Also ich finde dieses Thema hervorragend, denn es geht endlich mal wieder in der Neuzeit nicht um Krieg und Waffen.
Wenn es um Jugendkultur in den 60igern geht, hört man allzu gern immer nur etwas über die Studentenbewegung und ihre Auswirkungen auf das gesellschaftliche Gefüge jener Jahre.
Ich möchte noch ein paar Jahre zurückdrehen und eine Subkultur der Jugendkultur aufgreifen, aus der einer der größten Wirtschaftszweige der heutigen Zeit entwuchs, der Musikindustrie, die auch eine gesellschaftliche Rolle einnimmt, vor allem im Hinblick auf die Jugendkultur. Dabei betrifft diese Jugendkultur noch weitere Kreise der Gesellschaft, als die Studentenbewegung Ende der 60iger.
Diese Jugendkultur hat ihren Anfang in den 50igern in den USA.
Ende der 40er/Anfang der 50iger Jahre befindet sich die USA noch immer in einem Zustand von starrer „Rassen“trennung. Auch in der Musik gibt es die Aufteilung in Schwarz und Weiß.
Country für die Weißen, Rhythm & Blues für Schwarze. Die sauberen, leicht melancholischen Lieder der weißen Country-Sänger stehen im Kontrast zur wagemutigen Lebenslust der schwarzen Hipster, die den mittlerweile langweilig und clean gewordenen Swing hinwegfegten. So begann die weiße Jugend, sich für den Rhythm & Blues zu begeistern. Und viele schwarze Musiker verkauften in den späten 40igern sehr viele Platten in weiße Hände, trotz der wirtschaftlichen mageren Lage. Die kleinen Independent-Plattenlabels füllten die Lücke im „rassen“ getrennten Musikgeschäft und produzierten populäre Musiker wie Chuck Berry, Fats Domino, Little Richard usw. für ein weißes Publikum. Als schließlich zu Beginn der 50iger Jahre der große wirtschaftliche Aufschwung den USA zu ungeahntem Wohlstand verhilft, entsteht ein neues Klima des alles bestimmenden Konsums.
Ab Anfang der 50iger Jahre führte der Rock´n´Roll, der sich aus der schwarzen und weißen Musik zusammensetzte zu einer Welle von Rebellion gegen die erwachsene Öffentlichkeit, die diese Musik als Gefährdung von Anstand und Sittlichkeit betrachteten. Diese vulgäre, obszöne „Affenmusik“, als „Niggermusik“ bezeichnet, verderbe die Jugend, so die Meinung der Erwachsenen.
Aber auch im Nachkriegsdeutschland, Ost wie West, sorgte dieser Amerikakult und der Rock´n´Roll für Wirbel und ein Aufbegehren der Jugend gegen ihre Eltern, denn diese Musik war damals für die ordentliche und steife Sittlichkeit der Erwachsenenwelt ein Katastrophe und gefährdete die gerade wieder mühsam errichtete Moral und Sitte.
Das rebellische Verhalten wies einfach auf den Wunsch nach anderen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und mehr selbstbestimmter Freiheit hin.
Ein wichtiger Zeitabschnitt für die Jugendkultur aller Schichten innerhalb der Gesellschaft und die Musik wird ihr Sprachrohr.
Quelle:
Rockabillies-Rock´n´Roll-Psychobillies/Portrait einer Subkultur; Susanne El-Nawab