US Imperialism

5310

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Hallo Leute,
ich hoffe ich bin hier richtig.

Ich muss demnächst eine Facharbeit im Fach Geschichte schreiben.
Meine Lehrerin hat mir grob das Thema des amerikanischen Imperialismus vorgeschlagen.
Nun brauch' ich hier aber ein genaues Thema, welches dazu noch mit einer gewissen Problematik verknüpft ist.

Nur leider würde mir hier gar nichts einfallen.
Ich wäre euch für ein paar Vorschläge sehr, sehr dankbar.

lg,
5310
 
Hast Du eine Vorstellung über den Zeitraum bzw. die Region?

Es gibt hier im Forum eine Reihe von Diskussionen zur USA, in denen Du Dir Anregungen holen kannst.
 
Ich wollte eigentlich ab dem Spanisch- Amerikanischen Kreig beginnen, wobei ich jedoch nicht weiß, ob vielleicht doch unvorteilhaft wäre die Frontier-Mission auszulassen.

Was wäre denn euer Meinung nach der wichtigste Punkt im US Imperialismus?
Und wo vielleicht auch heute noch eine Problematik mit verbunden ist.

Edit: Meint ihr es wäre gut vielleicht allgemein etwas über den US Imperialismus zu sagen und dann vielleicht auf die Folgen die es heutzutage in den jweiligen Ländern gibt einzugehen?
 
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Es wäre sicherlich nicht sinnvoll, wenn deine Arbeit zu additiv ausfällt, du solltest lieber versuchen, eine Fragestellung zu entwerfen und dich daran entlang zu hangeln. Nur mal so als Beispiel (ohne dass ich überprüft hätte, ob die Fragestellung tragend ist): Ist der Spanisch-Amerikanische Krieg als Konsequenz der Monroe-Doktrin zu betrachten?
Du würdest dir dann die Monroe-Doktrin anschauen, anschauen, was zum Spanisch-Amerikanischen Krieg führte und dies evaluieren. Wenn du dann noch Zeit und freie Seiten hast, dann erweiterst du deine Arbeit um die Ergebnisse des Spanisch-Amerikanischen Krieges und schreibst, ob etwa die Besetzung Kubas, der Philippinen und Puerto Ricos noch im rahmen der Monroe-Doktrin zu verstehen ist, oder vielleicht sogar darüber hinaus geht.

Wie gesagt, ich habe keine Ahnung, ob dies von dem dir zur Verfügung stehenden Material so funktioniert, aber so in etwa sollte eine Arbeit aussehen. Was ich bei dir bisher lese, sieht aber - bei aller Vorsicht - nach einem eher additiven Vorhaben aus. Dir wird niemand einen Vorwurf machen, wenn du reproduzierst, allerdings solltest du zumindest versuchen (und dieser Versuch sollte für deinen Bewerter deutlich sein) über die Reproduktion hinaus zu kommen. Anders gesagt: Du musst das Rad nicht neu erfinden und auch nicht den Verbrennungsmotor, aber das Design des Fahrzeugs sollte deine Handschrift tragen.
 
Nur mal so als Beispiel (ohne dass ich überprüft hätte, ob die Fragestellung tragend ist): Ist der Spanisch-Amerikanische Krieg als Konsequenz der Monroe-Doktrin zu betrachten?
Du würdest dir dann die Monroe-Doktrin anschauen, anschauen, was zum Spanisch-Amerikanischen Krieg führte und dies evaluieren. Wenn du dann noch Zeit und freie Seiten hast, dann erweiterst du deine Arbeit um die Ergebnisse des Spanisch-Amerikanischen Krieges und schreibst, ob etwa die Besetzung Kubas, der Philippinen und Puerto Ricos noch im rahmen der Monroe-Doktrin zu verstehen ist, oder vielleicht sogar darüber hinaus geht.


Fand deine Fragestellung recht interessant und habe jetzt ein wenig herumgesucht. Jedoch finde ich kaum zum Spanich-Amerikanischen Krieg in Verbindung mit dem Monroe-Doktrin.

Nun bin ich mir ziemlich unsicher. Ist der Spanisch-Amerikanische Krieg denn als Konsequenz zu verstehen eurer Meinung nach?
 
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Das sagt mir jetzt nichts. Welche Ambitionen sind das (sollen das sein)?

Es kam im Jahr 1902/3 zu einer Intervention des DR, GB und Italiens in Venezuela. Roosevelt sah diese Intervention zwar in der Sache als gerechtfertigt an, aber vermutete dahinter weitergehende Pläne, vor allem des DR.

Und in diesem Fall sah er die Monroe Doktrin als potentiell verletzt an bzw. es betraf den strategisch relevanten Bereich der Kontrolle des Zugangs zum Panama-Kanals (vgl. die entsprechende Literatur).

Die USA und vor allem das DR stand zu diesem Zeitpunkt kurz vor einem militärischen Konflikt, den Roosevelt - wahrscheinlich - nicht gescheut hätte.

Werde demnächst einen umfangreicheren Beitrag dazu schreiben.

https://de.wikipedia.org/wiki/Venezuela-Krise

https://en.wikipedia.org/wiki/Venezuelan_crisis_of_1902%E2%80%9303

Fiebig-von Hase, Ragnhild (1984): Lateinamerika als Konfliktherd der deutsch-amerikanischen Beziehungen 1890 - 1903. Vom Beginn der Panamerikapolitik bis zur Venezuelakrise von 1902/03. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht
Hendrix, Henry J. (2009): Theodore Roosevelt's naval diplomacy. The U.S. Navy and the birth of the American century. Annapolis, Md.: Naval Institute Press.
Herwig, Holger H. (1986): Germany's vision of empire in Venezuela, 1871-1914. Princeton, N.J.: Princeton University Press
Mitchell, Nancy (1999): The danger of dreams. German and American imperialism in Latin America. Chapel Hill: University of North Carolina Press.
Morris, Robert C. (1909): Our Controversy with Venezuela. In: The Yale Law Journal 18 (4), S. 243.
Parsons, Edward B. (1971): The German-American Crisis of 1902-1903. In: Historian 33 (3), S. 436–452.
Roosevelt, Theodore (2014): Theodore Roosevelt. An Autobiography. Auckland: The Floating Press.
Vagts, Alfred (1939): Hopes and Fears of an American-German War, 1870-1915. In: Political Science Quarterly 54 (4), S. 514.
 
Ich erlaube mir an dieser Stelle einen Beitrag von mir zu kopieren und hier einzustellen.

Die Außenpolitik der USA beschränkte sich zur Zeit der Venezuelakrise auf Ostasien und Lateinamerika. Die Lateinamerikapolitik hatte den Schwerpunkt die Erhaltung und Durchsetzung der Monroedoktrin und die wirtschaftliche Expansion in diesem geographischen Raum. Beiden Zielen stand das Deutsche Reich im Wege, welches nicht wie Großbritannien willig den USA das Feld überließ.

Das eigene Abschreckungsprinzip war gefährdet, sobald eine Macht, hier das Deutsche Reich, mit dem gleichen Konzept und großen politischen und ökonomischen Interessen in Lateinamerika eine überlegene Flotte besaß und keine zusätzlichen abschreckenden Faktoren vorhanden waren, wie man sie beispielsweise gegenüber England in dem ungeschützten Kanada zu haben glaubte. Nicht umsonst wurde der amerikanische Flottenbau am deutschen ausgerichtet.

Die USA hatten auch ernste Sorge, dass ihre militärische Kraft gegenüber dem Deutschen Reich nicht ausreichend sei, fall die Monroedoktrin mit militärischer Gewalt durchgesetzt werden müsse. Die USA nahmen einseitig für sich in Anspruch in amerikanischen Staaten militärisch zu intervenieren und taten diese auch beispielsweise in Kuba, Nicaragua, Haiti oder der Dominikanischen Republik. Europäischen Staaten wurde dies nicht zugebilligt.

Vor diesem Hintergrund muss man die Venezuelakrise sehen und es war am Ende das Deutsche Reich der Gelackmeierte, da es von den Briten im Regen stehen gelassen wurde.
 
[...]
Die USA und vor allem das DR stand zu diesem Zeitpunkt kurz vor einem militärischen Konflikt, den Roosevelt - wahrscheinlich - nicht gescheut hätte.

Ungeachtet der britischen und deutschen Aktionen im mittelamerikanischen Raum, hatte es schon vor 1903 in der USA Außenpolitik eine Wende gegeben und es war zu sehen, das nun ohne Hemmnisse die Monroe-Doktrin überschritten worden, so gab es schon starke Berührungspunkte zwischen europäischen Mächten (britische und deutsche) und der USA um die Samoa-Inseln (beginnend schon Ende der 1870iger Jahre). Konflikt um Samoa

Eine genauer Darstellung des Venezuela Konfliktes gibt es auch bei dem Kreuzer SMS Vineta zu finden.

Eine Ausarbeitung zum Thema gibt es auch hier: Seite 305 - Punkt 11. Venezuela 1871-1903
http://oops.uni-oldenburg.de/412/1/445.pdf
Ich hoffe diese Ausarbeitung hält den kritischen Augen der Fachleute hier stand.

Noch ein Nachtrag um die Bemühungen wirtschaftlicher Verknüpfungen Preußen und später Deutschlands mit Lateinamerika:
https://books.google.de/books?id=EY...v=onepage&q=preußen und lateinamerika&f=false
 
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@Köbis: Wenn ich die Monroe-Doktrin richtig verstanden habe, besagte diese doch, dass einerseits europäische Nationen von Kolonisationen auf den beiden amerikanischen Kontinenten absahen und die USA andererseits nicht bei Konflikten in Europa intervenierten.
Der Konflikt um Samoa oder auch die "benevolent (=wohlwollende) assimilation" der Philippinen durch die USA tangierte doch geografisch gar nicht die Monroe-Doktrin, oder liege ich damit falsch?
 
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@Köbis: Wenn ich die Monroe-Doktrin richtig verstanden habe, besagte diese doch, dass einerseits europäische Nationen von Kolonisationen auf den beiden amerikanischen Kontinenten absahen und die USA andererseits nicht bei Konflikten in Europa intervenierten.
Der Konflikt um Samoa oder auch die "benevolent (=wohlwollende) assimilation" der Philippinen durch die USA tangierte doch geografisch gar nicht die Monroe-Doktrin, oder liege ich damit falsch?

Die Monroe-Doktrin beschreiben auch eine Nichteinmischung außerhalb diese Gebietes, somit setzte man sich aber mit der Expansionspolitik außerhalb dieser Gebiete über die Doktrin hinweg, oder?
 
Die Monroe Doktrin war, so weit ich das verstanden habe, eine einseitige Willenserklärung bzw. Forderung der USA an die europäischen Großmächte. Sie war kein völkerrechtlicher Vertrag, sondern eine einseitige Feststellung der USA und insofern schon eine ziemlich Frechheit.

Die "Beute" der USA in den damaligen Konflikt, der östliche Teil von Samoa, steht noch heute unter der Verwaltung der USA.
 
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Wenn ich die Monroe-Doktrin richtig verstanden habe, besagte diese doch, dass einerseits europäische Nationen von Kolonisationen auf den beiden amerikanischen Kontinenten absahen und die USA andererseits nicht bei Konflikten in Europa intervenierten.

Ein paar Anmerkungen zum historischen Kontext und zur wechselnden Bedeutung der Monroe-Doktrin bis zu ca.1917.

Mit der Formulierung der „Monroe-Doktrin“ im Jahr 1823 steht die post-revolutionäre USA ideengeschichtlich noch stark unter dem Eindruck der Diskussion der „Federalist Papers“ (Oktober 1787 bis Mai 1788) als Entwurf für die Bundesverfassung. In dieser Diskussion über die „beste Staatsform“ spiegelt sich der Kampf der ehemaligen Kolonien wieder und das Bekenntnis zu einer republikanischen Tradition und dem damit zusammenhängenden Bekenntnis zu einer demokratischen Organisation des politischen Systems.

Und es ist der Versuch, den Prozess des „nationbuildings“ mit einem angemessenen, konsensual interpretierten Wertehorizont zu unterstützen. In der Diskussion kommen aber auch realpolitische Aspekte in Form von Krieg und Handelsrivalität deutlich zur Sprache, da man sich der Konfliktsituation zu den teils reaktionären europäischen Kolonialmächten bewußt ist.

Dieses wird bereits im § 2, „über die Bedrohung durch ausländische Mächte deutlich“. [4, S, 5] Ähnlich wird der wirtschaftlichen Entwicklung ein hoher Stellenwert für die Prosperität des neuen Staates eingeräumt im § 11 „Der Nutzen der Union für Handel und Marine“.

Ein durchaus relevanter Meilenstein für das frühe Verhältnis der USA zu den „alten europäischen Mächten“ ist der Krieg von 1812 mit GB und hat das Selbstbild der „jungen“ USA mit geprägt und ein ambivalentes Selbstverständnis des US-Konsensens, des „amerikanischen Systems“ erzeugt. Mehrheitlich stand man dem "alten" Europa kritisch gegenüber, allerdings beurteilte man GB differenzierter und positiver.

https://de.wikipedia.org/wiki/Britisch-Amerikanischer_Krieg

Diese kritische Sicht auf die alten Mächte wurde durch die Entwicklung in Europa nach dem Wiener Kongress und der metternich`schen reaktionären Restauration noch verstärkt. Die Beschlüsse der „Heiligen Allianz“ währen des Troppauer Fürstenkongress wurden in den USA mit Besorgnis aufgefasst, ähnlich wie auch in GB und teils in Frankreich.

https://de.wikipedia.org/wiki/Troppauer_F%C3%BCrstenkongress

(vgl. Jarret, S. 248 ff zu den außenpolitischen Folgen)

https://books.google.de/books?id=m-B7BAAAQBAJ&pg=PA265&lpg=PA265&dq=troppau+circular&source=bl&ots=Rl6McS32yj&sig=BJZjXznwkEECOcdoC8ewEA4ob78&hl=de&sa=X&ved=0CDcQ6AEwA2oVChMI4bCu24rzxgIVgQ4sCh2BNQBu#v=onepage&q=troppau%20circular&f=false

Diese Entwicklung in Europa, die auf die Unterdrückung von Revolutionen und nationalistischen Unabhängigkeitsbewegungen durch die Monarchien hinausliefen, wurden auch als potentielle Bedrohung für die Sicherheit der USA interpretiert, da sie den Vorwand für Interventionen in der westlichen Hemisphäre bilden konnte, so Sexton [10, S. 47 ff].

https://books.google.de/books?id=u4GVKXN8SWYC&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false

Besonders starke Sympathien hatte man in den USA für den Freiheitskampf der Griechen gegen das Osmanische Reich.

https://de.wikipedia.org/wiki/Griechische_Revolution

Ein weiterer Aspekt sollte festgehalten werden, den Bukovansky herausgearbeitet hatte [1]. Mit der französischen und der amerikanischen Revolution wurde der Kontext für die Legitmation von Außenpolitik verändert. Ihre Formulierung wurde aus dem „erlesenen“ Kreis der aristokratischen Diplomaten in die Öffentlichkeit der parlamentarischen Diskussion verlagert und somit im positiven wie auch im negativen zu einer Angelegenheit der nationalen Interesses gemacht. Die Außenpolitik wurde durch die französische und amerikanische Revolution demokratisiert.

In diesem Kontext wurde die Monroe Doktrin formuliert und stellte im damaligen Kontext vor allem eine – idealistische - Gegenposition gegen die realpolitischen Ansprüche zur Gestaltung der alten und der neuen Welt durch die Kolonialmächte dar. [7] Und somit war sie zu dem Zeitpunkt um 1823 vor allem eines, eine Plattform gegen den europäischen Kolonialismus! [vgl. Übersichtsdarstellungen, beispielsweise 2 und 6]

https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdamerikanische_Unabh%C3%A4ngigkeitskriege

In der Vorstellung der Doktrin am 2, Dezember durch Monroe konzentrierte er sich auf drei zentrale Punkte. Den § 7, in dem zukünftige Kolonialisierung durch europäische Mächte unerwünscht ist. Der § 50 fordert im Sinne einer freundschaftlichen Beziehung dass sich die europäischen Mächte aus den außenpolitischen Beziehungen in der westlichen Hemisphäre heraushalten sollten. Dieses vor allem unter dem Gesichtspunkt der Unterdrückung von nationalen Freiheitsbewegungen und an diesem Punkt schließt sich der Bezug zu den Troppauer Beschlüssen und der auf Repression einer Revolution abzielenden Intervention der Franzosen in 1820 in Spanien.

https://de.wikipedia.org/wiki/Franz%C3%B6sische_Invasion_in_Spanien

In der folgenden kritischen Auseinandersetzung mit der Monroe Doktrin, wurden fünf Punkte als problematisch herausgearbeitet. 1. Es war eine unilaterale Doktrin, die die anderen amerikanischen Staaten nicht einbezogen hatte. 2. Die Doktrin wurde ohne ausreichende Kenntnis der Situation in Mittel- und Südamerika formuliert und in Teilen unrealistisch. 3. Sie beinhaltete keine gesetzliche Grundlage , die vertraglich die Verhältnisse zwischen den USA und den anderen Staaten auf dieser Grundlage geregelt hat. 4. Das Konzept wurde durch das Verhalten der USA, spätestens nach dem Mexikanischen Krieg (1846-1848) als fragwürdig durch die Latein-Amerikanischen Staaten eingeschätzt. 5. Vor allem zwischen 1895 und 1930 war es die zentrale Rechtfertigung für die Rolle der USA als „westlicher Hemisphäre Polizist“ und führte zu zahlreichen Verletzungen der Souveränität anderer Staaten [3, S. 4ff].

https://de.wikipedia.org/wiki/Mexikanisch-Amerikanischer_Krieg

In diesem Sinne durch lief die Monroe Doktrin sehr unterschiedliche Phasen und es erfolgte eine Anpassung an veränderte historische Gegebenheiten [3, siehe Tabelle 1.1 als Übersicht, S. 8/9].

Wichtige Modifikationen wurden beispielsweise durch Lincoln 1861 und 1865 vorgenommen, die die republikanische und anti-koloniale Ausrichtung verstärkte. Zudem wurde die „Calvo“ und „Drago“-Doktrin formuliert, die beispielsweise in der „Venezuela-Krise“ von 1903 eine Rolle spielen sollte.

Aber auch die Ergänzungen von T. Roosevelt 1902 und 1904, die den europäischen Mächten die Durchsetzung ihre wirtschaftlichen Forderungen ermöglichte, allerdings ohne territoriale Ansprüche. Erst Wilson versuchte, auf der Doktrin aufbauend, ab 1914 eine multilaterale Sicherheitskonzeption zu entwickeln, die teilweise als „Blaupause“ für seine Vorstellungen zur Neuordnung der Sicherheit in Europa nach 1920 interpretiert werden können.

Betrachtet man die Interventionen der USA in Latein-Amerika für das neunzehnte Jahrhundert, dann ergeben sich deutliche regionale Schwerpunkte [3, siehe Tabelle 1.2 als Übersicht, S. 12/13]. Eine hohes Involvement der USA kann man für Kuba, die Dominikanische Republik, Mexiko, Nicaragua und Panama erkennen. Sie spiegeln vor allem die ungebremste westliche Entwicklung, den „Frontier-Mythos“ wieder und die wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Interessen in der Karibik.

Nach dem Bürgerkrieg, der rasanten zweiten industriellen Revolution und dem Beginn des „Imperialismus“ als globale Doktrin prägt vor allem T. Roosevelt, auch in Anlehnung an A.T. Mahan, die realpolitische Bedeutung der Monroe Doktrin neu und passt sie dem Status der USA als zukünftige führende Großmacht an. [5 oder auch die Arbeiten von Morris „Theodore Rex“ zu TR].

Es muss noch eine Anmerkung zur Rolle von GB im Rahmen der Durchsetzung der Monroe Doktrin gemacht werden [9, S. 48]. Die militärische Bedeutung der amerikanische Flotte und Armee zur Durchsetzung der Doktrin im neunzehnten Jahrhundert darf angezweifelt werden. Es war vor allem die „stille“ Partnerschaft zwischen GB und den USA, die dazu führte, dass vor allem die RN der Garant für die Durchsetzung der Doktrin war.

Der Konflikt um Samoa oder auch die "benevolent (=wohlwollende) assimilation" der Philippinen durch die USA tangierte doch geografisch gar nicht die Monroe-Doktrin

Das ist teilweise zutreffend, vor allem in Bezug auf Samoa, allerdings nur teilweise in Bezug auf die Philippinen. Die Situation um Manila war geprägt durch die Durchsetzung der „Open Door“ Politik der USA vor allem gegenüber China. Sie ergab sich jedoch auch durch den Konflikt zu Spanien im Rahmen der Kontroverse um die revolutionäre Situation auf Kuba. In diesem Sinne eröffnete der Krieg zu Spanien den USA die Möglichkeit, ihre handelspolitischen Ambitionen in China durch die Inbesitznahme wichtiger Stützpunkte für die USN und die Handelsflotte zu verbessern. [vgl. z.B. 8]

In diesen Kontext ist die „Samoa-Krise“ zu interpretieren, die auch zu einer Verschärfung der Rivalität zwischen den imperialistischen Ambitionen des DR und den „imperialen anti-kolonialen“ (Formulierung durch LaFeber) Ambitionen der „Open Door Politik“ der USA führte, die auf den Aufbau eines "informellen Imperium" abzielte [11, S. 224ff]. Und in diesem Sinne nicht mehr durch die Monroe Doktrin legitimiert werden kann.

Die Expansion in den Pazifik folgte im wesentlichen wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Überlegungen, der um 1900 führenden Wirtschaftsmacht. Diese Entwicklung ist zu einem nicht unerheblichen Anteil der krisenhaften wirtschaftlichen Entwicklung geschuldet und der Forderung aus der Industrie, die Absatzchancen für amerikanische Produkte zu verbessern. [vgl. beispielsweise die Beiträge in 8]

1.Bukovansky, Mlada (2010): Legitimacy and Power Politics. The American & French Revolutions in International Political Culture: Princeton Univ Pr.
2.Combs, Jerald A. (2012): The history of American foreign policy from 1895. 4th ed. Armonk, N.Y., London, England: Routledge.
3.Dent, David W. (1999): The legacy of the Monroe doctrine. A reference guide to U.S. involvement in Latin America and the Caribbean. Westport, Conn.: Greenwood Press.
4.Hamilton, Alexander; Madison, James; Jay, John (1994): Die Federalist-Artikel. Politische Theorie und Verfassungskommentar der amerikanischen Gründerväter. Paderborn [u.a.]: Schöningh (UTB, 1788).
5.Hendrix, Henry J. (2009): Theodore Roosevelt's naval diplomacy. The U.S. Navy and the birth of the American century. Annapolis, Md.: Naval Institute Press.
6.Herring, George C. (2011): From colony to superpower. U.S. foreign relations since 1776. New York: Oxford University Press (The Oxford history of the United States).
7.May, Ernest R. (1975): The making of the Monroe doctrine. Cambridge, Mass.: Belknap Press of Harvard University Press.
8.McCormick, Thomas (1970): Inselimperialismus und "Offene Tür": Der Chinesische Markt und der spanisch-amerikanische Krieg. In: Hans Ulrich Wehler (Hg.): Imperialismus. Köln: Kiepenheuer & Witsch (Neue wissenschaftliche Bibliothek. no. 37), S. 389–399.
9.Reid, Brian Holden (2003). In: Erik Goldstein und B. J. C. McKercher (Hg.): Power and stability. British foreign policy, 1865-1965. London, Porland, Frank Cass.
10.Sexton, Jay (2011): The Monroe Doctrine. Empire and nation in nineteenth-century America. New York: Hill and Wang.
11. Wehler, Hans Ulrich (1987): Der Aufstieg des amerikanischen Imperialismus. Studien zur Entwicklung des Imperium Americanum, 1865-1900. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
 
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Die Expansion in den Pazifik folgte im wesentlichen wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Überlegungen, der um 1900 führenden Wirtschaftsmacht. Diese Entwicklung ist zu einem nicht unerheblichen Anteil der krisenhaften wirtschaftlichen Entwicklung geschuldet und der Forderung aus der Industrie, die Absatzchancen für amerikanische Produkte zu verbessern. [vgl. beispielsweise die Beiträge in 8]

Ich denke neben "handfesten" ökonomischen und politischen Gründen, gab es auch ideologische, für eine US-Expansion in den Pazifik. Die "manifest destiny" - die Auffassung, dass es eine schicksalshafte Vorbestimmung sei, den "amerikanischen Traum" auf dem gesamten Kontinent zu verbreiten - stieß mit dem Erreichen der Pazifikküste an eine Grenze, die mit der Expansion in den Pazifik hinaus überwunden werden sollte (Ein weiteres Beispiel wäre Hawaii, das 1899 seine Unabhängigkeit verlor).
In McKinleys "benevolent assimilation"-Rede zur Annexion der Philippinen formuliert er, die USA kämen nicht als Eroberer oder Eindringlinge, sondern als Freunde, um die Einheimischen in ihren Häusern, in ihren Beschäftigungen und in ihren politischen und religiösen Rechten zu beschützen. ("...we come, not as invaders or conquerors, but as friends, to protect the natives in their homes, in their employments, and in their personal and religious rights.") Zu diesem Zeitpunkt hatte Emilio Aguinaldo bereits die Unabhängigkeit der Philippinen von Spanien erkärt.

Ich denke, die "manifest destiny" ist ähnlich wie der "Platz an der Sonne" oder "White men's burden" ein Versuch, Imperialismus ideologisch zu untermauern.
Dass diese "Überlegenheits-Auffassungen" in den USA zu dieser Zeit alles andere als unumstritten waren, kann man an der Gründung der American-Anti-Imperialist League 1898 erkennen.
 
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Ich denke neben "handfesten" ökonomischen und politischen Gründen, gab es auch ideologische, für eine US-Expansion in den Pazifik. Die "manifest destiny" - die Auffassung, dass es eine schicksalshafte Vorbestimmung sei, den "amerikanischen Traum" auf dem gesamten Kontinent zu verbreiten - stieß mit dem Erreichen der Pazifikküste an eine Grenze, die mit der Expansion in den Pazifik hinaus überwunden werden sollte .......

Ich stimme Dir zu, dass die „Manifest Destiny“ ein ideologisches Konzept war, das die Expansion der USA begründen sollte. In einem anderen Kontext hatte ich auf dieses Konzept auch hingewiesen und man kann es bereits bei de Toqueville formuliert vorfinden (vgl. z.B. eine Sicht auf die moderne außenpolitische Variante).

http://www.geschichtsforum.de/725903-post25.html

Der nationale Mythos der „National Destiny“ ist eng verbunden mit dem „Frontier Mythos“ und dient primär als kollektiv geteilte kulturelles Weltbild der nationalen Integration der USA und kann als ihr zentraler „Gründungsmythos“ begriffen werden. Dieses Konzept war zunächst im Kontext der US-Expansion nach Texas, Oregon und Mexiko im Jahr 1840 durch den Journalist John O´Sullivan benutzt worden [1, S. 470].

In diesem Sinne schreibt Slotkin: „The original task of the myth was to explain and justify the establishment of the American colonies; but as the colonies expanded and developed, the myth was called into account for our rapid economic growth, our emergence as a powerful nationstate, and our distinctively American approach to the socially and culturally disruptive process of modernization“ [8, S. 10].

Die Revitalisierung des Mythos der „Manifest Destiny“ im Zuge des Krieges gegen Spanien 1898 veränderte den ursprünglichen Inhalt des Mythos, indem er ihm eine explizite expansive außenpolitische Bedeutung verlieh. Die neue Botschaft war, dass die USA sich zu einer Großmacht entwickelt hatte und als solche von den Großmächten der "alten Welt" respektiert werden wollte. Und W. Wilson ging noch einen Schritt um 1920 weiter, indem er für die USA eine Führungsrolle in der Weltpolitik aus dieser "Einzigartigkeit" abgeleitet hatte [4, S. 2]. Eine Sichtweise, die erst nach dem WW2 ihre volle Wirksamkeit entfalten sollte.

Kissinger ergänzt diesen Mythos, indem er zusätzlich formuliert: „Until the turn of the twentieth century, American foreign policy was basically quite simple: to fullfill the country`s manifest destiny, [m. Anm. „der „westward Expansion“] and to remain free of entanglements overseas“ [5, S. 34] Und damit berücksichtigt er die „Vorgaben“ der „Federal Papers“ zusätzlich für die Außenpolitik und erklärt damit nebenbei die "ideologische" Sichtweise in den USA in den zwanziger und dreißiger Jahren zwischen Führungsanspruch und Isolationismus.

Wesentlich für diese Übernahme des Mythos in der Periode um 1890 in die offizielle politische Sichtweise waren u.a. die Arbeiten von J. Fiske zur „Manifest Destiny“ (vgl. Link und auch bei amazon kostenfrei via kinde). [6]

J. Fiske: "Manifest Destiny"
American Political Ideas Viewed from the Standpoint of Universal History by Fiske - Free Ebook

Und wirksam wurde ihre verstärkte außenpolitische Bedeutung zuerst und am deutlichsten sichtbar unter T- Roosevelt und seiner Neuinterpretation der Monroe –Doktrin und ihrer Verbindung zur "Open Door" - Politik.

Fiske, als ein zentraler ideologische Vordenker, stellte dabei eine direkte Verbindung her zwischen dem wirtschafltichen Erfolg der USA und der spezifischen amerikanischen Ideologie des "Frontier Mythos" her und schreibt: „The victory of the industrial over the military type of civilization will at last become complete.“

Und in diesem Sinne drückt sich in der „Manifest Destiny“ ein starkes sozialdarwinistisches Denken aus, angetrieben – auch - durch die calvinistischen Wertvorstellungen (vgl. Webers „protestantische Ethik“) und grenzte stark die USA gegen „Old Europe“ ab. Will man W. Wilson immanent in seinem Agieren in Paris verstehen, dann kommt man kaum darum herum, sich mit diesen Wertvorstellungen zu beschäftigen.

Ich denke, die "manifest destiny" ist ähnlich wie der "Platz an der Sonne" … ein Versuch, Imperialismus ideologisch zu untermauern.

Ich würde es etwas anders ausdrücken. Es war m.E. viel grundsätzlicher, es war ein „Gründungs-Mythos“, ähnlich wie es Münkler für die Mythen der Deutschen beschreibt, der eine gemeinsame und einheitliche Sicht auf den Staat und die Nation ermöglichte. Vor allem vor dem Hintergund der gigantischen Integrationsleistung, dass um 1900 ca. 1 Mio Einwanderer in die USA kamen und eine soziale und politische Heimat finden mußten.

Der „Frontier-Mythos“ bzw. die „Manifest-Destiny“ kann man mit dem „Arminius-Mythos“ vergleichen, der für Deutschland die nationale Einheit thematisiert und den erfolgreichen Willen fremder Okkupation zu widerstehen. [7]

1.Boyer, Paul S.; Dubofsky, Melvyn (Hg.) (2001): The Oxford companion to United States history. Oxford, New York: Oxford University Press.
4. Herring, George C. (2011): From colony to superpower. U.S. foreign relations since 1776. New York: Oxford University Press .
5. Kissinger, Henry (1994): Die Vernunft der Nationen. Über das Wesen der Aussenpolitik. 1. Aufl. Berlin: Siedler.
6. LaFeber, Walter; Cohen, Warren I. (2013): The New Cambridge History of American Foreign Relations. The American Search for Opportunity, 1865-1913. Cambridge, New York: Cambridge University Press
7.Münkler, Herfried (2008): Die Deutschen und ihre Mythen. Berlin: Rowohlt.
8.Slotkin, Richard (1998): Gunfighter nation. The myth of the frontier in twentieth-century America. Norman: University of Oklahoma Press.
 
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