Standort Irminsul

Ich möchte mal anzweifeln, dass man sich im Zuge der Missionsarbeit für christliche Standorte ausgerechnet für einst heidnische Stätten entschieden hat. Das Gegenteil dürfte der Fall gewesen sein in dem man versucht hat die alten rituellen Kultplätze aus dem Bewusstsein der Menschen zu verbannen und das Aufsuchen der Orte verhindert oder unter Strafe gestellt hat. Vielleicht sollte man mehr nach exponiert liegenden verfallenen und heute nicht mehr als derartiges erkennbare Anhöhen Ausschau halten. Alte Katasterkarten etc. könnten noch Hinweise liefern.

Doch, das ist durchaus vorgekommen. Man wollte damit vermutlich einerseits demonstrieren, dass das Christentum stärker ist als das Heidentum, andererseits wollte man möglicherweise den Wechsel ins Christentum leichter machen, indem man heidnische Kultorte umbaute und damit "christianisierte".

Es gibt durchaus einige Beispiele dafür:

In der Pfarrkirche Altenkirche auf Rügen wurde ein Svantewitstein verbaut, der möglicherweise von slawischen Heiligtum auf Arkona stammt.
In der Vienne in der Nähe von Confoles wurden die Tragsteine des Dolmen "De la Madeleine" durch Säulen ersetzt, während der Deckstein zum Dach einer Kapelle wurde
Der Menhir von Pierre Frite hat eine Nische für eine Marienstatute erhalten
Auf dem Dolmen von Cruz-Menquen befand sich ein Kreuz (heute ein Betonkreuz)
Auf den Mehiren von Brignogan und Croix de Pasquiou wurden Steinkreuze angebracht.
Die kleine Kapelle der sieben Heiligen südlich von Lannion im Département Côtes-d’Armor war eine Wallfahrtskapelle, die über einem Galeriegrab errichtet worden war.
Der als keltische Kultplatz angesehene „Megalithe de la Pierre qui vire“ im Wald von Morvan wurde vom Kloster Sainte Marie de la Pierre qui Vire durch eine Marienstatute christianisiert.
Der Dlomen du Breitenstein nördlich von Sarrebourg wurde zu einem Steinkreuz mit der Darstellung der 12 Apostel umgearbeitet.
Der Menhir von Saint Uzec in der Bretagne wurde durch Steinkreuz und Inschriften christianisiert
In Pavia in der Nähe von Arraiolos (Portugal) in ein Dolmen in eine Kapelle verwandet worden
Die Kapelle der Kirche Santa Maria Madalane von Alcobertas (ebenfalls Portugal) ist in einen Dolmen hineingebaut worden
In der Mauer der Kapelle Saint Hubert von Bassecourt (Schweizer Jura) ist ein anthrpomorpher Menhir integriert


Es gibt im Wiki sogar einige Fotos dazu:
Christianisiertes Megalithmonument – Wikipedia
 
Zuletzt bearbeitet:
Doch, das ist durchaus vorgekommen. Man wollte damit vermutlich einerseits demonstrieren, dass das Christentum stärker ist als das Heidentum, andererseits wollte man möglicherweise den Wechsel ins Christentum leichter machen, indem man heidnische Kultorte umbaute und damit "christianisierte".

Es gibt durchaus einige Beispiele dafür:

In der Pfarrkirche Altenkirche auf Rügen wurde ein Svantewitstein verbaut, der möglicherweise von slawischen Heiligtum auf Arkona stammt.
In der Vienne in der Nähe von Confoles wurden die Tragsteine des Dolmen "De la Madeleine" durch Säulen ersetzt, während der Deckstein zum Dach einer Kapelle wurde
Der Menhir von Pierre Frite hat eine Nische für eine Marienstatute erhalten
Auf dem Dolmen von Cruz-Menquen befand sich ein Kreuz (heute ein Betonkreuz)
Auf den Mehiren von Brignogan und Croix de Pasquiou wurden Steinkreuze angebracht.
Die kleine Kapelle der sieben Heiligen südlich von Lannion im Département Côtes-d’Armor war eine Wallfahrtskapelle, die über einem Galeriegrab errichtet worden war.
Der als keltische Kultplatz angesehene „Megalithe de la Pierre qui vire“ im Wald von Morvan wurde vom Kloster Sainte Marie de la Pierre qui Vire durch eine Marienstatute christianisiert.
Der Dlomen du Breitenstein nördlich von Sarrebourg wurde zu einem Steinkreuz mit der Darstellung der 12 Apostel umgearbeitet.
Der Menhir von Saint Uzec in der Bretagne wurde durch Steinkreuz und Inschriften christianisiert
In Pavia in der Nähe von Arraiolos (Portugal) in ein Dolmen in eine Kapelle verwandet worden
Die Kapelle der Kirche Santa Maria Madalane von Alcobertas (ebenfalls Portugal) ist in einen Dolmen hineingebaut worden
In der Mauer der Kapelle Saint Hubert von Bassecourt (Schweizer Jura) ist ein anthrpomorpher Menhir integriert


Es gibt im Wiki sogar einige Fotos dazu:
Christianisiertes Megalithmonument – Wikipedia

Meine Überlegungen beziehen sich ausschließlich auf die Irminsul die man samt Umfeld einebnete und Gold und Silber abtransportiert haben soll bevor sich die Quelle ergoss. Ich denke, dass sich dieser Kultort von nahezu allen anderen Stätten abhob also gänzlich unterschied, da man diese einem undefinierbaren Irmin gewidmet hatte, über dessen Göttlichkeit man nur über vage Vermutungen verfügte, sich uneins war und für dessen einstige Bedeutung man keine Erklärung fand. Hier befürchtete man daher, dass sich ungute Traditionen erhalten könnten von denen man verschont bleiben wollte und die Franken daher in sächsischer Zeit an einem dauerhaften Erhalt dieser Erinnerungsstätte nicht interessiert waren. Für christliche Nachfolgebauwerke hegten die Sachsen, gegen die man 30 Jahre ankämpfen musste keine Sympathien und diese Gegend war nicht mit anderen Regionen Mitteleuropas vergleichbar.
 
Meine Überlegungen beziehen sich ausschließlich auf die Irminsul
Wie bitte? Das hier:
Ich möchte mal anzweifeln, dass man sich im Zuge der Missionsarbeit für christliche Standorte ausgerechnet für einst heidnische Stätten entschieden hat. Das Gegenteil dürfte der Fall gewesen sein in dem man versucht hat die alten rituellen Kultplätze aus dem Bewusstsein der Menschen zu verbannen und das Aufsuchen der Orte verhindert oder unter Strafe gestellt hat. Vielleicht sollte man mehr nach exponiert liegenden verfallenen und heute nicht mehr als derartiges erkennbare Anhöhen Ausschau halten. Alte Katasterkarten etc. könnten noch Hinweise liefern.
soll sich auf die Irminsul bzw ihren Standort beziehen? Das ist diesem Beitrag nicht anzusehen...

Aber bon: du vermutest, dass "alte Katasterkarten etc. noch Hinweise liefern könnten" - so lange wir keinen Eintrag wie "Flurstück Irminsul, wahrer und einziger Ort des Heiligtums" haben... ;)
 
Wie bitte? Das hier:

soll sich auf die Irminsul bzw ihren Standort beziehen? Das ist diesem Beitrag nicht anzusehen...

Aber bon: du vermutest, dass "alte Katasterkarten etc. noch Hinweise liefern könnten" - so lange wir keinen Eintrag wie "Flurstück Irminsul, wahrer und einziger Ort des Heiligtums" haben... ;)

Der Titel lautet doch:
Standort Irminsul
Es gibt gute Hinweise auf den Standort der Irminsul. Lässt sich aber wegen der Umfänglichkeit hier nicht diskutieren und ein schneller Meinungsaustausch liegt mir nicht.
 

Dein Beitrag bezog sich aber auf die Donareiche:

upload_2023-9-21_22-48-38.png



Deinen Zweifel kann ich gut nachvollziehen, denn in den meisten Fällen hat man christliche Klöster und Kirchen nicht an heidnischen Kultplätzen errichtet. Die Kirche hatte damit zwar grundsätzlich keine Probleme, das zeigt der Brief von Papst Gregor deutlich. Ebenso deutlich ist, dass die päpstlichen Empfehlungen auf friesischem, hessischem, sächsischen oder thüringischem Gebiet wohl kaum umsetzbar waren, denn "gut gebaute Tempel", die man nach Zerstörung der Götterstatuen als Kirchen hätte nutzen können, gab es offensichtlich nicht. Allenfalls eigneten sich heilige Bäume nach fachgerechter Zerlegung* als Baumaterial für neu zu bauende Kirchen.
Da war es nicht zwingend notwendig, die Kirche genau am Standort des gefällten Baums zu errichten, andererseits wird man das Bauholz auch nicht -zig Kilometer weit gekarrt haben. Donareiche und Kapelle sind sicher in oder unmittelbar bei Fritzlar/Geismar zu suchen.


* Diese geschah im Fall der Donareiche durch ein göttliches Mirakel, indem der Stamm beim Niederfallen praktischerweise gleich in vier Balken gleicher Länge zersplitterte.
 
B
Dein Beitrag bezog sich aber auf die Donareiche:

Anhang anzeigen 22499


Deinen Zweifel kann ich gut nachvollziehen, denn in den meisten Fällen hat man christliche Klöster und Kirchen nicht an heidnischen Kultplätzen errichtet. Die Kirche hatte damit zwar grundsätzlich keine Probleme, das zeigt der Brief von Papst Gregor deutlich. Ebenso deutlich ist, dass die päpstlichen Empfehlungen auf friesischem, hessischem, sächsischen oder thüringischem Gebiet wohl kaum umsetzbar waren, denn "gut gebaute Tempel", die man nach Zerstörung der Götterstatuen als Kirchen hätte nutzen können, gab es offensichtlich nicht. Allenfalls eigneten sich heilige Bäume nach fachgerechter Zerlegung* als Baumaterial für neu zu bauende Kirchen.
Da war es nicht zwingend notwendig, die Kirche genau am Standort des gefällten Baums zu errichten, andererseits wird man das Bauholz auch nicht -zig Kilometer weit gekarrt haben. Donareiche und Kapelle sind sicher in oder unmittelbar bei Fritzlar/Geismar zu suchen.


* Diese geschah im Fall der Donareiche durch ein göttliches Mirakel, indem der Stamm beim Niederfallen praktischerweise gleich in vier Balken gleicher Länge zersplitterte.

Beim Querlesen wurden immer wieder parallele Bezüge zwischen "Truncus" und "Donareiche" hergestellt, sodass die Untrennbarkeit beider geschichtlicher Ereignisse die Diskussion überlagerte.
 
Entweder in der Eresburg oder zwischen Eresburg und der Weser (ohne Richtungsbestimmung). Alle Standortbestimmugen darüber hinaus („gute Hinweise“) sind Scharlatanerie.
Die historischen Angaben sind hier zu lesen.

Ich habe da Deine treffliche Aussage in Erinnerung, wonach man wenn man die Lage der Irminsul suchen wollte, nur in einem Korridor zwischen Marsberg und Herstelle fündig werden könnte und darin lässt sich auch meine Theorie wieder finden.
 
Ich habe da Deine treffliche Aussage in Erinnerung, wonach man wenn man die Lage der Irminsul suchen wollte, nur in einem Korridor zwischen Marsberg und Herstelle fündig werden könnte
Das hat @El Quijote nirgends geschrieben. Er hat Dich im Gegenteil kürzlich darauf hingewiesen, dass es den Ort Herstelle an der Weser damals nicht gab, sondern der Text die Rückreise von Marsberg nach Harstal in Belgien beschreibt. Das war hier:
Standort Irminsul

Und von einem "Korridor" lese ich auch nichts:
Die Weser ist lang, die hat nicht nur einen Punkt, den Karl erreicht haben kann.

Zwischen Marsberg und der langen Weser ist ein ziemlich großes Gebiet von etwa 3000 km²:

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Hier befürchtete man daher, dass sich ungute Traditionen erhalten könnten von denen man verschont bleiben wollte und die Franken daher in sächsischer Zeit an einem dauerhaften Erhalt dieser Erinnerungsstätte nicht interessiert waren.
Dann wäre es für die Franken am einfachsten gewesen, an dieser Stelle eine Kirche zu errichten und einen Priester einzusetzen, der darauf achtet, dass sich die "unguten Traditionen" nicht erhalten, sondern "gute", neue gepflegt werden.
Für christliche Nachfolgebauwerke hegten die Sachsen, gegen die man 30 Jahre ankämpfen musste keine Sympathien und diese Gegend war nicht mit anderen Regionen Mitteleuropas vergleichbar.
Wie man an der Gründung des Klosters Corvey oder des Bistums Paderborn direkt nach der Eroberung durch die Franken sehen kann, gab es in Sachsen durchaus Sympathien für die "neue Religion". Warum sollte diese Region nicht mit anderen Mitteleuropas vergleichbar sein?
 
Das hat @El Quijote nirgends geschrieben. Er hat Dich im Gegenteil kürzlich darauf hingewiesen, dass es den Ort Herstelle an der Weser damals nicht gab, sondern der Text die Rückreise von Marsberg nach Harstal in Belgien beschreibt. Das war hier:
Standort Irminsul

Und von einem "Korridor" lese ich auch nichts:

Die Geschichtsforschung ist davon geprägt, dass unterschiedliche Auffassungen und Theorien miteinander kollidieren, da die mageren historischen Hinterlassenschaften zu Spekulationen animieren. Wollte man einzig auf Basis der Überlieferungen Argumente austauschen könnte man sich sehr viele Diskussionen sparen. Ich las übrigens auch nichts von einem Korridor, interpretiere es aber so. El Quijote hat es kürzlich noch mal so formuliert "oder zwischen Eresburg und der Weser" und das Karl der Große aus strategischen Gründen wegen der Weserfurt und der flächig größten Fliehburganlage Hessens (140 ha) nämlich der Sieburg deren Entstehungszeit man als Frühmittelalterlich einstuft, nach der Syburg und der Eresburg auf das Weserknie fixiert war und deswegen auch dort 25 Jahre nach der Niederlegung der Irminsul "eine Herstelle" gründete ist eine naheliegende und plausible Erklärung dafür, dass die Irminsul auch an dieser Strecke gelegen haben könnte, zumal es die Franken 772 sicherlich noch nicht riskieren wollten ihren Feldzug in die Richtung des sächsischen Kernlandes (Brunsburg) auszudehnen.


Zwischen Marsberg und der langen Weser ist ein ziemlich großes Gebiet von etwa 3000 km²:

Anhang anzeigen 22500
 
@Leyhe ...es ist nicht wirklich schwierig, in Beiträgen sichtbar zwischen Zitaten und eigenen Überlegungen zu unterscheiden. Dein Beitrag #93 sieht so aus, als ob mancher Unsinn (sic) von @Sepiola geschrieben wäre, was aber nicht der Fall ist!
- du zitierst aus #91 von Sepiola
Das hat @El Quijote nirgends geschrieben. Er hat Dich im Gegenteil kürzlich darauf hingewiesen, dass es den Ort Herstelle an der Weser damals nicht gab, sondern der Text die Rückreise von Marsberg nach Harstal in Belgien beschreibt. Das war hier:
Standort Irminsul
Und von einem "Korridor" lese ich auch nichts:
Zwischen Marsberg und der langen Weser ist ein ziemlich großes Gebiet von etwa 3000 km²:
Den Anhang 22500 betrachten
- deine Überlegungen sind das hier:
Die Geschichtsforschung ist davon geprägt, dass unterschiedliche Auffassungen und Theorien miteinander kollidieren, da die mageren historischen Hinterlassenschaften zu Spekulationen animieren. Wollte man einzig auf Basis der Überlieferungen Argumente austauschen könnte man sich sehr viele Diskussionen sparen. Ich las übrigens auch nichts von einem Korridor, interpretiere es aber so. El Quijote hat es kürzlich noch mal so formuliert "oder zwischen Eresburg und der Weser" und das Karl der Große aus strategischen Gründen wegen der Weserfurt und der flächig größten Fliehburganlage Hessens (140 ha) nämlich der Sieburg deren Entstehungszeit man als Frühmittelalterlich einstuft, nach der Syburg und der Eresburg auf das Weserknie fixiert war und deswegen auch dort 25 Jahre nach der Niederlegung der Irminsul "eine Herstelle" gründete ist eine naheliegende und plausible Erklärung dafür, dass die Irminsul auch an dieser Strecke gelegen haben könnte, zumal es die Franken 772 sicherlich noch nicht riskieren wollten ihren Feldzug in die Richtung des sächsischen Kernlandes (Brunsburg) auszudehnen.
...und nein: die Geschichtsforschung ist kein Animieretablissement für wilde Spekulationen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich las übrigens auch nichts von einem Korridor, interpretiere es aber so. El Quijote hat es kürzlich noch mal so formuliert "oder zwischen Eresburg und der Weser"

Das ist eine Wiedergabe der Angabe aus den Quellen. Und die Weser ist nun mal kein konkreter Punkt, sondern ein Fluss, geometrisch gesprochen eine Strecke.
 
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