Wahlen in der DDR

Warum? Heute wird doch Sonntags auch kein Strom abgestellt oder die Züge fallen aus.
So schlau waren die auch schon, "volkswirtschaftlich wichtige Betriebe" laufen zu lassen.
Eben. Und z. B. auch in Krankenhäusern muß ja auch an den Wochenenden, wie Feiertagen gearbeitet werden und sogar unser Stahl- und Walzwerk lief durchgehend (allerdings meine Walzendreherei nur bei Sonderaufträgen).
 
Aber dann eine Schicht für die komplette Wahlzeit? Das ließe sich doch bestimmt auch anders handhaben.

Natürlich ging das.
Ich musste ja auch einmal wählen während meiner NVA Zeit. (War ja auch volkswirtschaftlich wichtig)
Die kamen dann mit der Wahlurne in den Betrieb, wenn es ein Kombinat war, hatten die ihr eigenes Wahlbüro. Oder man ist zum Wahlkreisbüro und hat da seinen zettel gefaltet.

Aber noch mal kurz zum wählen gehen müssen.
Schon vor der Wahl vor 89, war das 84?, hat zB unser Bürgermeister gesagt, ich laufe keinem mehr hinterher, sollen doch alle machen, was sie wollen.
Das war natürlich nur ein kleines Dorf. Aber da war schon eine gewisse Resignation zu erkennen.
Da hätte bei mir auch keiner mehr morgens um 8 anklopfen dürfen, wann ich denn da endlich hinkommen will. Die Wahl davor sah das noch etwas anders aus, da habe ich mich noch beeindrucken lassen, um meine Ruhe zu haben.
 
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Meine damalige Freundin arbeitete 1987 in einem evangelischen Kinderheim. Von den dortigen Mitarbeitern ging m.W. keiner wählen - die hatten, anders als "Normalbürger", offenbar Narrenfreiheit.

Als Student musste am Hochschulort gewählt werden - 100% bis 11.00 Uhr sonst gab es Ärger beim Sektionsdirektor. Um 12.00 Uhr wurde die Urne schon ins Wohnheim gebracht und einige verkaterte Studiosi aus den Betten geholt.
 
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Mampel (Die sozialistische Verfassung der DDR, 1982) weist in seinem Kommentar darauf hin, dass "Hausgemeinschaften und andere Gruppen" von SED und Nationaler Front dazu verpflichtet wurden, "gemeinsam zur Wahl zu gehen und ihre Stimme öffentlich abzugeben. Wer sich diesem sozialen Druck entzieht, macht sich verdächtig, der sozialistischen Gesellschafts- und Staatsordnung feindlich gegenüberzustehen [...]" (S. 638).

Hat der auch in der DDR gelebt, gearbeitet und veröffentlicht?
 
Aber dann eine Schicht für die komplette Wahlzeit? Das ließe sich doch bestimmt auch anders handhaben.

Ich habe die Vorstufe des Streptomycin und Arzneimittel für Schweine in einer riesigen Tankanlage hergestellt. Von den 12 60m³-Tanks liefen immer ca. 7 - 8 Tanks ca. 6-7 Tage bis zur Ernte (so nannte man das). Daneben liefen jeweils kleinere Tanks in kürzeren Zeiten als Impfstoff (auch ein interner Fachbegriff) für die großen Tanks.

Ich glaub, Briefwahl gab es damals, aber wer wollte schon in einer Diktatur seinen durchgestrichenen Wahlzettel per Post schicken? Eine Wahlurne per Briefwahl halte ich unter DDR-Verhältnissen für weitestgehend ausgeschlossen. Bin mir zu 95 Prozent sicher, das Briefwahl über den Postweg ging.
 
Wenn ich mich nicht sehr irre, stand für solche Fälle eine Extraurne schon 4 Wochen vorher im Rathaus.

Bist du dir sicher, dass man in ein DDR-Rathaus einfach so reinkam? Es sind 19 Jahre Mauerfall dazwischen.
Das DDR-Wahlgesetz gibt nichts zur Briefwahl her. Stimmen also nicht mal meine 95 Prozent.
Aber hier habe ich einen Link zu einer Diskussion und Erinnerungen.
Und hier eine pdf, auf Seite 4 oben zweiter Satz.
Bei Google kann man mit den Wörtern "Sonderwahllokal" und "DDR" einiges doch finden.
 
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Bist du dir sicher, dass man in ein DDR-Rathaus einfach so reinkam? Es sind 19 Jahre Mauerfall dazwischen.
Das DDR-Wahlgesetz gibt nichts zur Briefwahl her. Stimmen also nicht mal meine 95 Prozent.
Aber hier habe ich einen Link zu einer Diskussion und Erinnerungen.
Und hier eine pdf, auf Seite 4 oben zweiter Satz.
Bei Google kann man mit den Wörtern "Sonderwahllokal" und "DDR" einiges doch finden.

Aber Hurvi.
Ich weiss ganz genau, dass ich vor meinem Reservistendienst in die Kreisstadt fahren musste, dort meinen Einberufungsbefehl zeigen und den Wehrdienstausweis. Dann habe ich einen Zettel bekommen und den in eine Urne geschmissen.
 
Nee, @Tekker. Da war eine Namensliste drauf, Kreuzchen gab es nicht. Man konnte in der Liste Namen streichen. Eine Neinstimme wurde es erst, wenn sämtliche Namen einzeln gestrichen waren. Die ganze Liste mit einem Durchstrich versehen machte, die Stimme ungültig. Im Regelfall wurde der Wisch einfach gefaltet und eingeschmissen - fertig.
 
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