Hmmh, ich weiß jetzt nicht ob wir uns im Römerforum tiefer mit dem Ende der Kelten in Südwesten beschäftigen sollten. Vermutlich gibt es im benachbarten Keltenforum wohl entsprechende Fäden zu dem Thema. Eine kurze Antwort* will ich auf jeden Fall noch schreiben, sonst sieht es nach kneifen aus.
Wir haben in den letzten Beiträgen drei mögliche zeitliche Szenarien für das Ende der keltischen Besiedlung im heutigen Baden-Württemberg angesprochen:
- Ende mit dem Zug der Teutonen und Kimbern nach Gallien und Norditalien (um 100 vuZ)
- Ende während der Zeit des gallischen Krieges (um 50 vuZ)
- Ende mit oder nach dem Alpenfeldzug des Augustus (also ab 15 vuZ)
Die mir bekannten Fakten:
Strabon überliefert uns, dass die Vindeliker zwischen Donau und Alpen gesiedelt haben. Der Fund eines vindelikischen Opferplatzes mit römischen Waffen aus der Zeit des Alpenfeldzuges in Oberammergau bestätigt dies. Auch wird uns für den Alpenfeldzug berichtet, dass es zu einem Seegefecht zwischen den Einheimischen und den Römern auf dem Bodensee gekommen ist. Die Kelten waren also sicherlich noch im Alpengebiet ansässig:
- die Vindeliker wohl im heutigen Südbayern
- die Raeter im Alpenbereich
- die Helvetier in der heutigen Schweiz, mit dem Schwerpunkt nach der heutigen Westschweiz
Claudius Ptolemaeus schreibt in der Geographia 2,11,6
atque deinde Intuergi et Vargiones et Caritni, infra quos Vispi
et Helvetiorum Desertum usque ad eos quos diximus Alpes montes.
Als letzte mir relevante Quelle ist noch "Der Gallische Krieg"
von Julius Cäsar vorhanden. Darin berichtet uns Cäsar, dass die
Helvetier ihre Behausungen in ihrem alten Siedlungsgebiet ver-
brannt hätten und nach Gallien ausgewandert sind.
Sabine Rieckhoff und Jörg Biel schreiben in "Die Kelten
in Deutschland", Stuttgart 2001:
Rieckhoff/Biel schrieb:
Ein völlig anderes Bild als Gallien und Noricum bietet Süd-
deutschland. Von Frankfurt bis Manching, vom Staffelberg bis
Altenburg-Rheinau fehlen die archäologischen Funde der letzten
vier fünf Jahrzehnte vor der Zeitenwende durchgehend; eine
unbezweifelte Kontinuität zwischen keltischer und römischer Zeit
ist in keinem einzigen Lebensbereich zu erkennen ...
Zu der Situation nach 15 vuZ schreiben die beiden:
Rieckhoff/Biel schrieb:
Ein paar Einzelfunde, Verluststücke (Hüfingen), oder Opfergaben
(Andechs) entlang
der alten hallstatt- und latenezeitlichen Verkehrswege zeigen nur an, dass es gelegent-
lich Patrouillen an den oberen Neckar und ins Land der Vindeliker gegeben hat. Von
den süddeutschen Kelten war dabei jedoch offenbar so wenig zu sehen, dass eine
stationäre militärische Kontrolle nicht erforderlich schien. Eine Besetzung des verödeten
Landes wäre kaum möglich gewesen, da es an Menschen gefehlt hätte, die die Truppen
mit Nahrungsmitteln hätten versorgen können ...
Der weit vorgeschobene Militärstandort Augsburg war mit Bedacht gewählt worden.
Er zielte auf altbekannte Fernwege ins Maindreieck. Da war zu dieser Zeit weit und
breit das einzige Gebiet, von dem Gefahr drohte, da sich hier inzwischen in dem von
den Kelten verlassenen Land Leute niedergelassen hatten: Germanen
Die von Tela erwähnten neueren Ausgrabungen in keltischen Siedlungen nahe der
heutigen Schweizer Grenze stehen meines Erachtens dazu nicht im Widerspruch.
Unbestritten von Biel ist, dass die Kelten weiterhin im Gebiet der heutigen Schweiz
siedelten. Daher ist es nicht verwunderlich, dass wir in der Nähe der Schweiz noch
Siedlungen der Kelten finden. Es wäre ein ganz anderer Sachverhalt, wenn wir nun aus
der Zeitenwende Siedlungen in Mittelbaden oder im mittleren Neckarraum finden würden.
Biel verweist auf die Arbeiten von "Wieland" aus dem Jahr 1996, wonach man in den
Fundarchiven lediglich fünf keltische Fibeln aus der zweiten Hälfte des 1. Jahr-
hunderts vuZ aus dem heutigen Baden-Württemberg besitzt. So viele findet man im
linksrheinischen an einem keltischen Siedlungsort.
In der Frage der Helvetier scheint mir die Darstellung bei Cäsar weiterhin glaubhaft.
* kurz ist eine Frage der Definition