vor 1492 - Portugal in Brasilien?

El Quijote

Moderator
Teammitglied
Es gibt ja allerlei Thesen, wer alles vor Kolumbus Amerika entdeckt habe.
Punier
Kelten (gerne als Beifahrer der Punier)
St. Brendan
die Wikinger (historiographisch und archäologisch gesichert)
die Muslime
Waliser des 13. Jhdts.
die Türken (als Beleg wird dann gerne die Karte von Piri Reis genommen - aber auf der wird aber Kolumbus namentlich erwähnt!)
baskische und bretonische Walfäger und Kabeljaufischer
Giovanni Caboto/John Cabot
Hans Pothorst und Dietrich (Didrik) Pining mit João Vaz Corte-Real

Es scheint tatsächlich am St. Lorenzstrom ein Lager von baskischen Walfängern gegeben haben, aber ob das vor 1492 angelegt wurde?
Eine Amerika-Entdeckung durch Pothorst/Pining/Corte-Real würde ich mal in den Bereich des Möglichen schieben, aber einen klaren Beweis dafür, wie manche Befürworter behaupten, gibt es nicht. Allenfalls vage Indizien.

Kommen wir un zu Portugal und Brasilien.
Immer wieder wird kolportiert, dass Portugal seine Interessensphäre bei den Verhandlungen des Vertrages von Tordesillas nach Westen verschob, weil es wusste, dass es Brasilien gab.
Nur hat diese These einen Schönheitsfehler: Das Längengradproblem. Man wusste den Längengrad damals noch gar nicht so genau zu bestimmen, so das letztlich auch umstritten blieb. Möglich ist, dass nach Kolumbus Wiederkehr eine portugiesische Karavelle von Madeira aus nach Westen segelte, zumindest ist in einem Brief den Reyes Católicos an Kolumbus (18-8-1493) die Rede davon, dass dieser diesen einen Brief geschrieben habe, wonach eine Karavelle von João II. von Madeira aus - wohl mutmaßlich nach Westen als Grund der Aufregung - losgeschickt worden sei.
Navarrete, Colección,vol. 2, doc. LXVII, S. 109–10.

Y cuanto á lo que desis que vos escribieron que el Rey de Portugal envió una carabela desde la Isla
de la Madera, y que la queréis enviar á buscar con parte de las carabelas que vos lleváredes, muy bien nos paresce qué así lo fagais; pero mirad que los que enviáredes á la buscar que no toquen en la Guinea ni en la Mina que él tiene, ni la busquen en aquellas partes.

Und bezgl. dessen was ihr sagtet, dass man euch geschrieben habe, dass der König von Portugal eine Karavelle von der Insel Madera losgeschickthabe und dass sie diese suchen zu lassen wünscht von einem Teil der Karavellen, die ihr mit euch führt, so erscheint es uns sehr gut, dass ihr dieses in die Tat umsetzt (wörtl.: dass ihr dieses macht); aber seht (zu), dass die, welche nach der Karavelle suchen, nicht in Guinea oder in Mina (Fort São Jorge da Mina, Ghana?), die ihm gehören anlanden, sie sollen sie auch nicht in diesen Gewässern suchen
Ein zweites Argument für die Annahme, dass die Portugiesen früher als bekannt in Brasilien gelandet seien, habe ich von einem ehem. Prof. und Arbeitgeber von mir, der im Rahmen eines sprachwissenschaftlichen Seminars mal sagte, dass tubarão ('Hai') eher im portugiesischen aufgetaucht sei, als span. tiburón. Das Wort taucht erst im 16. Jhdt. auf, vorher wurden die Tiere cação/cazón genannt. (Cazón ist im heutigen Spanischen der Katzenhai, der auch gerne verzehrt wird). Plinius nannte den Hai canis marinus.
Im Spanischen taucht das Wort tiburón erstmals 1525 in einem geschriebenen Text auf (Relación hecha por el señor Andrés de Tapia, sobre la conquista de México) bzw. bereits 1519 im Diario o Derrotero del viaje de Magallanes desde el cabo de San Agustín en el Brasil, hasta el regreso a España de la nao Victoria des griechischen Seemanns Francisco Albo. Bartolomé des las Casas benutzt es auch in seiner Abschrift des Bordbuchs von Kolumbus 1527 ff. Hier ist nun die Frage, ob Kolumbus das Wort schon 1492 gebrauchte, oder Las Casas es nur benutzte (wohl wahrscheinlicher).

Am ersten Auftauchen des port. tubarão muss ich noch recherchieren.

Da umstritten ist, aus welcher Sprache das Wort tiburón/tubarão entnommen wurde (in der Diskussion sind karibisch, arawak und tupí-guaraní), ist es natürlich auch schwer, zu determinieren, wo Europäer erstmals mit dem Wort in Berührung gekommen sein könnten.

 
Das Längengradproblem halte ich nicht für so dramatisch. Der Vertrag spricht doch nicht von "Grad westlicher Länge [von Nullmeridian von "Müssenwirdiskutieren]" sondern von einer Strecke " xyc leguas westlich von Weissichgradnicht".
Angesichts der Tatsache, dass es wohl grade zu dieser Zeit keine universelle Einigkeit über den Erdumfang gab (Kolumbus zumindest unterschätzte diesen deutlich), wäre ein Längengrad mehrfach problematisch gewesen.

Die Fahrstrecke nach Westen lässt sich einigermaßen koppeln, wenn auch mit grosser Ungenauigkeit. Setzte man nun voraus, dass Portugiesen irgendwo an der Kimm einen Küstenstreifen erhascht hatten, dann konnten sie diesen mittels ihrer Koppelposition plus grosszügigem Aufschlag locker in ihre Sphäre der Welt bringen. Wieviel sie vom Hinterland bekamen, dürfte ihnen zunächst Wurscht gewesen sein, waren sie damals doch in erster Linie an Zwischenstationen auf dem Seeweg nach Indien interessiert, um unterwegs Wasser, Holz, Frischproviant und Mitbringsel ergänzen zu können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es gibt die Theorie, dass der Kapitän Jean Cousin 1488 im Auftrag des Reeders Jehan Ango von Dieppe aus mit einer Flotte nach Westafrika geschickt wurde. Dort soll er in einen Sturm geraten und nach Westen abgetrieben worden sein. Er traf auf Land und fand einen großen Strom, den er "Maragnon" nannte. Einer der Kapitäne soll ein Spanier namens Pinzón gewesen sein, der bei der Rückkehr Cousin im Streit verließ. Angeblich soll Pinzón später bei Kolumbus angeheuert haben.
Angeblich soll Paulmier de Gonneville 1503 in Brasilien in einem Dorf gewesen sein, mit dem schon länger Handel mit Nordfrankreich betrieben wurde.

Ich weiß nicht, was da dran ist, isb Jean Cousin im Auftrag von Jehan Ango kommt mir sehr merkwürdig vor. Ango war 1488 erst 7 oder 8 Jahre alt.
 
Es ist schon bemerkenswert, wie viele Europäer sich in den letzten Jahren vor 1492 in Amerika herumgetrieben haben sollen - und noch bemerkenswerter, dass sie (und ihre allfälligen Herren) das immer verheimlicht haben sollen, statt sich wie Kolumbus groß feiern zu lassen und daraus Kapital zu schlagen.
 
Es gibt die Theorie, dass der Kapitän Jean Cousin 1488 im Auftrag des Reeders Jehan Ango von Dieppe aus mit einer Flotte nach Westafrika geschickt wurde. Dort soll er in einen Sturm geraten und nach Westen abgetrieben worden sein. Er traf auf Land und fand einen großen Strom, den er "Maragnon" nannte. Einer der Kapitäne soll ein Spanier namens Pinzón gewesen sein, der bei der Rückkehr Cousin im Streit verließ. Angeblich soll Pinzón später bei Kolumbus angeheuert haben.
[…]

Ich weiß nicht, was da dran ist, isb Jean Cousin im Auftrag von Jehan Ango kommt mir sehr merkwürdig vor. Ango war 1488 erst 7 oder 8 Jahre alt.

Jean Cousin est un cartographe dieppois du xve siècle ou du xvie siècle. Il est formé au métier de la Marine dans la ville portuaire de Dieppe qui accueille également la célèbre École de cartographie de Dieppe. On trouve aujourd'hui encore une carte signée de sa main datée de 1571.

Une légende débutée à la fin du xviiie siècle en fait un navigateur de la fin du xve siècle1.

Noch heute findet man eine von seiner Hand signierte Karte, die auf das Jahr 1571 datiert ist. - Erstaunlich alt geworden: 1488 Kopf einer Schiffsexpedition und 93 Jahre später hat er noch Karten gezeichnet...
 
1488 Kopf einer Schiffsexpedition und 93 Jahre später hat er noch Karten gezeichnet
Da sein Auftraggeber 1488 laut wiki erst 7 oder 8 Jahre alt war, wundert mich bei dieser Geschichte gar nichts mehr. :D
Edit: Sein Kollege Desceliers ebenfalls aus der Dieppers Schule soll um 1550 auch bereits Teile der Küste Australiens kartografiert haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Robert de la Croix, Histoire secrète des océans, über Charles Desmarquets, den frühesten Überlieferer der Cousin-Legende (1694, also 200 Jahre nach den angeblichen Ereignissen):

Il confond d‘allieurs les deux Pinzon et Vicente Yanez, qui, en 1499, atteindra le Brésil. Et il donne comme maître à Jean Cousin l‘hydrograh Descaler qui vécut cinquante ans après le Voyager supposé du Normand
 
Vorsicht Terra Australis ist NICHT Australien.
"La plupart des cartes marines de Dieppe montrent une masse terrestre intitulée « La Grande Jave », ou « Terre Locac », située entre ce qui est maintenant l'Indonésie et l'Antarctique."
École de cartographie de Dieppe — Wikipédia

Also wurde die Landmasse, die wir heute Australien nennen, in den Diepper Karten "Groß-Java" oder "Terra Locac" genannt, wenn mich mein schlechtes Französisch nicht täuscht.

Ich halte diese Diepper Australien- und Brasilien-Geschichte für äußerst unglaubwürdig, aber dennoch für erwähnenswert. Die französische wiki erklärt den Ursprung der Brasilien-Story mit Louis Charles Estancelin, der sie im 19. Jahrhundert in die Welt gesetzt haben soll:

" Im 19. Jahrhundert nahm der Präsident der Pariser Schifffahrtsgesellschaft, Louis Charles Estancelin, an, dass Kapitän Cousin bei diesem Missgeschick an der Küste Südamerikas entlang nach Brasilien zum Kap Saint Roque gefahren sei und den großen Amazonasfluss besucht habe. Für Kapitän John James Gambier, Admiral der englischen Flotte (18. und 19. Jahrhundert) und Gouverneur der Bahamas, war Jean Cousin der eigentliche Entdecker Amerikas.

Diese Beziehung, die von Paul Gaffarel Ende des 19. Jahrhunderts vertreten wurde , wird von verschiedenen Historikern ernsthaft in Frage gestellt. In diesem Zusammenhang betont Pierre Chaunu, dass "die französische Historiographie des 19. Jahrhunderts ihre Ansprüche hatte. Charles-André Julien hat einst die Auflösung der Legende von der Entdeckung Guineas durch die Normannen und der Entdeckung Brasiliens durch Jean Cousin vollendet".

Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)"
 
Robert de la Croix, Histoire secrète des océans, über Charles Desmarquets, den frühesten Überlieferer der Cousin-Legende (1694, also 200 Jahre nach den angeblichen Ereignissen):

Il confond d‘allieurs les deux Pinzon et Vicente Yanez, qui, en 1499, atteindra le Brésil. Et il donne comme maître à Jean Cousin l‘hydrograh Descaler qui vécut cinquante ans après le Voyager supposé du Normand
Woanders wird der Name mit Jean-Antoine-Samson Desmarquets angegeben, 1694 ist mein Fehler, da sollen alle Aufzeichnungen der Seefahrerschule von Dieppe durch britisches Bombardement zerstört worden sein. Die Mémoires chronologiques pour servir à l’histoire de Dieppe, et à celle de la navigation françoise; avec un recueil abrégé des privilèges de cette ville erschienen 1785, also sogar 300 Jahre nach den angeblichen Ereignissen.
 
Am ersten Auftauchen des port. tubarão muss ich noch recherchieren.
Nachdem ich mich stundenlang mit einem Diachronischen Corpus des Portugiesischen herumgequält habe, der bei weitem nicht so leicht zu händeln ist, wie der CorDE, Real Academia Española - CORDE , habe ich jetzt eine portugiesische Form bei Vicente Gil, Auto de Os Físicos (Theaterstück von den Ärzten [am Hofe des Königs]) indem es heißt:

Fernando Pera a febre jogamos a que tem lebre? Ora vos faço a saber que há de comer cousa leve nem a lebre nem coelho nem o porco nem cação congro lamprea tubarão nam coma de meu conselho inda qu'estivesse são.
Das Theaterstück ist auf 1524 datiert. Der Erstbeleg für tiburón Spanischen ist von 1525, ein Jahr später.
Ganz glücklich bin ich mit dem Suchergebnis nicht, da ich nur vier Treffer vom 15. - 17. Jhdt. im Portugiesischen habe und ich mir daher sicher bin, dass ich irgendwo einen Suchparameter falsch gesetzt habe (abgesehen davon bin ich im Portugiesischen nicht firm genug, um Schreibvarianten zu untersuchen).

_________

1524 und 1525 also.
Wenn das Wort in einem Theaterstück vorkommt - und es kommt relativ selbstverständlich vor - dann muss es schon in der Alltagssprache (zumindest des Hofes) etabliert gewesen sein. Gut, so etwas kann relativ schnell gehen. Erstbelege 1524 und 25 sind aber nicht soooo weit auseinander, dass man jetzt mit großer Bestimmheit sagen kann, dass das Wort in Sprache A früher eingegangen ist, als in Sprache B. Jedenfalls taugt ein Wortbeleg von 1524 nicht dazu, einen Sachenverhalt vor 1492, also +32 Jahre zuvor zu begründen.


Edit: eine Formulierung war so ungünstig gewählt, das es so klang als sei das Auto de Os Físicos 1525 im Spanischen erschienen. Das war nicht so gedacht. Daher Edit wegen notwendiger Umformulierung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber ich fasse mal aus Kirsten A. Seaver, Mit Kurs auf Thule zusammen.

Das Problem für Irland und Grönland war aber, dass es für den Außenhandel ein Monopol gab, die Schiffe aus Norwegen aber ausblieben. Also gab es illegalen Handel insbesondere mit Englischen Schiffen, was natürlich weniger Schriftquellen hervorbringt. Die direkte Überlieferung zu den Siedlungen auf Grönland endet vor 1420, die indirekte um 1420. (Eine Bitte an den Papst um einen Bischof aus dem Jahr 1448 wird als Werk eines zeitgenössischen Betrügers verdächtigt.) Danach sind die Siedlungen noch archäologisch bezeugt, etwa durch englische Handelswaren. Doch den Händlern folgten bei Island Fischer (und übrigens auch Sklavenjäger) und Schiffe aus anderen Ländern. Es ist kaum anzunehmen, dass es auf Grönland anders war. Die Grundlage der Außenwirtschaft brach weg. (Nach neuen Erkenntnissen soll die nordische Besiedlung um 1500 enden, nicht um 1450.)

Sie deutet nun an, dass es einen Versuch gegeben haben könnte die Grönländer nach Neufundland oder den Kontinent umzusiedeln, der, evt. schon vor der Landung, gescheitert wäre oder in den Fängen von Sklavenhändlern endete.

Wie das auch beurteilt wird, schildert sie doch gut die Goldgräberstimmung hinsichtlich des Kabeljaus und macht deutlich, dass nicht gesagt werden kann, ob hier eine Wiederentdeckung kurz vor Kolumbus stattfand oder es kurz nach ihm war. Eine Möglichkeit wäre natürlich auch, dass Grönländer die Fischer führten und es überhaupt keiner Neuentdeckung bedurfte.

(Das alles ist natürlich grob vereinfacht. Fehler lastet mir an, nicht der Autorin.)

Wie dem auch sei, für diesen Thread ist wichtiger, dass sie davon auszugehen scheint, dass offizielle Stellen in England und Portugal oder Spanien sowie Fischer aus verschiedenen Ländern zumindest von Neufundland wussten.

Ich will mich nicht dazu positionieren, nur diese Möglichkeit zur Diskussion stellen. Denn angesichts des Appetits auf Kabeljau und der damals üblichen (notwendigen?) Verarbeitung nahe an den Fischgründen, sowie der gut bezeugten heftigen Konkurrenz im Nordatlantik ist dieser Teil nicht als eine der üblichen Verschwörungstheorien zu sehen, während die Grönländer, wie für einzelne Siedler zu Anfang des Jahrhunderts bezeugt, wohl eher nach Island oder zu anderen Orten in Europa zogen. Dennoch ist natürlich im Laufe der Geschichte mehr als ein Siedlungsunternehmen gescheitert, ohne dass wir Spuren haben.
 
In einem Portolan des Portugiesen Pedro Reinel, die auf das Jahr 1504 datiert wird, sind in Neufundland - oder eher Nova Scotia? - Häfen eingezeichnet. Als taq kann man also 1504 ansetzen.

260px-Pedro_Reinel_1504.jpg

(Größere Variante: Pedro Reinel – Wikipédia, a enciclopédia livre )
Pedro_Reinel


Luisa Isabel Alvarez versucht sogar zu belegen, dass auf einer Karte von Pedro Reinel aus dem Jahr 1485 der Golf von Mexiko eingezeichnet sei. Tatsächlich handelt es sich aber um eine Suggestion, da das Vellum begrenzt ist und Reinel die afrikanische Küste ab dem Golf von Guinea im afrikanischen Inland weitergezeichnet hat. Wenn man das dreht, sieht die Fortführung der afrikanischen Küste südlich des Golfs von Guinea in ihrem Verhältnis zur Mittelmeerküste tatsächlich ein wenig aus, wie Mexiko. Allerdings hätte Reinel dann 1485 nicht nur Kenntnisse des Golfs von Mexiko gehabt, sondern auch der mexikanischen Pazifikküste... ;)

Hier die Bearbeitung von Luisa Isabel Alvarez:

Mapa_de_Reinel_%28rodado%29_e_a_costa_do_M%C3%A9xico.png


Und hier das Original:

Pedro_Reinel_1485.png
 
Grundsätzlich hätten einige der Kandidaten es durchaus schaffen können, den Atlantik zu überqueren. Walfänger aus Massachusetts waren in entlegenen Meeren anzutreffen, lange bevor die USA eine globale Macht geworden waren. Um aber in den Amerikas Spuren zu hinterlassen, genügte nicht eine zufällige Atlantikpassage, es waren dazu mehrere erfolgreiche Fahrten nötig.

Es gab in den Amerikas vieles, was für die Europäer interessant gewesen wäre: Mais, Tabak, Kakao, Kartoffeln, Tomaten, Koka. Auch wenn man eine Entdeckung nicht an die große Glocke hängte, den ein oder anderen Niederschlag davon in Quellen, Logbüchern, Abrechnungen o. ä. könnte man doch erwarten.
 
Es gab in den Amerikas vieles, was für die Europäer interessant gewesen wäre: Mais, Tabak, Kakao, Kartoffeln, Tomaten, Koka. Auch wenn man eine Entdeckung nicht an die große Glocke hängte, den ein oder anderen Niederschlag davon in Quellen, Logbüchern, Abrechnungen o. ä. könnte man doch erwarten.

Mais und Tabak begegneten die Europäer in der Karibik, ebenso der Süßkartoffel. Also bereits 1492. dem Kakao und der Tomate vielleicht ab 1517 oder 1519 (für 1519 spricht, dass die Worte aus dem Nahuatl stammen). Koka und Kartoffeln begegneten die Europäer erst in den Anden. Da die Zubereitung von Stock- und Klippfisch von Skandinavien bis Portugal bekannt war, gibt es keine Notwendigkeit, dass baskische oder bretonische Fischer zwingend Neufundland erreicht hätten. Island, die Färöer, Grönland reichten.
João Lavrador (man beachte den Namen) und Pêro de Barcelos sollen Labrador 1495 entdeckt haben.
 
Da die Zubereitung von Stock- und Klippfisch von Skandinavien bis Portugal bekannt war, gibt es keine Notwendigkeit, dass baskische oder bretonische Fischer zwingend Neufundland erreicht hätten. Island, die Färöer, Grönland reichten.
laut Tante Wiki Bacalhau – Wikipedia haben die Portugiesen ihren Bacalhau um 1500 den Basken abgeschaut (ob das stimmt, kann ich nicht beurteilen - aber schmecken tut Bacalhau prima, egal wann die Portugiesen Amerika angeschippert haben, also ob vor oder nach ihrer Bacalhau-Übernahme)
 
Üblicherweise steht geschrieben, dass John Cabot 1497 Neufundland entdeckte. Sein "the new Ilande" wurde in königlichen Urkunden als "the newfound Island" bezeichnet. Vorher hatten schon die Corte Real, wie Joao Fernandes, genannt Lavrador, Lavradores (Landbesitzer) von den Azoren jene Gegend erkundet. Labrador meinte zunächst Grönland, während das heutige Labrador von Fernandes als Grönland und von anderen als Terra Corte Real bezeichnet wurde.

Seaver legt dar, dass sich in den unterschiedlichen Namen Ansprüche von Portugal, England und verschiedener Unternehmer und Gesellschaften spiegeln.

Gaspar Corte Real erkundete die Gegend evt. schon 1496. Für die Erlaubnis führte er ohne weitere Angaben frühere Entdeckungsreisen im Nordatlantik an. Sein Vater Joao Vas Corte Real hatte schon vor 1474 eine Reise in den Nordatlantik unternommen. Für die Entdeckung einer "Terra Nova do Bacalhau" sei er zum Gouverneur der Azoren-Insel Terceira ernannt worden. (Dies meint nicht die Reise mit Potthorst und Pining, die es nach Seaver sowieso nicht gegeben hätte, da die Kapitäne hundert Jahre später gelebt haben sollen.) Als jene Terra Nova wird oft Neufundland verstanden. Seavers spricht nur von "Nordamerika", was ohne Vorkenntnis an jener Stelle sehr seltsam wirkt. Ich habe, bis ich für meinen letzten Post nachgelesen habe, darüber hinweggelesen und brauchte etwas, um mich zu erinnern und das woanders kurz erwähnt zu finden. Wikipedia hält auch die Fahrt mit Potthorst und Pining nach Grönland für historisch. (Dass es da weiterging ist nur eine manchmal geäußerte Vermutung.) Schon um 1420 wurde westlich von Island gefischt. Kurz danach finden sich englische Waren auf Grönland. Eine Ausweitung bis Neufundland wäre für die Jahre vor 1474 gut möglich, erst recht für 1492. Vorausgesetzt, Grönland war auch in Portugal bekannt und nicht jene Terra Nova do Bacalhau. Denn mehr als dieser Name scheint über die Reise nicht bekannt zu sein.

Neufundland scheint mir damit eher ein Kandidat für eine Portugiesische Entdeckung Amerikas als Brasilien.

(Übrigens hat Seaver Joao Fernandes in Verdacht, die Grönländer 1501 zur Stockfischbereitung an der Küste des heutigen Labradors angeworben zu haben. Die Küste Labradors ist aufgrund von Strömungen und Winden kühler als die Südküste Grönlands, weshalb sich die Siedlung nicht gehalten hätte.
Übrigens zum Zweiten soll Kolumbus 1477 aufgrund von von Island ausgehenden Segelangaben bis Grönland gekommen sein. Abgesehen von Nord- und Ostsee hätte er damit mit Mitte zwanzig alle Gegenden der mittelalterlichen europäischen Seefahrt befahren und zusätzlich einen Teil der Küste Westafrikas. Ich frage mich, ohne es vertreten zu wollen, ob es eine Theorie gibt, dass er schon 1477 bis Amerika kam und diese Tatsache nur geheim gehalten wurde.)

(Seaver, wie oben, S.206-219)
(Ich kriege die Akzente leider nicht getippt.)
 
Die Portugiesen haben bereits 1458 die Kapverdischen Inseln erreicht. Dort geht der Kanarenstrom Richtung Westen in den Nordäquatorialstrom über, und dieser in den Antillenstrom. Von den den Kapverden zu den Kleinen Antillen hätten es portugiesische Entdecker weniger weit gehabt als Kolumbus von den Kanaren auf die Bahamas. Und sie hätten günstigere Meeresströmungen gehabt.

Bild 1: die Meeresströmungen, wie sie sich heute darstellen
Ocean_currents_1943_for_colorblind_users.png


Bild 2: Route von Kolumbus (1. Reise)

main-qimg-5a7b57cb7b2159d3eb99981849888116


Bei seiner 1. Reise folgt Kolumbus brav dem 26. Breitengrad, in Erfüllung des Vertrages von Alcacovas, der den Schiffen der Kastilischen Krone Aktivitäten südlich der Kanaren verbietet. Bei seiner 2. Reise fährt er so, wie es den Portugiesen passiert sein könnte.

Bild 3: die Route von Cabral bei seiner zufälligen Entdeckung Brasiliens (1500)

1024px-Cabral_voyage_1500.svg.png


Cabral verlor bei den Kapverden ein Schiff seiner Flotte, dass er dann laut seinem Chronisten "auf beiden Seiten suchte" bevor er seine Reise fortsetzte, deren Ziel Indien war, nach Umrundung Afrikas. Als Laie frage ich mich, warum er gar so einen weiten Bogen gemacht hat. Es muss ihm doch aufgefallen sein, dass er ein Monat lang in die falsche Richtung gefahren ist? Nun spekuliere ich: könnte er den Auftrag gehabt haben, unterwegs ein bereits entdecktes Land für Portugal offiziell in Besitz zu nehmen? Dass er recht zielstrebig navigieren konnte, zeigt die Route, die er auf dem Rückweg genommen hat.
 
Zurück
Oben