Ruprecht von der Pfalz - Ein Oberpfälzer auf dem Thron

Konradin

Gesperrt
Ruprecht von der Pfalz, geboren 1352 in Amberg, gestorben 1410 auf Schloß Landskron

als Ruprecht III. Pfalzgraf bei Rhein 1398-1410
als Ruprecht I. römischer König 1400-1410

Meist wird seine Herrschaft negativ dargestellt; doch war er mit sehr viel mehr Engagement bei der Sache als der trunksüchtige Wenzel (1378-1400).
Er brachte es fertig, 1400 als neuer König aus einer Neuwahl der rheinischen Kurfürsten hervorzugehen.
Seine pfälzische Kanzlei hatte Vorbildcharakter; knapp zehn Jahre wurde Heidelberg zur Quasi-Hauptstadt des Heiligen Römischen Reiches.
Es war der einzige Pfälzer auf dem Thron, doch war er eigentlich aus der "Oberen Pfalz".
Er förderte die Universität zu Heidelberg und umgab sich mit Gelehrten.
Zudem war er sparsam.
Er wäre ein Herrschercharakter gewesen - doch leider in der falschen Zeit.
Um 1400 war ein Romzug nahezu unmöglich geworden, wie er selbst erleben mußte.
Doch allein sein Wille, die Kaiserkrone zu erlangen, zeugt von Machtambitionen.

Als römischer König eigentlich priviligiert unter allen anderen Königen, war er doch schlußendlich machtloser als z. B. Henry IV. von England.

Was bleibt, ist ein Herrscher, der zwar nicht mit Ruhm und Siegen glänzte, wie etwa Friedrich II., der aber dennoch volkstümlich wurde und seinen Untertanen lange in Erinnerung blieb.
 
Konradin schrieb:
Ruprecht von der Pfalz, geboren 1352 in Amberg, gestorben 1410 auf Schloß Landskron

als Ruprecht III. Pfalzgraf bei Rhein 1398-1410
als Ruprecht I. römischer König 1400-1410

Meist wird seine Herrschaft negativ dargestellt; doch war er mit sehr viel mehr Engagement bei der Sache als der trunksüchtige Wenzel (1378-1400).
Er brachte es fertig, 1400 als neuer König aus einer Neuwahl der rheinischen Kurfürsten hervorzugehen.
Seine pfälzische Kanzlei hatte Vorbildcharakter; knapp zehn Jahre wurde Heidelberg zur Quasi-Hauptstadt des Heiligen Römischen Reiches.
Es war der einzige Pfälzer auf dem Thron, doch war er eigentlich aus der "Oberen Pfalz".
Er förderte die Universität zu Heidelberg und umgab sich mit Gelehrten.
Zudem war er sparsam.
Er wäre ein Herrschercharakter gewesen - doch leider in der falschen Zeit.
Um 1400 war ein Romzug nahezu unmöglich geworden, wie er selbst erleben mußte.
Doch allein sein Wille, die Kaiserkrone zu erlangen, zeugt von Machtambitionen.

Als römischer König eigentlich priviligiert unter allen anderen Königen, war er doch schlußendlich machtloser als z. B. Henry IV. von England.

Was bleibt, ist ein Herrscher, der zwar nicht mit Ruhm und Siegen glänzte, wie etwa Friedrich II., der aber dennoch volkstümlich wurde und seinen Untertanen lange in Erinnerung blieb.
Als Sigismund-Fan sehe ich Ruprecht eher als Hindernis auf dem Weg zur Macht für den Sohn Karls IV. Sigismund war es leider im Jahre 1400 nicht möglich, seine Wahl durchzusetzen. Wenigstens gelang es ihm dann nach Sigismunds Tod 1410. Wenn ich einmal von Sigismund absehe, muss dir aber recht geben. Ruprechts Herrschaft war sicher nicht so schlecht, wenn auch eben letzlich etwas glanzlos, was aber nicht seine Schuld war, da ihm die Mittel fehlten, seine Ziele durchzusetzen. :yes:
 
"Ein Vergleich mit den Verhältnissen hundert Jahre zuvor, als drei Grafschaften, deren Eigenbesitz geringer war als der Ruprechts, zu Königen erhoben werden konnten, zeigt, daß die immense Verschleuderung von Reichsgut unter Karl IV. für das Scheitern von Ruprechts Königtum, für eine Herrschaft, die nicht mehr aus den Einkünften des Reiches leben konnte, verantwortlich zu machen ist." (Aus: http://www.genealogie-mittelalter.d...sbacher/ruprecht_3_deutscher_koenig_1410.html)

1407 konnte der König einen Erfolg erzielen: Endlich öffnete ihm Aachen die Tore und er wurde auf dem Thron Karls des Großen noch einmal prunkvoll zum römischen König gekrönt.
 
Ja, die Machtlosigkeit der Kaiser seit dem 14. Jahrhundert ist schon erschreckend. Ein geeintes Reich gab es nicht mehr bis 1871. Da lob ich mir schon Frankreich, wo der König das ganze Land fest im Griff hatte. :king:
 
Fest im Griff?
Na ja.
Betrachten wir Charles VI. den Wahnsinnigen (1380-1422) ...
Frankreich lag am Boden. Da war selbst das Reich besser dran. :king:
 
Charles VI. hatte das Reich nicht im Griff, weil er von Zeit zu Zeit geistig umnachtet war, und nur deshalb. In Frankreich war die Position des Königs seit Philippe Auguste eigentlich im allgemeinen stabil, aber das führt vom Thema weg.
 
Wir können das Thema gerne ausweiten:

Charles VI. war seit 1392 teilweise geistig umnachtet.
Ein Hitzschlag wird als Ursache angegeben.

Doch die Regenten, sein Bruder Louis Herzog von Orléans, und später sein Neffe, Jean Herzog von Burgund, waren mehr oder minder untauglich; Jean war auf Englands Seite, obwohl Frankreich mit dem im Krieg war!

Doch Frankreichs Zustand um 1410/20 war wirklich erschreckend.
Nach der Schlacht von Azincourt (1415) v. a., als Henry V. die frz. Armee vernichtend schlug.
Dagegen sah es im Hl. Röm. Reich wirklich besser aus. :)
 
Euch ist aber schon bewusst, dass ihr hier Wertmaßstäbe anlegt, die in einem starken zentralistischen Königtum den höchsten Wert aller Dinge sehen? Übrigens genau das Denken, das das 19. Jahrhundert gepflegt hat und auch die Geschichtswissenschaft lange geprägt hat (heute zum Glück nicht mehr).


Philipp August schrieb:
Ja, die Machtlosigkeit der Kaiser seit dem 14. Jahrhundert ist schon erschreckend. Ein geeintes Reich gab es nicht mehr bis 1871. Da lob ich mir schon Frankreich, wo der König das ganze Land fest im Griff hatte.

Konradin schrieb:
Da war selbst das Reich besser dran.

Warum ist das erschreckend? Muss die Macht der Zentralgewalt denn von irgendeiner Bedeutung sein? Die Entwicklung frühmoderner Staatlichkeit fand im Reich eben nicht auf der gesamtstaatlichen Ebene statt, sondern auf der Ebene der einzelnen Territorien. Hat das der Entwicklung Deutschlands irgendwie geschadet? Blickt man einmal aus der Sicht der Fürsten auf das Spätmittelalter, dann wird diese Zeit wohl kaum als politische Krisenzeit zu sehen sein. Aber natürlich ist es einfacher, ein paar glänzende Heldengestalten (Karl IV., Ruprecht) in die Geschichte hineinzuinterpretieren, als sich der komplexen, komplizierten und verschachtelten Realität anzunähern... :rolleyes:


Konradin schrieb:
Er brachte es fertig, 1400 als neuer König aus einer Neuwahl der rheinischen Kurfürsten hervorzugehen.

Konradin schrieb:
1407 konnte der König einen Erfolg erzielen: Endlich öffnete ihm Aachen die Tore und er wurde auf dem Thron Karls des Großen noch einmal prunkvoll zum römischen König gekrönt.

Nun ja, inwiefern dass wirklich als Erfolg zu werten ist, sei mal dahingestellt. Ruprecht hatte sicherlich einige vielversprechende Ansätze zur Herrschaftsausübung, aber letztendlich konnte er nichts gegen die Schwäche des Königtums unternehmen. Kaiserkrönung gescheitert, Lösung des Schismas gescheitert, Durchsetzung im Reich gescheitert. Die Weichenstellung zu Gunsten der (Kur)Fürsten war wohl nicht mehr aufzuhalten.

Was mich interessieren würde: Warum wird Wenzel (gerade von dir, Konradin) denn als unfähiger schlechter König gesehen, während Ruprechts ähnliche Erfolglosigkeit denn Umständen der Zeit zugesprochen wird?


Konradin schrieb:
Er wäre ein Herrschercharakter gewesen - doch leider in der falschen Zeit.

Aha, zeichnet sich ein "Herrschercharakter" (was immer das denn auch genau sein soll) nicht gerade dadurch aus, dass er auch gegen widrige Zeitumstände erfolgreich Politik machen kann?
 
Nun, bei Ruprecht war der Wille, das Reich nach französischem Vorbild zu zentralisieren, eher vorhanden als bei Wenzel IV., wobei dieser keinesfalls ein so schlechter König war. Er war aber eben mehr König von Böhmen als römischer König.
Ruprecht stand 1401 oder 1402 (ich bin mir nicht sicher) mit einem Heer sogar schon vor Prag, doch scheiterten die Eroberungspläne letztlich.

Insgesamt gesehen war keiner der beiden ein mächtiger König, das ist schon wahr.
 
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