Rodriguez
Aktives Mitglied
Also ohne jetzt alle Antworten gelesen zu haben, gibt es meiner Meinung nach sogar sehr intensiv "Vergleichbare Sachen" (Zitat: Gast) zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg:Ich würde gerne wissen was die Unterschiede zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg sind .. oder gibt es vielleicht sogar Vergleichbare Sachen?
Die Gigantomanie der deutschen Kriegszielpolitik seit 1914 (bis hin zu 1945) übertraf bei weitem alles Vorhergehende. Aus strategischen, ökonomischen und machtpolitischen Gründen wurden während der zwei Weltkriege maßlos ausgreifende Pläne verfolgt! Und diese Weltkriege kamen nicht aus heiterem Himmel, sondern waren entsprechend lange vorher einkalkuliert b.z.w. geplant worden (entsprechend wurde zunehmend Aufgerüstet)!
Denn spätestens seit 1905 war eine ständige Kriegsgefahr in Europa virulent, und bereits 1911 sprachen die Berater des deutschen Kaisers davon, dass in wenigen Jahren der optimale Zeitpunkt für einen Krieg kommen würde, denn sie wollten die deutsche Vorherrschaft in Europa erreichen, hegten aber die Sorge, dass das Kräfteverhältnis sich langfristig zu Ungunsten Deutschlands verschieben würde.
Bei Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 definierten am 21. August die führenden Ruhr-Industriellen die Annexion der Erz- und Kohlelagerstätten in Frankreich und Belgien sowie die Hoheit über die Nordseehäfen dieser Länder als Hauptzweck des Waffengangs.
Reichskanzler Bethmann Hollweg definierte am 9. September 1914 im sogenannten Septemberprogramm das Kriegsziel: Ausschaltung Frankreichs als Großmacht, Unterwerfung Belgiens, Zurückdrängung Russlands und eine deutsche Hegemonialstellung über ganz Mitteleuropa. Im Westen sollten das "germanische" Flandern, die Kanalküste und das französische Erzbecken bei Longwy-Briey, im Osten ein riesiges russisches Territorium annektiert werden, das zudem durch einen Gürtel von Satellitenstaaten gegen das Zarenreich geschützt werden sollte; eine (um es mal modern zu formulieren) "Europäische Wirtschaftsgemeinschaft" sollte die ökonomische Vorherrschaft Deutschlands in Europa gewährleisten, ein mittelafrikanisches Kolonialreich sich von der West- bis zur Ostküste erstrecken.
Priorität besaß vor allem die Expansion nach Osten, um einen blockadefesten, Autarkie garantierenden Großraum zu gewinnen. In ihm sollten dann rassenpolitisch eingefärbte Umsiedlungspläne mit scharfer antipolnischer und antisemitischer Spitze verwirklicht werden, um einen "Wall deutscher Menschen" gegen die "Slawische Flut" zu schaffen - oder wie es Ludendorff nannte: "Zuchtstätten" für künftige germanische Ostkrieger.
Bereits hier, und nicht erst 1939 (!), bahnte sich der entscheidende Mentalitätswandel hin zu einer gewalttätigen Germanisierungspolitik an. Und dieser Germanisierungspolitik lag schon die Absicht der durchgreifenden "Ethnischen Säuberung" zu Grunde, die in der offiziellen Regierungsplanung unmissverständlich gefordert wurde.
Unter dem Deckmantel der Verteidigung waren Territoriale Eroberungen - wie bei allen imperialen Kriegen - die Grundlagen jeglicher Kriegspolitik. Und das war 1914 sowohl als auch 1939 so, denn es lässt sich unschwer Erkennen, dass die faschistische Diktatur unter Hitler im Judengenozid und Slawenmord eine Dimension des Vernichtungskrieges erreichte, der unübersehbar aus den Erfahrungen des Ersten Weltkriegs und der Niederlage resultierte, was in vielfacher Hinsicht die Motorik, die Planung, die Durchführung des Zweiten Weltkriegs bestimmt hat. Um diesen Krieg zu gewinnen - so die pathologische Konsequenz der Nazis - musste er noch rücksichtsloser, zerstörerischer, mörderischer als der von 1914 bis 1918 geführt werden. Die Erfahrungen, der Verlauf und der Ausgang des ersten totalen Krieges haben den zweiten in hohem Maße vorgeprägt.
Saludos!