Tag der Deutschen Einheit am 17. Juni

hier noch etwas zum 17. Juni:

Hans Bentzien: Was geschah am 17. Juni
aus Sicht eines damaligen DDR-Bürgers bzw. Mitglied der SED

Auszug aus einem Spiegelbericht von 1978 zur BRD-Diskussion:

"BRD" -- so eine verbreitete Meinung -- sei eine "kommunistische Agitationsformel", in der DDR erfunden, um "Deutschland" aus dem Sprachgebrauch der Bundesrepublik zu verdrängen. Das Argument ist schlüssig, aber falsch: Zum einen ist "BRD" gut bundesrepublikanisch und seit 1952 belegt; in der DDR wird es offiziell erst seit 1970 verwendet. Zum anderen ersetzt die Abkürzung "BRD" nicht "Deutschland", sondern die Standardbezeichnung für den Staat Bundesrepublik Deutschland, nämlich "Bundesrepublik". Und in "Bundesrepublik" ist von Deutschland überhaupt nichts zu spüren, in "BRD" bleibt immerhin ein "D" übrig.

(ganzer Text: DER SPIEGEL*50/1978 - Ein Geisterreich wie Utopia?)
 
@hjwien: Ich bin 1968 eingeschult worden. Wenn ich mich recht entsinne, lernten wir in der 2. Klasse die Hymne, in der 3. Klasse wurde uns mitgeteilt, dass sie nicht mehr gesungen werden solle. Ich denke der Übergang von Ulbricht zu Honecker war die Ursache bzw. der Zeitpunkt zu dem das geschah.

Solche Parteilinien wurden öfter über Nacht an die Schulen durchgestochen. Wir (auch 68 eingeschult:winke:) durften den vorgefassten Text (Ulbricht aus Altersgründen, blabla) fein säuberlich in unser Heimatkundeheft abschreiben. Irgendwo bei Mutti muss das noch liegen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Solche Parteilinien wurden öfter über Nacht an die Schulen durchgestochen. Wir (auch 68 eingeschult:winke:) durften den vorgefassten Text (Ulbricht aus Altersgründen, blabla) fein säuberlich in unser Heimatkundeheft abschreiben. Irgendwo bei Mutti muss das noch liegen.

Wenn ich das hier so lese,
Ihr hattet schon die Arschkarte gezogen. Wenn der Ausdruck mal so erlaubt ist.

1968 haben Zwei an den Bäumen im Schulhof unserer Penne Zettel befestigt, Luftkurort für ....., reserviert für.... usw. usf.
die Täter sind bis heute unbekannt geblieben.:D
Der Hausmeister hat frühmorgens um Halbacht alles entfernt, so dass die meisten, wie ich, gar nix mitbekommen haben.
Die Ermittlungen wurden sehr verdeckt geführt, indem lediglich Standartverdächtige befragt wurden, sonst wüsste ich vielleicht bis heute nix davon.
 
Die Ablehnung des Kürzels "BRD" ist der verlängerte Alleinvertretungsanspruch derselben. Als es zwei deutsche Staaten gab, existierten nur drei Möglichkeiten: Entweder man redete sich den Mund mit dem Wortungetüm "Bundesrepublik Deutschland" fusselig, oder man kreierte Abwegigkeiten wie "Heute spielt Deutschland gegen die DDR"; oder man kürzte eben beide deutschen Staaten ab.

Damals mussten die Beamten der Bundesrepublik und im Besonderen die Lehrer diesen Alleinvertretungsanspruch vertreten und das naheligende Kürzel "BRD" deshalb sanktionieren; eigentlich sollte das heute hinter uns liegen...
:pfeif:
 
Dein Beitrag ist ziemlich polemisch und mit deinem Hinweis hinsichtlich des Alleinvertretungsanspruchs lehnst du dich reichlich weit aus dem Fenster.
 
Dein Beitrag ist ziemlich polemisch und mit deinem Hinweis hinsichtlich des Alleinvertretungsanspruchs lehnst du dich reichlich weit aus dem Fenster.

Warum dann diese Ablehnung? Regt sich irgend jemand in den Vereinigten Staaten von Amerika über das Kürzel USA auf? Lehnt irgend jemand es ab, das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Nordirland im normalen Sprachgebrauch UK oder Großbritannien zu nennen? (Nein, England zählt nicht, dass ist faktisch unrichtig... ;))

Es ist einfach albern. :fs:
 
Wir reden über hier nicht über die Vereinigten Staaten von Amerika oder die Republik Irland oder das Vereinigte Königreich, sondern über Deutschland.

Balitcbirdy schrieb:
Die Bezeichnung "BRD" hatte in meinen Ohren immer einen verächtlichen Touch und genauso wurde sie offiziell in der DDR auch gebraucht.

Genau so sehe ich das auch. Das als albern zu disqualifizieren finde ich nicht in Ordnung!
 
Dein Beitrag ist ziemlich polemisch und mit deinem Hinweis hinsichtlich des Alleinvertretungsanspruchs lehnst du dich reichlich weit aus dem Fenster.

Ja? Untermauere das doch bitte!

Mir scheint nämlich, dass es politisch schon von Brisanz ist, welchen Namen man dem Kinde gibt.

Du schreibst selbst, dass das Kürzel "BRD" für Dich negativ belegt sei. Und beziehst Dich dabei doch gerade auf die Verwendung dieses Kürzels durch Stellen der Deutschen Demokratischen Republik - die eben durch diese Verwendung ihren Alleinvertretungsanspruch durchzusetzen versuchte.

Nein, polemisch ist das nicht. Es zeigt nur, wie sehr der Grabenkampf des Kalten Krieges bis hinein in die offiziell geduldeten Abkürzungen von Staatsnamen seinen Widerhall fand.

Die heute von mir erzählte Anekdote mag das erhellen.
 
floxx78 schrieb:
Und beziehst Dich dabei doch gerade auf die Verwendung dieses Kürzels durch Stellen der Deutschen Demokratischen Republik - die eben durch diese Verwendung ihren Alleinvertretungsanspruch durchzusetzen versuchte

Wo habe ich mich denn in meinen Beiträgen bitte auf Stellen, welche meintst du bitte genau, der Deutschen Demokratische Republik bezogen?:confused: Ich habe lediglich @Balticbirdy bzw. den Cehfeinpeitscher und Bundesrepublikhasser von Schnitzler, wohl aus sehr persönlichen Gründen heraus, erwähnt.

floxx78 schrieb:
Nein, polemisch ist das nicht

Doch.

floxx78 schrieb:
Die heute von mir erzählte Anekdote mag das erhellen.

Das läßt sich wohl kaum verallgemeinern.

floxx78 schrieb:
Ja? Untermauere das doch bitte!

Was bitte hat der Alleinvertretungsanspruch der Adenauerregierung mit dem Kürzel "BRD" eigentlich genau zu tun? Das Kürzel "BRD" wurde doch "erst" anfang der 70ziger durch das Zentralorgan der SED, das Neue Deutschland, permanent verwendet.
 
Zuletzt bearbeitet:
JUnd beziehst Dich dabei doch gerade auf die Verwendung dieses Kürzels durch Stellen der Deutschen Demokratischen Republik - die eben durch diese Verwendung ihren Alleinvertretungsanspruch durchzusetzen versuchte.

Hatte die DDR einen Alleinvertretungsanspruch? Das ist mir nicht bekannt.

Der negative Touch des Kürzels BRD durch die offizielle DDR-Sprache (Presse, politische Reden usw.) machte sich aber meines Erachtens nicht an der Abkürzung fest. Da man das politische System der BRD als Gegner sah, hätte jedwede Bezeichnung eine negative Konnotation gehabt. Es ging ja nicht darum, "wenn wir jetzt BRD sagen, dann haben wir es Ihnen aber gegeben", sondern um einen generellen Gegensatz, der unabhängig von der Abkürzung war.
In irgendeinem anderen thread ging es kürzlich um das massenhafte Aufkommen von Abkürzungen im 20 Jh (auch schon im 19?, ich weiß gar nicht mehr), da reihte sich doch die Bezeichnung BRD und DDR mit ein. Und zumindest aus der DDR weiß ich es ja selbst, es war ja sowieso alles abgekürzt (SED, FDJ, GST, FDGB usw.), so daß das Abkürzen des langen Wortes Bundesrepublik Deutschland eigentlich eher normal war.
Deshalb gebrauche ich auch heute (zum Beispiel, wenn ich irgendwo einen Visumsantrag ausfüllen muß) ganz selbstverständlich und vollkommen wertneutral die Abkürzung BRD. Und fühle mich (als ehemaliger DDR-Bürger) damit identifiziert.
 
Zum Gebrauch der Abkürzung "BRD" in der BRD vor der Wiedervereinigung hatte ich die Tage schon etwas geschrieben:

Vorweg muß ich sagen, daß ich das aus meiner Perspektive des Ex-Alt-BRD-Bürgers oder Wessi oder Altbundesländer-Eingeborener (wie nennt man das am besten, wenn man vor 1989 in der damaliger Bundesrepublik sozialisiert wurde?) schreibe.

Die Abkürzung BRD war in der "alten" "BRD" (vor 1990) nicht gebräuchlich. M. W. war diese Abkürzung hauptsächlich in der DDR benutzt worden. Alleine schon deshalb schien es politisch inkorrekt zu sein, diese Abkürzung im Westen zu benutzen. Im Westdeutschland wurde statt BRD entweder Bundesrepublik, BR Deutschland, Deutschland mit Abkürzungen wie D, Bds.-Rep. Dtschld. o. ä.

Bei einem Gebrauch der Abkürzung BRD in der alten Bundesrepublik konnte man meistens davon ausgehen, daß es sich um politisch sehr linken oder sehr rechten Text handelte. Es wurde aber - wie auch unsere Eidgenossin Ursi schreibt - im Ausland die Abkürzung ohne solche Probleme benutzt. In Frankreich sprach man z. B. von der RFA (République Fédérale d'Allemagne).

Übrigens wurde die Abkürzung DDR im Westen sehr wohl benutzt. Presseerzeugnisse wie "Die Welt" und "Bild" benutzten bis in die Wendezeit die Abkürzung mit Anführungsstrichen ("DDR"), um die Nichtanerkennung durch diese Zeitungen auszudrücken. Ich glaube, daß erst nach der demokratischen Volkskammerwahl 1990 die Anführungsstriche in diesen Printmedien wegfielen.
 
Die Bezeichnung BRD wurde während des Kalten Krieges von links, und zwar nicht nur innerhalb der DDR, gebraucht, um den Begriff Deutschland zu vermeiden, aber auch pragmatisch in Analogie zu DDR. Im Westen hat man verständlicherweise - obwohl die Abkürzung laut oben zitiertem Spiegelbericht in der Bundesrepublik schon in den 50ern verwendet worden war - indigniert darauf reagiert. Sprich: Im Westen war, wenn man nicht offen seine Sympathie für das andere System "drüben" kenntlich machen wollte, die Abkürzung BRD ein Unding. Aber der Kalte Krieg ist vorbei, und Sprache verändert sich. Rationale Gründe, die gegen die Verwendung der Abkürzung BRD sprechen, hat es eigentlich nie gegeben, diese lagen immer auf der emotionalen Ebene, die mit dem Zusammenbruch mehr oder weniger weggefallen ist. Hier liegt auch die Crux der Diskussion, dass einigen gar nicht bewusst ist, was an der Abkürzung emotional alles hängt, während andere sich dessen bewusst werden müssen, dass die emotionalen Konnotationen, die an der Abkürzung hängen einem Großteil der Bevölkerung gar nicht mehr bewusst sind und aus dem Sprachgebrauch immer mehr verdrängt werden.
 
Die Ablehnung des Kürzels "BRD" ist der verlängerte Alleinvertretungsanspruch derselben. Als es zwei deutsche Staaten gab, existierten nur drei Möglichkeiten: Entweder man redete sich den Mund mit dem Wortungetüm "Bundesrepublik Deutschland" fusselig, oder man kreierte Abwegigkeiten wie "Heute spielt Deutschland gegen die DDR"; oder man kürzte eben beide deutschen Staaten ab.

Damals mussten die Beamten der Bundesrepublik und im Besonderen die Lehrer diesen Alleinvertretungsanspruch vertreten und das naheligende Kürzel "BRD" deshalb sanktionieren; eigentlich sollte das heute hinter uns liegen...
:pfeif:


Genau das war üblich, Bundesrepublik.

es heimelt mich recht nostalgisch an. Ekel Alfred motzte. Frankenfeld in der karierten Jacke im TV.
Kam man per Auto vom Skifahren in Österreich, Hinweisschilder Richtung "Deutschland", dachte man, ob es so irgendwann wohl wieder heißen würde.
 
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Die Bezeichnung BRD wurde während des Kalten Krieges von links, und zwar nicht nur innerhalb der DDR, gebraucht, um den Begriff Deutschland zu vermeiden, aber auch pragmatisch in Analogie zu DDR. Im Westen hat man verständlicherweise - obwohl die Abkürzung laut oben zitiertem Spiegelbericht in der Bundesrepublik schon in den 50ern verwendet worden war - indigniert darauf reagiert. Sprich: Im Westen war, wenn man nicht offen seine Sympathie für das andere System "drüben" kenntlich machen wollte, die Abkürzung BRD ein Unding. Aber der Kalte Krieg ist vorbei, und Sprache verändert sich. Rationale Gründe, die gegen die Verwendung der Abkürzung BRD sprechen, hat es eigentlich nie gegeben, diese lagen immer auf der emotionalen Ebene, die mit dem Zusammenbruch mehr oder weniger weggefallen ist. Hier liegt auch die Crux der Diskussion, dass einigen gar nicht bewusst ist, was an der Abkürzung emotional alles hängt, während andere sich dessen bewusst werden müssen, dass die emotionalen Konnotationen, die an der Abkürzung hängen einem Großteil der Bevölkerung gar nicht mehr bewusst sind und aus dem Sprachgebrauch immer mehr verdrängt werden.

Genau so hab ich das auch in Erinnerung. Vor allem die SED sprach meist mit einem irgendwie abfälligen Ton von der "BRD", während die Bezeichnung "Deutsche Demokratische Republik" gar nicht lang genug sein konnte, um sie in voller Länge auszusprechen. Bei Honecker war das dann schon so abgeschliffen, daß er mit seiner Fistelstimme immer "Deusche Demokratsche Reboblik" sagte...
:rofl:
 
Zuletzt bearbeitet:
Genau so hab ich das auch in Erinnerung. Vor allem die SED sprach meist mit einem irgendwie abfälligen Ton von der "BRD", während die Bezeichnung "Deutsche Demokratische Republik" gar nicht lang genug sein konnte, um sie in voller Länge auszusprechen. Bei Honecker war das dann schon so abgeschliffen, daß er mit seiner Fistelstimme immer "Deusche Demokratsche Reboblik" sagte...
:rofl:

Naja, das Staatsfernsehen der DDR hatte ja auch einen Ämter- und Titelwahn, der jedem frühneuzeitlichem Hochadeligen zur Ehre gereicht hätte.
 
Hatte die DDR einen Alleinvertretungsanspruch? Das ist mir nicht bekannt.

Zumindest in der Verfassung von 1949 wird dieser Anspruch deutlich:
"(1) Deutschland ist eine unteilbare demokratische Republik; sie baut sich auf den deutschen Ländern auf.
(2) Die Republik entscheidet alle Angelegenheiten, die für den Bestand und die Entwicklung des deutschen Volkes in seiner Gesamtheit wesentlich sind; alle übrigen Angelegenheiten werden von den Ländern selbständig entschieden."

documentArchiv.de - Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik (07.10.1949)

Allerdings wurde diese Position dann in den 50er Jahren zugunsten der "Zwei-Staaten-Theorie" aufgegeben, so dass dein Einwand berechtigt ist (und ich mit meiner These eines offiziellen Alleinvertretungsanspruchs zur betr. Zeit falsch gelegen habe).

Wo habe ich mich denn in meinen Beiträgen bitte auf Stellen, welche meintst du bitte genau, der Deutschen Demokratische Republik bezogen?:confused: Ich habe lediglich @Balticbirdy bzw. den Cehfeinpeitscher und Bundesrepublikhasser von Schnitzler, wohl aus sehr persönlichen Gründen heraus, erwähnt.

Ja, genau den meinte ich. Wenn nicht "offiziell", so kann man Schnitzlers Sendung wohl doch als "offiziös" bezeichnen.

Der "abfällige" Ton, den man aus der Verwendung des Kürzels "BRD" mitunter herausgehört haben mag, mag dann auch zu genau dem Eindruck geführt haben, damit sei eine Abqualifizierung des Westdeutschen Staates intendiert gewesen. Das mag mitunter tatsächlich so gewesen sein.

Interessant wird es aber, wenn man sich den Hintergrund der Einführung des Kürzels in den offiziellen Sprachgebrauch der DDR ansieht:

Das Kürzel "BRD" wurde doch "erst" anfang der 70ziger durch das Zentralorgan der SED, das Neue Deutschland, permanent verwendet.

Hierzu schreibt Rüdiger Kipke:

Die Bezeichnung "BRD" wird von Walter Ulbricht, [...] erstmals auf der 12. Tagung des Zentralkomitees im Dezember 1969 gebraucht.

Die Abkürzung wurde bald fast ausschließlich verwandt, während zuvor die Bezeichnungen "Bundesrepublik" und "Westdeutschland" neben anderen gängig waren. Diese Entwicklung war nicht zufällig, sondern entsprach einer veränderten politischen Situation. [Anm.: Die detaillierte Analyse habe ich gekürzt, vgl. den Link] Die neue Bezeichnung war Ausdruck des sich entwickelnden neuen Verhältnisses der be iden deutschen Staaten zueinander, wie es sich dann später auch im Grundlagenvertrag zwischen beiden deutschen Staaten von 1972 manifestierte: gegenseitige staatliche Anerkennung einschließlich des politischen Selbstverständnisses des Vertragspartners. Die Bundesrepublik wurde in die stattliche Reihe der Staaten eingegliedert, die in der amtlichen Sprache der DDR mit einer Abkürzungsformel bezeichnet werden.

Noch interessanter wird es, wenn man Kipke weiter folgt:

Die Bundesregierung hat ihre Haltung im Kürzelstreit binnen weniger Jahre radikal geändert. Im Oktober 1973 erklärte sie noch, die Buchstaben "BRD" stellten eine korrekte Kurzbezeichnung dar. Seit Mai 1974 liegt ein gemeinsamer Beschluß der Bundesregierung und der einzelnen Regierungen der Bundesländer vor, wonach es für wünschenswert erklärt wird, die volle Staatsbezeichnung zu gebrauchen. Im Februar 1978 ließ die Bundesregierung verlauten, daß "BRD" keine zulässige Wiedergabe des Staatsnamens der Bundesrepublik Deutschland darstelle. [...]
Die Konferenz der Kultusminister des Bundesländer hat im Juni 1978 einen Beschluß gefaßt, demzufolge Schulbücher künftig für den Gebrauch an Schulen nur noch dann zugelassen werden, wenn in ihnen die volle amtliche Bezeichnung "Bundesrepublik Deutschland" verwendet wird. [...]

Kipke schließt:

Die politische Absicht, bei der vermuteten Interaktion von Begriff und Inhalt die eigene politisch-historische Identifikation nicht durch eine (vermeintliche) Agitationsformel gefährden zu lassen, kann auf diesem Wege wohl nicht realisiert werden. Denn durch solcherlei Verordnung wird sich das Bewußtsein des westdeutschen Bürgers kaum etwas dekretieren lassen. [...]

Der westdeutsche Staat macht sich gerade bei der jungen Generation unglaubwürdig, wenn er eine Abkür zung seiner Staatsbezeichnung unterdrückt und damit einen Mangel an Selbstsicherheit demonstriert, den man sonst nur bei der Staatsführung der DDR zu erkennen gewohnt ist.

Kipke, Martin: Die "Bundesrepublik Deutschland" - Eine Staatsbezeichnung im Konfliktfeld der Politik. In: Statsvetenskaplig Tidskrift, Vol 85, No 2 (1982), S. 130-133, URL: http://www.sciecom.org/ojs/index.php/st/article/viewFile/3256/2827


Also: Es ist wohl Zeit für mich, eine Kehrtwende einzulegen. Folgt man Kipke, so erfolgte die politische Aufladung des Kürzels vornehmlich durch bundesrepublikanische Stellen selbst - und nicht durch solche der DDR - auch wenn durch den erwähnten abfälligen Tonfall beim Gebrauch des Kürzels ein anderer Eindruck entstanden sein mag.
 
hier noch etwas zum 17. Juni:

Hans Bentzien: Was geschah am 17. Juni
aus Sicht eines damaligen DDR-Bürgers bzw. Mitglied der SED

nicht ganz so spektakulär aus der Sicht eines Kindes:

Zu der Zeit war ich fünf Jahre und spielte am 17. Juni, einem sonnigen Tag, draussen in der Harmoniestrasse (Halberstadt). Plötzlich hörte ich ein unbekanntes Geräusch, dass immer lauter wurde. Ich versteckte mich hinter einer Steinmauer. Als der Lärm sehr nahe war, lugte ich über die Mauer. Ein grüner Stahlkoloss mit Ketten rollte an mir vorbei Richtung Harzstrasse. So etwas hatte ich noch nie in unserer Stadt gesehen. Ich hatte Angst, lief nach Hause und verkroch mich in der Ecke. Meine Eltern kamen erst nachmittags nach Hause. An ihrem aufgeregten Verhalten merke ich, dass heute ein besonderer, ungewöhnlicher Tag war.

Knapp ein Jahr später wurden meine Eltern von zwei Herren an der Wohnungstür aufgefordert, die Republik innerhalb von 24 Stunden zu verlassen. Was dann auch sofort und sehr hektisch geschah.
 
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