Betrachten wir den Krieg allgemein, im 20. Jahrhundert waren es "Völkerschlachten". Ein Volk gegen ein anderes, eine Überzeugung gegen eine Andere, ein Ideal gegen ein anderes.
1. Zweiter Weltkrieg
Über die Sinnhaftigkeit massiver Flächenbombardements gegenüber der Zivilbevölkerung wurde und wird viel diskutiert.
Jedenfalls haben die Bombardements den "Kampfeswillen" nicht gebrochen, jedoch bezweifle ich, dass dies wirklich der Grund für Bombardements war.
Von einem flächendeckenden Bombardement würde ich mir Sekundär die "terrorisierung" der Bevölkerung, Zerstörung des "Sicherheitsgefühls" der Bevölkerung und Ausübung von Druck (á la: Unsere Flugzeuge können ungehindert überall hin und alles zerstören, sprich propagandistisch: Eure Verteidigung ist wirkungslos ihr seid am verlieren) versprechen.
Primär jedoch die Schädigung der Kriegswirtschaft. Durch Bomben zerstörte Industrie kann nicht produzieren, Menschen deren Zuhause, Familie oder Freunde ausgebombt wurden, haben mutmaßlich andere Sorgen als regulär arbeiten zu gehen, was die Kriegswirtschaft wieder schädigt. Menschen die tot sind gehen auch nicht arbeiten, schädigt die Kriegswirtschaft. Zerbombte Lager und Höfe führen zu Nahrungsmittelengpässen, Unzufriedenheit, Revolten und destabilisieren den Gegner.
Und wenn du die Bombardements im 2.WK betrachten willst, musst du auch eingestehen, dass die überaus grausame Bombardierungen von Hiroshima und Nagasaki sehr wohl den Allierten die Kapitulation eines ohnehin ausgebluteten Landes eingebracht haben, welches ansonsten unter massiven Verlusten (Auch der Bevölkerung, nach dem Beispiel von Iwo Jima) hätte erobert werden müssen.
2. Amerikanischen Bürgerkrieg
"Das Massaker von Lawrence" oder "Quantrill´s Raid" am 21. Aug. 1863 gilt bis heute als eines der schlimmsten Verbrechen der Konföderierten, infolgedessen die Unionstruppen das Prinzip der verbrannten Erde im Grenzgebiet von Kansas anwendeten und die dortige Bevölkerung "Zwangsevakuierte". Mir ist nicht ganz klar wer für die Bevölkerung das schlimmere Übel war. Jemand der viele Familienmitglieder tötet weil er einen Politiker, den Senator James Henry Lane, gefangen setzen will, und aus Frust die Stadt anzündet, also recht lokal, oder jemand der ein ganzes Grenzgebiet niederbrennt, die Frucht vieler Jahre Arbeit und die Menschen vertreibt. (vgl. General Order No. 11 vom 25. Aug.1863). Dieses Urteil muss sich jeder selber bilden.
Terrorisiert wird von beiden Seiten und leider auch auf die eigene Bevölkerung.
Ansonsten ist "Terror" in erster Linie gegen die Kriegswirtschaft des Gegners, ergo dessen Versorgung, ergo dessen Arbeiter/ Zivilbevölkerung gerichtet.
Vermutlich passen die sog. "Raids", blitzartige Überfälle, am besten in die Kategorie Terror der Bevölkerung. Deren Ziele waren meist strategischer Natur, Konterbande, Lager, Transporte, Eisenbahnlinien, Telegraphennetze, Versorgungsrouten zerstören. Was die Truppe im Feld sicherlich behindern sollte, idealerweise aber den Gegner zwingt anstelle sich auf seine Ziele zu konzentrieren auf diese Überfälle zu reagieren. Also dienten diese Raids auch dazu das Heft zu übernehmen und den Gegner in eine passivere Rolle zu drängen.
Während diesen Raids waren die Truppenteile meist zu schnell unterwegs um deren Versorgung zu sichern, sie mussten sich selber Versorgen. Oft wurde ordnungsgemäß für Waren bezahlt, vielmals jedoch einfach geplündert. Unglücklicherweise spielen stehts auch Emotionen eine große Rolle, weshalb zu Plünderungen meist auch Mord, Totschlag und Brandstiftung dazu gesellten.
3. Napoleanoische Kriege
Neben ihrem Anteil als Unbeteiligte in Leipzig und anderen Ortschaften war die Bevölkerung vor allem durch die Folgen der Kriege quasi "Terrorisiert" wobei dies hier keine ersthafte militärische Zielsetzung dahingehend gab. Krankheiten, Hungersnöte und sie wurden natürlich geschröpft. Geld, Lebensmittel, Nutztiere. All das war zu entrichten oder wurde von den Kriegsführenden Parteien "Konfisziert". In diesen Kriegen wage ich mich soweit zu behaupten, dass sie auf ziviler Bevölkerungsebene quasi "sauber" waren. Auch hier waren Massaker, Mord, Totschlag und Brandschatzungen nicht unüblich, aber sie dienten nicht als Vorgabe. Anstatt Ware zu vernichten war es sinnvoller sie selbst zu verwenden. Eroberte Landstriche zu Verheeren war keine Option, wenn man diese später nutzen oder schröpfen wollte. Tote Vasallen zahlen keine Steuern für die stehts klammen Kriegskassen.
4. 30-jähriger Krieg
Hier nun liegt die Vorgabe auf der Hand. "Der Krieg ernährt den Krieg..." sind die geflügelten Worte welche Friedrich Schiller seinem Wallenstein in den Mund legt.
Der Krieg wurde neben den regulären Heeren von Frankreich, Dänemark und Schweden auch insbesondere von Söldnerheeren, Feldmarschällen oder besser Kriegsunternehmern geführt. Die Heere geregelt zu versorgen war schlichtweg unmöglich, also ging man dazu über, dass die Truppen in den Gebieten durch welche sie zogen, Geld, Gold und Wertgegestände für ihren Lohn und die Kriegskasse erbeuteten und Nahrung, Nutzvieh Gebrauchsgegenstände plünderten um das Heer zu füttern. Dass bereits nach wenigen Jahren sämtliche Gebiete Deutschlands, wo der Krieg maßgeblich ausgeführt wurde, leer geplündert waren, ist nicht weiter verwunderlich. Die blanke Not zwang schließlich Bauern ohne Hab und Gut sich den Heeren anzuschließen. So dass quasi die ganze damalige Bevölkerung quasi unter Waffen stand, da sie entweder in einem der Heere diente, oder einem der Heere folgte. Hunger, Krankheit, Tod und Elend folgten auf dem Fuße, zudem wurde neben dem Machtpoker (Das katholische Frankreich kämpfte z.B. an der Seite der Protestanten) auch ein Glaubenskonflikt, Glaubenskrieg ausgeführt. Wenn Menschen Verantwortung für ihr Handeln an eine höhere Macht abgeben können, sind sie zu allem Fähig. Der Umgang mit "Ungläubigen" wird oft und genug erzählt (Schwedentrunk und Galgenbäume). Der Terror war hier klare Zielsetzung des vorgeschobenen Glaubenskrieges, man wollte die Ungläubigen nicht bekehren, man wollte sie offenbar ausmerzen und sie vernichten. Ironischerweise fielen "Gläubige" beider Seiten genauso hemmungslos über Dörfer der eigenen Konfession wie über jene der anderen her.
Terror soll nicht die Aufgabe der Bevölkerung bewirken, sondern die Kriegsanstrengungen eines Feindes zunichte machen, indem die Bevölkerung nicht zur Arbeit geht, das öffentliche Leben zusammenbricht und das für Chaos und anarchische Zustände sorgt. Denn wenn man einen Feind dazu bringt sich Problemen im Inneren stellen zu müssen, insbesondere der eigenen Bevölkerung, zwingt man diesen Ressourcen zu verschwenden oder nach Innen zu verwenden, welche an der Front fehlen könnten. Ausserdem wirkt sich Unsicherheit und Gefahr der Liebsten Zuhause auch auf die Moral der Soldaten aus. Im besten Fall gelingt es diese zu erschüttern damit die Soldaten desertieren um ihrer Familie beizustehen, was die Kampfkraft schwächt und das Überwältigen der Streitkräfte deutlich vereinfachen soll.
Auf der anderen Seite ist Terror allerdings auch oft nur ein Nebeneffekt welcher aus Wut, Frustration, Neid und Hass geboren wird, und der mehr um sich greift, je weniger von der Führungsebene gegengesteuert wird.
Mfg
WW