lynxxx
Aktives Mitglied
Hi Leute,
ich weiß, es gibt schon den (leider) zweit meist besuchten Thread "Wie Muslime Christen einst zu Sklaven machten" in diesem Forumsbereich.
Aber dieser Thread ist so voller falscher Beiträge, Vorurteile, Bewertungen, und Aufrechnungen der Gräuel, dass es sich nicht lohnt, auf alles einzugehen. Sicher ist vieles dort auch richtig, aber es geht doch einiges durcheinander. Da dieses Thema anscheinend so beliebt ist, wohl auch durch google-Besucher, hab ich mir gedacht, hiermit ein Korrektiv zu bilden.
Außerdem hab ich hier eine etwas andere Intention, was diesen neuen Thread rechtfertigen soll:
1. Ich möchte den Focus im islamischen Bereich gerne auf normale Sklaven richten, also die Sklaven, die vorwiegend im Haushalt und z. T. in der Landwirtschaft eingesetzt wurden. NICHT die Militärsklaven, z.B. Mamluken, Janitscharen, etc. Auch nicht über die Slaven des Herrscherhauses.
Denn darüber ist hier schon viel geschrieben worden, und sie bilden eine eigene Kategorie (Sklaven in einer Sklavenarmee, unterm dem Befehl des Sklavengenerals, der wiederum Sklavenkönigen und -dynastien dient.), im Vergleich mit den gewöhnlichen Sklaven.
2. Ich möchte hier möglichst eher Fakten als Vermutungen und Bewertungen sehen.
3. Die Antike brauchen wir nicht zu beschreiben, da gibt's hier im Forum auch genug Infos.
Ich zitiere mal zu Anfang einige Bücher hieraus:
http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=14238
Im Gegensatz zur antiken Welt war im Islam ein Sklave nicht mehr nur ein Eigentum, sondern eine Person mit einem anerkannten rechtlichen und moralischen Status. Die Frauen, obwohl weiterhin Polygamie und Konkubinat unterworfen, erhielten Besitzrechte, die man ihnen im Westen erst in der Moderne gewährte. ... Freie Personen konnten nur versklavt werden, wenn sie in einem Krieg gefangengenommene Ungläubige waren. ... Das islamische Gesetz und seine Praxis dagegen beschränkten die Versklavung freier Menschen bereits in einem frühen Stadium, und zwar ausschließlich auf Nichtmuslime, die in einem Krieg gefangengenommen oder besiegt wurden. ... Im Mittelalter konnten wurden sie (die europäischen Sklaven) hauptsächlich von westeuropäischen Sklavenhändlern und Vermittlern angeboten. (Dies änderte sich mit den Osmanen, die den Zwischenhandel bei der Eroberung des Balkans nicht mehr brauchten.)...(Übrigens beruhte die mittelalterliche islamische Wirtschaft im Gegensatz zur Antike nicht in erster Linie auf der Sklavenarbeit.) Denn in islamischen Ländern setzte man Sklaven zumeist im Haushalt ein, nicht in der Wirtschaft.
...
Personen minderen Rechts sind weiterhin die Sklaven, von denen schon gelegentlich die Rede war, vor allem in dem Sinn, dass wir uns bei der Sklaverei in der Geschichte der islamischen Länder von den Vorstellungen lösen müssen, die sich mit der Plantagensklaverei der Antike bzw. Nordamerikas und der Karibik verbinden. Für die Sklaven gilt ebenso wie bei den Nicht-Muslimen, dass es unter ihnen sehr reiche und einflussreiche Personen geben kann, und das nicht unbedingt als die große Ausnahme. Bei Nicht-Muslimen ebenso wie bei Sklaven geht minderer juristischer nicht mit einem unteren sozialen Status zusammen, jedenfalls nicht unbedingt. Es gibt im Sklavenrecht eine ganze Menge von Regelungen, die auch die Geschäftsfähigkeit von Sklaven sichern (es gibt Sklaven, die sich den eigenen Kaufpreis erarbeiten können, sie werden z.B. als Karawanen- Händler eingesetzt). Die Freilassung von Sklaven gilt als eine fromme Tat, so dass oft die Freilassung aller oder etlicher Sklaven beim Tod des Herrn verfügt wurde. Für eine Menge der Dynastien – so auch der ʿAbbāsiden – gilt, dass die Herrscher fast nur noch mit Sklavinnen verheiratet wurden, die in dem Moment, wo sie ein Kind bekamen, die Freiheit erlangten (das ist ein spezieller Status für Sklavinnen, die Mutter werden). Die Freilassung eines Sklaven kann auch als Sühneleistung erfolgen, wenn man gottesdienstliche Pflichten nicht erfüllt hat oder z.B. einen Schwur nicht hat halten können. Insgesamt entsteht der Eindruck, dass Sklaven „noch nicht Freigelassene“ sind.
Hier noch mehr Infos:
http://www.fordham.edu/halsall/med/lewis1.html
Dass soll erstmal reichen.
Wie schaut's denn bei den christl. Reichen aus?
Später mehr.
Ciao, und LG, lynxxx
ich weiß, es gibt schon den (leider) zweit meist besuchten Thread "Wie Muslime Christen einst zu Sklaven machten" in diesem Forumsbereich.
Aber dieser Thread ist so voller falscher Beiträge, Vorurteile, Bewertungen, und Aufrechnungen der Gräuel, dass es sich nicht lohnt, auf alles einzugehen. Sicher ist vieles dort auch richtig, aber es geht doch einiges durcheinander. Da dieses Thema anscheinend so beliebt ist, wohl auch durch google-Besucher, hab ich mir gedacht, hiermit ein Korrektiv zu bilden.
Außerdem hab ich hier eine etwas andere Intention, was diesen neuen Thread rechtfertigen soll:
1. Ich möchte den Focus im islamischen Bereich gerne auf normale Sklaven richten, also die Sklaven, die vorwiegend im Haushalt und z. T. in der Landwirtschaft eingesetzt wurden. NICHT die Militärsklaven, z.B. Mamluken, Janitscharen, etc. Auch nicht über die Slaven des Herrscherhauses.
Denn darüber ist hier schon viel geschrieben worden, und sie bilden eine eigene Kategorie (Sklaven in einer Sklavenarmee, unterm dem Befehl des Sklavengenerals, der wiederum Sklavenkönigen und -dynastien dient.), im Vergleich mit den gewöhnlichen Sklaven.
2. Ich möchte hier möglichst eher Fakten als Vermutungen und Bewertungen sehen.
3. Die Antike brauchen wir nicht zu beschreiben, da gibt's hier im Forum auch genug Infos.
Ich zitiere mal zu Anfang einige Bücher hieraus:
http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=14238
Im Gegensatz zur antiken Welt war im Islam ein Sklave nicht mehr nur ein Eigentum, sondern eine Person mit einem anerkannten rechtlichen und moralischen Status. Die Frauen, obwohl weiterhin Polygamie und Konkubinat unterworfen, erhielten Besitzrechte, die man ihnen im Westen erst in der Moderne gewährte. ... Freie Personen konnten nur versklavt werden, wenn sie in einem Krieg gefangengenommene Ungläubige waren. ... Das islamische Gesetz und seine Praxis dagegen beschränkten die Versklavung freier Menschen bereits in einem frühen Stadium, und zwar ausschließlich auf Nichtmuslime, die in einem Krieg gefangengenommen oder besiegt wurden. ... Im Mittelalter konnten wurden sie (die europäischen Sklaven) hauptsächlich von westeuropäischen Sklavenhändlern und Vermittlern angeboten. (Dies änderte sich mit den Osmanen, die den Zwischenhandel bei der Eroberung des Balkans nicht mehr brauchten.)...(Übrigens beruhte die mittelalterliche islamische Wirtschaft im Gegensatz zur Antike nicht in erster Linie auf der Sklavenarbeit.) Denn in islamischen Ländern setzte man Sklaven zumeist im Haushalt ein, nicht in der Wirtschaft.
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Personen minderen Rechts sind weiterhin die Sklaven, von denen schon gelegentlich die Rede war, vor allem in dem Sinn, dass wir uns bei der Sklaverei in der Geschichte der islamischen Länder von den Vorstellungen lösen müssen, die sich mit der Plantagensklaverei der Antike bzw. Nordamerikas und der Karibik verbinden. Für die Sklaven gilt ebenso wie bei den Nicht-Muslimen, dass es unter ihnen sehr reiche und einflussreiche Personen geben kann, und das nicht unbedingt als die große Ausnahme. Bei Nicht-Muslimen ebenso wie bei Sklaven geht minderer juristischer nicht mit einem unteren sozialen Status zusammen, jedenfalls nicht unbedingt. Es gibt im Sklavenrecht eine ganze Menge von Regelungen, die auch die Geschäftsfähigkeit von Sklaven sichern (es gibt Sklaven, die sich den eigenen Kaufpreis erarbeiten können, sie werden z.B. als Karawanen- Händler eingesetzt). Die Freilassung von Sklaven gilt als eine fromme Tat, so dass oft die Freilassung aller oder etlicher Sklaven beim Tod des Herrn verfügt wurde. Für eine Menge der Dynastien – so auch der ʿAbbāsiden – gilt, dass die Herrscher fast nur noch mit Sklavinnen verheiratet wurden, die in dem Moment, wo sie ein Kind bekamen, die Freiheit erlangten (das ist ein spezieller Status für Sklavinnen, die Mutter werden). Die Freilassung eines Sklaven kann auch als Sühneleistung erfolgen, wenn man gottesdienstliche Pflichten nicht erfüllt hat oder z.B. einen Schwur nicht hat halten können. Insgesamt entsteht der Eindruck, dass Sklaven „noch nicht Freigelassene“ sind.
Hier noch mehr Infos:
http://www.fordham.edu/halsall/med/lewis1.html
Dass soll erstmal reichen.
Wie schaut's denn bei den christl. Reichen aus?
Später mehr.
Ciao, und LG, lynxxx
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