Tanzgeschichte

Als wären die Menschen damals nicht ganz dicht gewesen ...
Sie waren beim Tanzen wie in allen anderen Fällen so ganz dicht oder nicht wie zu unserer Zeit. Zwar betonen Tanzlehrer, auch spezifisch welche von alten Tänzen, dass der Tanzsaal als Heiratsmarkt fungierte, aber dann unterscheidet er sich auch kaum von heute und dass man sich beim Tanzen unterhielt, wenn es ging, ist auch nicht anders geworden. Ich denke man tanzte im 18.Jh. aus ähnlichen Gründen, um Spaß zu haben v.a., aber auch um Kontakte zu knüpfen und teilw. sicherlich auch, weil es zum gesellschaftlichen Leben dazu gehörte. Als Hauptunterschied würde ich annehmen, dass die Schulung im Tanz vielleicht früher eher zwangsläufig zur Ausbildung eines gewissen Kreises der Gesellschaftsordnung gehörte, welcher sich diese Heranwachsenden nicht entziehen konnten.
Ich glaube das Bild, welches Meister Hogarth von einem Ball zeichnet, ist garnicht so verkehrt, wenngleich natürlich ein bisschen überspitzt: Image:William Hogarth 035.jpg - Wikimedia Commons
 
Naja, ich würde mal sagen : das Bild menschelt recht - und das meine ich eigentlich positiv. Gemütliche Alltagsnormalität - beruhigenderweise.
Es sind halt Menschen, keine transvestitenähnlichen Kitschphantasien!

Heiratsmarkt Tantz=Boden:
Louis Bonin weist 1711 in seinem Buch darauf hin und begrüßt den gewissen Nebeneffect, daß sich hin und wieder Idealpaare finden. Andererseits warnt er (genau wie Gottfried Taubert 1717) vor der Grundhaltung, extra auf den Tanzboden zu gehen, um geziehlt nach dem potentiell künftigen Ehepartner zu suchen.
Ich denke mal, daß man sich dies als Nebengedanken wohl erlauben kann. Es ist allerdings gerade für eine Frau höchst peinsam, wenn sie unverkennbar spührt, daß da jemand quazie mit der Kneifzange auf dem Tanzparkett herumangelt. - Es gibt diesen (in der Tat bedauernswerten) Typen, dessen blasse, melancholische Augen bei jedem Tanzschritt sagen zu scheinen wollen "keine will mich ..."
:cry:
Bonin weist zurecht darauf hin, daß so eine Motivation nach hinten los gehen muß.

Wie Du schon sagts, Brissotin : in erster Linie muß es um des Tanzens will sein. - Mancher ist vielleicht auch etwas zu Dick, oder spürt erste Gelenkbeschwerden. Alle führenden Tanzmeister waren nicht nur Moralapostel, sondern auch Gesundheitsapostel. Und sie wußten sehr genau, wie übertriebene Leibesübung dem Cörper genauso schadet, wie Bewegungsmangel.

Aber jetzt geht die missionswütige Maiterin in mir durch - kneif das mal ab.
 
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Der Pater Hilarion sagt in der "Bildergalerie weltlicher Missbräuche..." (1785) (Joseph Richter), indem er "die Minuete" für in öffentlichen Sälen ungeeignet hält:
"Der deutsche Tanz nähert sich freylich der Natur mehr, und könnte, so wie die englischen Tänze, vieles zur Gesundheit beytragen, wenn man sie mässig und nach langsamern Tackt tanzte. Allein man glaubt nicht getanzt zu haben, wenn nicht die Sohle zum Fließpapier dünn getreten, der Schweis nicht aus allen Oeffnungen hervorgedrungen und ein Fluß aus Haarpuder und Pomade, gleich der Lava am Aetna, nicht die Wangen und Schultern herablauft. ..."
Hilarion nennt als deutschen Tanz einen "Walzerischen", also eine Vorform des Walzers des 19.Jh..

Epochen der Tanzgeschichte sind gerade in der Frühen Neuzeit schwierig, da man teilw. zwischen höfischem Tanz und dem unterscheiden muss, was vom Landvolk getanzt wurde, was vielleicht durch meinen obigen Absatz etwas verdeutlicht wurde. Während das oder die Menuett bei Hofe in der 2. Hälfte des 18.Jh. noch üblich war, gab es bspw. die landessepzifischen einfacheren Tänze. Andererseits schlossen die höfischen Tänze nicht aus, dass auch bei Hofe manchmal ein Volkstanz goutiert wurde, wie das Pepys in seinen "Geheimen Tagebüchern" von Charles II. berichtet.
 
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@Brissotin
Feines Citat, das Du da aufgegabelt hast! Cleriker neigten schon immer zur Weltfremdheit, was man hier deutlich zwischen den Zeilen vernimmt:
Das Altbackene, Conventionelle war der Geistlichkeit schon immer sympatischer, als Modernität. Dazu gehört auch die Scepsis gegenüber fremdländischen Moden. Auch wenn diese Frantzosche Mode 1785 längst verschmerzt gewesen sein müßte, so ist mancher Pfaffe ganze Jahrhunderte im Rückstand. Im Anno 2007 muß man sich nur eine Cardinalsrede im Dom zu Cöln anhören; dann begreift man ansatzweise auch den Dinosaurier von Anno 1785.
Dazu gehört (ich muß den armen Pater jetzt leider analysieren) auch die Neigung zum langsam Behäbigen. Tanzmeister Louis Bonin ruft seine Schüler schon 1711 auf, auf dem Tanzboden fleißig viel Schweiß zu vergießen. Warum? ... Weil Schwitzen gesund ist! Es geht hier nicht um Entrechats oder Cabriolen (hohes Springen ist natürlich nicht gesund) - nein! es geht darum, daß flottes Tanzen (unter einer maßvollen Anstrengung) den Menschen agil macht. Vor meinem geistigen Auge sehe ich junge Leute, wie sie in der Berliner St.Hedwigs-Cathedrale zur hl. Communion schlurfen:
Ungeschickte Motorik, müder Ausdruck, erschreckende Kraft- und Saftlosigkeit.
In betont christlichen Familien wurden schon seit Jahrhunderten oftmals lebensuntüchtige Kinder großgezogen! Das gilt nicht für alle diese Familien, es gibt da durchaus löbliche Gegenbeispiele. Doch im Großen und Ganzen trifft meine Schilderung zu. Ist es da verwunderlich, daß eine Tanzmeisterin die Wut packt - daß ich diesen Schleichern gerne mal Beine machen möchte? Mir tun diese Leute ja leid, denn ich kenne diese Familienverhältnisse zu genau.
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Verglichen mit etlichen Pietisten des frühen 18.Jahrhunderts, ist Pater Hilarion aber noch gemäßigt. Denn ich kenne glühende Predigten und Schriftcitate, welche das Tanzen an sich als sündlich verdammen. Der gute Pater Hilarion läßt wenigstens das Gemachliche zu.
:)
Der Unterschied zwischen höfischem Tanz und Volkstanz ist im frühen 18.Jahrhundert leicht auszumachen. Ich hatte entsprechenden Volkstanz zuvor ja schon characterisiert. Louis Bonin spricht sich durchaus dafür aus, auf einem Ball den einen oder anderen Teutschen Tantz einzuschieben. Ja, er klingt geradezu so, als fände er sogar einen gewissen Gefallen daran. Allerdings drängt er hier auf eine gewisse Form, wie sie innerhalb der galanten Gesellschaft angemessen ist. Wildes, zügelloses Herumtollen möchte er unterbunden wissen. Statt dessen möchte er, daß bei Teutschen Tänzen auf das galante Schrittrepertoire zurückgegriffen wird. Hier bieten sich vor allem Fleurets an (auch Pas de Bourrée genannt). Kleine Sprünglein lassen sich z.B. durch Contretemps und Assemblés einfügen.
Es gibt jedoch nicht wenige Höflinge, ja Prinzen, welche ein Vergnügen dabei empfinden, Bauernschänken zu besuchen - ja sogar mit den Bauernmägden dort herum zu tollen. Die alten Tanzmeister critisieren auch dies nicht wenig. Doch hier bin ich etwas anderer Meinung und möchte den Leuten ihren Spaß gerne vergönnen. Es dient ja auch dem socialen Ausgleich zwischen den Ständen, wenn man sich bei solchen Gelegenheiten beschnuppert. Der eine oder andere Knecht, die eine oder andere Magd bekommt vielleicht Lust auf Galanterie ...
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Dem lieben Pater Hilarion möchte ich ins Stammbuch schreiben, wie ein Rigaudon in der Tat hurtig abgehe und etliche Schweißtropfen dabei vorfallen möchten, sowie daß dies auch seiner Gesundheit nicht wenig nutzen könnte ...
Zügeln sollte man die Geschwindigkeit immer dann, wenn man das Gefühl hat, daß die Scholairs nicht recht hinterher kommen und dadurch Unsauberkeiten in die Schritttechnik geraten. Was ich bei mir selbst übrigens auch mache. In meinem Auftrittsprogramm befindet sich (neben eigenen Chorégraphies) auch Feüillets GIGVE ROLANDE (aus der entsprechenden Lully-Oper, nur von mir etwas für Solozwecke umgearbeitet): Ich muß ganz offen gestehen, daß ich das rasende Originaltempo etwas runtergeschraubt habe, damit ich diesen Tanz unverkrampft darbringen kann. Habe schon zu viele 'Delinquenten' diese Werk in heiloser, panischer Hektik tanzen sehen, was nicht gerade schön wirkt. Wer die Energie einer Canonenkugel in den Knochen besitzt, mag das Originaltempo ruhig vorlegen, aber das ist nur bei sehr wenigen Menschen der Fall.
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Pater Hilarion möchte, daß alle Welt so behäbig wird, wie er selbst und seine Meßdiener. Naja, das wollen etliche Pfaffen heute eigentlich auch.
;)
 
Nun, ich könnte den einen oder anderen interessierten Gast vielleicht entschädigen, indem ich ein wenig von dem plaudere, was ich gestern Abend so getrieben hätte ...

Nunja, der hiesige Discurs hat mich beflügelt (vielen Dank!), wieder einmal tiefschürfend in den Quellen der alten Maitres nachzublättern, um mich recht tief darin zu versenken : nicht allein geistig - nein! vor allem auch cörperlich. Ich stellte eine Menuet von Telemann an und blätterte und tanzte und blätterte und tanzte ... dabei hatte ich Kerzenlicht. Schön war das.
Und was soll ich sagen - ich fand ein paar interessante Details, über die ich bislang allzu schnell hinweg gelesen hatte. Vor allem dies:

Taubert war ja bis 1715 Tantz=Meister zu Dantzig, wo er so erfolgreich gewesen ist, daß alle anderen Concurenten (auch Franzosen gar) einpacken und weiterziehen mußten (leider vertrieb ihn 1715 die Pest aus diesem seinem Paradis, sodaß er vorläufig nach Leibzig zurückkehrte). Eines Tages kam ein Aufschneider (man nennt solche Leute im Tanzjagon um 1700 Pickelhering), der vorgab lange in Paris geweilt zu haben, wo er folgenden Schrei her hätte:

Pas de Menuet mit (1.) halbe Coupee*, (2.) Pas Marche**, (3.) halbe Coupee, (4.) Pas Marche - fertig.

Die Danziger sollen zunächst darauf abgefahren sein, da alles was neu aus Paris kommt, allgemein Aufsehen erregt. Nun wird aber jeder, der ein wenig Menuet zu tanzen versteht, rasch erkennen, daß dieser "nagelneue und badwarme" (sagt Taubert ironisch) 'Pas de Menuet' mehr gehinkt als getanzt heraus kommt, wo ja Coupee (linkes Bein) und Pas Marche (rechtes Bein) jedesmal auf dem gleichen Bein geschieht.
Taubert hierzu:
Denn, nachdem er die Ohren so gar sehr schlecht verbergen kunte, und alle seine Actiones, Reden, Geberden, Reverences, Schritte und Schnitte allzustarck mit Hasen=Schmaltz gewürtzet hatte; als bekam ein ieder gar bald für seiner Frantzösischen Delicatesse einen Eckel, als für unreiff Obst, ja so gar, daß er sein Handwerck in summa miseria deponiren muste.
Bezeichnend übrigens das viele Latein: Taubert affectiert nicht Französisch, sondern beschränkt sich hier auf die Französische Tanzfachsprache. Ansonsten zeigt er durch Latein, offensichtlich bewußt, daß ein Tanzmeister eben kein dummer Modegeck sein muß.
Mit "Ohren" meint er übrigens eingangs Hasenohren. Der Hase ist jenes Tier, mittels dessen man gern den Narren kennzeichnet - so wie er ja alle die Taten dieses Pickelherings als hasenhaft beschreibt.

Taubert nennt aber noch einen anderen Punct, wo ich doch einen anderen Geschmack als er bekennen muß:
Er berichtet nämlich, daß ein vornehmer Danziger ihm ein älteres Document gezeigt hätte, welches dieser einst von einem Pariser Maitre zum Present erhalten hatte. Darin befand sich der vorgeblich "allererste Pas de Menuet"! Ob es nun wirklich der allererste gewesen ist, kann man bezweifeln, allein finde ich diesen Schritt gar nicht mal uninteressant (Taubert nennt ihn "lächerlich")! Denn er beginnt (wie curios für heutige 'Barocktanz'-Beine!!) mit einem doppelten Mouvement!!! - Das ist gewiß recht ungewöhnlich, wenn man die sonstigen Standartmenuetschritte dageben hält. Aber es hat was Neckisches und dies keinesfalls zu neckisch, sondern decent neckisch und das begeistert mich.
Nunja, nach diesen zwei Mouvements kommen nur noch Pas Marches - aber es kommt ja darauf an, wie man anfänglich die beiden Kniebeugen ausführt und da gibt es etliche Möglichkeiten, welche eine Menuet nur ausdrucksvoller machen können.

Was ich an Taubert einfach gut finde, ist wie er bestreitet, daß es DEN Menuet Pas geben könne. Vielgleisig, wie er sich stets erzeigt, macht er darauf aufmerksam, daß man eigentlich alle Schrittvarianten in einer einzigen Menuet miteinander connectieren könne. Und hier trifft er exact jenem starren Nagel auf den Kopf, wie er im 21.Jahrhundert eingerissen ist : daß man stur nach Schablonen tanzt, um die ganze Vielfalt an galanten Techniken zu übergehen.

Taubert nennt in seinem Buch die vier üblichen Menuetschritte:

1. Pas de Menuet un seul mouvement,
2. Pas de Menuet en fleuret,
3. Pas de Menuet a deux mouvemen(t)s,
4. Pas de Menuet a trois mouvemen(t)s (da hat der Setzer das t vergessen).

Am besten findet Taubert Nr.3 - heute verbreitet ist Nr.2; ich finde alle hübsch und habe mich noch nicht recht für einen Lieblingspas entschieden (aber ich glaube der alte mit dem doppelten Mouvement gefällt mir auch weiter besonders gut).

Nun weist Taubert zurecht darauf hin, daß es im Verlaufe der Menuetentwicklung weit mehr Varianten gegeben hätte. Wenn man die Möglichen Variationen im Stillen durchrechnet, bekommt man eine lange LIste ... - Bei jeweils gleichbleibender Anzahl des Mouvements (halbe Coupee) lassen sich jeweils ja die steifen Schritte (Pas Marche) anzahlmäßig variieren. Und ich bin keineswegs der Meinung, daß ein Menuet Pas immer ohne Fußwechsel ausgeführt werden müsse (wie Engstirnige gern insistieren) - warum? es gibt keinen vernünftigen Grund dafür.
Nochmals variieren kann man die Menuet-Varianten im Rhythmus: Bei (2.) und (3.) kann man einfach nur Viertelnoten durchschreiten, bei den anderen muß man überlegen, wohin man die überzählige Achtel hinbaut. Bei (4.), der schwierigsten, finde ich zwei Möglichkeiten am besten: Entweder man macht die Achtel gleich im Auftact, oder (was ich besonders gepfeffert-rafiniert finde!) man beeilt sich in der Mitte mit der Setzung des Pas Marche.
Bei (1.) geht es natürlich nicht um eine Achtel, sondern um Weglassung eines Viertelschlages; hier habe ich die halbe Note (das doppelte einer Viertel) ganz gern vor den drei Pas Marches (bei Anfängern finde ich übrigens ganz günstig, hier nur zwei steife Schritte vorzugeben).

Ja fein - das war jetzt mal ganz nach meinem Gusto (fern aller Bauernschäncken). Ich muß übrigens darauf hinweisen, daß ich an diesem Internetterminal keinen Französischen Accent setzen kann. Bitte höflichst, sich die kleinen Dinger dazu zu denken.
 
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Eines Tages kam ein Aufschneider (man nennt solche Leute im Tanzjagon um 1700 Pickelhering), der vorgab lange in Paris geweilt zu haben, wo er folgenden Schrei her hätte:

Pas de Menuet mit (1.) halbe Coupee*, (2.) Pas Marche**, (3.) halbe Coupee, (4.) Pas Marche - fertig.

Die Danziger sollen zunächst darauf abgefahren sein, da alles was neu aus Paris kommt, allgemein Aufsehen erregt. Nun wird aber jeder, der ein wenig Menuet zu tanzen versteht, rasch erkennen, daß dieser "nagelneue und badwarme" (sagt Taubert ironisch) 'Pas de Menuet' mehr gehinkt als getanzt heraus kommt, wo ja Coupee (linkes Bein) und Pas Marche (rechtes Bein) jedesmal auf dem gleichen Bein geschieht.

Naja doch - als comischen Effect könnte man das schon einsetzten - etwa unter der Harlekins-Maske. Da wirkt es schön grotesk und paßt auch (vielleicht hinkt der Harlekin in der Menuet in dieser Weise, nachdem ihm seine Dame auf den Fuß getreten hat).
 
Verglichen mit etlichen Pietisten des frühen 18.Jahrhunderts, ist Pater Hilarion aber noch gemäßigt. Denn ich kenne glühende Predigten und Schriftcitate, welche das Tanzen an sich als sündlich verdammen. Der gute Pater Hilarion läßt wenigstens das Gemachliche zu.
Pater Hilarion ist meines Erachtens eine ironische Fiktion des besagten Joseph Richter, welcher das Buch somit jemandem unterschob. Wobei die Zeitgenossen sicherlich den Autor kannten, wie beim Pöllnitz davon auszugehen ist, dass man ihn für sein "Galantes Sachsen" kannte. Den Witz in der Unterschiebung begriff man sicherlich damals und ich habe schon verschiedene erhaltene Originale gesehen, welche für eine hohe Auflage und folglich Verbreitung des Buches sprechen dürften.

Es stimmt übrigens, Pietisten ereiferten sich nochmehr über das Tanzen. Vielleicht erwähnte ich schon ein Buch "Der rechtschaffene Dienstbote", das mir sehr moralisierend vorkommt, worin auch das Tanzen verteufelt wird und bei einem Beispiel daraus, eine überhitzte Dienstbotin gar stirbt vom Tanzen, sozusagen.
 
Huch, war nicht ernst gemeint? Und bin mit Paucken und Trompetten drauf herein gefallen!!!
:nono:
Naja, eigentlich mußte ich drauf rein fallen, weil ich für eine Parodie auf wesentlich deftigere Beispiele gefaßt wäre.

Das Köstlichste, was mir je begegnet ist, war die Ausmalung, wie der Satanus höchstselbst unter den Dielen hocke, diebische Freude tragend, ob der Seelen, welche sich beim Tanze befleckend, ihm anheim fallen mochten.
:devil:
Leider weiß ich nicht mehr, wo ich das damals her hatte - heute würde ich eine solche Passage gleich copieren, um sie meinem Archiv einzuverleiben. Oder wenns in einem meiner Bücher steht, vorne auf der leeren Seite einen Verweis rein kritzeln.

Jaja, daß da jemand auf dem Tanzboden des Todes stirbt, ist ein standart Pseudopädagogikkniff, womit man die Jugend abschrecken wollte. Man könnte das auch die Strubbelpeterkiste nennen. Es kommt sicherlich mal vor, daß einer auf dem Tanzboden umfällt, weil das Herz nicht in Ordnung ist (wenn einer beim Holzhacken umfällt, kräht kein Hahn danach). Vielfach hat das auch gewirkt und aus den Sprößlingen wurden völlig weltfremde Erwachsene. Es gibt ja bestimmte, besonders conventionell eingestellte, Familien, wo solche Propaganda auf fruchtbaren Boden fällt: Die Eltern glauben den Quatsch und aus Sorge um ihre Kinder übertragen sie diese Neurose oft über Generationen.

Insofern muß beichten, daß die Tanzangstneurotiker Eurer Generation (spätes 18.Jahrhundert), durch unsere Holzhammerpädagogen (frühes 18.Jahrhundert) verschuldet wurden. Und unsere schwärmerischen Pietisten haben nicht geringen Anteil daran.

Ja, die Pietisten! Ich habe sie nicht allein als "Feinde des Tantzens" bei Taubert und Bonin kennen und fürchten gelernt (da werden ja auch etliche Zoten citiert). Am bestürzesten finde ich die Umstände des Wirbels um den Rechtsprofessor Thomasius, welcher gegen die Hexen- und Zaubererverfolgung agumentiert. Fridrich I. ist offensichtlich da recht vernünftig. Jedenfalls hat er sich von der Lutherischen Facultät Halle nicht dazu bewegen lassen, gegen Thomasius und sein Buch vorzugehen. Aber was ich in Thomasiusens Buch lesen mußte, hat mich schon einigermaßen entsetzt. - In dieser Beziehung lebe ich freilich 'in der falschen Zeit', denn diese Krankheit ist um 1700 schon extrem ausgeprägt. Die Kreise der galanten Gesellschaft ist eine völlig Gegenwelt dazu und beide Welten sind sich in offener Feindschaft zugetan.
 
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Hallo!
Ich brauche dringend hilfe oder gute internetseiten tipps zum thema französische Tanzgeschichte in barock, klassizismus und rococo. es handelt sich um einen Hochschuhlexamen, d.h. ich benötige ausführliche Informationen und übersichtliche Fakten. Ich befinde mich derzeit in Antwerpen, so sind mir nur wenige deutsprachige Bücher zugänglich (die Seiten können ohne problem auf englisch oder niederländisch sein, ich komme mit der Suche nur nicht so schnell klar!). Ich wäre sehr dankbar für eine schnelle Antwort.
 
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Ich brauche dringend hilfe oder gute internetseiten tipps zum thema französische Tanzgeschichte in barock, klassizismus und rococo...


"Es ist nicht ganz leicht, etwas Passendes für dich zu finden.

Auf einer Seite eines Mittelalterforums habe ich Folgendes gefunden:
"Thoinot Arbeau (* 17. März 1519 in Dijon; † 23. Juli 1595 in Langres) ist ein Anagramm von Jehan Tabourot, einem katholischen Priester und Kanoniker, der großteils in Langres tätig war und unter anderem ein Buch zu den Volkstänzen seiner Zeit niedergeschrieben hat.
Ein von ihm unter dem Titel Orchésographie et traité en forme de dialogue, par lequel toutes personnes peuvent facilement apprendre et pratiquer l'honneste exercice des dances verfasstes Tanzmanuskript wurde 1589 veröffentlicht und, nach seinem Tod, 1596 erneut gedruckt. Diese Tanzanleitung enthält detaillierte Anweisungen für verschiedenste Tanzarten (Branle, Galliarde, Pavane), sowie kurze Abschnitte über Militärmusik, Trommeln und Marschieren, und einige Details über Tanzformen wie Moriskentanz, Canaries dances (Tänze der kanarischen Inseln), die Almain (Allemande), Courante und den Basse Dance.
Die Orchésographie ist die wichtigste Informationsquelle über den Tanz in der Renaissance.
Die Orchésographie wurde als Zwiegespräch zwischen dem (gedachten) jungen Frager Capriol und dem Autor gestaltet. Tabourot hat dabei als Erster eine neue Art der Tanzbeschreibung eingeführt. Dabei werden die fünfzeiligen Notenlinien von oben nach unten geschrieben statt – wie sonst – von links nach rechts. Neben den einzelnen Noten werden dann die entsprechenden Einzelschritte vermerkt, die wiederum durch Klammern zu bestimmten Sequenzen wie Simple, Double, Grue, etc. zusammengefasst werden.
Tänze nach Arbeau
http://graner.net/nicolas/arbeau/ "


Sicher kennst du schon die Wikipedia-Seite über die Bourrée.

Vielleicht kannst du an dieser Stelle auch einmal weitersuchen.

In unserem Forum auf dieser Seite sind Beiträge unseres Mitglieds Demoiselle, die sich anscheinend auskennt. Setze dich doch mit ihr einmal in Verbindung.

Auf dieser Seite des Tanznet.de findest du u.U. auch Infos und Anregungen.

Auf der französischen Wikipediaseite gibt es eine übersicht über europäische Tanzgeshichte, die dir möglicherweise auch weiterhilft.

Vielleicht hilft auch diese englischsprachige Seite etwas.
 
Das Internet ist nicht sehr gesprächig. Soll es deutsche Litteratur sein, empfehle ich das Facsimile von Louis Bonin (1711), denn der Mann ist Franzose (in Sachsen eingewandert). Über die Fernleihe sicher gut zu bekommen.
Dann gibt es noch einen Gottfried Taubert (1717), aber der ist zu opulent, davon wird der Nichtfreak nur wahnsinnig.
Es gab aber zufällig noch einen Karl-Heinz Taubert im 20. Jahrhundert und der hat nicht allein 'Barocktanz' (was das sein soll weiß ich nicht) unterrichtet (Lehrer meines ersten Lehrers), sondern etliche Bücher zum Thema verfaßt.
Heute schwört die Scene auf einen gewissen Herrn Rameau (ich weniger), den man auch lesen kann (wenn man besser Frantzosch kann als meine wenige Person). Der ist nicht zu verwechseln mit dem Compositeur Rameau (sollen auch nicht verwandt sein)! Wird jedenfalls heute sehr ernst genommen und ist somit wohl wichtig.

Ich weiß nicht, wie wichtig die Examensarbeit sei, aber im Idealfall schaust Du eventuell, ob Du einen 'Barocktanz'-Curs mitmachen kannst. Nur dann hat man eigentlich eine Ahnung, worum es sich dreht.

Im Laufe meiner Lernzeit mußte ich verschiedene Originalchorégraphien durchtanzen (zweilen durchleiden) - die ältesten stammten aus den 1680er Jahren (Jean Favier, der eine eigenwillige Tanzschrift entwickelte, auf Notenlinien geschrieben). Auch an Rokokosachen kam ich mitunter nicht vorbei. Richtig Ahnung habe ich nur im frühen 18.Jahrhundert.

Der wichtigste Mann ist meiner Meinung nach nicht Rameau, sondern Feüillet! Er hat auch die heute noch verwendete Tanzschrift erschaffen. Mein letzter Lehrer mag ihn aber nicht gerade und deshalb fand ich ihn nicht auf seiner Seite. Aber, abgesehen von dieser Abneigung, ist er schon hochcompetent.
Hier seine Page:

l'espace - Ensemble für Barocktanz (Historischer Tanz Berlin)

Darüber hinaus ist der alte Übervater Beauchamps eine wichtige Gestallt. Was Feüillet angeht, so hat Gottfried Tauberts Wälzer ihn 1717 eigentlich recht gut verteutscht widergegeben.
 
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Hallo!
Ich brauche dringend hilfe oder gute internetseiten tipps zum thema französische Tanzgeschichte in barock, klassizismus und rococo.

Mir ging noch durch den Kopf, daß die Aufgabenstellung in gewisser Weise recht nahe an die historische Alltagspraxis heranrückt. Zwar werden am Ende die unseligen Epochennamen genannt (wie soll man heutzutage auch in kurzen Worten Epochen umschreiben?), doch "französische Tanzgeschichte" ist an sich schon ein beredter Ausdruck:

Zum einen kommt das "galante Frantzösische Tantzen" tatsächlich aus Frankreich. Und so ist diese Praxis im 17./18.Jahrhundert bei uns benannt worden. Und es mag sein, daß die Teutsche Galanterie allgemein noch pedantischer ausgelegt worden ist (soll ja ein deutscher Zug sein), als die Französische Vorlage ...
Die Frage ist nun, ob es bei dieser Aufgabenstellung rein um die damalige Scene Frankreichs gehen soll, oder ob dazu auch die Botschafterfuntion Französischer Culturerungenschaften gehören soll. Denn diese Function hat man sich in Frankreich durchaus zugeschrieben. Sie ist im hl. Röm. Reich auch vielfach anerkannt worden, indem die Anhänger der galanten Lebensphilosophie durchaus bewundernd gen Frankreich aufschauten.

Dem Aufgabensteller mögen diese Aspecte vielleicht gar nicht so sehr bewußt gewesen sein. Ich denke mal, daß der Aufgabenschwerpunct wohl auf der Scene in Frankreich liegt, daß aber die Vorbildfunction und ihre vielfältige Nachahmung als Nebenaspect wohl dazu gehören.

Interessant hierzu sind einige Bemerkungen des geborenen Franzosen Louis Bonin. Er schrieb, daß es etliche Tänzer in Teutschland gebe, die Französischen Maitres noch was "aufzurahten geben" würden. Übrigens rechnete er August den Starken hier mit ein. In Secundärlitteratur las ich mehrfach, daß Rameau (der Tanzmeister, nicht der Componist) sich über die Tanzpraxis Teutschlands lobend geäußert haben soll.
Nach Bonins Worten (1711) war es bei uns nichts desto trotz so, daß ein Maitre aus Frankreich zunächst einmal höher angesehen war (weil er aus dem bewunderten Land kam) und daß Teutsche Maitres einfach mehr leisten mußten, um anerkannt zu werden.

Noch ein Aspect: Die heutige Standartscene spricht ja von "Barocktanz". Und sie beruft sich auf alte Quellen. Ich denke mal, daß dieses Fortleben alter Französischer Tanzpraxis (nicht nur in Europa!) vielleicht als kleiner Aspect im abschließenden Ausblick erscheinen könnte. Eine andere Frage ist natürlich, inwieweit die heutigen Klischees der "Barocktanz"-Scene noch deckungsgleich mit der früheren Praxis ist. Zunächstmal wird laut ausgeschrieen: "Bei uns ist alles historisch! Wir practicieren die historische Praxis!" Und spricht von "historischer Aufführungspraxis". Nachdem ich als Anfängerin damals tiefer hinein zu bohren begann, indem ich eben die Originale der alten Tanzmeister las, wurde ich meinen Lehrern zunehmend unbequemer. Plötzlich hieß es, ich übertriebe. Man müsse nicht gar so genau nach der Originaltechnik gehen - solle dies auch gar nicht. Und plötzlich bezog mein Lehrer eine Gegenposition und gab zu, daß man heut auf eine zeitgemäße Art interpretiere. - Aber bei jedem Auftritt ruft er immer noch alles als historisch aus.

Ich will damit sagen, daß es sich lohnt, diese Dinge zu hinterfragen. Auf diesem Wege kommt man halt tiefer in die Materie hinein. Und ich finde die Erkundung der Originalpraxis allemal aufregender, als das heutige Trallalla.
 
Walzer

Zum Thema Walzer daef ich auf eine Übersetzung aus dem Französischen hinweiszn:
Remi Hess
Der Walzer
Geschichte eines Skandals
Europäische Verlagsanstalt Hamburg 1996

Der Auror ist Professor an der Sorbonne, Anthropologe und Historiker und Spezialist für interkulturelle Beziehungen. Sein ungemein gelehrte Buch besch¨¨aftigt sich nicht nur mit dem Ursprung und der Entwicklung dieses Tanzes, sondern auch mit der jeweils zeitgenössischen Gesellschaft und politischen Entwicklung seit der Zeit da man die "Volte" tanzte, als "Hexentanz" von der Kirche verdammt (kreiselnd mit Anfassen, satanisch!!!).
Hess geht auch den veschiedenen Theorien über den Ursprung des Walzers nach, und macht dabei verblüffende Entdeckungen, falsche Zitate, verstümmelte Ausgabe, ideologische Einflüsse etc.
Es ist, kurz gesagt, ein kulturgeschichtlicher Abriss, konzentriert eben auf einen Tanz.(mit elf Seiten Bibliographie)
Hess hat auch ein Buch über den Tango geschrieben (ed.PUF , Paris 1996), das aber meines Wissens nicht übersetzt wurde.
Gruss
Boiorix
 
Zum Thema Walzer daef ich auf eine Übersetzung aus dem Französischen hinweiszn:
Remi Hess
Der Walzer
Geschichte eines Skandals
Europäische Verlagsanstalt Hamburg 1996

Der Auror ist Professor an der Sorbonne, Anthropologe und Historiker und Spezialist für interkulturelle Beziehungen. Sein ungemein gelehrte Buch besch¨¨aftigt sich nicht nur mit dem Ursprung und der Entwicklung dieses Tanzes, sondern auch mit der jeweils zeitgenössischen Gesellschaft und politischen Entwicklung seit der Zeit da man die "Volte" tanzte, als "Hexentanz" von der Kirche verdammt (kreiselnd mit Anfassen, satanisch!!!).
Hess geht auch den veschiedenen Theorien über den Ursprung des Walzers nach, und macht dabei verblüffende Entdeckungen, falsche Zitate, verstümmelte Ausgabe, ideologische Einflüsse etc.
Es ist, kurz gesagt, ein kulturgeschichtlicher Abriss, konzentriert eben auf einen Tanz.(mit elf Seiten Bibliographie)
Hess hat auch ein Buch über den Tango geschrieben (ed.PUF , Paris 1996), das aber meines Wissens nicht übersetzt wurde.
Gruss
Boiorix

Der Walzer hat seinen Ursprung im Volkstanz, nicht im höfischen Tanz.
Dass allerdings die Bauern auf dem Land ihre Tänze nicht tanzen durften, weil sie sich im Kreise drehten und dabei anfassten, scheint eher eine verunglückte Recherche zu sein.
 
Der Walzer hat seinen Ursprung im Volkstanz, nicht im höfischen Tanz.
Dass allerdings die Bauern auf dem Land ihre Tänze nicht tanzen durften, weil sie sich im Kreise drehten und dabei anfassten, scheint eher eine verunglückte Recherche zu sein.

Letzteres habe ich auch noch nie gehört. Mag vielleicht vereinzelt vorgekommen sein; es gab ja vereinzelte Herrschaften, die sich durch besondere Bigotterie und Prüderie hervortaten.

Ich weiß wohl, daß Freunde des historischen Tanzes gern das "Höfische" an ihrem Treiben betonen (weil gerade die Damen gern das Princessinnenspiel spielen). Ich formuliere aber bewußt "bürgerlicher/höfischer Tanz". Das Bürgertum war ja eigentlich der creativere Part und die Höfe haben sich besonders gern mit besonders creativen Köpfen geschmückt. Tanzmeister war immerhin ein bürgerlicher Beruf.

Aber wie gesagt, schwelgt die Scene gern in diesen pseudohöfischen Kitschklischees, was wohl aus der Kinderzeit geblieben ist. Gar kannte ich eine Dame, die in den Sonnenkönig verliebt war.
Das ist so eine Art historisierte Schlagerwelt, die ja auch in den Medien gern transportiert wird.
=)
 
Der wichtigste Mann ist meiner Meinung nach nicht Rameau, sondern Feüillet! Er hat auch die heute noch verwendete Tanzschrift erschaffen. Mein letzter Lehrer mag ihn aber nicht gerade und deshalb fand ich ihn nicht auf seiner Seite. Aber, abgesehen von dieser Abneigung, ist er schon hochcompetent.
Hier seine Page:

l'espace - Ensemble für Barocktanz (Historischer Tanz Berlin)

Darüber hinaus ist der alte Übervater Beauchamps eine wichtige Gestallt. Was Feüillet angeht, so hat Gottfried Tauberts Wälzer ihn 1717 eigentlich recht gut verteutscht widergegeben.

Hmh - mir geht da noch was gegen den Stich - ich habe schon lange eine ziemlich andere Auffassung als mein Exlehrer. Nicht nur, daß ich Feüillet wichtiger und besser finde (und damit auch Gottfried Taubert!) als Rameau und Pecour, sondern auch von der grundlegenden Tanzauffassung her. Will das andere nicht schlecht machen, aber es konnte so nicht stehen bleiben.
 
@ Walzer-Thesen von R. Hess

Eine späte Replik pro Biojorix' Literaturempfehlung, da ich das Walzerbuch von Rémi Hess gerade jetzt erst lese:

Der Walzer hat seinen Ursprung im Volkstanz, nicht im höfischen Tanz.
Dass allerdings die Bauern auf dem Land ihre Tänze nicht tanzen durften, weil sie sich im Kreise drehten und dabei anfassten, scheint eher eine verunglückte Recherche zu sein.

Hess kritisiert die sich lange tradierte Auffassung von C. Sachs & al., demnach der Walzer ein "germanischer" Tanz war, während der Autor selbst argumentiert, das der Walzer seine ältere Form in der provenzalischen Volta habe, deren Verdammung seitens der Kirche zur Veränderung des Formenrepertoires führte. Das belegt er mit Quellen und freilich auch neueren Forschungsergebnissen; von einer verunglückte Recherche kann man denn auch nicht reden. Im übrigen behauptet Monsieur Hess an keiner Stelle, der Walzer hätte seinen Ursprung nicht im Volkstanz. Im Gegenteil! (Soweit zur Klarstellung. Ob seine Kontinuitäts-Diskontinuität-These haltbar ist, wäre noch eingehender zu prüfen.)
 
Hess kritisiert die sich lange tradierte Auffassung von C. Sachs & al., demnach der Walzer ein "germanischer" Tanz war, während der Autor selbst argumentiert, das der Walzer seine ältere Form in der provenzalischen Volta habe, deren Verdammung seitens der Kirche zur Veränderung des Formenrepertoires führte. Das belegt er mit Quellen und freilich auch neueren Forschungsergebnissen; von einer verunglückte Recherche kann man denn auch nicht reden. Im übrigen behauptet Monsieur Hess an keiner Stelle, der Walzer hätte seinen Ursprung nicht im Volkstanz.
Sehr interessant, ich las vor Kurzem (Autor habe ich leider vergessen) in einem Buch zum Tanz von um 1805. Der Autor betonte darin den großen Unterschied zwischen Ländler und Walzer, nicht nur was die Haltung der Arme etc. sondern auch die Geschwindigkeit anbelangt. Dennoch kann ich mich entsinnen, mehrfach gelesen zu haben, dass sich der Walzer aus dem Ländler entwickelt habe.
Zum Teil ist mir aber ohnehin nicht ganz klar, was nun ein Walzer schon war. In den handschrifl. Tanzmeisterbüchern taucht zwar der Begriff "Waltzen" auf, aber das "Waltzen" ist dann nicht unbedingt anteilig so mächtig im Tanz. "Kleine Achte" oder ähnliche Figuren haben daneben bisweilen einen ähnlich großen/kleinen Anteil am Tanz.
 
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