wie sagt man so schön? Butter bei die Fische:
(1)Du [damit ist ElQ gemeint] nimmst offenbar Parallelen zwischen Slawisch (Polnisch?) und Portugiesisch wahr, in Intonation, Sprachrythmus, Konsonantenangleichung, oder wo auch immer.
(2) Grundsätzlich nicht erstaunlich - die an der Entwicklung des Portugiesischen beteiligten Sueben siedelten ja mal im heutigen Polen.
(3) Allerdings bedeutet dies, dass sich, über lexikalische Übertragungen hinaus, Migrationen offenbar nach 1.500 Jahren immer noch in Sprachen / Dialekten nachvollziehen lassen. [Ich denke bei Portugiesisch übrigens immer "Da liest gerade ein Schwabe einen lateinischen Text".]
zu (1)
das hat ElQ so, wie du es darstellst, nirgendwo gesagt - stattdessen hat er (ich gebe es sinngemäß wieder) unter Einbezug der Sprechgeschwindigkeit (!! also hören) festgestellt, gesprochenes Portugiesisch auf den ersten "Hörblick" für irgendwie slawisch (nicht polnisch, das erkennt man an den Nasalen) gehalten werden kann - hört man in aktueller Sprechgeschwindigkeit Rumänisch, das ohnehin viele slawische Lehnworte enthält, dann kann sich derselbe Eindruck beim ersten hören ohne mitlesen einstellen. Das sagt über diese Sprachen zunächst nichts - aber es sagt etwas ebenso wichtiges wie richtiges über
Höreindrücke und
Wahrnehmungen: denn diese Analogie verdeutlicht, dass sich antike Autoren beim
hören ebenso vertan haben können wie wir heute*). Man denke nur an Prokopius und was der über die
gotische Sprache geäussert hatte (wer alles gotisch gesprochen haben soll) sowie was derselbe über "den furchtbaren Dialekt" der Anten und Sclavenen geschrieben hatte.
Mit anderen Worten hat ElQ sich zur Rezeption geäussert und nichts über vermeintliche Verwandtschaften der erwähnten Sprachen gesagt!
zu (2)
(pardon vorab, aber hier ist ahistorischer Blödsinn entstanden - ich finde, dass man das nicht unkommentiert stehen lassen sollte)
a) als Sueben bezeichnete Gruppen (aus der Perspektive der Römer) hatten evtl. im Territorium des heutigen Staates Polen irgendwann im 3.-4. Jh. gesiedelt
b) in den Wirren der Völkerwanderungszeit marodierte eine schlagkräftige Kriegergruppe, welche den traditionsreichen Namen "Sueben" verwendete, auf die iberische Halbinsel - ebenso zogen dort vandalische (asdingische und silesische) Kriegerverbände, alanische und teils wohl auch alamannische hin; von den westgotischen (teils in Lohn und Brot bei Westrom/Ravenna) zu schweigen
c) die hispanischen
suebischen Kriegerverbände schafften es, sich zeitweilig ein sehr archaisch beherrschtes Königreich einzurichten, welches von den mächtigen westgotischen Nachbarn annektiert wurde, sowie diese Zeit und Gelegenheit dafür hatten
d) demografisch spielten die hispanischen Sueben keine Rolle, sprachlich (Übernahmen von "suebischen" Wörtern**)) ebenfalls nicht bzw. kaum***).
e)
zu den Zeiten, da als Sueben bezeichnete Gruppen im heutigen Polen siedelten, war von den slawischen Polen und auch von deren Vorfahren in diesem Gebiet weit und breit nichts zu sehen! Die slawische Landnahme begann erst, nachdem die Sueben, Vandalen & Co. längst abgewandert waren!
mit anderen Worten:
das suggerierte "vermitteln" polnisch-suebisch-portugiesisch ist Mumpitz! (spaßeshalber sei eingeschränkt: es ist so lange Mumpitz, bis der Beweis angetreten wird, dass irgendwelche gen Portugal siedelnde/marodierende/prügelnde Sueben mit echten slawischen Polen in Kontakt waren und von diesen sprachliche Eigenheiten übernommen hatten -- entre nous: ein solcher Beweis wird nicht stattfinden, denn erstens gibt es keine Quellen zu dergleichen, und zweitens weist keine germanische Sprache und keine germanische Trümmersprache aus der Zeit ab ovo bis ins 5. Jh., ja frühe 6. Jh irgendwelche eindeutig slawischen Einsprengsel auf)
zu (3)
das läuft ein wenig anders... man kann, wo historische Quellen fehlen, teilweise aus den Ortsnamen (und deren jeweiliger sprachlicher Form) Rückschlüsse auf Wanderungsbewegungen ziehen. Das allerdings ist im Detail stets ein heikles Unterfangen, wie die Fachliteratur zu solchen Rekonstruktionen zeigt, welche zumeist sehr kontrovers diskutiert werden. Ein Exempel für die rekonstruierende Arbeitsweise dieser Art von historisch orientierter Ortsnamenforschung bietet Gottfried Schramm für den pontischen Raum --- zumindest lässt sich sagen, dass so etwas weitaus komplexer ist, als du es darstellst.
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*) man denke nur an die willkürliche
geografische Einteilung aus römischer Perspektive, welche Goten, (H)eruler, Gepiden zunächst als
skythische Völker und sprachhistorisch "modern" als germanische eingeordnet hatte
**) eine suebische Sprache in Spanien ist nicht überliefert - es gibt lediglich ein paar relativ allgemein "germanische" Wörter und Personennamen
***) eigentlich sollte das, was Herwig Wolfram treffend zur Demografie der völkerwanderungszeitlichen Gruppen erklärt hat, bekannt sein...