ganz richtig. Mit in den Schoß fallen meinte ich aber, dass die damalige Bundesregierung bis Herbst 1989 recht wenig getan hat, um überhaupt in die Situation zu kommen, dass eine Wiedervereinigung möglich wurde. Das haben andere getan.

Wofür Kohl in den Geschichtsbüchern landen wird, ist dass er mit sicherem Instikt irgendwann gemerkt hat, jetzt ist es möglich. Und dann hat er gehandelt. Er hat also eine von anderen geschaffene Situation geschickt ausgenutzt. Daher meine Bemerkung...
 
Da kann ich nur zustimmen - mit der Anmerkung, dass man diesen Instinkt auch erst 'mal haben muss und andere diese Gelegenheit evtl. verpennt hätten.
 
Papa_Leo schrieb:
Da kann ich nur zustimmen - mit der Anmerkung, dass man diesen Instinkt auch erst 'mal haben muss und andere diese Gelegenheit evtl. verpennt hätten.

Das stimmt. Instinkt und Durchsetzungsvermögen. Denn nicht nur Russen und Franzosen hatten Vorbehalte, auch so mancher Politiker aus Westdeutschland...
 
Um auf die Eingangsfrage zu kommen - ich denke nicht, dass es bei Bush Jr. 'mal ähnlich sein wird. Ich denke eher, dass spätestens nach seiner Präsidentschaft noch vieles aufgedeckt werden wird (Wahlen in Florida, was war am 11.9. wirklich los?, Massenvernichtungswaffen? Ölgeschäft und Taliban), was seine Präsidentschaft in nicht sehr positivem Sinn erscheinen lassen wird - Reagan war da ehrlicher (oder cleverer - wäre beides ja nicht schwer).
 
Papa_Leo schrieb:
Um auf die Eingangsfrage zu kommen - ich denke nicht, dass es bei Bush Jr. 'mal ähnlich sein wird. Ich denke eher, dass spätestens nach seiner Präsidentschaft noch vieles aufgedeckt werden wird (Wahlen in Florida, was war am 11.9. wirklich los?, Massenvernichtungswaffen? Ölgeschäft und Taliban), was seine Präsidentschaft in nicht sehr positivem Sinn erscheinen lassen wird - Reagan war da ehrlicher (oder cleverer - wäre beides ja nicht schwer).

Wenn man mich heute um eine Antwort bitten würde, würde ich Dir voll und ganz zustimmen.

Der Mann hat einfach nicht das Format. Aber wer hätte gedacht, dass ein mittelmässiger Schauspieler Format hätte? Daher wage ich keine Prognose. Die öffentlcihe Meinung, wie auch die Meinung der Geschichte sind zu unberechenbar und oft hängt das letzte Urteil von Zufällen ab. Wenn Bin Laden im Oktober gefasst wird, Bush wiedergewählt wird, sich die LAge im Irak doch noch beruhigt, es vielelicht in seiner AMtszeit einen Durchbruch in Nahost gibt... Wer weiß, wie man dann urteilen wird...
 
@papa leo
Kohl der Kanzler der Wiedervereinigung? Seine Gesichtszüge 1989/1990 zeigen ein anderes Bild als einen freudestrahlenden Kanzler. Das Zähneknirschen höre ich heute noch, als er die DDR ins Bundesgebiet übernehmen musste. Er wußte, warum diese Wiedervereinigung für "unsere Freunde in der DDR" sämtliche Illusionen über die "gute" BRD zunichte machen wird. Dem zu folge machte er ja auch eine höchst klar definierte Aussage:"Niemanden wird es schlechter gehen als vorher."
 
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