Das Rapier, eine Stichwaffe mit langer, schmaler Klinge, entstand in Europa um 1530 mit dem Aufblühen der Fechtkunst. Die Gefäßvarianten sind schier unüberschaubar. Ab 1630 verdrängte der Degen allmählich das Rapier
Die Frage ist, ob das überhaupt so ist, die Begriflichkeiten sind unklar:
So wird der Begriff Degen ebenso für die Rapiere verwendet und eine Unterscheidung Degen zu Rapier gibt es eigentlich nur heute im Deutschen Sprachraum.
In anderen Ländern gibt es nicht mal die Unterscheidung Schwert – Degen ! Auch diese gibt es nur im Deutschen Sprachraum.
Und dann irritiert mich die Verwendung des Begriffs "Säbel" im 30jährigen Krieg:
Wieso im Dreißigjährigen Krieg ?? Hier dominierten klar Degen und nicht Säbel.
Aber schon lange vor dem Dreißigjährigen Krieg gab es Säbelwaffen in Europa, so führte z.b. die Schweizer Infanterie auch den sogenannten Schweizer Säbel !
Zum Zweiten: Daß Degen auch für Angriffe eingesetzt wurden, kann ich SANCTISSIME beschwören:
Natürlich wurden sie das, daran hat doch niemand gezweifelt ?!
Die Rondatschiere waren z.b. die offensivste und Angriffsorientierteste Truppe in der gesamten frühen Neuzeit und kämpften mit Degen !
Von der Verwendung von Degen durch die Kavallerie ganz abgesehen, das geht von der Schwedischen Kavallerie die dann erstmals wieder die Feuerdoktrin der Kavallerie aufgab und den Durchbruch mit der Klinge in der Hand suchte, über die späteren primär mit Degen bewaffneten schweren Kavallerieeinheiten.
vor allem die schwedischen Piquen-Angriffe waren hier gefürchtet. Piquen haben sich damals offenbar noch absolut bewährt.
Sehr interessant ist vielleicht folgendes:
Die Säbel ersetzen in massiven Umfang genau zu der Zeit die Degen bei der Infanterie wie bei der Kavallerie als die Piken abgeschafft wurden und das Tüllenbajonett aufkam.
Das hängt meiner Meinung nach alles zusammen ! Die Piken wurden bei den meisten europäischen Armeen um 1700 bis 1720 aufgegeben, ab 1705 werden die Degen durch Säbel ersetzt, massiv ab 1740 in fast allen Armeen und zur gleichen Zeit werden die Schweinsfedern auch aufgegeben da das Tüllenbajonett da ist.
Der Umstieg von Degen auf Säbel hängt meiner Ansicht nach damit zusammen.
Um 1700 sagte man eher Degen, zuweilen aber auch noch Rapier und man meinte damit jedesmal das gleiche
So weit ich das weiß nur im Deutschen Sprachraum, in anderen Ländern gibt es die Trennung Degen - Schwert nicht, hier werden auch Degen als Schwerter bezeichnet (z.b. Sidesword)
Hier noch ein paar Schwerternamen die bisher noch nicht genannt worden sowie Schwertypen die es auch gab und die auch noch keine Beachtung gefunden haben:
Sowie der Versuch einer erneuten Definition und Zeitlichen Einordnung der Begriffe:
1 Kurze Griffwaffen
1.1. Messer
1.2. Dolche
2 Lange Griffwaffen
2.1. Schwerter
2.2. Degen
2.3. Säbel
Bei einer solchen Einordnung fallen Rapiere je nach Ausprägung unter Degen oder Schwerter da Rapiere beide Formen annehmen konnten. Daher ist mir der Begriff Rapier zu schwammig und ich würde ganz auf ihn verzichten.
2.1. Schwerter
2.1.1. Langes Schwert = im Hochmittelalter ein langes Einhandschwert, später dann ein Zweihandschwert
2.1.2. Schwert = im Hochmittelalter alle Nicht-Langschwerter, später dann kurze Schwerter wie das Schweizer Schwert, das Landsknechtschwert usw
2.1.3 Kürißschwerter = aus dem Langen Schwert entstandene, Stoßorientierte Schwerter
2.1.4. Bohrschwerter = wie der Panzerstecher oder der Meg aus den Kürißschwertern hervorgegangene reine Stoßwaffen ohne Klinge
2.1.5. Pallasch = aus dem Degen hervorgegangene auf den Hieb hin ausgerichtete Klingenwaffe
2.1.6. Rapier = aus den Kürißschwertern hervorgegangene noch mehr Stoßorientierte Schwerter die man als Schwerter einordnen muß. Das Rapier ist dabei meiner Einordnung nach keine eigene Waffengattung sondern eine Form des Schwertes.
Der Übergang Schwert zu Degen ist bei bestimmen Typen fließend, insbesondere bei Pallasch und Rapierschwertern
2.2. Degen
2.2.1. Degen = aus dem Rapier hervorgegangene Klingenwaffe, darunter fallen auch alle nicht als Schwert einordbaren Rapiere, solche sind keine Rapiere sondern eben Degen.
2.2.2. frühere Formen leichter Stoßwaffen wie z.b. der Schweizerdegen
usw
Interessantererweise geht das Buch Waffen der Landsknechte von Ortenburg
Wieder einen ganz anderen Weg. Hier werden die Rapiere ebenfalls nicht als eigene Waffenform begrifen, aber sie werden nicht den Schwertern zugeordnet wie ich das täte sondern den Degen und zwar wird hier der Begriff Rapier
Für auf den Stoß hin orientierte Degen verwendet, während Degen für Hieb und Stoß gedacht sind. Dieser Definition folgend wären Rapiere diejenigen Degen, die primär für den Stoß hin ausgerichtet worden wären.
Zitat:
Die Benennung „Degen“ zur Unterscheidung vom Schwert wird nur in der deutschen Sprache gebraucht. Ende des 16 Jahrhundert hatte sich der Degen auch als Seitenwaffe des Fußvolkes durchgesetzt. War er vorwiegend für den Hieb gedacht, nannte man ihn Haudegen oder Pallasch. Der Begriff Pallasch wurde in dieser Zeit aber auch noch für Schwerter verwendet.
Daneben gab es auch Degen, die nur für den Stich gedacht waren, die daher Stoßdegen oder auch Rapiere genannt wurden. Doch waren solche Rapiere nur selten militärische Waffen.
Was meint ihr zu diesem Definitionschaos ?
Meiner Meinung nach sollte man den Begriff Rapier fallen lassen und einfach je nach Art der Waffe diese Schwert oder Degen nennen. Da der Begriff Rapier meiner Meinung nach zu unklar ist.