Wie war denn die städtische Situation im mittelalterlichen Spanien?
Bis zur Besetzung des Südens der Iberischen Halbinsel durch die christlichen Königreiche 1190 war das Kultur- und Bevölkerungsbild Südspaniens durch die Entfaltung des städtischen Lebens in der alten römischen Zone bestimmt. Die für die Hauptstadt
Cordoba angegebene Zahl der Häuser (60 000 der Vornehmen, 80 000 der Händler) ist vermutlich übertrieben und eine Bedarfsdeckung für angeblich 200 000 Einwohner um das Jahr 1000 kaum denkbar. Nach der Ausdehnung der bebauten Fläche wird für
Cordoba eine Einwohnerzahl von 60 000, für
Sevilla von 80 000, für
Toledo von 35 000, von
Valencia und
Malaga über 15 000 geschätzt.
Die Zugehörigkeit zu den nordafrikanischen Reichen der Almoraviden (seit 1090), dann der Almohaden (ab 1145/50) änderte am Bevölkerungsbild des Landes nichts. Schätzungen der Gesamteinwohnerzahl des maurischen Spaniens auf seinem Höhepunkt unter Kalif Abdarrachman III. (912-961) aufgrund eines Steuerertrags von 13 Millionen Dukaten kommen zu keinen belastbaren Zahlen. Für das
christliche Spanien ist jedenfalls eine wesentlich geringere Bevölkerungsdichte anzunehmen als für Andalusien, dessen städtische Bevölkerung um 1150 durch die Schilderung des Geografen
Idrisi deutlich wird, der an der Universität von Cordoba studierte.
al-Idrisi ? Wikipedia
Zu berücksichtigen ist, dass die von Norden ausgehende christliche Reconquista in einigen Rändern der Wiedereroberungsphase eine Entvölkerungszone schaffte; insbesondere verfiel zunächst die Bewässerungskultur der maurischen Gebiete. Festzuhalten ist aber, dass weder mit der Landnahme des Islam - hauptsächlich nordafrikanische Berber - noch mit der Reconquista selbst eine Ausrottung der Bevölkerung bzw. eine wesentliche Änderung der Bevölkerungszahl verbunden war.
Die Reconquista gestaltete das Siedlungsbild vor allem in Andalusien völlig um. Viele Siedlungen gehen völlig ein, womit eine grundlegende Umwälzung der Besitz- und Siedlungsverhältnisse verbunden war. Das Land fiel vor allem an die Krone, den Klerus und den Adel, der die Ländereien meist an Gefolgsleute gab oder verpachtete. Die Wiederbevölkerung erfolgte vorwiegend in geschlossenen Siedlungen, da das Land selbst nach der Eroberung der Städte noch lange umkämpft blieb. In den entvölkerten Gebieten, den "Despoblados", entstanden Siedlungen, die meist mit den früheren nicht in Verbindung standen. Oft wurde das entvölkerte Gebiet später von Gutshöfen bebaut, sodass es zu ausgedehnten Streusiedlungen kam.
Ein weiterer Einschnitt war die Pest, die 1348-50, 1394-96 und 1490 die spanischen Städte entvölkert.