Auch auf die Gefahr hin, hier nichts neues zu schreiben, möchte ich mich doch einmal einklinken... ich habe vor zwei Jahren ein ganzes Semester Theorien und Artikel zu dem Thema bearbeiten dürfen, dank eines Proseminars.
Kommunikation und Sprache sind nicht Dasselbe, eher ist die Sprache eine Unterkategorie des Begriffs Kommunikation.
Um mal ein Beispiel aufzuzeigen: der Bienentanz ist definitiv eine Art der Kommunikation unter Artgenossen. Sie sagen sich damit, wo Futter zu finden ist, allerdings ist diese Kommunikation nur zweidimensional sozusagen, die Bienen können sich vermitteln, wie weit weg und in welcher Richtung das Futter zu finden ist... aber nicht, in welcher Höhe. Genausowenig können Bienen vermitteln, dass das Futter
gestern, vor einer Woche, oder
morgen dort zu finden war/ist. Tests haben ergeben, dass ein Schwarm Bienen zwar zur Futterstelle findet... aber nicht die Futterstelle an sich, wenn sie z.B. 4m über dem Boden hängt.
Bei Primaten machte man mehrere Tests, was den Spracherwerb betrifft, viele konnten "rudimentäre" Sprachkenntnisse erwerben, und sich mit Menschen verständigen, solange sie regelmäßig "im Training" waren. Obwohl Schimpansen untereinander kommunizieren können, und sogar Werkzeuge benutzen, können sie nicht über ein gewisses Maß an Grammatik hinaus begreifen.
Ein Beispiel hierzu: Ich weiß jetzt nicht mehr genau den Namen des Schimpansen, er wurde von einem Pärchen aus den USA großgezogen und unterrichtet. Zum Ende hin hatte er immerhin einen Wortschatz von ca. 5000 Begriffen (ich gebe keine Garantie auf die genaue Zahl). Er konnte Sätze wie: "Die Banane liegt auf dem Tisch" oder "Der Tisch ist in der Küche" formulieren, aber einen Satz wie: "Gestern lag die Banane auf dem Tisch in der Küche" konnte er nicht erfassen und begreifen. Er musste, den Satz in zwei teilen:
Die Banane liegt auf dem Tisch. Der Tisch steht in der Küche. Das Wort
gestern war gänzlich "unter den Tisch gefallen", wenn man so will.
Je nach dem, wie man Sprache definiert, muss man mehrere Prioritäten setzen, um eine Art der Kommunikation zur Sprache zu erklären. Menschliche Sprache hat folgende Aspekte, die sie zur Sprache machen:
1. Sprache ist 4-dimensional (Weite, Länge, Höhe, Zeit)
2. Sprache kann auch abstrakte Begriffe verwenden
3. Sprache besteht aus komplexer Grammatik, die sie dazu befähigt, ALLES in Worte zu kleiden.
4. Sprache ist lebendig und erneuert sich ständig selbst.
Bei menschlichen Sprachen unterscheidet man dann wieder zwischen Sprachen und Dialekten ( weiter gehe ich jetzt nicht in die Thematik, das hier ist kein Linguistikforum
).
Noam Chomsky, einer der wichtigsten, wenn nicht sogar der wichtigste Linguist des 20. Jahrhunderts, war der Überzeugung, die grammatikalischen Fähigkeiten des Menschen sind erblich. Die Sprache wird zwar von der Umwelt geprägt und gelehrt, aber die Grammatikalischen Fähigkeiten sind angeboren. Diese Meinung vertreten meines Wissens auch einige Biologen, die das Sprachzentrum im menschlichen Gehirn sowie in Hirnen von Primaten erforschten. Bis heute ist man sich nicht einig, welche Vorgänge genau dazu beitragen, dass sich das Sprachzentrumbeim Menschen so weit entwickelt, erwiesen ist jedoch, dass Schäden oder Mutationen am Genom FoxP2 erhebliche Probleme beim Erwerb und bei der Anwendung menschlicher Sprache hervorrufen. Es wird vermutet, dass FoxP2 eine bestimmte Aminosäurenproduktion steuert und so zur Ausbildung des Sprachzentrums beiträgt.
Was die "Ursprache" angeht, geht man von der Vermutung aus, sie habe sich zum Einen aus der Kommunikation innerhalb der jagenden Gruppe ergeben, aus Rufen und Befehlen und Aufforderungen, und zum Anderen aus der Kommunikation der sich um den Nachwuchs kümmernden Gruppe, wie beruhigenden und beschwichtigenden Lauten. Es wird keine voll ausgebildete Sprache gewesen sein, wie wir sie heute verwenden, voller geschliffener Redewendungen, aber sie wird gut genug gewesen sein, um sich ernsthaft zu verständigen und das jenseits der Grenzen von einerseits Jagd und andererseits Aufzucht des Nachwuchses. Man kann außerdem davon ausgehen, dass jeder Stamm unserer Vorfahren eine eigene Sprache hatte und erst mit der wachsenden Population soetwas wie eine einheitlichere und weiter ausgereifte Sprache entstanden ist.
Innerhalb einer Gruppe zu kommunizieren ist eben eine Sache... bei mehreren Gruppen ist es wieder etwas anderes.
Was die Sprache der Neandertaler angeht, bin ich leider nicht sehr versiert, aber ich denke, sie werden doch etwas wie zumindest rudimentäre Sprache gehabt haben, immerhin existierten sie ziemlich lange neben dem Homo sapiens, eine Art der Kommunikation der beiden Arten untereinander wäre also immerhin denkbar.
Sorry für den Roman, ich übernehme keine Gewähr für meine Angaben, solange ich meine Uni-Unterlagen nicht gefunden habe... Aber Richtigstellungen und konstruktive Kritik sind mir wie immer willkommen
LG Foxy :winke: