Muspilli
Aktives Mitglied
ich bin jetzt leicht verwirrt!
Ich auch. :winke:
Und ich erst! feif:
Im Ernst: ich muß jetzt erst einmal quer nachlesen und feststellen, daß meine Beschäftigung mit der Geschichte Phoinikiens bzw. des (vor)biblischen Kanaans schon auf das Jahr zurückgeht, da ich mich hier anmeldete.
Zunächst zu
Ich nahm bisher folgendes an:
1. die Hyksos sind nicht EIN bestimmtes Volk sondern allgemein westsemitische Kriegernomaden die eine Zeitland [sic.] Ägypten bedrohten und Teile davon zeitweise beherrschten.
2. die Apiru oder Hebräer sind nicht DIE Hyksos, aber möglicherweise ein Teil davon bzw. als nomadische Wüstenräuber Nachfolger/Nachfahren von ihnen
3. die Juden sind nicht die Hebräer sondern Nachfahren eines Teils der Kanaaniter und ein TEIL oder evtl. teilweise Nachfahren der Hebräer die in Kanaan einwanderten.
ad 1) westsemitisch anscheinend ja, aber man rechnet - analog der "Amurrisierung" Mesopotamiens - mit einer langsamen Infiltration vor Machtübernahme. Den Terminus "Kriegernomade" würde ich vor dem Hintergrund für ungeeignet halten. (vgl. http://www.geschichtsforum.de/253188-post5.html)
ab 2) Eher sollte man von Verwandtschaft sprechen.
ad 3) So ganz verstehe ich deine Differenzierung nicht: Von Juden spricht nun wirklich erst seit sehr viel späterer Zeit. Für die Zeit vor Zeitrechnung spricht man durchaus von Hebräern! Gemäß Finkelstein wären diese demnach dann durchaus die Nachfahren und Erben der Kanaanäer.
=> Da die Kanaanäer nun wiederum mit den Hyksos verwandt sein sollen - ihre Namen hat man als westsemitisch identifziert - ließe sich hier also ein gewisse kulturelle Tradition konstruieren.
Jetzt zu
Die erwähnten Finkelstein/Silberman sind interessant, weil sie - sicher nicht als erste! - archäologische Befunde vortragen.
Diese aber gewissermaßen in Umkehrung der These, daß die Bibel doch recht hätte und diese Umkehrthese, daß die Bibel eben doch nicht recht haben könne, konsequent vortragen.
Es gab im kanaanäischen Bergland drei Besiedlungswellen, wovon hier interessant sind (S. 130):
- Zweite Besiedlungswelle 2000-1550, ca. 220 Orte nachgewiesen, vermutlich ca. 40.000 Menschen
- Krise 1550-1150, nur ca. 25 Orte nachgewiesen
- Dritte Besiedlungswelle 1150-900, ca. 250 Orte nachgewiesen, anfangs vermutlich ca. 45.000 Menschen
Die Autoren bringen eigentlich nur die letzten Besiedlungswelle mit dem späteren Volk Israel in Verbindung, das aus dem forschreitenden Niederganges Kanaans herrschaftlich emporwuchs.
Bei beiden Wellen ist es denkmöglich, dass zu den Zuzügler auch Leute aus Ägypten, egal welcher Volkszugehörigkeit, gehörten. Die "Zweiten" konnten von dort aber den Aton-Kult noch nicht mitbringen, und bei den "Dritten" müsste man annehmen, dass sie diesen sozusagen 200 Jahre lang bei sich "verwahrt" und dann mitgenommen haben.
Denkmöglich ist natürlich auch, dass ein Einzelner - nennen wir ihn Mose - irgendwann allein oder in Begleitung Weniger aus Ägypten oder aus irgendeiner anderen Gegend nach Kanaan zog und dort den JHWH-Kult begründete bzw. aus anderen Kulten, mit oder ohne göttliche Offenbarung, "herausdestillierte".
Damit ich das nur richtig verstehe: Damit beziehst du dich aber nicht mehr auf Finkelstein & Silbermann: Die These etwa von Norman Gottwald, die die Autoren allerdings schlecht profiliert wiedergeben, wird abgelehnt. Trotzdem wäre vor dem Hintergrund der Konfrontation des archäologischen Materials mit dem Monotheismus der Thora die Suche nach einem Einfluß im Sinne einer (echn)aton'schen Prägung seit der El-Amarna-Zeit interessant. Das gilt im Grunde auch für deine weiteren Denkmöglichkeiten.