Ravenik
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Gerade weil Teile des gotischen Adels die (römisch orientierte) Erziehung von Amalaswinthas Kindern kritisierten, ist es doch nicht unbedingt naheliegend, dass dieser Adel selbst perfektes Latein lernte und fleißig römische Literatur las.
Und wenn bei den Bastarnen die sprachliche Zuordnung schwierig ist, bedeutet das nur, dass ihre Sprache nicht bekannt ist (die antiken Autoren machten unterschiedliche Angaben, und bastarnische Wörter sind fast keine bekannt), nicht dass sie irgendeine Mischsprache gesprochen haben müssen. Die Bastarner lassen sich in ihrem Siedlungsgebiet an der Donau zumindest bis ins frühe 2. Jhdt. v. Chr. zurückverfolgen, die Goten in dieser Gegend nur bis ins 3. Jhdt. n. Chr.
Übrigens sprechen die Ungarn auch immer noch Ungarisch, obwohl sie seit mehr als einem Jahrtausend fernab anderer finno-ugrischer Völker unter slawisch- und germanischsprachigen Völkern leben.
Woher soll ich das wissen? Vielleicht weil die getischen Königsnamen doch ein bisschen arg unamalisch klangen? Oder weil Cassiodor/Iordanes den Amalerstammbaum gar nicht so weit zurückführten? Der Erste im Stammbaum, Gapt, lebte schließlich nur 5 Generationen vor Ostrogotha, der bereits ins 3. Jhdt. n. Chr. gehörte. Damit müsste auch Gapt lange nach Dromichaites & Co. gelebt haben. Die Autoren haben immerhin auch darauf verzichtet, Berig und Filimer zu Amalern zu machen, es ging ihnen also anscheinend keineswegs darum, möglichst viele historische oder mythische Gestalten in den Amalerstammbaum einzuweben. Verherrlicht bzw. für die Römer akzeptabel gemacht werden sollten nicht nur die Amaler, sondern die Goten als ganzes Volk, was auch nicht verwunderlich ist, schließlich mussten die Römer Italiens nicht nur unter der Herrschaft einer gotischen Dynastie leben, sondern auch mit gotischen Nachbarn. Den gebildeten Römer (also das Zielpublikum der "Getica") wird es vermutlich ebenso gestört haben, dass nebenan ein Barbar (und obendrein auch noch Ketzer) haust, wie dass im Auftrag des Kaisers in Ravenna ein Barbar regiert.Meine Frage ging dahin, warum diese Könige nicht in die gotischen Abstammunglinien eingebaut wurden, wenn man doch von Geten abstammen und Prestige vorgaukeln wollte. Dann wäre ein Bezug auf das getische Königshaus doch naheliegend?
Dass sie auch fremde Einsprengsel aufgenommen haben, bestreitet kaum jemand, aber zumindest bewahrten die Goten ihre germanische Identität so weit, dass sie ihre germanische Sprache beibehalten konnten.Allerdings sagst du weiter oben selbst, dass bei einigen Balkanvölkern - Bastarnen etwa - die sprachliche Zuordnung schwierig ist. Dort vermischte sich so manches. Die Karpen kommen hier auch noch ins Spiel. Wir haben hier über Jahrhunderte ein ziemlich wüstes Gemisch von unterschiedlichsten, kaum zuordnenbaren Gruppierungen. Aber eine davon hat sich - "reingermanisch" - ihre Identität von der Ostsee her bewahrt?
Nein, eher nicht...
Und wenn bei den Bastarnen die sprachliche Zuordnung schwierig ist, bedeutet das nur, dass ihre Sprache nicht bekannt ist (die antiken Autoren machten unterschiedliche Angaben, und bastarnische Wörter sind fast keine bekannt), nicht dass sie irgendeine Mischsprache gesprochen haben müssen. Die Bastarner lassen sich in ihrem Siedlungsgebiet an der Donau zumindest bis ins frühe 2. Jhdt. v. Chr. zurückverfolgen, die Goten in dieser Gegend nur bis ins 3. Jhdt. n. Chr.
Übrigens sprechen die Ungarn auch immer noch Ungarisch, obwohl sie seit mehr als einem Jahrtausend fernab anderer finno-ugrischer Völker unter slawisch- und germanischsprachigen Völkern leben.
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