Ravenik
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Weder der Großvater Friedrichs des Großen noch der Chlodwigs hatten die Bedeutung ihrer Enkel. Falls es hingegen die Könige David und Salomon wirklich gegeben haben sollte und sie tatsächlich ein vereinigtes Israel regierten, dann wären sie noch mächtiger und erfolgreicher als Ahab gewesen. Wenn also jedes Kind den Namen Ahabs kannte, dann müsste es erst recht den Davids und Salomons gekannt haben. Umso seltsamer wäre es gewesen, wenn die Bibelautoren unter Josija oder im Exil zwar ausführlich über den allgemein bekannten Ahab und seine Erfolge berichten, aber auch über zwei Könige, die noch größer und erfolgreicher gewesen sein sollen, von denen aber seltsamerweise noch niemand gehört hatte.Ahab war wohl der mächtigste und erfolgreichste unter den Omriden. Der größte König, den Israel je hatte. Den Namen dürfte jedes Kind gekannt haben, wie hierzulande den "alten Fritz". Auch heute dürften nur wenige in der Lage sein, den Großvater Friedrichs des Großen zu benennen, ganz wenigen wird noch der große Kurfürst in der Ahnenliste einfallen.
Die Franken schaffen es, schon Childerichs Vater, also Chlodwigs Großvater, ins Sagenhafte zu verschieben.
Nehmen wir z. B. des Assyrerkönigs Sanherib Feldzug gegen Juda unter König Hiskija:Man sollte zwar die mündliche Überlieferung nicht unterschätzen, die manchmal erstaunlich präzise sein kann, wo diese Übereinstimmungen im Bereich der Königsbücher mit außerbiblischen Quellen liegen sollen, ist mir aber unklar. Hier und da taucht mal ein ähnlich klingender Name auf. Was noch?
Sanherib berichtet in einer Inschrift, dass er gegen Hiskija von Juda zog, 46 größere sowie weitere kleinere Städte eroberte, dann den Hiskija in Jerusalem einschloss und gegen Tributzahlung abzog.
Im 2. Buch der Könige (Kap. 18 ff.) wird dieser Feldzug ebenfalls erwähnt: Sanherib eroberte alle befestigten Städte Judas, ließ Jerusalem belagern und sich Tribut entrichten und zog wieder ab.
Es wird sogar in beiden Berichten erwähnt, dass Hiskija Unterstützung erhielt, wenngleich bei Sanherib von Arabern die Rede ist und in der Bibel von Kuschitern. Darin, dass die Unterstützer nicht aktiv wurden, stimmen beide Darstellungen aber wieder überein.
Ein Unterschied, wenn man so will, zwischen beiden Darstellungen ist auch, dass laut Bibel Sanherib deshalb abzog, ohne Jerusalem zu erobern, weil "der Engel des Herrn" im Lager haufenweise Assyrer erschlug, was allgemein als Hinweis auf eine Seuche, wie sie früher bei Belagerungen häufig üblich waren, interpretiert wird. Sanherib verschweigt das natürlich und nennt keinen Grund für den Abbruch der Belagerung, aber ein echter Widerspruch zwischen beiden Darstellungen ist das nicht.
Das alles kann natürlich nur unter der Voraussetzung gelten, dass mit dem Verfassen der biblischen Bücher wirklich unter Josija begonnen wurde und nicht erst im Exil. (Fertiggestellt wurden sie keineswegs unter Josija, da sie bis ins Exil reichen.)Natürlich wollte man sich auf die mächtige Tradition der Omriden beziehen, wieso sollte man diese zu negativ darstellen? Warum die politischen Erfolge abstreiten? An die wollte man doch anknüpfen! Offensichtlich sah sich Josia doch in der Tradition der Omriden, nur diesmal mit dem rechten Glauben als Fundament. Denn die Omriden scheiterten letztlich nur, weil bei Ihnen der Glauben nicht richtig gepflegt wurde. Das ist nun bei Josia anders.
Gleichzeitig schiebt man Omri und Ahab noch mächtigere judäische Vorfahren unter. Das mächtige Nordreich war somit - laut Bibel - schon immer judäisch gewesen.
Josia ist der einzige, der als König in Frage kommt, das ist die Hauptbotschaft.
Übrigens ist die Darstellung Josijas gar nicht ausschließlich positiv: In 2 Chr 35,21-22 wird er deutlich dafür kritisiert, dass er sich gegen die Ägypter unter Pharao Necho zum Kampf stellte: "Necho aber sandte Boten zu ihm und ließ ihm sagen: Was habe ich mit dir zu tun, König von Juda? Nicht gegen dich ziehe ich heute, sondern gegen das Herrscherhaus, das mit mir im Krieg steht. Gott hat mir Eile geboten; lass daher ab von Gott, der auf meiner Seite steht; sonst wird er dich verderben. Doch Josija zog sich nicht vor Necho zurück, sondern wagte es, ihn anzugreifen. Er hörte nicht auf die Worte Nechos, die aus dem Mund Gottes kamen, sondern trat in der Ebene von Megiddo zum Kampf gegen ihn an."
Gescheitert ist Josija trotz seiner Frömmigkeit letztlich auch, indem er gegen die Ägypter fiel. Sein Nachfolger wurde von Necho abgesetzt, der einen Vasallenkönig einsetzte, der schließlich von Nebukadnezar zum Vasallen gemacht wurde. Seit dem Tod Josijas in seinem aussichtslosen Feldzug gegen die Ägypter ging es mit Juda also steil bergab.