Um den Gedanken weiter zu führen ...
... spiele ich mal ein wenig herum:
Schimpansen sind - soweit ich mich an meinen letzten Zoobesuch erinnere - zu mindistens vier Vokalen fähig:
u i o a
Durch Kombinatorik wären bei ein bis maximal viersilbigen Wörtern (wir wollen den Affen ja nicht zuviel zumuten
) 340 verschiedene Wörter möglich. Jetzt nehmen wir noch die Tatsache hinzu, dass man Vokale lang und kurz aussprechen und selektiv betonen kann, dann kämen wir auf einen doch recht großen potentiellen Wortschatz.
Wenn man jetzt einfach vor dem Computer ein wenig uu-u-oo-o-aa-a-ii-i-uu-i-o-u lallt, fällt einem auch gleich der (vielleicht) erste Konsonant der Menschheitsgeschichte ein:
Das "H".
Das "H" eignet sich hervorragend zur Abgrenzung von Vokalen oder Abrundung der Übergänge. Aus "o-o" wird "oho". Aus "a-a" wird "aha".
Bis hier hin käme wohl jeder Affe mit. Dass Affen zudem ein feuchtes "F" beherrschen habe ich im Zoo zu spüren bekommen. Aber wir wollen das nicht zu weit treiben. Fest steht, dass Schimpansen durchaus die physiognomische Kapazität besitzen mehr als Tausend verschiedenen gesprochene Wörter zu formen.
Es bleibt die Frage, warum sie das nicht tun. Setzen wir uns denn hin und überlegen uns zum Spaß neue Worte? Selten. Es sei denn wir machen uns gerade selbständig oder suchen nach einem Namen für eine Erfindung oder ein neues Produkt.
Aber vielleicht ist das auch der Schlüssel: Dingen einen Namen geben. Der Erkundung der Umwelt folgt die Benennung Dinge, die sie prägen. Der "Urwortschatz", der im Wesentlichen wohl aus subjektiven Gemütsausdrücken bestand, wird nach und nach durch Namen ergänzt (möglicherweise durch nachahmen des Klangs: z.B. ss = Bienenstock; brr = Elefant; sch = Wasser). Danach kamen m.E. die Adjektive, die vielleicht anfangs noch mit Gestik verbunden waren (groß, klein, nahe, weit, Richtungsangabe, usw.)...
Man vergleiche an diesem Punkt die Kommunikationsentwicklung eines Babies!
Wenn man dem also folgen möchte, wäre die Frage, was den frühen Hominiden dazu bewegt haben mag, seine Umwelt beim Namen zu nennen.
Meine "Theorie" ist sehr gewagt: Vielleicht erfolgte eine "Demokratisierung" der Gemeinschaften. Statt sich immer nur gegenseitig die Schädel einzuschlagen, haben sich vielleicht doch mehrere Leitbullen mit ihrem Familienanhang zusammengeschlossen, um vom hauptberuflichen Sammler zum aktiven Jäger und Räuber zu werden. Die Gruppenjagd (Treibjagd?) erfordert sehr genaue Abstimmung, vor allem, wenn alle anderen Steppentiere entweder schneller oder größer sind, als die Jäger.
Welchen Jagdvorteil hatten unsere Vorfahren, nachdem sie aus den Wäldern in die Steppe kamen und vor der evolutionsgeschichtlichen Entscheidung standen, von Gejagden zu Jägern zu werden? Schleichen? Nachtsicht? Andere übermenschliche Wahrnehmungssinne? Schnelligkeit? Tarnung? Klauen oder Giftstachel? Nichts von alledem. Einen guten Geruchssinn unterstelle ich ihnen, aber keinen aussergewöhnlich guten. Die Antwort liegt in der Evolution zum Homo Sapiens. Wir sind über die Jahrtausende nicht schneller geworden, nicht kräftiger, nicht besser nachtsichtig, wir haben keine Tarnfarbe angelegt, keine besseren Ohren bekommen, usw. usw.
Die Hände haben wir behalten, obwohl wir keine Äste mehr klammern mussten (... oder doch?). Der Gang wurde aufrechter und das Gehirn größer. Das können wir von den Skelettfunden eindeutig sagen. Aber wozu braucht man ein großes Gehirn, wenn man nur hinter Beute her rennt, wie Wölfe oder Löwen es tun? Genau das taten sie wohl eben nicht. Sie hatten eine andere Möglichkeit gefunden, höchst erfolgreich/effizient Beute zu machen. Und diese wurde nicht durch physiognomische Vorteile erreicht, sondern durch organisatorische. (vgl. die komplexen Jagdstrategien von Delphinen bei der Heringsjagd oder Orkas bei der Robbenjagd).
Haben die frühen Menschenaffen ganze Herden über Klippen getrieben? Oder in den Morast, wo sie stecken blieben? Sie ins Meer getrieben? Wenn es so oder ähnlich war, dann ist eine große Jagdgruppe, eine Rollenverteilung und eine Koordination unerläßlich. Und damit hätten wir den wahren Schritt vom Affen zum Menschen getan. Der Jagderfolg basierte - will man meinen Ausführungen folgen - fast ausschließlich auf Koordination (Kommunikation) und Ortskenntnis (Abstraktionsvermögen).
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So, und nun genug der Spielereien. Ich sehe mich schon von einem wilden Haufen Anthropologen zerfleischt und ausgenommen angesichts soviel Halb- und Unwissens. Na dann nur zu
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