Umfrage zur Geschichte der Psychoanalyse

Kannst Du folgender Geschichte der Psychoanalyse zustimmen?

  • Die Begründung der Psychoanalyse liegt schon über ein Jahrhundert zurück.

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  • Carl Gustav Jung war einmal kein Freudianer.

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  • Freud erfand die psychoanalytische Methode und entwickelte eine Hermeneutik.

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  • Das Strukturmodell (Ich. Es, Überich) ersetzte die psychische Topik der Bewußtseinszustände.

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  • Die Traumdeutung war ein spätes Werk Sigmund Freuds.

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  • Freud interessierte sich besonders für hysterische Phänomene.

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  • Freud gab zu, nicht zu wissen, was das Weib wolle.

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  • Freud rauchte gerne Zigarre.

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  • Freud experimentierte mit Heroin.

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  • Freud & Alfred Adler hatten Meinungsverschiedenheiten über den Aggressionstrieb.

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  • Freud bezeichnete Jung als seinen Kronprinzen.

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  • Freud & Jung begründeten die Sexualtherapie.

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  • Freud befürwortete die Laienanalyse.

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  • Freud starb in Wien.

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  • Es gab keine praktizierenden Psychoanalytiker während des Nationalsozialismus in Deutschland.

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  • Umfrageteilnehmer
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Muspilli

Aktives Mitglied
Anstatt einer überarbeiteten Version meiner älteren Umfrage zur Geschichte der Philosophie, hier ein fast ganz anderes Thema. In Kürze werde ich meine Umfrage zur Geschichte der Psychoanalyse starten, die ich augenblicklich erstelle und hoffe auf regelrechte Teilnahme. Ich werde alle Frage auswerten und aufklären, so gut ich kann und hoffe auf eure Unterstützung.
 
Echt schade, daß die Geschichte der Psychoanalyse so wenig auf Interesse stößt, dabei ist sie mittlerweile eine wirklich alte Wissenschaft (ihre Gründerjahre fallen ins letzte Jahrzehnt des 19. Jhs. -[1]); verglichen mit der Neurowissenschaft - je nachdem wo man diese ansetzt - eher jünger, da daraus hervorgegangen, aber nichts desto weniger halt echt schon über hundert Jahre alt!
Freuds frühe Entwurfe erhielten erst spät unter Kognitionswissenschaftlern eine gewisse Anerkennung; zudem war die PA auch ansonsten gesellschaftlich sehr einflußreich, hat sie den modernen Blick auf den Menschen doch sehr stark geprägt, indem sie beispielsweise Grundlagen aller Psychotechniken darstellt.
Die Psychoanalyse hat zwar ihre Ursprünge in einer Naturwissenschaft, aber ihre Methode ist freilich auch eine Deutungsmethode [3].
Das Strukturmodell, das Freud in den 1920er Jahre entwickelte, kann als eine Modifikation der älteren psychischen Topik (Unterteilung in Bewußt vs. Unbewußt, letzteres noch einmal unterschieden in dynamisches=verdrängtes Unbewußtes und Vorbewußtes=Bewußtseinsfähig), die in der das 20. Jh. eröffnende Traumdeutung dargelegt wurde [4, 5]; wichtige Zwischenmodifikationen (z. B. Ichideal statt Überich) finden sich natürlich noch in den metapsychologischen Schriften bis 1920. Im genannten Jahr publizierte Freud seine eigene "Aggressionstheorie" - tatsächlich konnte sich in der Zeit als es zu Meinungsverschieenenheiten mit Jung & Adler kam nicht zu einem Dualismus von Sexual- versus Aggressionstrieb entscheiden (wie es Adler vorgeschlagen hatte [10] sowenig wie er nur eine psychische, nicht sexuelle Energie akzeptieren wollte, wie es Jung sehen wollte.

Vielleicht könnte man sagen [6], daß Freud im Zuge der Entwicklung seiner Kulturtheorie sein Interesse an hysterischen Phänomenen verloren hatte; aber das wird wohl auch mit dem Schwund ihrer Psychopathologie auch gewisse Gründe im sozialen Wandel gehabt haben; seine theoretische Erklärung der Hysterie blieb nichts desto weniger maßgeblich für seinen späteren sog. Weilblichkeitsentwurf - eine seiner größten Schwachstellen in anthropologischer Sicht und zugleich völlig zutreffend in soziologischer Hinsicht - aussagekräftig für den patriarchalen Blick [7].

CG Jung war ein junger Psychiater, als er mit Freuds Traumdeutung vertraut wurde und hatte Assoziationsexperimente mit Psychotikern veranstaltet; Freud hatte ihn wirklich für wichtige Aufgaben innerhalb der damals noch jungen psychoanalytischen Bewegung vorgehsehen [2, 11], bis der "Kronprinz", wie er von ihm tatsächlich angesehen wurde, aber begann, die sexualtheoretischen Reduktion Freuds zu kritisieren, obwohl das psychohistorisch sehr simplifiziert klingt.
Es war erst ein jüngerer Schüler Freuds [12], der die psychoanalytische Sexualtheorie zur "Sexualtherapie" weiter bildete, dessen Machinenkonstruktion (Orgon-Akkumulator) leider gerichtlich zerstört wurde.

Um keine Mißverstädnisse aufkommen zu lassen: Freud experimentierte nicht mit Heroin, sondern mit Kokain (http://www.geschichtsforum.de/f76/sigmund-freud-und-das-kokain-12772/), trat tatsächlich für die Ausbildung von Laienpsychoanalytikern ein, als die psychoanalytische Association in den Vereinigten Staaten von America entschied, nur Mediziner für die Ausbildung zuzulassen; da die Tradition der Freudschen Psychoanalyse im Nationalsozialismus aus ihrer Heimat vertrieben wurde, starb der von Freud forcierte Zugang zur Psychoanalyse tatsächlich auch aus.
(Hier habe ich eine kleine Wissenslücke: wie entwickelte sich das in London, wo Freud gestorben sein dürfte?)
In der Deutschland gab es allerdings durchaus eine Psychoanalyse, genau genommen verband die von den Nationalsozialisten geförderte Richtung in Berlin sie wieder mit den frühen Abspaltungen (d. h. der Schule Jungs & Adlers), weshalb sich der Name "Tiefenpsychologie" dafür einbürgerte, während sich in der Schweiz übrigens eine eigene philosophisch orientierte Psychoanalyse - interessanterweise aus der Psychiatrie heraus - entwickelte (die sog. Daseinsanalyse).
 
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