Also gab es keine plebejischen Politiker
Doch. Die Elite der Plebeier war in der mittleren und späten Republik Teil der herrschenden Aristokratenschicht Roms und bildete gemeinsam mit den Patriziern den "Amtsadel", der in der Geschichtswissenschaft als Nobilität bezeichnet wird.
und was ist mit diesen Rittern, wie wurde das Rittertum damals begründet?
Ich bin zwar kein Experte in dieser Frage, aber meines Wissens verhält es sich folgendermaßen:
Die Ritter waren die Mitglieder der höchsten Vermögensklasse. Jene Mitglieder dieser Oberschicht (bestehend aus Patriziern und Plebeiern), die den Sprung in Spitzenämter und in den Senat schafften, bildeten den "Senatorenstand"; die übrigen waren eben "nur" Ritter und konnten beim Einschlagen einer politischen Laufbahn (noch) nicht mit prestigeträchtigen Vorfahren punkten. So hatten Aufsteiger wie Cicero in diesem Punkt einen Wettbewerbsnachteil und konnten von Konkurrenten als Emporkömmlinge abgestempelt werden. Cicero selbst sagt angesichts des Mangels an großen Namen in seiner Ahnenreihe in seiner Antrittsrede als Konsul 63 v.Chr. entschuldigend: Andere mögen auf die Namen ihrer Vorfahren stolz sein; er, Cicero, habe dafür Grund, auf seine eigenen Leistungen stolz zu sein; und überhaupt: Seine Vorfahren wären vielleicht keine berühmten, aber doch sehr tüchtige Leute gewesen.
Eine Abgrenzung zwischen Senatoren und Rittern wurde erst unter Augustus eingeführt, als er den Senatorenstand als eigene (noch höhere) Vermögensklasse organisierte. Seither kann man von
ordo senatorius und von
ordo equester sprechen. Davor war der "Senatorenstand" kein eigener Stand, sondern lediglich die politische Elite des Ritterstandes.
Gab es Plebejer die aufstiegen zum Ritter und dann zum Patrizier?
Sicher gab es Plebeier, die aufgrund ihres Vermögens zur Vermögensklasse der Ritter zählten und denen der Weg in die
Nobilität offen stand. Es kam lediglich darauf an, in ein hohes Amt gewählt zu werden. Patrizier konnte man dagegen nicht einfach so werden, ein Übertritt war sicher schwer möglich und - hier kann ich nur Halbwissen wiedergeben - mit sakralen Vorbehalten verbunden. Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, hat Octavius/Augustus nach seiner endgültigen Machterringung dafür gesorgt, dass einige treue Anhänger zu Patriziern "befördert" wurden. In der mittleren und späten Republik war das hingegen sicher kein großes Thema, es spielte für die Zugehörigkeit zur herrschenden Schicht ja auch keine besondere Rolle.
Cicero war ja Ritter, war er auch Patrizier?
Cicero war Ritter und, so weit ich weiß, kein Patrizier, also Plebeier.
Senator wird man doch dadurch, dass man Magistrat war und man konnte doch auch als Popular im Senat sitzen. Versteh nur nicht, wieso Popularen oft als Gegner des Senats gesehen werden.
In der römischen Republik konkurrierten verschiedene Mitglieder bzw. Familien der Oberschicht um die Macht. Prinzipien wie die Kollegialität der Ämter (zwei Konsuln, nicht einer), die Annuität (Beschränkung der Amtszeit auf ein Jahr), das Verbot der Wiederwahl und das gegenseitige Vetorecht der Konsul sollten diesen Machtkampf zügeln und verhindern, dass sich jemand zum Alleinherrscher aufschwingen konnte. "Popularen" waren nun jene Mitglieder der Nobilität, die sich im Interesse ihrer Macht auf das Volk (genauer gesagt: auf die weniger vermögende Mehrheit des römischen Volkes) zu stützen versuchten, um ihre Konkurrenten in der Nobilität zu überspielen und (wenn nötig) die republikanischen Spielregeln auszuhebeln. Den übrigen
nobiles gefiel so etwas natürlich nicht, und der Senat als das Gremium, in dem sich die Nobilität versammelte und absprach, war das Forum schlechthin, um aristokratischen Widerstand gegen monarchische Bestrebungen zu formieren. Natürlich heißt das nicht, dass ein Popular deswegen nicht selbst im Senat sitzen und dort seine Anhänger haben konnte.
Auch verwirrend ist, die Macht des Senats, der ja eigentlich gar keine Gesetze verabschieden konnte. Hab zumindest oft gelesen, dass der Senat nur beratend tätig sein sollte. Woher kam dann die Macht des Senats
Erstens: Ansehen und die Autorität des Senats. Bei den Senatoren handelte es sich in der Regel um erfahrene Politiker und um Angehörige ruhmreicher Familien. Der Eindruck auf das (übrige) Volk war sicher bedeutend größer als etwa in der heutigen Zeit einer kritischen Öffentlichkeit.
Zweitens: Der Senat war eben das Forum, in dem die Angehörigen der Aristokratie/Oligarchie Roms miteinander verhandelten und Absprachen trafen. Diese Elite war die einzig politisch aktive Schicht in Rom, sie stellte alle Amtsinhaber und hatte durch die ungleiche Stimmverteilung entscheidenden Einfluss auf die Abstimmungen in den wichtigen Zenturiatskomitien (eine der drei "Volksversammlungen" Roms).