Eine Familie, die hier noch kaum erwähnt wurde, obwohl doch alle "Herrscher" (zumindest Ende des 15. Jahrhunderts) einen Beinamen erhielten, waren die Babenberger (Leopoldinger bzw. Luitpoldinger*), die im heutigen Land Österreich geherrscht haben, zunächst als Markgrafen und später Herzöge von Österreich (damals Teile von Niederösterreich) sowie auch als Herzöge von Steier(mark) (damals Teile der heutigen Steiermark und von Oberösterreich)
Bei den Herrschern handelt es sich um die folgenden Herren:
Leopold I., der Erlauchte (ca. 976-994), mit ihm beginnt die Herrschaft der Babenberger im Gebiet des heutigen Österreichs (Niederösterreich); kam bei einem Mordanschlag ums Leben, der gar nicht seiner Person gegolten hatte. Er hatte mehrere Söhne, darunter Heinrich I. und Adalbert, die ihm als Markgrafen nachfolgten. Ein weiterer Sohn namens Poppo war Erzbischof von Trier, ein anderer Sohn namens Ernst Herzog von Schwaben und Ehemann jener Gisela, die später mit König Konrad II. verheiratet war (und der Vater von jenem Herzog Ernst von Schwaben, dessen Konflikt mit König Konrad II. auch in der Literatur Spuren hinterlassen hat -> Volksbuch von Herzog Ernst".
Heinrich I., der Starke oder Widerspenstige (ca. 994-1018), unter seiner Herrschaft soll bei Stockerau der irische (schottische?) Pilger Koloman getötet worden sein (1012), der später heilig gesprochen wurde und dann erster Landesheiliger von Österreich (Niederösterreich) war.
Adalbert, der Siegreiche (ca. 1018-1055), folgte seinem Bruder Heinrich I. als Markgraf nach; unterstützte Kaiser Heinrich III. im Kampf gegen die Königreiche Böhmen und Ungarn; beigesetzt in Melk (seine Gebeine konnten aufgrund einer Gelenkserkrankung mit Sicherheit identifiziert werden).
Ernst, der Tapfere (ca. 1055-1075), gefallen für Kaiser Heinrich IV. in der Schlacht bei Homburg an der Unstrut. (Ebenfalls in Melk beigesetzt)
Leopold II., der Schöne (ca. 1075-1095), stand im Investurstreit zeitweise auf Seiten des Papstes, konnte sich aber als Markgraf in seinem Herrschaftsgebiet gegen Kaiser Heinrich IV. behaupten.
Leopold III., ursprünglich der Fromme (wegen seiner Klostergründungen) und später der Heilige (ca. 1095-1036), wurde um 1485 (unter der Herrschaft des Habsburgers Friedrich [als Kaiser / König Friedrich III., als Herzog von Österreich Friedrich V.] heilig gesprochen (nachdem dieses "Projekt" von den Habsburgern schon länger verfolgt worden war) und löste dann den Hl. Koloman als Landespatron von Österreich (bzw. in den späteren Bundesländern Oberösterreich, Niederösterreich und Wien) ab. Verheiratet mit Agnes (der Tochter von Kaiser Heinrich IV. und Schwester von Kaiser Heinrich V., durch ihre erste Ehe Stammmutter der Hohenstaufen), mit deren Mitgift er die Klostergründungen Klosterneuburg (-> Schleierlegende), Heiligenkreuz und Klein-Mariazell finanzierte.
Einer seiner Söhne war der Geschichtsschreiber Otto Bischof von Freising (gest. 1158).
Leopold IV., der Freigebige (ca. 1136-1141), Sohn von Leopold III. und Agnes, wurde (unter Übergehung seiner beiden älteren Brüder?) Nachfolger seines Vaters., von König Konrad III. (seinem Halbbruder) außerdem in dessen Konflikt mit den Welfen mit dem Herzogtum Bayern belehnt.
Heinrich II., Jasomirgott (ca. 1141-1177), älterer Bruder von Leopold IV., zunächst Pfalzgraf bei Rhein, dannMarkgraf von Österreich und Herzog von Bayern. Nach der Aussöhnung zwischen Kaiser Friedrich I. Barbarossa mit Heinrich dem Löwen (Heinrich II. war der zweite Ehemann von dessen Mutter, der Tochter von Kaiser Lothar III.) verzichtete er auf das Herzogtum Bayern, dafür wurde die Markgrafschaft Österreich zum eigenen Herzogtum erhoben. ( --> 1156 Ausstellung einer Urkunde [angeblich auf ausdrücklichen Wunsch seiner zweiten Ehefrau, einer byzantinischen Prinzessin], dem Privilegium minus). Unter ihm wurde Wien Residenz der Babenberger.
Leopold V., der Tugendhafte (oder Tugendreiche) (ca. 1177-1194), unter ihm kam die Steiermark an die Babenberger (Georgenberger Handfeste, 17. August 1186), "verantwortliche für den "Lösegeldcoup" mit dem englischen König Richard I. Löwenherz; die Legende um die Entstehung des österreichischen Bindenschilds knüpft sich an seine Person. (Der Bindenschild ist allerdings erst unter Friedrich II., dem Streitbaren, historisch nachgewiesen ist.)
Friedrich I., der Katholische (ca. 1194-1198), folgte seinem Vater Leopold V. als Herzog von Österreich nach, gestorben auf einem Kreuzzug. (Darauf dürfte sich sein Beiname beziehen.)
Leopold VI., der Glorreiche (ca. 1198-1230), folgte seinem Vater Leopold V. als Herzog von Steier(mark) nach und erbte das damalige Herzogtum Österreich nach dem Tod seines Bruders. Unter ihm war die Stadt Wien kulturelles Zentrum, er selbst gilt als ein erfolgreicher Politiker, hatte allerdings mit seinen Söhnen (Heinrich dem Grausamen und Friedrich II. dem Streitbaren), die gegen ihn kriegerische Auseinandersetzungen vesuchten, nicht viel Glück.
Friedrich II., der Streitbare (ca. 1230-1246), gilt als der letzte Babenberger, bekannt durch seinen Tod in der Schlacht an der Leitha (15. Juni 1246, gegen die Ungarn). Mit ihm starb die Familie im "Mannesstamm" aus. (Seine Nichte Gertrud, Tochter seines Bruders Heinrich, hatte er es zu verdanken, dass das Herzogtum Österreich kein Königreich wurde. Mit ihren Nachkommen starb die Familie der Babenberger aus.)
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Hinweise zu Beinamen:
Heinrich II. Jasomirgott: die populäre Version zum Zustandekommen seines Beinamens lautet, dass der Herzog regelmäßig ausgerufen haben soll: "... ja so mir Gott helfe ..." (wurde in diesem Thread bereits erwähnt). Die seriöse Forschung vermutet, dass der Beiname auf ein arabisches Wort zurückzuführen ist.
Leopold V. der Tugendhafte: dürfte auf uns heute ironisch wirken, denn eine (wenn gleich erfolgreiche) Lösegelderpressung ist sicher nicht das, was wir uns unter tugendhaft vorstellen.
Friedrich II. der Streitbare: Sein Beiname wird auf seine andauernder Kämpfe zurückgeführt: zunächst mit seinem Vater, später als Herzog mit seinen Ministerialen unter Führung der Kuenringer, seinen Nachbarn, den Königen von Ungarn und Böhmen und mit Kaiser Friedrich II.
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*Der Name Leopold bzw. diese Schreibweise findet sich nicht in den zeitgenössischen Urkunden.