Ist zwar schon ne Weile her, aber ich hätte doch auch noch Diskussionsbedarf. Der Nachbau bei Raddusch erscheint mir äußerst seltsam. Komplett künstliche Gräben sind eher untypisch. Gräben wurden zwar auch künstlich angelegt, aber nach meiner Kenntnis nur in Verlängerung natürlicher Gegebenheiten. Auch erscheinen mir die Mauern sehr hoch. Aber die topografischen Bedingungen waren damals wohl auch andere als heute.
Die Slawenburgen dienten ja fast generell als Fluchtburgen für die Bewohner der umliegen Dörfer im Kriegsfall und nicht als Wohnsitz eines Verwalters. Wenn sie überhaupt belegt war, dann mit einigen wenigen Wehrtruppen, die auch für die notwendigen Vorräte sorgten. Man folgte bei der Anlage einer Burg also nur bedingt einer strategischen Ausrichtung. Sie wurde in der Größe der Bevölkerungsdichte entsprechend einfach ins Zentrum einer Region gebaut, wo sich auch die Heiligtümer der Slawen befunden haben müßten.
Um ihre Wehrhaftigkeit zu begreifen muß einem erstmal klar sein, daß die zu dieser Zeit übliche Truppenstärke der Deutschen Eroberer, die in diesem Gebiet auftraten, nichts mit den Angaben tausender Soldaten zu tun hat, wie wir sie im Allgemeinen kennen. Im Gros zog man mit 100 bis 500 Mann durch die Lande, wenn überhaupt. Heere mit mehr als 1000 Mann Stärke empfand man schon als mächtig und ein 5000-er Troß galt als gigantisch. Dies änderte sich erst wieder im Spätmittelalter.
Allerdings galten die ersten Burgen sicher zum Schutze vor Angriffen fremder Slawenstämme. Da Zahlen zu nennen ist unmöglich. Riesigen Schlachtszenarien steht eine relativ geringe Bevölkerungszahl gegenüber siehe
Schlacht bei Lenzen 929 . Die Zahl von mehr als 10.000 getöteten Slawen scheint bei einer geschätzten Einwohnerzahl (beim heutigen Gebiet des Landes Brandenburgs geht man von 20.000 bis 40.000 aus) von 100.000 doch reichlich überspitzt. Ich ziehe eher die kleineren Zahlen vor.
Unter dieser Vorraussetzung und der Lage der Burgen in unzugänglichen Gebieten waren diese praktisch uneinnehmbar. Wie bereits erwähnt waren sie gegen Feuer relativ unempfindlich und mit großem Gerät kaum zu erreichen.
MfG Silli