@Köbis17
"Mittelalter" ist natürlich ein weites Feld und für die Zeit vor 1400 wurde die südeuropäische Karracke ja auch noch nicht annähernd identifiziert.
Im Moment geht es jedoch um das 15. und 16. Jahrhundert und somit um den beschriebenen Holk, der als Mix aus Urholk und Kogge um 1400 in Nordeuropa auftaucht und dessen Design in Südeuropa als kraweeler Nachbau zum Standardgroßschiff mutiert. Erst hier wurde wohl der schon länger existierende Begriff "Karracke" auf diesen später dann mehrmastigen Typ angewandt. (Daß originär mediterrane Großschiffe wahrscheinlich alle auf die antike römische Corbita zurückzuführen sind, wurde ja bereits angesprochen.)
Die Wandlung vom Ein- zum Dreimaster vollzog sich wie gesagt in Südeuropa oder an der Atlantikküste, wie der bereits erwähnte "Pierre de la Rochelle" beweist, der in der Ostsee für gehöriges Aufsehen sorgte. (Ob dieser wirklich das erste Schiff dieser Art in nordeuropäischen Gefilden war, sei einmal dahingestellt, gebaut wurden die ersten Ostseekarracken bzw. Holke aber wohl nach diesem Vorbild.)
Gegen Ende des 15. Jahrhunderts hatte sich jedenfalls ein internationaler Schiffstyp herausgebildet, der von Land zu Land sicherlich unterschiedlich gebaut wurde, aber derart viele Gemeinsamkeiten aufweist, daß man hier schon fast von einem gesamteuropäischen Projekt sprechen kann, auch wenn er mit unterschiedlichen Bezeichnungen belegt war wie Cocca, Karracke, Nao, Kraeck, Holk oder auch Kraweel.
Karracken waren also kraweelgebaute (in Südeuropa) oder klinkergebaute (bis etwa 1470 und teils noch später in Nordeuropa) auf anfängliche Einmaster zurückgehende Drei- oder Viermaster.
Karracken haben einen geraden Achtersteven und einen gerundeten Vordersteven. Im Gegensatz zu den Karavellen weisen sie ein Rundgatt auf, wobei den ältesten Beleg für ein Spiegelheck oder Plattgatt wohl die 1515 gebaute englische "Mary Rose" aufweist.
Karracken verfügen grundsätzlich über in den Rumpf integrierte Kastelle vorn und achtern, die sich im Lauf der Zeit zu beeindruckenden Wehranlagen entwickeln, welche allerdings auch zunehmend die Stabilität dieser Schiffe beeinträchtigt haben dürften.
In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts tauchen erste Marssegel auf, Bramsegel dann erst in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Über die Bewaffnung hatten wir ja schon einmal gesprochen.
Falls noch Fragen offen sind, gehe ich gerne auf sie ein. Den Unterschied zwischen Hulk, Kogge und Karracke hatte ich allerdings anfangs schon beschrieben.